Jane Seymour

Jane Seymour
Jane Seymour
Unterschrift von Jane Seymour als Königin

Jane Seymour (* um 1509; † 24. Oktober 1537 im Hampton Court Palace nahe London) war die dritte der sechs Ehefrauen von König Heinrich VIII. von England und für siebzehn Monate (proklamierte) Königin von England und Irland. Sie war die Mutter des einzigen männlichen Thronfolgers Heinrichs VIII. und späteren Königs Eduard VI.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jane Seymour war das fünfte von zehn Kindern und die älteste Tochter Sir John Seymours von Wiltshire († 1536) und Margaret Wentworths († 1550). Sie war die Schwester von Thomas Seymour und Edward Seymour.

Leben bei Hofe

Im Jahre 1530 wurde Jane Seymour am englischen Hofe eingeführt. Zunächst war sie Hofdame von Katharina von Aragón und später von Anne Boleyn. Heinrichs Beziehung zu Jane begann wahrscheinlich schon 1535, als er ihr auf einer seiner Sommerreisen begegnete. Jane war zu diesem Zeitpunkt bereits "in Gefahr", als alte Jungfer zu gelten, da sie mit 26 Jahren noch immer nicht verheiratet war. Allerdings dürfte es sich bei der Liebe des Königs zu ihr um nichts weiter als eine heftige Schwärmerei gehandelt haben. Jane weigerte sich aber ebenso standhaft, nur eine königliche Geliebte zu werden. Obwohl Jane im Allgemeinen als ruhig, schüchtern und zurückhaltend beschrieben wird, setzte sie ihren Willen durch. Während der König noch mit Anne verheiratet war, setzte er bereits seine Hoffnungen in Jane als Mutter seines zukünftigen Sohnes und vernachlässigte seine Ehe.

Heinrich VIII. und Anne Boleyn hatten bereits eine Tochter, die spätere Elisabeth I.. Die beiden folgenden Geburten waren zwar männliche Kinder, kamen aber tot und zu früh zur Welt. Heinrichs Druck auf Anne wurde somit immer größer, ihm endlich den ersehnten Thronfolger zu gebären. Da Anne durch den erhöhten Druck und die beiden Totgeburten immer mehr verzweifelte, war sie auch für Heinrich VIII. keine angenehme oder reizvolle Partnerin mehr. So musste Anne Boleyn tatenlos zusehen, wie der König sich bereits eine neue Partnerin suchte.

Jane wurde zur Königin ausgerufen

Nur einen Tag nach der Enthauptung von Anne Boleyn verlobte sich der König mit Jane Seymour. Am 30. Mai 1536 folgte die Vermählung und am 4. Juni 1536 wurde Jane zur englischen Königin ausgerufen. Doch wurde sie nie zur Königin gekrönt, möglicherweise, weil Heinrich zuerst die Geburt eines Sohnes abwarten wollte. Auf alle Fälle wurde die Krönung aus Kostengründen auf das letzte Quartal 1536 verschoben, dann wegen des Ausbruchs der Pest und aufgrund von Aufständen im Norden des Landes nicht durchgeführt.

Die als passiv, freundlich und unterwürfig beschriebene Jane ordnete sich ihrem Ehemann vollends unter und schuf erstmals wieder eine Art königliches Familienleben. Es gelang ihr, eine Versöhnung zwischen Maria, Heinrichs Tochter aus erster Ehe mit Katharina von Aragon (1485 - 1536), und dem König herbeizuführen und beide Töchter des Königs (neben Maria auch Elisabeth I., die Tochter Anne Boleyns) bei Hofe einzuführen. Jane verhielt sich konsequent nach ihrem frei gewählten Motto: „Zum Gehorchen und Dienen bestimmt“ (engl. „Bound to obey and serve“).

Als Königin wird Jane als streng, konservativ und förmlich beschrieben. Mit ihrer Schwägerin Anne Stanhope und ihrer Schwester Elizabeth Seymour unterhielt sie eine enge und herzliche Beziehung. Auch änderte sich das soziale Leben am Hofe unter Königin Jane und wurde durch sehr strenges Reglement ersetzt. So gab es eine Kleiderordnung für Hofdamen, die die von Anne Boleyn eingeführte französische Mode am Hofe verbot und sogar die Anzahl der auf Kleidern aufgestickten Perlen festlegte. Nie mischte sich Jane in die Politik ihres Mannes ein, außer um für die Aufständischen der Pilgrimage of Grace um Gnade zu bitten. Dafür soll sie, so zahlreiche Biografen von Heinrich, vom König an das Schicksal der letzten Königin (Anspielung auf Anne Boleyn) erinnert worden sein, die sich in seine Politik einmischte.

