Induratio penis plastica

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Klassifikation nach ICD-10
N48.6 Induratio Penis plastica
ICD-10 online (WHO-Version 2006)
Patient mit der Peyronie-Krankheit

Die Induratio Penis plastica (auch Peyronie-Krankheit) ist eine Erkrankung des Penis.

Inhaltsverzeichnis

Krankheitsbild

Leitsymptom der Induratio Penis plastica (IPP) ist eine neu aufgetretene, umschrieben tastbare – als Plaque bezeichnete – Verhärtung im Penis, die im erigierten Zustand eine neu aufgetretene Deformität des Penis bewirken kann. Die Deformität stellt sich am häufigsten als Penisverkrümmung aber auch als Einziehung, sanduhrförmige Einschnürung, flaschenhalsförmige Verjüngung, Verkürzung oder als Kombination dieser Formen dar. Die IPP kann zu (starken) Schmerzen bei der Erektion führen.

Parallel dazu kann es zu ähnlichen Veränderungen an anderer Stelle kommen (etwa Dupuytren-Kontraktur der Hand).

Patienten mit IPP haben ein leicht erhöhtes Prostatakrebs-Risiko. Deshalb sollten IPP-Patienten ihren PSA-Wert (Blutwert; Prostata-Spezifisches-Antigen) regelmäßig überprüfen lassen.

Verlauf

Es wird ein akutes Erkrankungsstadium von einem chronischen Stadium unterschieden. Das akute Stadium ist durch entstehende Plaques und zunehmende Deformität gekennzeichnet. Es wird häufig von Schmerzen bei der Erektion begleitet. Das chronische Stadium ist durch stabile Deformität und durch nachlassenden oder fehlenden Erektionsschmerz gekennzeichnet. Es wird häufig durch eine erektile Dysfunktion begleitet.

Der natürliche Verlauf ist in der überwiegenden Zahl der Fälle fortschreitend bis zu einem stabilen chronischen Stadium, graduelle spontane Besserungen sind eher selten zu erwarten (etwa 20 %).

Da die genaue Ursache der IPP nicht geklärt ist, sind die Erfolge der derzeit zur Verfügung stehenden medikamentösen Therapieversuche unbefriedigend.

Zusammenfassend bewirkt der/die IPP-Plaque/s zwei Effekte:

  1. Der Penis verkrümmt sich zu der Seite der Schädigung hin, da dieser Schwellkörperbereich sich nicht mehr wie gewohnt ausdehnen kann. Diese Verkrümmung beträgt nicht selten bis zu 90°. Der Geschlechtsakt wird dadurch unmöglich gemacht.
  2. Der Plaque stellt ein Strömungshindernis dar, welches im Verlauf der Zeit nicht mehr vom Körper überwunden werden kann. Eine errektile Dysfunktion ist die Folge.

Diagnose

Die Diagnose kann im allgemeinen durch Erhebung der Krankengeschichte und Palpation der Plaque gesichert werden. Zur Verlaufsdokumentation eignet sich die Photographie des erigierten Penis in drei Ebenen. Der Plaque kann gut mittels Ultraschall dargestellt werden.

Ursachen

Auf dem Boden einer individuellen Disposition kommt es – ausgelöst durch kleine Verletzungen – zu unbalancierten Entzündungen, die schließlich zu einer bindegewebigen Umwandlung von Gewebe führen. In 10 % besteht gleichzeitig eine Dupuytren-Kontraktur.

Behandlung

Die nicht-operative Therapie der Induratio Penis Plastica gestaltet sich generell als sehr schwierig. Das Problem ist, dass die allermeisten Patienten den Beginn der eigentlichen Erkrankung überhaupt nicht bemerken und sich erst an ihren Urologen wenden, wenn sie Verhärtungen im Penis verspüren. Diese Verhärtung stellen allerdings bereits den Endzustand der Erkrankung dar; an dieser Stelle ist das Ursprungsgewebe untergegangen und es hat sich eine Narbe gebildet. D.h. eine Therapie mit Medikamenten müsste weit vor diesem Zustand einsetzen (Quelle: Europäisches Institut für Uro-Genitale Rekonstruktive Chirurgie). Daran scheitert es in der Praxis. Das Scheitern beginnt aber bereits in der Theorie, denn bis heute ist der Auslöser der IPP völlig unbekannt. Insofern gibt es überhaupt noch kein Medikament, welches dann frühzeitig eingesetzt werden könnte. Urologen stehen deshalb nicht selten vor dem Dilemma, ihrem Patienten einfach sagen zu müssen, dass sie nicht helfen können. Dies fällt indess den meisten so schwer, dass sie irgendetwas verschreiben, um den Patienten zumindest Hoffnung mitgeben zu können. Da die existierenden Medikamente zwar so gut wie keine Wirkung haben, wohl aber Nebenwirkungen, wird dieses Verhalten international sehr kritisch beäugt. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Behandlung der IPP bisher in Deutschland vernachlässigt und neue Erkenntnisse nicht umgesetzt wurden.

