Informationsgrafik

Informationsgrafik

Informationsgrafik (kurz: Infografik) ist die visuelle Repräsentation von Gesamtzusammenhängen in einer Abbildung.

Infografik des Metronetzes von Washington D.C.

Neben den beiden „klassischen“ Disziplinen Text- und Bildjournalismus ist es eine eigenständige journalistische Darstellungsform, die Informationen visuell aufbereitet.

Infografiken kommen ausschließlich in visuellen Medien zum Einsatz, vornehmlich in Printmedien wie Zeitungen, Illustrierten oder Magazinen sowie im Fernsehen. Sie spielen auch in Schul- und Lehrbüchern eine große Rolle.

Infografiken bemühen sich um eine möglichst effiziente Vermittlung von Fakten und legen dabei großen Wert auf Klarheit, Genauigkeit und Anschaulichkeit. Beim Menschen steht die visuelle Wahrnehmung an erster Stelle der Informationsaufnahme. Texte müssen erst verstanden und danach inhaltlich eingeordnet werden. Informationsgrafiken haben hier Vorteile, wenn sie dem menschlichen Gehirn die Sachinformationen in vorbereiteter Form servieren. Darin liegt die Stärke der Infografik und ihr Vorteil gegenüber den anderen journalistischen Disziplinen. Ein bekanntes Sprichwort fasst dieses sehr einprägsam zusammen: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Meinungen, Bewertungen, Einordnungen haben in einer Infografik keinen Platz. Sie gehören in einen Text ebenso wie das Beschreiben von Gefühlen. Die Darstellung von Gesichtern oder Personen, Handlungen und komplexen Situationen werden in diesem Genre illustriert, Landschaften oder Kunstobjekte dagegen können auch fotografisch dargestellt werden.

Inhaltsverzeichnis

Methoden

Inhalte sind immer klar abgrenzbare Sachinformationen wie Zahlenreihen, Größenverhältnisse, Ortslagen, Aufbau und Beteiligungen von Organisationen oder Konzernen, Entscheidungsabläufe, technische, biologische oder chemische Funktionsweisen, Anordnungen von Teilen oder Schichten u.Ä. Die wichtigsten infografischen Elemente sind Diagramme wie Säulen-, Balken-, Kreis-, oder Kurvendiagramme, geografische thematische Karten bzw. Pläne aller Art (z. B. Straßenkarte oder Geschichtskarte), Organigramme und Struktogramme oder schematische Darstellungen wie Explosionszeichnung (z. B. Querschnitte zur Veranschaulichung der Funktionsweise eines Verbrennungsmotors oder zur Darstellung von Gesteinsschichten).

Geschichte

Minards Grafik über Napoleons Rußlandfeldzug

Weitgehend unerforscht ist die Frage, inwieweit z. B. frühzeitliche Höhlenzeichnungen wie die im spanischen Altamira als Keimzelle der Infografik gelten könnten. So könnten dort nicht nur verschiedene Tierarten abgebildet worden sein, sondern auch Jagdtechniken, Jagdzeiten, Standorte bestimmter Herden etc.

Als Gründungsjahr der modernen Infografik wird häufig das Jahr 1786 genannt, in dem William Playfair seinen "Commercial and Political Atlas" veröffentlichte, in dem sich zahlreiche Diagramme finden. Als bekannter Infografiker gilt in Fachkreisen ebenfalls der Franzose Charles Joseph Minard, der 1869 den Russlandfeldzug Napoleons 18121813 darstellte. Seine Infografik zeigt den schematischen Verlauf bis Moskau, die Abnahme der Truppenstärke sowie eine Abfolge der Temperaturen, denen die Soldaten während des Rückzugs im Winter ausgesetzt waren. In ähnlicher Form stellte der irische Ingenieur Matthew Henry Phineas Riall Sankey die Energieflüsse in einer Dampfmaschine dar. Nach ihm wird diese Diagrammform heute als Sankey-Diagramm bezeichnet.

Diese graphische Verallgemeinerung qualitativer Sachverhalte und Inhalte hat sich historisch aus dem barocken Frontispiz bzw. Titelbild und der thematischen Kartografie entwickelt, also aus Panoramen und vergleichbaren kartografischen Abbildungsverfahren, die den Inhalt einer Abhandlung oder eines Buches, eines Bild- oder Kartenwerkes in einer Gesamtschau zusammenfassen. Daher gehören auch sowohl Orientierungspläne für Parks, Gebäude und Ausstellungen wie die maschinell generierten Sitemaps von Internetseiten zu den Informationsgrafiken.

