Informatik (Studienfach)

Informatik (Studienfach)
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Das Informatikstudium ist das Studium der Fachrichtung Informatik. Es wird an Hochschulen mit einem akademischen Grad abgeschlossen.

Inhaltsverzeichnis

Allgemein

Ein Informatikstudium kann an verschiedenen Bildungseinrichtungen erfolgen. Im Hochschulbereich in Deutschland sind dies Universitäten und gleichgestellte Hochschulen sowie Fachhochschulen. Dabei endet das Informatikstudium mit einer Hochschulprüfung und damit mit der Vergabe eines akademischen Grades. Der Studieninhalt kann dabei je nach gewählter Hochschulform, aber auch von Hochschule zu Hochschule stark variieren.

Außerdem bieten Berufsakademien duale Ausbildungen im Studienbereich Informatik. Diese sind jedoch keine Hochschulen und führen zu einer staatlichen Abschlussbezeichnung anstelle eines akademischen Grades.[1][2]

Studieninhalte

Im Studium Informatik erlernen die Studenten zunächst die Grundlagen der praktischen, theoretischen und technischen Informatik sowie die dazu benötigte Mathematik. Typische Lehrinhalte stellen Logik, Algorithmen, Datenstrukturen und Computertechnik dar.

Neben den klassischen Inhalten aus der Informatik werden heute, in Folge der immer stärkeren Verbreitung und auch Spezialisierung, auch in erheblichem Maße interdisziplinäre Anteile integriert, meist in Form eines frei wählbaren Ergänzungsfachs. Gab es anfangs an deutschen Hochschulen eher allgemeine Informatikstudiengänge so werden heute zunehmend ganze interdisziplinäre Trendstudiengäng angeboten, z. B. in Bioinformatik, Geoinformatik oder Medieninformatik, sowie Studiengänge auf Lehramt.

Während das Studium an Universitäten mit Promotionsrecht auf die wissenschaftliche Entwicklung neuer Methoden vorbereiten soll, vermittelt es an Fachhochschulen traditionell die Fähigkeit zur Anwendung bestehender wissenschaftlicher Methoden. Seit dem Bologna-Prozess verschwimmen diese Unterschiede jedoch zunehmend. Bei den dualen Studiengängen der Berufsakademien findet die Hälfte der Ausbildung in einem Ausbildungsunternehmen statt, mit denen jeweils ein individueller Ausbildungsvertrag besteht.

Diplomstudiengänge

Nachdem in Deutschland im 20. Jahrhundert das Diplom als Abschluss dominierte,[3] findet im Zuge des Bologna-Prozesses auch in der Informatik bis 2010 eine Umstellung auf die gestuften Studiengänge mit den Abschlüssen Bachelor und Master statt, so dass die Diplomstudiengänge auslaufen.

Die Universitäten verleihen den akademischen Grad Diplom-Informatiker, abgekürzt Dipl.-Inform. oder Dipl.-Inf., an Hochschulen in Bayern teilweise auch Dipl.-Inform. (univ.). In manchen Fällen kann die Abschlussbezeichnung mit Hochschulzusatz geführt werden, z. B. (TUM) an der TU München. Die Regelstudienzeit beträgt im Fach Informatik 9 Semester.[4] Die letzte länderübergreifende Rahmenordnung für die Diplomprüfung im Studiengang Informatik an Universitäten und gleichgestellten Hochschulen der Kultusministerkonferenz von 1995 wurde 2004 ersatzlos für überholt erklärt.[5]

Die Fachhochschulen haben zunächst auch den akademischen Grad Diplom-Informatiker verliehen, ab 1987 mit dem Zusatz (FH), abgekürzt Dipl.-Inform. (FH) oder Dipl.-Inf. (FH). Die Diplomstudiengänge in Informatik der Fachhochschulen sind nach Vorgaben der Kultusministerkonferenz in der Regelstudienzeit mit 8 Semestern um ein Semester kürzer,[4] wobei ein oder zwei Praxissemester enthalten sind.[6]

Während zunächst nur Abschlüsse als Diplom-Informatiker oder Diplomingenieur verliehen wurden, sind mit zunehmend interdisziplinären Studiengängen auch eigene Diplomabschlüsse in den Teildisziplinen aufgetreten. Diese sind jedoch nicht einheitlich, und stark interdisziplinäre Studiengänge verwenden teilweise dennoch die normalen Diplomabschlussbezeichnungen.

An Berufsakademien wird die staatliche Abschlussbezeichnung Diplom-Informatiker (BA) verliehen, abgekürzt Dipl.-Inform. (BA) oder Dipl.-Inf. (BA). Die Ausbildung dauert zwei bis drei Jahre und führt zu einem gesetzlich geregelten Berufsabschluss mit staatlicher Prüfung. Etwa die Hälfte wird als Studium an der Berufsakademie absolviert und die andere Hälfte im Ausbildungsunternehmen.

