Internationaler Versöhnungsbund

Internationaler Versöhnungsbund

Der Internationale Versöhnungsbund (engl. International Fellowship of Reconciliation, IFOR) ist eine Friedensorganisation, die 1914 zu Beginn des 1. Weltkrieges von Christen gegründet wurde und heute Angehörige aller Weltreligionen umfasst. Weltweit tritt er in über 40 Ländern für eine Kultur der Gewaltlosigkeit ein und arbeitet so für Frieden und Menschenrechte und gegen Krieg, Militarisierung und alle Formen von Gewalt.

Inhaltsverzeichnis

Internationaler Verband

Der internationale Verband IFOR gliedert sich in über 65 Zweige, Gruppen und Assoziierte Mitglieder, die auch die Hauptträger seiner Arbeit sind. Sein Büro sitzt in Alkmaar, Niederlande. Schwerpunkte des internationalen Büros ist die Unterstützung in 5 Bereichen:

Wichtige Mitglieder waren/sind die sechs Nobelpreisträger Jane Addams, Emily Green Balch, Chief Albert Luthuli, Martin Luther King, Mairead Corrigan-Maguire und Adolfo Maria Pérez Esquivel, sowie seine Reisesekretäre Hildegard Goss-Mayr und Jean Goss.

Zudem war der Versöhnungsbund maßgeblich an Initiativen beteiligt, die zur Gründung von War Resisters International, Eirene, amnesty international, Peace Brigades International und anderen Nichtregierungs-Organisationen führten.

Der Internationale Versöhnungsbund hat Beratungsstatus bei den Vereinten Nationen. Er ist Glied der Internationale Koordination für die Dekade für eine Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit für die Kinder der Welt (2001-2010).

Deutscher Zweig

Der deutsche Zweig gehörte 1919 unter der Leitung der protestantischen Pfarrers Friedrich Siegmund-Schultze zu den Gründungsmitgliedern des Internationalen Versöhnungsbundes. Er und der britische Quäker Henry Hodgkin hatten sich am Vorabend des 1. Weltkriegs das Versprechen gegeben, Krieg und Gewalt nicht zu rechtfertigen und sich nicht gegeneinander aufhetzen zu lassen. Zu den Vorstandsmitgliedern in dieser Zeit zählten der Theologe Alfred Dedo Müller und der Reformpädagoge Waldus Nestler. Mitglieder waren u. a. der Reformpädagoge und sozialchristlich orientierte Nikolaus Ehlen.[1]

Im 2. Weltkrieg wurden viele Mitglieder des deutschen Versöhnungsbundes inhaftiert, weil sie den Dienst mit der Waffe verweigerten; zwei von ihnen - der katholische Priester Max Josef Metzger und der evangelische Publizist Hermann Stöhr wurden u.a. wegen dieser Entscheidung zum Tode verurteilt.

Nach dem Krieg sah man sich vor neue Aufgaben gestellt: die Versöhnungsarbeit zwischen West und Ost, die Solidarität im Einsatz für Befreiung in Ländern der 2/3 Welt, der Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen.

Die Arbeit des Verbandes trug auch in Deutschland zur Gründung vieler wichtiger Initiativen in der Friedensarbeit bei, darunter Aktion Sühnezeichen, Ohne Rüstung Leben, Bund für Soziale Verteidigung, Kampagne gegen Rüstungsexport, dem Forum Ziviler Friedensdienst. Der Verband ist Mitglied in der Zentralstelle für Recht und Schutz der Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen.

Jetzige Arbeitsschwerpunkte sind die öffentliche Aufklärung gegen Kriegsbestrebungen (z. B. im Irak, Iran und auf dem Balkan) und die Förderung von Jugendaustausch und Freiwilligendiensten auf der Basis der Philosophie der Gewaltlosigkeit sowie die Bemühungen, den Friedensgedanken in die verfassten Kirchen hineinzutragen.

Der Verband in Deutschland hat ca. 950 Mitglieder (Stand 2006), die Geschäftsstelle ist in Minden. Der Präsident des Verbandes ist seit 2010 Ullrich Hahn, Vorsitzender ist seit Mai 2010 der der evangelische Gemeindepfarrer Matthias-W. Engelke. Vorhergehende Vorsitzende waren Ullrich Hahn (1995-2010), Konrad Lübbert (bis 1995), Heinz Kloppenburg (1958 - 1969), Rudolf Daur und Alfred Dedo Müller (1925).