Die breite Durchsetzung in den Massenmedien ging hingegen vor allem von den Vereinigten Staaten aus. Vor allem die Zeitung USA Today hat sehr stark auf infografische Visualisierungen gesetzt und damit große Erfolge gefeiert. Infografiken erlebten dort z. B. während des zweiten Golfkriegs einen Boom. Da so gut wie keine Bilder zu bekommen waren, wurden Truppenbewegungen, Frontverläufe, Geländegewinne bzw. -verluste oder die Wirkungsweise von Waffen mittels Infografiken den amerikanischen Lesern und Fernsehzuschauern vermittelt. In Deutschland spielte das Nachrichtenmagazin Focus eine wichtige Rolle in der Verbreitung von Infografiken.

Die systematische Erforschung der quantitativen Informationsgrafik wurde vor allem von Edward Tufte bewirkt [1].

Berufsbild

Die ausführenden Personen bilden die Berufsgruppe der Infografiker, die Infografiken erstellen bzw. gestalten. Das Berufsbild eines Infografikers ist in Deutschland noch relativ jung. Das Journalistenzentrum Haus Busch in Hagen hat bis 2006 Infografiker (später: „Newsdesigner“ genannt) in einer mehrmonatigen Vollzeitschulung ausgebildet. Infografiker haben entweder Design studiert oder Journalismus, seltener kommen sie auch von Kunstuniversitäten oder Hochschulen für bildende Künste. Auch Quereinsteiger haben bei entsprechender Kreativität und journalistischem Können eine Chance.

Zeitungen, Illustrierte oder Magazine in Deutschland mit eigenem Infografik-Ressort sind z.B. Bild, Focus und Stern. Auch kleinere Zeitungen und Zeitschriften beschäftigen mittlerweile freie oder fest angestellt Infografiker für ihre eigene Produktion.

Nachrichtenagenturen haben ebenfalls eigene Infografikabteilungen. Z.B. kaufte die dpa die "Globus Kartendienst GmbH"; sie firmierte später als "GLOBUS Infografik GmbH"[2] und heute als "dpa-infografik GmbH"[3]

Erstellung

Infografiken werden meist mit Vektorgrafikprogrammen wie z.B. Macromedia Freehand oder Adobe Illustrator erstellt. 3D-Computergrafik-Programme werden zunehmend eingesetzt. Diese sind aber für tagesaktuelle Infografiken weniger geeignet, da das Erstellen der Infografik erheblich zeitintensiver ist als mit Vektorprogrammen. Pixel-Programme, wie z.B. Adobe Photoshop, werden innerhalb der Infografik meist nur als Zusatzinstrument benutzt, um die Infografik zusätzlich aufzuwerten.

Literatur

  • Catherine Bouchon: Infografiken. Einsatz, Gestaltung und Informationsvermittlung. Verlag Werner Hülsbusch, Boizenburg 2007, ISBN 978-3-940317-07-0
  • Klaus Forster, Sabine Stiemerling, Thomas Knieper: Wissensvermittlung durch animierte Infographiken. Ein Experiment. In: Caja Thimm (Hrsg.): Netz-Bildung. Lehren und Lernen mit Onlinemedien in Wissenschaft und Wirtschaft. (= Reihe Bonner Beiträge zur Medienwissenschaft, Bd. 5). Lang, Frankfurt am Main u.a. 2005, ISBN 3-631-52108-1, S. 75–100
  • Angela Jansen, Wolfgang Scharfe: Handbuch der Infografik. Visuelle Information in Publizistik, Werbung und Öffentlichkeitsarbeit. Springer, Berlin u.a. 1999, ISBN 3-540-64919-0
  • Thomas Knieper: Infographiken. Das visuelle Informationspotential der Tageszeitung. (= Reihe Medien-Skripten; Bd. 23). R. Fischer, München 1995, ISBN 3-88927-157-X (Kurzfassung einer Dissertation, Univ. München 1994)
  • Martin Liebig: Die Infografik. (= Praktischer Journalismus; Bd. 39). UVK, Konstanz 1999, ISBN 3-89669-251-8
  • Hanno Sprissler: Infografiken gestalten, Techniken, Tips und Tricks. Springer, Berlin u.a. 1999, ISBN 3-540-65640-5
  • Alexander Vögtli, Beat Ernst: Wissenschaftliche Bilder. Eine Bildkritik. Schwabe, Basel 2007, ISBN 978-3-7965-2313-7

Weblinks

Galerie

Einzelnachweise

  1. http://www.edwardtufte.com/tufte/books_vdqi
  2. www.presseportal.de
  3. dpa.de

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