Imre Kertesz

Imre Kertesz
Imre Kertész in Szeged, 2007

Imre Kertész [ˈimrɛ ˈkɛrtes] (* 9. November 1929 in Budapest) ist ein ungarischer Schriftsteller. Er erhielt den Nobelpreis für Literatur im Jahre 2002 für sein schriftstellerisches Werk. Sein literarisches Werk ist geprägt von der Erfahrung des Holocaust, den er als unauslöschliche Zäsur der Menschheitsgeschichte begreift. Seine bedeutendsten Werke sind Mensch ohne Schicksal, Galeerentagebuch, Dossier K.: eine Ermittlung und Liquidation. Er lebt und arbeitet in Berlin und Budapest.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kindheit und Jugend

Imre Kertész wurde am 9. November 1929 in Budapest geboren. Er stammt aus einer kleinbürgerlichen Familie. Wegen seiner jüdischen Abstammung wurde Kertész 1944 als Fünfzehnjähriger über Auschwitz ins Konzentrationslager Buchenwald und in dessen Außenlager Wille in Tröglitz/Rehmsdorf bei Zeitz verschleppt. Er wurde am 11. April 1945 befreit und kehrte nach Budapest zurück.[1] Diese einjährige, ihn bis heute prägende Zeit, verarbeitete er zuerst in dem 1973 in Ungarn und 1996 (neu) übersetzten Roman eines Schicksallosen (im ungarischen Original: Sorstalanság). Der Roman wurde 2005 von Lajos Koltai verfilmt.

Erste Veröffentlichungen

Nach seinem Abitur 1948 fand Imre Kertész zunächst eine Anstellung als Journalist bei der Tageszeitung Világosság, die er jedoch 1951 wieder aufgeben musste, da diese zum Parteiorgan der Kommunisten erklärt wurde.

Nach seinem Militärdienst (1951–1953) ließ sich Kertész erneut in Budapest nieder, wo er seit dem bis heute als freier Schriftsteller und Übersetzer arbeitet. Seine Arbeit und Freiheiten als Schriftsteller wurden in seiner Heimat besonders nach dem Aufstand von 1956 durch die kommunistische Diktatur eingeschränkt. Seinen Lebensunterhalt sicherte er sich zunächst mit Musicals und kleinen Theaterstücken. Kertész übersetze auch viel damals, unter anderen Werke von Friedrich Nietzsche, Hugo von Hofmannsthal, Arthur Schnitzler, Sigmund Freud, Joseph Roth, Ludwig Wittgenstein, und Elias Canetti, welche allesamt sein eigenes Werk entscheidend prägten. 1960 begann er mit der 13-jährigen Arbeit an dem Buch „Roman eines Schicksallosen“, das zu einem der bedeutendsten Werke über den Holocaust zählt. Die meisten seiner Bücher sind autobiographisch inspiriert.

In den neunziger Jahren veröffentlichte er selbstdokumentarische Aufzeichnungen über die Jahre 1961 bis 1995, durch die er auch versuchte, seine Identität zu finden.

Im Zusammenhang mit seinem (nicht ins Deutsche übersetzten) Theaterstück „Csacsifogat“ aus den 50er Jahren sind gegen ihn 2002 von dem Autor und Dissidenten Pál Bán Plagiatvorwürfe erhoben worden. Diesem Vorwurf widerspricht Kertész.

Am 29. Januar 2007 war Imre Kertész Gastredner im Deutschen Bundestag anlässlich des offiziellen Gedenktages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Er las aus seinem Buch Kaddisch für ein nicht geborenes Kind. [2]

Kertész ist in zweiter Ehe verheiratet. Seine Frau, eine gebürtige Ungarin, hat lange in den USA gelebt. Kertész lebt in Budapest, seit 2000 mit Zweitwohnsitz in seiner Wahlheimat Berlin.[3]

Werke

Sein Buch „Roman eines Schicksallosen“ wurde zunächst abgelehnt, dann aber 1975 von einem staatlichen Verlag in Ungarn veröffentlicht. Es wurde totgeschwiegen, erst 1985 brachte ihm die Neuauflage in einem liberaleren politischen Klima die gebührende literarische Anerkennung.