In der Ausgabe des Deutschen Ärzteblattes vom 2. Februar 2007 haben Klotz/Mathers/Somme die gängigsten Behandlungsmethoden rückwirkend betrachtet und kommen zu folgendem Schluss:

  • Medikamentöse Therapie: „….konnte in einer placebokontrollierten Studie kein Effekt….nachgewiesen werden“ sowie „Die klinischen Endpunkte waren somit negativ“.
  • Stoßwellentherapie: „Trotz der raschen Verbreitung dieser Therapie konnte in prospektiven und randomisierten Studien kein Effekt….nachgewiesen werden….“
  • Radiotherapie: „Die Ergebnisse ähneln denen der extrakorporalen Stoßwellentherapie…., so dass diese Therapie nicht empfohlen werden kann.“ Hier ist noch anzufügen, dass eine erhebliche Strahlenbelastung des Patienten auftritt.

Die Autoren Klotz/Mathers/Sommer kommen zu dem Schluss, dass nach Ablauf der ersten sechs Monate, in denen der Patient auf eine Spontanheilung hoffen darf, die operative Behandlung die einzig erfolgsversprechende ist.

Hier ist jedoch Vorsicht geboten, denn die zur Verfügung stehenden Operationstechniken unterscheiden sich erheblich in Effekt und Risiko.

Es muss grundsätzlich unterschieden werden zwischen:

Nesbit-Technik: Bei dieser seit 1965 bestehenden Technik wird der kranke Anteil belassen und die gesunde Gegenseite geschädigt (verkürzt, dupliziert) um den Penis wieder zu begradigen. Im oben genannten Artikel heißt es hierzu: (Zitat) „….der Penis (wird) zwar begradigt aber auch gleichzeitig verkürzt.“ Diese Aussage ist richtig, aber noch zu verharmlosend: Sollte der Operateur zu viel duplizieren, verkrümmt der Penis zur anderen Seite. Eine erneute Operation mit erneuter Verkürzung wird dann nicht selten angeschlossen. Es ist unverständlich, dass etliche deutsche Urologen diese Rafftechniken immer noch anwenden, obwohl in einer zertifizierten Fortbildung/Weiterbildung in der Fachzeitschrift „Der Urologe“ bereits im Februar 2006 darauf hingewiesen wurde, dass diese Techniken nur bei bestimmten Fällen (leichte Verkrümmungen und ausreichende Penislänge) eine Alternative sein können, sie bei starken Verkrümmungen jedoch zu unterlassen sind. Die Fortbildung bevorzugt klar die rekonstruktiven Verfahren (Plaquentfernung).

Plaque-Trennschnitte: Bei diesem Verfahren wird der Plaque nicht entfernt, sondern lediglich eingeschnitten und mit Ersatzgewebe gedeckt. Dieses Verfahren eignet sich als Alternative gegenüber der vollständigen Entfernung des Plaques bei sehr weichen Plaques bei jungen Patienten. In allen anderen Fällen werden große Plaques in viele kleine Plaques zerschnitten, was wenig sinnhaft ist und wohl eher eine Verzweiflungstat als eine echte Therapie darstellt.

Plaqueentfernung: Dies ist ein seit über 15 Jahren existierendes, wohl aufgrund des Schwierigkeitsgrades und der hohen Anforderungen an den Operateur in Deutschland nur in wenigen Zentren durchgeführtes Verfahren, das den Plaque entfernt und den Penis dadurch ohne Verkürzung wieder begradigt. In Spezialzentren liegt das OP-Risiko bei 3-5 %; ungeübte, ungeeignete Operateure haben jedoch bis zu 30 % Risiko. Hier muss der Patient auf der Hut sein, in welche Hände er sich begibt.

Eine Operation sollte nicht innerhalb der ersten sechs Monate nach Erstauftreten erfolgen, da dann die Gefahr des Auftretens weiterer Plaques besteht.

Eine operative Therapie sollte immer die Entfernung des Plaques und die nachfolgende vollständige Wiederherstellung der Funktion mittels geeignetem Eigengewebstransplantats als Ziel haben. Dies gelingt bei den meisten Patienten. Eine andere effektive Therapie der chronischen IPP gibt es bislang nicht.

Literatur

Di Stasi SM, J Urol. 2004 Apr;171(4):1605-8 A prospective, randomized study using transdermal electromotive administration of verapamil and dexamethasone for Peyronie's disease. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/query.fcgi?cmd=Retrieve&db=pubmed&dopt=Abstract&list_uids=15017231&query_hl=4&itool=pubmed_docsum

Weidner W, Eur Urol. 2005 Apr;47(4):530-5; discussion 535-6 Potassium paraaminobenzoate (POTABA) in the treatment of Peyronie's disease: a prospective, placebo-controlled, randomized study. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/query.fcgi?cmd=Retrieve&db=pubmed&dopt=Abstract&list_uids=15774254&query_hl=2&itool=pubmed_docsum

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