Österreichischer Zweig

Der Zweig wurde nach dem Krieg im Jahre 1953 wesentlich von Hildegard Goss-Mayr neu begründet. Von besonderer Bedeutung ist das jahrzehntelange Engagement des Lateinamerika-Komitees. Der Vorsitzende Erwin Waldschütz war 1976-1978 der Motor einer österreichweiten Menschenrechtskampagne mit einer Plattform von über 30 Organisationen. Der Autor Ernst Schwarcz ist Ehrenvorsitzender des Zweigs. Der Vereins arbeitet beim Österreichischen Friedensdienst (ÖFD) mit. Ein bekanntes Mitglied ist Friedrich Glasl, ein anerkannter Fachmann für Konfliktmanagement.

Schweizer Zweig

In der Schweiz haben sich die beiden IFOR-Zweige Forum für Friedenserziehung und MIR Romand im März 2011 zu IFOR Schweiz - MIR Suisse zusammengeschlossen. Seit 1945 gab es einen Schweizer Zweig, und seit mehreren Jahren einen deutsch-schweizer und einen französisch-schweizerischen Verein.[2] IFOR Schweiz hat rund 400 Mitglieder.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Nikolaus Ehlen - ein Leben für den Nächsten (PDF) Artikel von Barbara Wolandt und Gerd Wolandt
  2. Zusammenschluss Forum für Friedenserziehung und MIR Romand zu IFOR Schweiz Artikel auf der Website des IFOR Schweiz, abgerufen am 4. April 2011

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Friedensaktivist — Als Friedensbewegung bezeichnet man vorwiegend in westlichen Demokratien auftretende soziale Bewegungen, die bestimmte Kriege, Kriegsformen und Kriegsrüstung aktiv und organisatorisch verhindern und den Krieg als Mittel der Politik langfristig… …   Deutsch Wikipedia

  • Internationales Workcamp — Internationale Workcamps sind Formen des internationalen Jugendaustausches mit dem Ziel der Völkerverständigung. Inhaltsverzeichnis 1 Historischer Abriss 2 Beispiele für Arbeitsprojekte 3 Projektträger, Workcamp Organisation und Teilnehmer …   Deutsch Wikipedia

  • Jugendgemeinschaftsdienst — Internationale Workcamps sind Formen des internationalen Jugendaustausches mit dem Ziel der Völkerverständigung. Inhaltsverzeichnis 1 Historischer Abriss 2 Beispiele für Arbeitsprojekte 3 Projektträger, Workcamp Organisation und Teilnehmer …   Deutsch Wikipedia

  • Work camp — Internationale Workcamps sind Formen des internationalen Jugendaustausches mit dem Ziel der Völkerverständigung. Inhaltsverzeichnis 1 Historischer Abriss 2 Beispiele für Arbeitsprojekte 3 Projektträger, Workcamp Organisation und Teilnehmer …   Deutsch Wikipedia

  • AGDF — Die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) ist ein Zusammenschluss von 34 Organisationen und Institutionen, die mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Arbeitsprogrammen im In und Ausland Friedensarbeit leisten. Das Leitbild der AGDF… …   Deutsch Wikipedia

  • Friedensbewegung — Als Friedensbewegung bezeichnet man soziale Bewegungen, die Kriege, Kriegsformen und Kriegsrüstung aktiv und organisatorisch verhindern und den Krieg als Mittel der Politik langfristig ausschließen wollen. Inhaltsverzeichnis 1 Überblick 2 Die… …   Deutsch Wikipedia

  • Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Friedensinitiativen Österreichs — Bei der „Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Friedensinitiativen“ (ARGE UFI) handelte es sich um die aktivste auf der Basis des 1980 in England erarbeiteten END Appells („European Nuclear Disarmament“ – Bewegung für europäische atomare Abrüstung)… …   Deutsch Wikipedia

  • Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden — Die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) ist ein Zusammenschluss von 34 Organisationen und Institutionen, die mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Arbeitsprogrammen im In und Ausland Friedensarbeit leisten. Das Leitbild der AGDF… …   Deutsch Wikipedia

  • Begründung des Irak-Krieges — Für den Irakkrieg im Jahre 2003 gab die angreifende „Koalition der Willigen” unter der Führung der Vereinigten Staaten von Amerika keinen schlagenden Grund (lat.: Casus belli) an, sodass die Gründe für den Irakkrieg bis heute nicht eindeutig zu… …   Deutsch Wikipedia

  • Begründung des Irak-Kriegs — Für den Irakkrieg im Jahre 2003 gab die angreifende „Koalition der Willigen” unter der Führung der Vereinigten Staaten von Amerika keinen schlagenden Grund (lat.: Casus belli) an, sodass die Gründe für den Irakkrieg bis heute nicht eindeutig zu… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”