Prosawerke

Tetralogie der Schicksallosigkeit

Roman eines Schicksallosen

Der „Roman eines Schicksallosen“ bildet zusammen mit den Bänden „Fiasko“ (1988; dt. 1999), „Kaddisch für ein nicht geborenes Kind“ (1990; dt. 1992) und „Liquidation“ (2003; dt. 2003), eine „Tetralogie der Schicksallosigkeit“. 1975 publizierte Kertész seinen ersten Roman Sorstalanság (Mensch ohne Schicksal, 1990; Roman eines Schicksallosen, 1996), der auf seinen Erfahrungen von Auschwitz und Buchenwald aufbaut. Er hat selbst gesagt: „Denke ich an einen neuen Roman, denke ich immer an Auschwitz.“ Dies bedeutet dennoch nicht, daß Sorstalanság etwa autobiographisch im einfachen Sinn des Wortes ist: Kertész sagt selbst, daß er eine autobiographische Romanform verwendet, aber keinen autobiographischen Roman geschrieben hat. Sorstalanság wurde zunächst refusiert. Diese Erfahrung hat Kertész in A kudarc 1988 (Fiasko, 2000), geschildert. Dieser Roman wird als zweiter Teil einer Tetralogie angesehen, deren erster Teil Sorstalanság und deren dritter Teil Kaddis a meg nem született gyermekért, 1990 (Kaddisch für ein nicht geborenes Kind, 1992), und deren vierter Teil das Werk, Liquidation ist. Kaddisch ist der Titel eines Gebets, das die Juden für ihre Toten sprechen. In Kaddis a meg nem született gyermekért taucht die Hauptgestalt György Köves aus Sorstalanság und A kudarc wieder auf. Er betet sein Kaddisch für das Kind, das er sich weigert, in die Welt zu setzen, eine Welt, die die Existenz eines Auschwitz zugelassen hat.

Fiasko und Kaddisch für ein nicht geborenes Kind

In „Fiasko“ zeichnete Kertész die schwierige Entstehungsgeschichte des Romanerstlings und die Existenz eines Schriftstellers unter den Bedingungen einer Diktatur nach, und in dem Roman „Kaddisch für ein nicht geborenes Kind“ geht es um die bleibenden Folgen der Schoa, um das Überleben Ausdruck vom 25.Januar 2007 nach Auschwitz. In Form eines Trauergebets gibt das Buch den Monolog eines Schriftstellers und Holocaust-Überlebenden wieder, der nach Auschwitz kein neues Leben mehr zeugen will.

Liquidation

Im Roman „Liquidation“ schließlich wird ein Theaterstück, das ein Freund vor seinem Selbstmord geschrieben hat, für einen Budapester Intellektuellen „zum Gegenstand obsessiven Gedenkens und Erinnerns“ (taz, 8.Oktober 2003) an den in Auschwitz geborenen Freund und an sein eigenes Leben.

„Es geht um Auschwitz und nicht um romantische Ironie. Es geht nicht um die heitere Unendlichkeit sich unablässig spiegelnder Fiktionen. Es geht um Tod, Mord, Selbstmord und Liquidation. Held B. ist im Jahr 1944 in Auschwitz geboren und im Stalinismus groß geworden. Er hat, wie Kertész, das eine Lager mit dem anderen vertauscht. Doch anders als Kertész erträgt er die im Jahr 1990 anbrechende Freiheit nicht. Denn eine Freiheit ohne Mauern ist, genau genommen, keine Freiheit, sondern ein Zustand. Ein Zustand, an den man sich gewöhnen kann. An den er sich nicht gewöhnen wollte. Er war, heißt es an einer Stelle, ein Schriftgelehrter. Es ist dieser Glaube an die Schrift als die einzige Wahrheit, der diesem Werk über alle Beschwernisse hinweg große Würde verleiht. Es ist ein Schriftglaube, wie man ihn aus den großen Kunstreligionen, aus den Schriften der Buchheiligen Stéphane Mallarmé, Gustave Flaubert oder Edmond Jabès – ihren Träumen von einem absoluten Buch über Nichts – zu kennen meint. Aber das täuscht. Mit der poetischen Kabbala der vorletzten Jahrhundertwende hat dieser Schriftglaube nichts zu tun. Sein Ursprung liegt nicht im Salon, sondern im KZ. Seine Voraussetzung ist nicht Manierismus, sondern Zerstörung.[4]

Iris Radisch, © DIE ZEIT, 2003

Andere Prosawerke sind: „A nyomkereső“, („Der Spursucher“), 1977, und „Az angol lobogó“, 1991 (Die englische Flagge, 1999).