Bachelor- und Masterstudiengänge

Im Bereich der Informatik werden in der Regel die Abschlussbezeichnungen Bachelor of Science und Master of Science vergeben. Neben der Informatik gehören der Fächergruppe dieser Abschlüsse auch Mathematik, Naturwissenschaften sowie je nach Schwerpunkt eines Studiengangs auch Ingenieur- oder Wirtschaftswissenschaften an.[7] In interdisziplinären Studiengängen können durch abweichende Schwerpunkte auch andere Abschlüsse vergeben werden, etwa der Master of Engineering in Geoinformatik.[8]

In Bachelorstudiengängen und konsekutiven Masterstudiengängen sind diese Mastergrade nach Beschluss der Kultusministerkonferenz von 2003[7] vorgeschrieben und werden auch nicht mehr durch fachliche Zusätze ergänzt wie „in Computer Science“. Ältere Studiengänge müssen die Abschlussbezeichnung im Rahmen der Reakkreditierung anpassen. In nicht-konsekutiven und weiterbildenden Studiengängen dürfen auch abweichende Abschlussbezeichnungen verliehen werden, diese sind jedoch selten. Der Bachelor- oder Mastergrad kann in bestimmten Fällen mit Hochschulzusatz geführt werden, z. B. an der TU München (TUM).

Bachelor- und Masterabschlüsse werden als akademische Grade von Universitäten und gleichgestellten Hochschulen sowie Fachhochschulen angeboten. Alle Bachelor- bzw. Masterstudiengänge müssen dabei gemeinsame Anforderungen erfüllen, die bei der Akkreditierung geprüft werden. Die Abschlüsse werden nicht nach Hochschulart differenziert, so dass grundsätzlich nicht mehr zwischen Fachhochschul- und Universitätsabschlüssen unterschieden wird.

Die Regelstudienzeit beträgt 6–8 Semester für einen Bachelor (meist 6) und weitere 2–4 Semester (meist 4) für einen Master. Sie ist ebenfalls nicht von der Hochschulart und auch nicht von der Fachrichtung Informatik abhängig.[7] Ein konsekutiver Masterstudiengang hat zusammen mit einem vorausgehenden Bachelor eine Regelstudienzeit von 10 Semestern, was 300 ECTS-Punkten entspricht.

Masterstudiengänge in Informatik können, wie in anderen Fachrichtungen auch, dem Profil stärker anwendungsorientiert oder stärker forschungsorientiert zugeordnet werden. Die Profile hängen ebenfalls nicht von der Hochschulart ab. Beide Profile können grundsätzlich sowohl an Universitäten als auch an Fachhochschulen angeboten werden.[7]

An Berufsakademien werden auch Bachelorstudiengänge angeboten, die eine staatliche Abschlussbezeichnung verliehen. Diese Abschlüsse sollen künftig die gleichen hochschulrechtlichen Berechtigungen wie die Bachelor-Abschlüsse der Hochschulen verleihen,[7] um die Zulassung zu einem weiterführenden Studium zu vereinfachen.

Promotion

An Universitäten und gleichgestellten Hochschulen besteht die Möglichkeit zu promovieren. Eine Promotion dient dem Nachweis der Befähigung zu vertiefter wissenschaftlicher Arbeit.[9] Diese führt hierbei in der Regel von der universellen Bildung weg zu einer Spezialisierung in ein entsprechendes Teilgebiet. Entsprechend der Fakultät und der Ausrichtung der Dissertation wird der akademische Grad eines Doktors der Naturwissenschaften (Dr. rer. nat.) oder eines Doktors der Ingenieurwissenschaften (Dr.-Ing.) verliehen.[10]

Der Masterabschluss an Universitäten und Fachhochschulen berechtigt grundsätzlich zur Promotion, wie bisher die Diplomabschlüsse der Universitäten.[7][9] Besonders qualifizierte Diplomabsolventen von Fachhochschulen oder Berufsakademien kann der Zugang zur Promotion an einer Universität ebenfalls eröffnet werden. Dazu müssen jedoch je nach Zulassungsvorschriften zuerst eine Aufnahmeprüfung absolviert und zusätzliche Studienleistungen erbracht werden, die einige Semester umfassen können.[9]

Nach Abschluss einer Promotion ist erneut die Entscheidung zwischen einer wissenschaftlichen Laufbahn (Verbleib an der Uni, z. B. zur Habilitation) oder Wechsel in sonstigen öffentlichen Dienst oder Wirtschaft zu treffen. Im letzteren Fall ist eine Promotion im Studiengang Informatik keinesfalls „Pflicht“ für berufliche Chancen (anders als z. B. in der Medizin oder Chemie). Auch zahlt sich die zusätzlich an der Uni verbrachte Zeit nicht notwendigerweise finanziell aus.

