Internationaler Karlspreis zu Aachen

Internationaler Karlspreis zu Aachen
Das Aachener Rathaus, Verleihungsort des Karlspreises
Oberbürgermeister Linden bei der Verleihung 2000 mit Bill Clinton. Im Hintergrund weitere Preisträger, darunter Juan Carlos I., Václav Havel und Simone Veil.

Der Karlspreis, eigentlich Internationaler Karlspreis der Stadt Aachen, seit 1988 Internationaler Karlspreis zu Aachen, wird alljährlich in Aachen für Verdienste um die Europäische Einigung verliehen. Verliehen wird neben der Urkunde auch eine Medaille, deren Vorderseite das Bildnis Karls des Großen auf seinem Thron, eine Darstellung des ältesten erhaltenen Stadtsiegels Aachens aus dem frühen 12. Jahrhundert, zeigt. Den Abschluss der Verleihungszeremonie des mit einer symbolischen Summe von 5000 € dotierten Karlspreises bildet die Rede des Preisträgers.

Nach Karl dem Großen wurde der Preis benannt, da dieser als erster Einiger Europas gilt und weil er Ende des achten Jahrhunderts Aachen zu seiner Lieblingspfalz wählte. Durch diese Wahl sollte eine Brücke zwischen europäischer Vergangenheit und Zukunft geschlagen werden.

Die Verleihung findet traditionell an Christi Himmelfahrt im Krönungssaal des Rathauses der Stadt Aachen statt. Die Auswahl des Preisträgers/der Preisträgerin trifft das Direktorium der Karlspreisgesellschaft, das sich heute aus dem Oberbürgermeister der Stadt Aachen, dem Dompropst in Aachen und dem Rektor der RWTH Aachen als Mitgliedern kraft Amtes, Vertretern der im Rat der Stadt Aachen vertretenen Fraktionen, vom Direktorium benannten Mitgliedern, gewählten Mitgliedern und Vertretern der Stiftung zusammensetzt.

Inhaltsverzeichnis

Träger

Im Dezember 1949 gründeten die Aachener Bürger Dr. Albert Maas, Albert Servais, Bischof Dr. Johannes Joseph van der Velden, Professor Dr. Wilhelm Müller, Hermann Heusch, Dr. Franz Krauß, Carel Nieuwenhuijsen, Erasmus Schlapp und Dr. Jean Louis Schrader nach einer Initiative des Kaufmanns Dr. Kurt Pfeiffer die „Gesellschaft zur Verleihung des Internationalen Karlspreises der Stadt Aachen“ (Karlspreisgesellschaft), deren Zweck es sein sollte, den Weihnachten 1949 proklamierten Karlspreis zu verleihen. Sie erklärte, der Preis solle fortan jährlich „Persönlichkeiten verliehen“ werden, „die den Gedanken der abendländischen Einigung in politischer, wirtschaftlicher und geistiger Beziehung gefördert haben“. Die Karlspreisgesellschaft ist seit 1987 in der Rechtsform eines eingetragenen Vereins verfasst und führt den Namen „Gesellschaft für die Verleihung des Internationalen Karlspreises zu Aachen e. V.“. Seit 1997 existiert daneben die „Stiftung Internationaler Karlspreis zu Aachen“, die den Gedanken der europäischen Einigung fördern soll.

Jugendpreis

Seit 2008 wird von der Karlspreisstiftung, gemeinsam mit dem Europäischen Parlament, auch ein Karlspreis für die Jugend vergeben, der das europäische Engagement von Jugendlichen und jungen Erwachsenen würdigt und vorbildliche Jugendprojekte auszeichnet.[1]

