Iwan Goll

Iwan Goll
Das Grab von Yvan und Claire Goll auf dem Père Lachaise

Yvan Goll (auch Iwan oder Ivan Goll, eigentlich Isaac Lang; * 29. März 1891 in Saint-Dié-des-Vosges; † 27. Februar 1950 bei Paris) war ein deutsch-französischer Dichter und der Ehemann der deutsch-französischen Schriftstellerin und Journalistin Claire Goll.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Yvan Goll kam 1891 in Sankt Didel zur Welt, einer bis 1871 französischen Stadt in den Vogesen, die damals Teil des Deutschen Reiches war. Die Einwohner fühlten sich jedoch zumeist Frankreich zugehörig. Er studierte an der Universität Straßburg zunächst Rechtswissenschaften und promovierte 1912 zum Doktor der Philosophie. Als Pazifist vor dem Wehrdienst fliehend, emigrierte er zu Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 in die Schweiz, wo er in Zürich, Lausanne und Ascona lebte.

Nach Kriegsende zog es Goll in die französische Hauptstadt Paris. Hier heiratete er die Journalistin Clara Aischmann, geschied. Studer. Bei Freunden in Berlin lernte Ivan Goll die neun Jahre jüngere Lyrikerin Paula Ludwig kennen, mit der er eine leidenschaftliche Liebes- und Arbeitsbeziehung begann.

Mit seiner Frau floh Goll 1939 am Anfang des Zweiten Weltkriegs ins New Yorker Exil und kehrten nach der Niederlage des Nationalsozialismus 1947 nach Frankreich zurück. Dort starb er in Neuilly-sur-Seine, einem Vorort von Paris, im Alter von 58 Jahren.

Goll bewegte sich sein Leben lang zwischen mehreren Identitäten. Seine Zugehörigkeit erläuterte er selbst mit den Worten: Durch Schicksal Jude, durch Zufall in Frankreich geboren, durch ein Stempelpapier als Deutscher bezeichnet.

Werk

Als Lyriker ging Yvan Goll vom deutschen Expressionismus aus. Zudem war er aber auch ab 1919 einer der Wortführer des französischen Surrealismus.

1920 erschien in der Anthologie Menschheitsdämmerung die Vers- und die Prosafassung seiner Dichtung Panamakanal. 1924 kam das von ihm 1919 verfasste satirische Drama Methusalem oder Der ewige Bürger in Berlin zur Uraufführung. Darin nahm Goll erhebliche Elemente des absurden Theaters vorweg.

Eines seiner Hauptwerke ist der Gedichtzyklus Johann Ohneland (Originaltitel Jean sans terre), der postum 1957 veröffentlicht wurde. Hierin sind auch autobiografische Elemente zu sehen, denn Goll thematisiert die Ortslosigkeit des modernen Menschen.

Trotz seiner Bedeutung für Expressionismus und Surrealismus und seines dreisprachigen Schreibens in englischer, französischer und deutscher Sprache blieben Golls Werke in Deutschland recht unbekannt.

Chronologie der Werke

  • 1912 Lothringische Volkslieder
  • 1914 Der Panamákanal
  • 1917 Requiem. Für die Gefallenen von Europa
  • 1922 Methusalem oder Der ewige Bürger
  • 1922 Melusine. Schauspiel. UA 1956 Wiesbaden
  • 1925 Poèmes d'Amour (mit Claire Aischmann)
  • 1926 Poèmes de Jalousie (mit Claire Aischmann)
  • 1927 Poèmes de la Vie et de la Mort (mit Claire Aischmann)
  • 1927 Die Eurokokke (Französisch: Lucifer Vieillissant)
  • 1927 Le Microbe de l'Or
  • 1928 Der Mitropäer (Neuauflage 1987 in Berlin: Argon)
  • 1929 Agnus Dei
  • 1930 Sodome et Berlin
  • 1946 Fruit from Saturn
  • 1960 Dichtungen (Aus dem Nachlass)
  • 1962 Ausgewählte Gedichte Stuttgart: Reclam 1962 u.ö. (66 S.)
  • 1968 Gedichte, Eine Auswahl Hg. René A. Strasser, Magica, Meilen/Zürich [1968] (438 S.)
  • 1996 Die Lyrik Hg. Barbara Glauert-Hesse. Göttingen: Wallstein (4 Bände, 2004 S.)

Literatur

Weblinks


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