Geschichte

Der Begriff Informatik wurde 1957 von Karl Steinbuch geprägt (siehe Definition der Informatik). Die Einrichtung von Studiengängen der Informatik in der Bundesrepublik Deutschland erfolgte gegen Ende der sechziger Jahre im Rahmen des Überregionalen Forschungsprogramms Informatik (ÜRF) als Reaktion auf die sogenannte Softwarekrise. Während sich das Bundesforschungsministerium noch auf die bessere Ausstattung von Rechenzentren und die Einrichtung von Großforschungseinrichtungen konzentrierte, beklagte die Industrie bereits den Mangel an qualifizierten Fachkräften. Robert Piloty, Professor an der TH Darmstadt, wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Ausbildung von Fachkräften Aufgabe der Hochschulen sei.

Unter Pilotys Einfluss entstanden auch Empfehlungen für den Studiengang Informatik, die sich an den amerikanischen Studiengängen der Computer Science orientierten. 1968 verwendete der damalige Bundesforschungsminister Gerhard Stoltenberg in einer Rede in der TU Berlin Informatik als Bezeichnung für die neu einzurichtenden Studiengänge. Das Forschungsprogramm sah 120 Forschungsgruppen an 15 bis 20 Hochschulen vor. Die Personal- und Sachausgaben sollten in der Anschubphase zu 70 % vom Bund und zu 30 % von den jeweiligen Ländern getragen werde. Voraussetzung für die Teilnahme am Programm war die Einführung des Informatikstudiums bis zum Wintersemester 1971.

Die TU München bot bereits 1967 einen Studiengang Informationsverarbeitung an. Im Jahr 1969 wurde in der DDR das Vollstudium Maschinelle Rechentechnik eingeführt. An der TU Dresden wurde 1967 Maschinelle Rechentechnik (Vorlesung Maschinelle Rechentechnik) als Wahlfach angeboten. Die Fachhochschule Furtwangen führte 1968 den Studiengang Informatorik (Programmierung von Rechenanlagen) als selbständigen Studiengang ein. Die Universität Karlsruhe bot im Wintersemester 1969/70 erstmals ein Vollstudium Informatik an, brachte 1971 Deutschlands erste Diplom-Informatiker hervor und gründete 1972 die erste Informatik-Fakultät. Im Jahre 2002 wurde 30 Jahre Informatik an deutschen Universitäten gefeiert.

In Österreich wurde die gesetzliche Grundlage für das Informatikstudium durch das Bundesgesetz vom 10. Juli 1969 geschaffen. Noch im Jahr 1969 wurden an der Johannes Kepler Universität Linz mit den Vorlesungen des Diplomstudiums Informatik begonnen.

In der Schweiz bestand ab 1980 an der ETH Zürich eine Studienmöglichkeit.

Eine aktuelle – den wirtschaftlichen Gegebenheiten angepasste – Entwicklung ist, Teile des Informatikstudiums als einzelne Studiengänge zu etablieren, wie beispielsweise Wirtschaftsinformatik, angewandte Informatik oder Softwaretechnik. Ebenfalls findet man Informatik auch in der Biologie: An der ETH Zürich gibt es eine eigenständige Gruppe, die sich mit Algorithmen beschäftigt, die Biologie zu dokumentieren und zu simulieren.

Siehe auch

  • Portal:Informatik

Einzelbelege

  1. z.B. Landeshochschulgesetz Baden-Württemberg, i.d.F. vom 5. Januar 2005
  2. z. B. Berufsakademie Karlsruhe, Informatik
  3. seit 1971, dem Jahr der ersten Diplomprüfung in Karlsruhe am 17. Februar 1971
  4. a b Hochschulrektorenkonferenz, Kultusministerkonferenz: Allgemeine Bestimmungen und Rahmenprüfungsordnungen
  5. Kultusministerkonferenz: Rahmenprüfungsordnungen/Fachspezifische Bestimmungen
  6. Rahmenordnung für die Diplomprüfung im Studiengang Informatik – Fachhochschulen – (Beschluss HRK am 05.11.2002, KMK am 13.12.2002)
  7. a b c d e f Ländergemeinsame Strukturvorgaben gemäß § 9 Abs. 2 HRG für die Akkreditierung von Bachelor- und Masterstudiengängen mit Ergänzungen für die Studiengänge an Kunst- und Musikhochschulen (Beschluss der KMK vom 10.10.2003 i.d.F. vom 22.09.2005)
  8. vgl. Richtlinien zur Akkreditierung von Interdisziplinären Studiengängen der Akkreditierungsagenturen
  9. a b c Landeshochschulgesetze, z. B. LHG Baden-Württemberg i.d.F. vom 1. Januar 2005, § 38
  10. z. B. Promotionsordnung der Universität Karlsruhe (TH) für die Fakultät für Informatik i.d.F. vom 17. September 1997

Weblinks


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