Preisträger

Verleihung an Paul-Henri Spaak, 1957
Der Aachener Oberbürgermeister Linden mit Karlspreisträger Clinton
  • 2002 – Der Euro
    Im Jahre 2002 wurde der Euro, die Währung der Europäischen Währungsunion, mit dem Internationalen Karlspreis zu Aachen ausgezeichnet, da er „wie kein anderer Integrationsschritt zuvor die Identifikation mit Europa befördert und damit einen entscheidenden, epochemachenden Beitrag zum Zusammenwachsen der Völkerfamilie leistet“. Angenommen wurde der Preis von Wim Duisenberg, dem damaligen Präsidenten der Europäischen Zentralbank.
  • 2003 – Valéry Giscard d’Estaing
    Giscard d'Estaing erhielt den Preis für seine Verdienste um den Entwurf einer Europäischen Verfassung, die er als Präsident des Europäischen Konvents mit ausarbeitete.
  • 2004 – Pat Cox
    Am 20. Mai 2004 wurde er in Aachen mit dem Karlspreis ausgezeichnet. Das Karlspreis-Direktorium würdigt damit seine Verdienste um die EU-Erweiterung und Demokratisierung der Europäischen Union.
  • 2005 – Carlo Azeglio Ciampi
    Der Italiener wird für seine Verdienste um Europa ausgezeichnet. Ciampi hat den Preis am 5. Mai im Krönungssaal des Aachener Rathauses entgegengenommen.
  • 2006 – Jean-Claude Juncker
    Mit Glaubwürdigkeit, Kompetenz und Leidenschaft sei er Motor und Vordenker des Integrationsprozesses, begründete das Karlspreis-Direktorium die Wahl.
    Da im Jahr 1986 das Volk von Luxemburg den Karlspreis erhielt, ist Jean-Claude Juncker als Luxemburger der erste und bisher einzige zweifache Karlspreisträger.
  • 2007 – Javier Solana
    Solana erhielt am 17. Mai 2007 für „herausragendes Engagement für einen substanziellen Beitrag Europas zu einer sicheren und gerechteren Welt“ den Karlspreis.
Oberbürgermeister Linden (rechts) mit Angela Merkel
  • 2008 – Angela Merkel
    Der deutschen Bundeskanzlerin wurde am 1. Mai 2008 der Preis „für ihre Verdienste um die Weiterentwicklung der Europäischen Union“ verliehen. Der eingravierte Spruch auf der Medaillenrückseite lautet: „Europa gemeinsam gestalten“. Nicolas Sarkozy, der Präsident Frankreichs und zukünftige EU-Vorsitzende, hielt die Laudatio zu Ehren Angela Merkels, er würdigte das Verhältnis der Franzosen zu Deutschland und Europa.[2][3]
  • 2009 – Andrea Riccardi
    Begründer der Gemeinschaft Sant’Egidio

Außerdem wurde am 24. März 2004 zum bisher einzigen Mal ein außerordentlicher Karlspreis an Papst Johannes Paul II. verliehen.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. "Jugendprojekte: Jetzt bewerben für den Europäischen Jugend-Karlspreis", Website des Europaparlaments, 17. November 2008
  2. Aachener Nachrichten: Karlspreis ganz harmonisch: «Chére Angela» und der «liebe Nicolas», 1. Mai 2008
  3. Rede des Präsidenten der Französischen Republik Nicolas Sarkozy im deutschen Text bei www.karlspreis.de und als Video bei www.elysee.fr am 1. Mai 2008

Weblinks

Literatur

  • Franco Bettin (Hrsg.): 50 Jahre internationaler Karlspreis zu Aachen, Monschau 2000
  • Harald Kästner (Hrsg.): Die Karlspreisträger und ihre europäischen Reden, Bonn 1983
  • Heinz Kundolf: Die Gedenk-Medaillen auf den Internationalen Karlspreis zu Aachen, Jahresgabe der Aachener Münzfreunde. Aachen 1996
  • Helmut Reuther (Hrsg.): Der internationale Karlspreis zu Aachen. Zeugnis europäischer Geschichte. Symbol europäischer Einigung, Bonn 1993
  • Sabine Schulz: Der Aachener Karlspreis, Aachen 1988

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