Der Spursucher

Es folgten auch weitere Erzählungen, Essays und Kurzromane, darunter der 1977 in Ungarn erschienene Band „A nyomkereső“ („Der Spursucher“). In der Titelgeschichte tritt der aus seinem Erstlingsroman bekannte Protagonist dreißig Jahre nach seiner Deportation nach Auschwitz-Birkenau diese Reise noch einmal an. „Der Sucher geht der grauenvollen Vergangenheit nach, die er jedoch vergebens heraufzubeschwören versucht. Nichts ist gleich geblieben, das Erlebnis ist verkümmert; ja sogar der Besucher muss feststellen, dass die Vergangenheit auch in ihm zu Schweigen geworden ist“, so die Neue Zürcher Zeitung (2. Dezember 1977). Der zweite Kurzroman dieses Bandes ist in Südamerika angesiedelt und schildert den Mechanismus des Terrors aus dem Blickwinkel eines Mitglieds der politischen Polizei.

Nach einem Band mit essayistischer Prosa („Die englische Flagge“; 1991, dt. 1999) veröffentlichte Kertész 1992 das „Galeerentagebuch“ (dt. 1993), das Aufzeichnungen aus drei Jahrzehnten, von 1961 bis 1991, umfasst. In dieser „Galeerenarbeit der Selbstdokumentation“ geht Kertész Fragen nach der Determiniertheit und Freiheit des Individuums sowie der verlorenen Möglichkeit seiner Entfaltung in einer totalitären Welt nach. „Meine einzige Identität ist die des Schreibens“, bekennt Kertész in „Ich - ein anderer“ (1997; dt. 1998), einer Art Fortsetzungsband zum „Galeerentagebuch“, der die Jahre 1991 bis 1995 umfasst, in denen sich das Leben Kertész grundlegend verändert hatte: Aus dem Gefängnisleben war ein rastloses Nomadenleben mit Lesereisen durch viele Länder geworden, an dem er Gefallen fand, das ihn andererseits in der ständigen Zerstreuung auch bedrückte. Kertész sah sich genötigt, seine Identität neu zu definieren.

Autobiographische Werke

Dossier K.

Eine Art autobiographischen Kreuzverhörs präsentierte der Autor 2006 mit dem Titel „Dossier K. Eine Ermittlung“. In einem monatelangen Dialog, den sein Freund Zoltan Hafner aufzeichnete, war die Idee einer Selbstbefragung geboren worden, in der sich das autobiographische Ich mit seinem eigenen eloquenten Kritiker auseinandersetzt. In einem Interview sagte Kertész der Stuttgarter Zeitung über sein Lebenstrauma und die Rolle des Schreibens:

„Wenn ich im Konzentrationslager überleben will, muss ich seiner Logik folgen. Diese willentliche oder nicht willentliche Kollaboration ist die größte Schande des Überlebenden, er kann sie nicht eingestehen. Der Schriftsteller kann es. Denn die Literatur besitzt eine besondere Aufrichtigkeit.[5]

Imre Kertész, (Stuttgart, 2006)

Vielmehr als seine Person - angesichts der Erfahrung von Auschwitz eine unsichere Größe - rückte Kertész sein Werk in den Vordergrund: „Sein Selbstverhör zieht die ästhetische Konsequenz dieser Erfahrung“, kommentierte die Tageszeitung und stellte weiter fest, Kertész habe nicht den Anspruch, „eine moralische Instanz zu sein. Eben deshalb ist er es“ (taz, 20. September 2006)

Ich - ein anderer

„Ich – ein anderer“ ist eine Reise durch verschiedene Städte, Lebensphasen und durch die Geschichte des 20. Jahrhunderts. Budapest, Berlin, Wien, Leipzig, München, Tel Aviv, alles Orte, die der Erzähler in seinen Reisen aufsucht, auf Lesetour, für einen Vortrag, um einen Preis entgegenzunehmen. Kertész legte 1997 mit diesem Buch einen Roman vor, der, mehr noch als seine bisherigen Werke, der Roman eines Schicksalslosen oder das Galeerentagebuch, mit Autobiographischem verwoben ist oder sogar autobiographisch ist.

