Jacques Rivière

Jacques Rivière

Jacques Rivière (* 15. Juli 1886 in Bordeaux; † 14. Februar 1925 in Paris) war ein französischer Schriftsteller.

Rivière stammte aus einer protestantischen Arztfamilie und besuchte nach dem baccalauréat in Bordeaux (1903) die Vorbereitungsklassen für die École Normale Supérieure auf dem Lycée Lakanal in Sceaux bei Paris. Hier befreundete er sich mit einem ebenfalls literarisch passionierten Mitschüler, Alain-Fournier, mit dem er in ständigem, oft täglichen Briefwechsel blieb.

Nachdem er, wie auch Alain-Fournier, bei der Aufnahmeprüfung zur ENS keinen der kontingentierten Studienplätze erhalten hatte, ging er 1905 zurück nach Bordeaux. Dort legte er nach kurzem Studium (die beiden Jahre Lakanal waren anrechenbar) ein Universitätsexamen ab, die „licence ès lettres“, mit der man Gymnasiallehrer im Angestelltenverhältnis werden konnte. Hiernach absolvierte er seinen Wehrdienst.

Anschließend (1907) ging er wieder nach Paris, um sich auf die agrégation vorzubereiten, die Rekrutierungsprüfung für beamtete Gymnasialprofessoren, und zugleich an einer Dissertation zu arbeiten. Immerhin verdiente er schon Geld als mäßig bezahlter Gymnasiallehrer, so dass er 1908 die Schwester Alain-Fourniers heiraten konnte. Auch knüpfte er Kontakte in der Pariser literarischen Szene und schrieb für die Zeitschrift L'Occident. Seine Karrierepläne an Schule oder Universität gab er irgendwann auf.

1912 wurde er Redaktionssekretär der jungen Zeitschrift La Nouvelle Revue Française, für die er auch selber zahlreiche Literaturkritiken verfasste. 1913 konvertierte er zum Katholizismus.

Als am 1. August 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, wurde er eingezogen und geriet schon am 24. August in deutsche Kriegsgefangenschaft. Ein missglückter Fluchtversuch brachte ihn für eine Weile in ein Straflager. Gegen Kriegsende erkrankte er und wurde in die neutrale Schweiz entlassen, wo man ihn jedoch zunächst in einem Internierungslager festhielt.

Nach mehr als vier Jahren zurück in Paris, brachte er 1919 die NRF neu in Gang und wurde wieder ihr Redaktionssekretär.

Er starb mit knapp 39 an Typhus. Sein anschließend langjähriger Nachfolger wurde Jean Paulhan, den er einige Zeit zuvor als Sekretär eingestellt hatte.

Den ursprünglich erhofften Durchbruch als eigenständiger Autor schaffte Rivière nicht. Er stellte nur einen einzigen kürzeren Roman fertig (Aimée). Sein restliches, durchaus umfängliches und von Kennern hochgeschätztes Werk besteht aus essayistischen Texten, Literaturkritiken und Autorenporträts (z.B. von Arthur Rimbaud, Marcel Proust, François Mauriac, Paul Valéry, Saint-John Perse, Jean Giraudoux, Jules Romains oder Louis Aragon), aus Tagebüchern und den zahlreichen Briefen, die er u. a. mit Paul Claudel, Antonin Artaud und Alain-Fournier wechselte. Ein großer Teil dieser Texte wurde von seiner Witwe gesammelt herausgegeben oder aus dem Nachlass erstmals publiziert.

Werke

  • L'Allemand, 1918
  • Aimée, 1922
  • Florence, 1935
  • Correspondence 1907-1914.(dt.: Ich will die Antwort: Der Briefwechsel des Dichters Paul Claudel mit einem jungen Intellektuellen. [Würzburg]: Arena 1966. Zuerst als: Briefwechsel 1907-1914. 1928)
  • Rimbaud (dt: Rimbaud. Aus d. Franz. von Armin Volkmar Wernsing. München: Matthes und Seitz 1979 ISBN 3-88221-303-5)
  • Carnets 1914 - 1917. Paris: Fayard 2001. ISBN 2-213-61115-7

Literatur

  • Marcel Raymond: Études sur Jacques Rivière. Paris: Corti 1972.
  • Michael Einfalt: "Jacques Rivière: Literatur oder Gott". In ders.: Nation, Gott und Modernität. Grenzen literarischer Autonomie in Frankreich 1919-1929. Tübingen: Niemeyer 2001, S. 205-258. ISBN 3-484-55036-8

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