Immensee (Storm)

Immensee (Storm)

Immensee ist eine Novelle, die der norddeutsche Schriftsteller Theodor Storm im Jahre 1849 verfasste und 1851 in einer Sammlung mit dem Titel Sommergeschichten und Lieder veröffentlichte.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

In der Novelle erinnert sich ein älterer Herr an seine Kinder- und Jugendliebe, die letztlich unerfüllt blieb.

Die Hauptpersonen Reinhard Werner und Elisabeth (ohne Nachname) sind schon vom Kindesalter an eng befreundet. Der fünf Jahre ältere Reinhard begeistert Elisabeth durch Märchen, welche er für diese auf Zetteln festhält. Nebenbei besitzt Reinhard noch, ohne das Wissen von Elisabeth, einen Pergamentband, in dem er seine Erlebnisse in Form von Gedichten festhält.

Schon in diesen jungen Jahren ist Reinhard sich bewusst, dass er sein ganzes Leben mit Elisabeth teilen möchte. Dieses kann auch weder durch eine neue Schule, noch durch neue Jungenfreundschaften geändert werden. Er eröffnet ihr sogar seinen Jugendtraum: Ein gemeinsames Leben in Indien, auf den sie, nach Zögern, im jungen Alter von fünf Jahren eingeht.

Doch mit siebzehn Jahren rückt für Reinhard der Moment der Trennung von Elisabeth immer näher. Kurz vor Reinhards Abreise verspricht er ihr jedoch, dass er auch, obwohl er zur weiteren Ausbildung in der Stadt sein wird, Märchen für sie verfassen möchte, die er ihr dann mit den Briefen an seine Mutter schicken würde. Das freut sie sehr, denn sie kann sich eine Zeit ganz ohne Reinhard nicht vorstellen. Am Tag vor seiner Abreise versammelt sich, Reinhards Abschieds wegen, noch einmal eine große Gesellschaft. Sie verbringen den ganzen Tag zusammen. Als Reinhard wieder nach Hause zurückkehrt, verfasst er sogleich wieder ein Gedicht, das er in seinen Pergamentband schreibt, welcher schon zur Hälfte gefüllt ist.

Bald schon ist Weihnachtsabend. Reinhard verbringt seine Zeit mit anderen Studenten im Ratskeller, in dem er seine Aufmerksamkeit einem Mädchen widmet, das dort zusammen mit einem Geiger Zither spielt. Sie singt auch für ihn, obwohl sie sich anfangs ziert. Er zieht jedoch den Zorn des Mädchens auf sich, weil er wegen der Nachricht eines Ankömmlings rasch nach Hause eilt. Reinhard findet dort ein Paket vor. Voller Aufregung betrachtet er jenen Inhalt. Neben Kuchen und persönlichen Dingen sind dem Paket noch Briefe von Elisabeth und seiner Mutter beigelegt. Elisabeth beklagt sich in ihrem Brief, dass der von Reinhard geschenkte Vogel tot sei. Sie macht ihm außerdem noch den Vorwurf, dass er ihr keine Märchen mehr schreibe. Er ist überwältigt vom Verlangen, wieder in seine Heimat zurückzukehren und verfasst sogleich, nach einem Spaziergang, Briefe an Elisabeth und seine Mutter, wobei er jedoch vorher die Hälfte seines Kuchens an ein Bettlermädchen verschenkt.

Nach lang ersehnter Zeit kehrt Reinhard an Ostern zu Elisabeth zurück. Zwischen sie ist jedoch etwas Fremdes getreten. In Reinhards Abwesenheit hat sein alter Schulfreund Erich einen Hof des Vaters am Immensee übernommen. Erich hat Elisabeth mit einem neuen Vogel beschenkt. Reinhard vertraut ihr sein Pergamentbuch an und verunsichert Elisabeth durch die vielen ihr gewidmeten Verse sehr. Sie reicht ihm das Buch, auf sein Bitten hin, mit dessen Lieblingskraut zurück. Kurz vor der Abreise holt sich Reinhard bei Elisabeth das Versprechen ein, dass sie ihn auch nach seiner zweijährigen Abwesenheit noch lieb hat. Er verlässt sie mit einem Geheimnis, welches er gelobt, bei seiner Rückkehr zu lüften. Nach zwei weiteren Jahren, ohne jeglichen Briefverkehr zwischen den beiden, wird Reinhard von der Verlobung zwischen Erich und Elisabeth durch seine Mutter aufgeklärt, wobei Elisabeth Erichs Bitte zur Verlobung zuvor zwei Mal abgeschlagen hatte.

Weitere Jahre später folgt Reinhard einer Einladung von Erich an den Immensee, jedoch ohne das Wissen von Elisabeth und deren Mutter. Elisabeth ist über die überraschende Ankunft von Reinhard erfreut. Dieser hat im Laufe der Jahre Reime und Lieder zusammengestellt und so wird er gebeten, einige seiner neuen Volkslieder vorzustellen. Es zieht sich schon gegen Abend hin, als er einige Verse von einem Liebesdrama vorträgt, woraufhin Elisabeth betreten die kleine Gesellschaft verlässt. Bald darauf macht sich auch Reinhard auf den Weg zum See, wo er versucht, schwimmend eine Wasserlilie weit draußen auf dem See zu erreichen.

Am darauf folgenden Nachmittag unternimmt er, in Elisabeths Begleitung, einen Spaziergang jenseits des Sees. Die Entdeckung der Erika und die dazu gegebenen Worte Reinhards über die verlorene Jugend, treiben Elisabeth die Tränen in die Augen. Schweigend treten sie den Rückweg per Boot an, jedoch kehrt Reinhard noch einmal alleine zurück. Es ist ihm nach der Ankunft am Hof nicht möglich, seine Gedanken zu fassen. So will er, einen Brief hinterlassend, in der frühen Morgendämmerung aufbrechen, doch er wird von Elisabeth überrascht. Sie ahnt sein Vorhaben und die Absicht, nie wieder zurückzukehren. Er löst sich von ihrem Anblick und tritt hinaus, entfernt sich vom Hof.

In der späten Abenddämmerung erblickt der Alte vor dem inneren Auge noch einmal die Wasserlilie auf dem See durch das Fenster, welche nah, jedoch unerreichbar scheint. Er erinnert sich an seine verstrichene Jugend und vertieft sich in seine Studien, denen er früher viel Zeit gewidmet hatte.

Verfilmungen

Die Verfilmung hat nicht mehr allzu viel mit dem eigentlichen Werk von Theodor Storm gemeinsam, da viele Dinge abgeändert wurden und im Grunde nur die Liebesgeschichte erhalten blieb.

Der film-dienst würdigt die „stimmungsvolle Verfilmung“.

Literatur

  • Jean Firges: Theodor Storm. Idylle und Verfall. Die bürgerliche Wertewelt in seiner Dichtung (Exemplarische Reihe Literatur und Philosophie, Band 6) Sonnenberg, Annweiler 2001 ISBN 978-3933264114 (In seinen Novellen zeigt sich Storm als ein Autor, der den Wandel in der sozialen Institution 'Familie' thematisiert. Immensee und Viola tricolor werden auf die Bilder von sozialem und individuellem Verhalten hin untersucht.)

Links

 Wikisource: Immensee – Quellen und Volltexte

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