Gleichzeitig ist „Ich – ein anderer“ auch das Zeugnis einer existenziellen Krise, die der Erzähler, der seine Identität als „sich selbst schreibende Identität“ definiert, durchlebt, zwischen „Leben und Tod“. „Mein Körper strebt Richtung Tod, mein Kopf dreht sich zum Leben um, mein Fuß holt unschlüssig zu einem Schritt aus. Einem Schritt wohin? Egal. Denn wer den Schritt tut, bin schon nicht mehr ich. Das ist ein anderer.“

Galeerentagebuch

1992 kam Gálayanapló (Galeerentagebuch, 1993) heraus, ein Tagebuch in belletristischer Form. Es umspannt die Jahre 1961–1991 als eine Sammlung von Beobachtungen, Aphorismen und philosophischen Exkursionen aus dreißig Jahren. Das Werk spielt sich im inneren Dialogen mit Nietzsche, Freud, Camus, Adorno, mit Musil, Beckett, Kafka ab. Kertész versucht Holocaust, Modernität, Totalitarismus und Freiheit zu Ende zu denken.

In deutscher Übersetzung erschienene Werke

  • Mensch ohne Schicksal (Orig.: Sorstalanság), übersetzt von Jörg Buschmann, Rütten und Loening, Berlin 1990, ISBN 3352003416
  • Kaddisch für ein nicht geborenes Kind (Orig.: Kaddis a meg nem született gyermekért), übersetzt von György Buda und Kristin Schwamm, Rowohlt, Berlin 1992, ISBN 3-499-22574-3
  • Galeerentagebuch (Orig.: Gályanapló), übersetzt von Kristin Schwamm, Rowohlt, Berlin 1993, ISBN 3499221586
  • Eine Geschichte. Zwei Geschichten (mit Péter Esterházy), übersetzt von Kristin Schwamm und Hans Skirecki, Berlin Verlag, Berlin 1994; Neuausgabe: Eine, zwei, noch eine Geschichte/n (mit Péter Esterházy und Ingo Schulze), Berlin Verlag, Berlin 2008, ISBN 3442762022
  • Eine Zurückweisung. Buch und CD zum Brandenburgischen Literaturpreis 1995, Brandenburgisches Literaturbüro, Vacat, Potsdam 1995, ISBN 3930752077
  • Roman eines Schicksallosen (Orig.: Sorstalanság), neu übersetzt von Christina Viragh, Rowohlt, Berlin 1996, ISBN 349922576X
  • Ich – ein anderer (Orig.: Valaki más), übersetzt von Ilma Rakusa, Rowohlt, Berlin 1998, und München 2003, ISBN 3899401182
  • Die englische Flagge. Erzählungen, übersetzt von György Buda und Kristin Schwamm, Rowohlt, Reinbek b. Hamburg 1999, ISBN 3-498-03518-5
  • Eine Gedankenlänge Stille, während das Erschießungskommando neu lädt. Essays, übersetzt von György Buda unter anderen, Rowohlt, Reinbek b. Hamburg 1999, ISBN 3-499-22571-9
  • Fiasko (Orig.: A kudarc), übersetzt von György Buda u. Agnes Relle, Rowohlt, Reinbek b. Hamburg 1999, ISBN 3-499-22571-9
  • „Heureka!“. Rede zum Nobelpreis 2002, übersetzt von Kristin Schwamm, Suhrkamp, Frankfurt/M. 2002, ISBN 9783518067024
  • Der Spurensucher. Erzählung (Orig.: A nyomkeresö), übersetzt von György Buda, Suhrkamp, Frankfurt/M. 2002, ISBN 3518223577
  • Schritt für Schritt. Drehbuch zum „Roman eines Schicksallosen“, übersetzt von Erich Berger, Suhrkamp, Frankfurt/M. 2002, ISBN 3518122924
  • Liquidation (Orig.: Felszámolás), übersetzt von Laszló Kornitzer u. Ingrid Krüger, Suhrkamp, Frankfurt/M. 2003, ISBN 3518414933
  • Detektivgeschichte (Orig.: Detektivtörténet), übersetzt von Angelika und Péter Máté, Rowohlt, Reinbek b. Hamburg 2004, ISBN 3498035258,
  • Protokoll. Erzählung, mit Zeichnungen von Kurt Löb, übersetzt von Kristin Schwamm, Verlag Thomas Reche, Neumarkt 2004, ISBN 3-85165-654-7
  • Dossier K.: eine Ermittlung (Orig.: K. dosszié), übersetzt von Kristin Schwamm, Rowohlt, Reinbek b. Hamburg 2006, ISBN 3498035304
  • Heureka! Gespräche und eine Rede. Radierungen von Susanne Thuemer, Verlag Thomas Reche, Neumarkt 2006, ISBN 3-85165-654-7
  • Man musste durch die Hölle gehen in: Martin Doerry (Hg): Nirgendwo und überall zu Haus. Gespräche mit Überlebenden des Holocaust DVA, München 2006, ISBN 3421042071 (auch als CD) S. 152 - 159, ISBN 978-3-421-04207-1
  • Opfer und Henker. Erzählungen, übersetzt von Christian Polzin, Ilma Rakusa, Agnes Relle unter anderen, Transit, Berlin 2007, ISBN 3887472209

