Industrieklettern

Industrieklettern
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Industriekletterer (engl. Industrial alpinist) sind Arbeiter, die in großer Höhe Arbeiten ohne Gerüst verrichten (Höhenarbeit). Industriekletterer ist kein anerkannter Beruf, folgt aber internationalen Richtlinien. In Österreich ist es eine notwendige Zusatzausbildung für die Zertifizierung als Höhenarbeiter bzw. Höhenfachkraft.

Industriekletterer arbeiten im allgemeinen nicht von unten nach oben am Gerüst o.ä., sondern seilen sich ab, um dann am Seil hängend bzw. daran gesichert zu arbeiten.

Inhaltsverzeichnis

Typische Arbeitseinsätze

Die Einsatzgebiete sind vielfältig und Industriekletterer können überall eingesetzt werden, wo man sich ohne Gefahr abseilen und klettern kann. Vom einfachen Installieren von Werbeträgern, Fassadenarbeiten oder Dachrinnenreinigung, Montage und Wartung von Strommasten, bis zum Sanieren oder Aufbau von Windkraftanlagen und Mobilfunkmasten . Sie werden besonders an Baustellen gebraucht, an denen etwa das Aufstellen eines Gerüstes oder eines Kranes durch örtliche Gegebenheiten oder die Höhe der Arbeitsstelle unmöglich gemacht wird oder zu teuer ist. Seit einiger Zeit sind gewerbliche Kletterer auch vermehrt im Bühnenbau tätig.

Vorteile

Industriekletterer haben mehrere große Vorteile gegenüber dem Gerüstbau, da sie sich wesentlich flexibler und schneller bewegen können als bei einem Gerüst, und auch an schwer zugänglichen Baustellen arbeiten können, die entweder zu hoch oder zu schwer zugänglich für ein Gerüst oder einen Kran sind. Außerdem sind die Absperrungen und die damit verbundene Behinderung des Fußgänger- oder Straßenverkehrs unterhalb der Baustelle in wesentlich kleinerem Umfang nötig als bei Gerüstarbeiten.

Industriekletterer sind auch sehr viel billiger als andere Alternativen, da keine teuren Geräte- und Materialkosten anfallen. Sie haben durch ihre Ausrüstung und Ausbildung in ihren Arbeitsmöglichkeiten kaum Einschränkungen.

Geschichte

Erfunden wurde die Industriekletterei vor rund 35 Jahren in England. Die Errichtung, Wartung und Sanierung der Bohrinseln in der Nordsee bewog britische Alpinisten mit Seiltechniken zu arbeiten. Es entstand das Arbeitsverfahren mit einem zweiten Sicherungsseil. Die Öl- und Gasindustrie verlangte nach einem redundanten Seil und am Seil ausgebildeten Arbeitern. Es wurde später der Verband Industrial Rope Access Trade Association (IRATA)[1] gegründet. Mit weltweit über 15000 lizenzsierten Industriekletterern die größte Vereinigung im Bereich der seilunterstützten Arbeiten.

Etwa 10–15 Jahre später wurde diese Technik auch in der DDR eingesetzt. Damals waren viele Plattenbauten stark sanierungsbedürftig, da der Beton undicht wurde und Kälte und Nässe durchließ. Da Gerüste oder Hebebühnen Mangelware waren, kletterten Hobbyalpinisten selbst an die Fassaden und reparierten sie, ohne ein Gerüst, Hebebühne oder Kran zu benötigen. Nach der Wiedervereinigung wurde die Industriekletterei in ihrer Entwicklung gestoppt, da diese Form der Bauarbeit vom Arbeitsschutz nicht anerkannt war. Erst 1995 wurde in Deutschland der Fach- und Interessenverband für seilunterstützte Arbeitstechniken, kurz FISAT[2] gegründet. Der Verband bringt ein Expertengremium aus Industrie, Wirtschaft, Höhenrettung und Unfallversicherungsträgern zusammen, um gegen die Bestrebungen der Berufsgenossenschaften mobil zu machen, die das Arbeitsverfahren in Deutschland verbieten wollen.

Im selben Jahr etablierten die Künstler Christo und Jeanne-Claude die Industriekletterei in Europa weiter, indem ihr Mitarbeiter Bodo Senkel eine Sondergenehmigung für den Einsatz von Industriekletterern bei der Verhüllung des Reichstags erwirkte. Einen endgültigen Platz in der Bausparte Deutschlands erreichten die Industriekletterer 1997, als der FISAT Richtlinien zur Ausbildung und Sicherheit herausgab und damit die letzten Bedenken in den Ämtern zerstreute. Seit 1997 können Industriekletterer eine anerkannte Ausbildung machen, die unter Beweis stellt, dass sie verantwortlich auf Baustellen agieren und weder sich noch andere gefährden.

Ausbildung & Voraussetzungen

Um Industriekletterer zu werden, muss man eine gute körperliche Verfassung haben und verantwortlich und ruhig agieren können. Damit man zur Ausbildung zugelassen wird, muss man ein Gesundheitszeugnis vorlegen, das die oben genannten Kriterien erfüllt. Danach kann man einen Grundlehrgang absolvieren, der eine Woche dauert und zirka 1000 € kostet. Die Ausrüstung, bestehend aus Gurt, Seilen, Abseil- und Sicherungsgeräten, kostet in etwa noch einmal so viel. Neben diesem Grundlehrgang gibt es noch zahlreiche Weiterbildungen, die die Auszubildenden befähigen sollen, auch auf schwierig zugänglichen Baustellen souverän ihre Arbeit zu verrichten.

Um als Industriekletterer auch einsetzbar zu sein, muss man auch noch einen handwerklichen Beruf wie Maler und Lackierer, Zimmerer oder Metallverarbeiter erlernt haben. Für Berufe der Maststeigerei (Mastmonteure) und ähnliche Berufe ist die Ausbildung zwingend vorausgesetzt.

Normen und Standards

Siehe auch

Weblinks


Fußnoten

  1. http://www.irata.org/ Industrial Rope Access Trade Association
  2. http://www.fisat.de/ FISAT e.V. - Fach- und Interessenverband für seilunterstützte Arbeitstechniken

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