Implizite Volatilität

Implizite Volatilität

Die implizite Volatilität ist eine finanzmathematische Kennzahl für Optionen und andere derivative Finanzinstrumente mit Optionskomponente. Sie lässt sich als Maß für die aktuell am Markt erwartete Schwankungsbreite des Basiswertes über die Restlaufzeit der Option interpretieren.

Inhaltsverzeichnis

Abgrenzung zur (historischen) Volatilität

Während die Volatilität (Momentanstandardabweichung) aus historischen Kursen des Basiswertes berechnet wird, bestimmt sich die implizite Volatilität aus empirischen (aktuellen) Optionspreisen. Sind der Preis einer Option sowie die preisbeeinflussenden Faktoren Laufzeit, Kurs des Basiswertes, Zinsen und Ausübungspreis bekannt, lässt sich die implizite Volatilität mittels eines Optionspreismodells aus diesen Größen herleiten.

Die Formel des Black-Scholes-Modells sowie der anderen gängigen Optionspreismodelle lässt sich nicht explizit nach der Volatilität umstellen. Zur Berechnung müssen numerische Näherungsverfahren verwendet werden. Bei europäischen Standardoptionen, wie sie im Black-Scholes-Modell unterstellt werden, bietet sich dazu das Newton-Raphson-Verfahren an. Es ist sehr effizient und konvergiert in der Regel innerhalb von drei oder vier Iterationen zu der gesuchten impliziten Volatilität.

Marktverhalten

Bei steigenden Aktienkursen fallen in der Regel die impliziten Volatilitäten und umgekehrt. Die impliziten Volatilitäten von „aus dem Geld“- und „im Geld“-Call-Optionen sind in der Regel höher als die implizite Volatilität von „am Geld“-Call-Optionen (bei Put-Optionen genau andersherum). Trägt man die implizite Volatilität auf eine y-Achse und den Ausübungspreis der Option auf der x-Achse auf, so entsteht ein Graph, den man als Volatilitäts-Smile bezeichnet.

Volatilitätsindizes

Die von der Deutschen Börse berechneten Volatilitätsindizes VDAX und VDAX-NEW spiegeln die impliziten Volatilitäten von Standardoptionen auf den DAX mit Restlaufzeiten von 45 bzw. 30 Tagen wider[1]. Für den Schweizer Aktienmarkt gibt es die Volatilitätsindizes VSMI und VLEU, für den S&P 500 ist es der VIX und zum Dow Jones Euro Stoxx 50 gehört der VSTOXX.

Da die implizite Volatilität in turbulenten Börsenphasen vergleichsweise hoch ist, werden Volatilitätsindizes umgangssprachlich oft als „Angstbarometer“ bezeichnet.

Der 1998 eingeführte Volax-Future auf die implizite Volatilität einer DAX-Option „am Geld“ mit drei Monaten Restlaufzeit wurde noch im selben Jahr aufgrund stark gesunkener Liquidität wieder eingestellt.

Literatur

  • Andreas Dartsch: Implizite Volatilitäten am Aktien- und Optionsmarkt. Deutscher Universitätsverlag u. a., Wiesbaden 1999, ISBN 3-8244-6926-X (Gabler Edition Wissenschaft), (Zugleich: Duisburg, Univ., Diss., 1998).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. Leitfaden zu den Volatilitätsindizes der Deutschen Börse. Deutsche Börse AG, Januar 2007, abgerufen am 4. November 2009..

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Volatilität — (zu lat. volatilis „fliegend; flüchtig“) bezeichnet in der Statistik die Schwankung von Zeitreihen. Im Folgenden wird erläutert, in welcher Weise dieser Begriff Anwendung in einzelnen Wissenschaften findet. Inhaltsverzeichnis 1 Volatilität in der …   Deutsch Wikipedia

  • Volatilität — Unstetigkeit; Schwankung; Abweichung; Fluktuation; Turbulenz * * * Vo|la|ti|li|tät 〈[vo ] f. 20; Bankw.; Börse〉 Schwankungsrisiko von Aktien u. Devisenkursen sowie von Handelsmärkten, Kursschwankung ● Aktien mit hohen Volatilitäten sind teurer… …   Universal-Lexikon

  • Volatilität — 1. Allgemein: Ausmaß der kurzfristigen Fluktuation einer Zeitreihe um ihren Mittelwert oder Trend, gemessen durch die Standardabweichung bzw. den Variationskoeffizienten. 2. Wertpapiere: Gradmesser für die Preisschwankung des Bezugswertes (z.B.… …   Lexikon der Economics

  • Volax-Future — Ein Volax Future ist ein Finanzterminkontrakt auf die implizite Volatilität einer DAX Option am Geld mit drei Monaten Restlaufzeit. 1998 wurde der Volax Future als erster Terminkontrakt auf implizite Optionsvolatilitäten an der DTB (heute Eurex)… …   Deutsch Wikipedia

  • Black-Scholes — Das Black Scholes Modell ist ein finanzmathematisches Modell zur Bewertung von Finanzoptionen, das von Fischer Black und Myron Samuel Scholes 1973 (nach zweimaliger Ablehnung durch renommierte Zeitschriften) veröffentlicht wurde und als ein… …   Deutsch Wikipedia

  • Black-Scholes-Formel — Das Black Scholes Modell ist ein finanzmathematisches Modell zur Bewertung von Finanzoptionen, das von Fischer Black und Myron Samuel Scholes 1973 (nach zweimaliger Ablehnung durch renommierte Zeitschriften) veröffentlicht wurde und als ein… …   Deutsch Wikipedia

  • Volatilitätsindex — Volatilitätsindizes für bekannte Aktienindizes Volatilitätsindex Basiswert Betrachtungszeitraum VDAX NEW DAX 30 Tage VDAX DAX 45 Tage VSTOXX EURO STOXX 50 30 Tage VSMI SMI 30 …   Deutsch Wikipedia

  • Black-Scholes-Modell — Das Black Scholes Modell (gesprochen ˌblæk ˈʃoʊlz[1]) ist ein finanzmathematisches Modell zur Bewertung von Finanzoptionen, das von Fischer Black und Myron Samuel Scholes 1973 (nach zweimaliger Ablehnung durch renommierte Zeitschriften)… …   Deutsch Wikipedia

  • Volatilitäts-Smile — Unter Volatilitäts Smile wird in den Wirtschaftswissenschaften der Zusammenhang verstanden, dass die implizite Volatilität – dies ist jene, die nach dem Black Scholes Modell vorliegen muss, damit der aktuelle Marktpreis einer Option zustande… …   Deutsch Wikipedia

  • DAX — Performanceindex ISIN DE0008469008 WKN 846900 Symbol DAX RIC ^GDAXI Bloomberg Code …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”