Preise und Ehrungen

Imre Kertész in Szeged, Ungarn 2007

Internationale Preise

Kertész wurde 1995 mit dem Brandenburgischen Literaturpreis, 1997 mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung, dem Jeanette Schocken Preis der Stadt Bremerhaven, dem Friedrich-Gundolf-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, 2000 mit dem Herder-Preis, dem WELT-Literaturpreis und dem Pour le mérite für Wissenschaft und Künste ausgezeichnet. Im Jahre 2001 erhielt er die Ehrengabe zum Adelbert-von-Chamisso-Preis und den Ehrenpreis der Robert-Bosch-Stiftung. Im Jahre 2002 wurde er mit dem Hans-Sahl-Preis und 2004 mit der Goethe-Medaille aus Weimar sowie dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Für sein schriftstellerisches Gesamtwerk wurde Imre Kertész im Jahre 2002 als erster und bislang einziger ungarischsprachiger Autor mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet.[6] Seit 2003 ist Kertész Mitglied der Akademie der Künste, Berlin, Sektion Literatur. 2006 erhielt er die Ernst-Reuter-Plakette Berlins und den Wingate Literary Prize. Seit 2005 ist er Ehrendoktor der Freien Universität Berlin. Am 8. November 2006 fand in der Berliner Nikolaikirche die Ehrung des ungarischen Literaturnobelpreisträgers mit dem Preis für Verdienste um die deutsche und europäische Verständigung 2006 der Deutschen Gesellschaft e. V. statt. Die Deutsche Gesellschaft würdigte damit einen Autor, dessen literarisches Lebenswerk exemplarisch für die Auseinandersetzung mit der europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts steht. „Völkerverständigung durch Aufklärung, das ist es, was wir Imre Kertész verdanken.“ (Jutta Limbach, Präsidentin des Goethe-Instituts und Laudatorin des Preisträgers). 2007 erhielt Imre Kertész den Marion-Samuel-Preisder Augsburger Stiftung Erinnerung. Im Jahre 2008 ist Kertész Imre in Berlin mit dem „Preis für Verständigung und Toleranz“ geehrt worden.

Preise in Ungarn

  • 1983 Füst Milán-Prämie, Ungarn
  • 1986 Forintos-Preis für Übersetzer, Ungarn
  • 1988 Artisjus Literarischer Preis, Ungarn
  • 1989 József Attila-Preis, Ungarn
  • 1989 Déry Tibor-Prämie, Ungarn
  • 1989 Aszu-Preis, Ungarn
  • 1990 Prämie für das Buch des Jahres, Ungarn
  • 1990 Örley-Preis, Ungarn
  • 1992 Soros-Preis für das Lebenswerk, Ungarn
  • 1995 Preis der Soros-Stiftung, Ungarn
  • 1996 Márai Sándor-Preis, Ungarn
  • 1997 Kossuth-Preis, Ungarn
  • 1997 Großer Preis von Budapest, Ungarn
  • 2007 Verleihung des Titels "Kulturgesandter Ungarns" vom ungarischen Kulturminister

Literatur

  • Jan Philipp Reemtsma, Überleben als erzwungenes Einverständnis. Gedanken bei der Lektüre von Imre Kertész' „Roman eines Schicksallosen“ (Vortrag von 1999), in: Jan Philipp Reemtsma, Warum Hagen Jung-Ortlieb erschlug. Unzeitgemäßes über Krieg und Tod, München: Beck 2003 (= Beck'sche Reihe 1508), S. 220–249.
  • Mihály Szegedy-Maszak und Tamás Scheibner (Hrsg.): Der lange, dunkle Schatten: Studien zum Werk von Imre Kertész, Wien: Passagen-Verlag 2004. ISBN 3-85165-654-7

