Amaurose

Amaurose
Klassifikation nach ICD-10
H54 Sehbeeinträchtigung einschließlich Blindheit (binokular oder monokular)
ICD-10 online (WHO-Version 2011)

Amaurose (griechisch ἀμαυρός (amauros) = „dunkel, blind“), auch als Vollblind oder selten Schwarzer Star bezeichnet, ist der medizinische Fachausdruck für das vollständige Fehlen von Lichtwahrnehmung eines oder beider Augen bei Verlust jeglicher optischer Reizverarbeitung.[1] Hinsichtlich einer Sehschärfenprüfung entspricht dies dem Wert „0 - ohne Lichtwahrnehmung“. Als objektives Anzeichen einer Amaurose tritt eine vollkommene Pupillenstarre (amaurotische Pupillenstarre) ein, bei der keinerlei direkte Lichtreaktion mehr auslösbar ist.

Inhaltsverzeichnis

Ursachen

Als Ursache einer Amaurose können unterschiedlichste angeborene oder erworbene Faktoren in Frage kommen, die im Stande sind, eine vollkommene Unterbrechung von Lichtreizübertragungen zum Gehirn auszulösen. Hierzu zählen zum Beispiel Netzhautablösungen, degenerative Erkrankungen der Netz- oder Aderhaut, Kompression oder Durchtrennung des Sehnervs, Vergiftungen, Tumore oder vaskuläre Ereignisse. Hysterische Amaurosen sind selten und treten meist beidseitig auf.[2]

Amaurose und Blindheit

Von der Amaurose ist der Begriff der Blindheit zu unterscheiden. Nach allgemeiner Gesetzeslage und nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) trifft die Eigenschaft „blind“ auch auf Personen mit einem, wenn auch äußerst geringen, Sehrest zu, was bei der Amaurose nicht der Fall ist. Insofern ist ein amaurotisches Auge immer auch blind, jedoch muss ein blindes Auge nicht zwangsläufig amaurotisch sein. Im Zusammenhang mit sozial- und versorgungsrechtlichen Aspekten bezeichnet zudem Blindheit in der Regel den Zustand einer "Person", nicht den eines Auges als "Organ". Demnach gilt eine Person mit einer einseitigen Amaurose und intaktem Sehvermögen auf dem anderen Auge nicht als blind im juristischen Sinne.

Amaurosis fugax

Klassifikation nach ICD-10
G45.3 Amaurosis fugax
ICD-10 online (WHO-Version 2011)

Die Amaurosis fugax (lat.: fugax = „flüchtig“) ist ein akuter, reversibler und meist einseitig verlaufender arterieller Gefäßverschluss der die Netzhaut versorgenden Arteria centralis retinae, welcher eine kurzzeitige, vollständige Verdunkelung des betroffenen Auges zur Folge hat.[3] Er gilt häufig als erstes Anzeichen einer zerebralen Durchblutungsstörung und kann zudem in Verbindung mit einer Karotisstenose auftreten[4][5].

Lebersche Kongenitale Amaurose

Die Lebersche Kongenitale Amaurose (auch: kongenitale tapeto-retinale Amaurose, LCA) ist eine angeborene und meist autosomal-rezessiv vererbte Funktionsstörung des Pigmentepithels der Netzhaut mit degenerativen Erscheinungsformen der Aderhaut. Sie wurde erstmals von dem deutschen Augenarzt und Wissenschaftler Theodor Carl Gustav von Leber 1869 beschrieben. Die Patienten kommen bereits erheblich sehbehindert oder blind zur Welt, und die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung nachfolgender Geschwister liegt bei etwa 25%.[6]. Mehr als 10% aller angeborenen Fälle von Blindheit können auf die Lebersche Amaurose zurückgeführt werden[7].

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Amaurose – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Pschyrembel - Klinisches Wörterbuch. 256. Auflage bearbeitet unter der Leitung von Christoph Zink. De Gruyter, Berlin - New York 1990, ISBN 3-11-010881-X
  2. Rudolf Sachsenweger: Neuroophthalmologie. Thieme Verlag, Stuttgart; 3. Auflage, (Januar 1983), S. 167; ISBN 978-3135310039
  3. Axenfeld/Pau: Lehrbuch und Atlas der Augenheilkunde. Unter Mitarbeit von R. Sachsenweger u. a., Stuttgart: Gustav Fischer Verlag, 1980, ISBN 3-437-00255-4
  4. Albert J. Augustin: Augenheilkunde. Berlin: Springer Verlag, 2007, S. 147. ISBN 978-3540304548
  5. Information des Gefäßzentrum Bremen
  6. Axenfeld/Pau: Lehrbuch und Atlas der Augenheilkunde. Unter Mitarbeit von R. Sachsenweger u. a., Stuttgart: Gustav Fischer Verlag, 1980, S. 550. ISBN 3-437-00255-4
  7. Wolfgang Hammerstein und Walter Lisch: Ophthalmologische Genetik. Enke Verlag, Stuttgart, 1985, S. 8. ISBN 3-432-94941-3
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