Interviews

  • Das Geheimnis der Diktatur, Stephan Speicher interviewt Imre Kertesz in der Berliner Zeitung vom 6. November 2004
  • Die Katharsis ist ausgeblieben Gespräch mit Imre Kertesz in Das Parlament Nr. 04 - 05 / 22. Januar 2007
  • „Ich rolle den Fels immer wieder hinauf“ vollständiger Text des Interviews
  • David Dambitsch: Im Schatten der Shoah - Gespräche mit Überlebenden und deren Nachkommen. Philo Verlagsges., Berlin und Wien 2002, ISBN 3-8257-0246-4
  • David Dambitsch: als Hörbuch Stimmen der Geretteten - Berichte von Überlebenden der Shoah. DER>AUDIO<VERLAG, Berlin 2002, ISBN 3-89813-213-7

Einzelnachweise

  1. Kertész Imre:Dossier K.:eine Ermittlung (Orig.: K. dosszié),übersetzt von Kristin Schwamm, Rowohlt, Reinbek b. Hamburg 2006, ISBN 3498035304, S. 96-97
  2. Informationsseite des Deutschen Bundestages über Kertesz, 29. Januar 2007
  3. Kertész Imre:Dossier K.:eine Ermittlung (Orig.: K. dosszié),übersetzt von Kristin Schwamm, Rowohlt, Reinbek b. Hamburg 2006, ISBN 3498035304, S. 258
  4. Iris Radisch: Der Mensch muss seine Seele retten, DIE ZEIT Nr. 42/2003, 9. Oktober 2003
  5. Stuttgarter Zeitung, 14. Oktober 2006
  6. Nobelvorlesung von Kertesz anlässlich der Preisverleihung (dt. Übersetzung)

Weblinks

Banquet Speech (dt. Übersetzung)


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Imre Kertész — in Szeged, 2007 Imre Kertész [ˈimrɛ ˈkɛrtes] (* 9. November 1929 in Budapest) ist ein jüdisch ungarischer …   Deutsch Wikipedia

  • Imre Kertész — en 2007 Imre Kertész (Budapest, 9 de noviembre de 1929) es un escritor húngaro. Fue galardonado con el Premio Nobel de Literatura en el año 2002 …   Wikipedia Español

  • Imre Kertesz — Imre Kertész Pour les articles homonymes, voir Kertesz. La forme de ce nom en hongrois est Kertész Imre. Dans cet article, le prénom est placé en tête comme il est d usage dans les langues occidentales …   Wikipédia en Français

  • Imre Kertész — (nacido el 9 de noviembre de 1929), escritor húngaro. Imre Kertész nació en Budapest, Hungría. Fue galardonado en el año 2002 con el Premio Nobel de Literatura …   Enciclopedia Universal

  • Imre Kertész — Infobox Writer name = Imre Kertész awards = awd|Nobel Prize in Literature|2002 birthdate = Birth date and age|1929|11|9|mf=y birthplace = Budapest, Hungary deathdate = deathplace = occupation = NovelistImre Kertész (IPA2|imrɛ ˈkɛrteːs) (born… …   Wikipedia

  • Imre Kertész — Pour les articles homonymes, voir Kertesz. La forme de ce nom en hongrois est Kertész Imre. Dans cet article, le prénom est placé en tête comme il est d usage dans les langues occidentales …   Wikipédia en Français

  • Kertesz — Kertész (vom ungarischen kert für Garten; also: Gärtner) ist Familienname folgender Personen: Ákos Kertész (* 1932), ungarischer Schriftsteller André Kertész (1894–1985), ungarischer Fotograf Imre Kertész (* 1929), ungarischer Schriftsteller… …   Deutsch Wikipedia

  • KERTÉSZ, IMRE — (1929– ), Hungarian novelist and translator. Kertész was born in Budapest and deported to Auschwitz in 1944, and from there to Buchenwald, where he was liberated in 1945. In postwar Budapest he worked as a journalist and translator, publishing… …   Encyclopedia of Judaism

  • Imre Madách — Naissance 21 janvier 1823, Dolná Strehová, Hongrie Décès 5 octobre  …   Wikipédia en Français

  • Kertész — is a common Hungarian surname meaning gardner . This may be referring to:Family name |name =Kertesz |image size = |caption = pronunciation = meaning =Gardener region = |language =Hungarian related names = footnotes = * André Kertész, Hungarian… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”