Die katholische Jane geriet schnell in Konflikt mit dem Lordsiegelbewahrer des Königs, Thomas Cromwell. Er war der Anführer der Protestanten am Hof und vom König mit der Umwandlung der Kirche betraut worden. Sein Sohn Gregory war mit Janes Schwester Elisabeth verheiratet. Unter dem Einfluss von Anne Boleyn hatte Heinrich VIII. seine erste Tochter Maria nicht mehr als legitime Tochter anerkannt. Jane versuchte, dieses wieder rückgängig zu machen. Als ihr jedoch eine Anklage wegen Hochverrats angedroht wurde, stellte sie auch dieses Vorhaben auf Wunsch ihres Mannes ein.

Geburt des Thronfolgers und Tod

Eduard VI. (Porträt von Hans Eworth)

Im Jahre 1537 wurde Jane schwanger. Während ihrer Schwangerschaft soll sie einen Heißhunger auf Wachteln entwickelt haben, die der König extra für sie aus Flandern bestellte. Diese Heißhungeranfälle, zusammen mit dem Verlangen nach Süßigkeiten und Wein, wurden später als Gründe für ihren Tod im Kindbett angeführt.

Im September 1537 begann Jane, sich aufgrund ihrer fortgeschrittenen Schwangerschaft vom Hofleben zurückzuziehen. Nachmittags am 9. Oktober 1537 setzten die ersten Wehen ein und erst am 12. Oktober 1537 gebar Jane den Thronerben Edward (den späteren Edward VI.) im Palast zu Hampton Court. Heinrich soll beim Anblick seines Sohnes angeblich vor Freude geweint haben. Jane war nach der Geburt wohlauf und nahm noch an der Taufe ihres Sohnes am 15. Oktober teil. Danach erkrankte Jane sehr schwer an Kindbettfieber und Blutvergiftung. Am 24. Oktober 1537 verstarb Jane Seymour, zwölf Tage nach der Geburt ihres Sohnes und weniger als 18 Monate nach der Proklamation zur englischen Königin. Heinrich ordnete für den ganzen englischen Hof Staatstrauer bis zum 2. Januar 1538 an. Ihr Leichnam wurde einbalsamiert und im Bleisarg in langer Prozession nach Schloss Windsor überführt, um dort die letzte Ruhestätte zu finden. Ein Phönix war zentrales Symbol von Janes Wappen. Über ihrem Grab war folgende Inschrift für eine Zeit lang zu lesen:[1]

Phoenix Jana iacet, nato Phoenice ; dolendum,
Secula Phoenices nulla tulisse duas.

zitiert nach Thomas Fuller, der folgende Übersetzung liefert:

Soon as her Phoenix Bud was blown,
Root-Phoenix Jane did wither,
Sad, that no age a brace had shown
Of Phoenixes together.

(wörtlicher: 'Jane lies dead, her phœnix born; a pity that no ages have borne two phœnices'.)

Heinrich VIII. trauerte sehr um Jane und fiel in eine tiefe Depression. Noch später erzählte er, dass er von seinen Frauen Jane am meisten geliebt habe. Historiker vermuten, dass diese Aussage vor allem darauf zurückgeht, dass Jane dem König den erwarteten Thronerben gebar. Erst 1540 heiratete er seine vierte Frau Anna von Kleve. Die Suche nach einer geeigneten neuen Gemahlin für Heinrich begann allerdings schon 1537/38. Als er 1547 starb, fand er in Windsor Castle an der Seite von Jane seine letzte Ruhestätte.

Janes Brüder

Jane hatte zwei sehr ambitionierte Brüder Thomas Seymour und Edward Seymour, die die Erinnerung an ihre Schwester weidlich dazu nutzten, sich immer mehr Einfluss und Macht am Hof zu verschaffen. Nach dem Tode von Heinrich VIII. heiratete Thomas Seymour Heinrichs Witwe Catherine Parr. Während der Regierung des jungen Edward VI. ernannte sich Edward Seymour selbst zum Lordprotektor (Regent) und regierte für seinen Neffen England praktisch alleine.

Thomas Seymour versuchte, sich auch bei Edward VI. in Gunst zu bringen, und schlug eine eheliche Verbindung des Königs mit Lady Jane Grey vor. Nach dem Tod seiner Frau Catherine Parr im September des Jahres 1548 warb er erneut um die Hand der Prinzessin Elisabeth (der späteren Elisabeth I.). Thomas Bruder Edward Seymour versuchte vergeblich, seinen Bruder vor dem Ruin zu bewahren. Im Januar 1549 wurde Thomas verhaftet und im Tower von London eingekerkert. Er wurde des Verrats für schuldig befunden und am 20. März 1549 hingerichtet. Der Herzog von Somerset wurde nach einer Mordanklage am 22. Januar 1552 auf dem Tower Hill enthauptet.

Wappen

Kinder

Kind mit Heinrich VIII., Heirat am 20. Mai 1536:

  • Eduard VI. (* 12. Oktober 1537; † 6. Juli 1553)

Literatur

  • Antonia Fraser: Die sechs Frauen Heinrichs VIII. Claassen Verlag, Berlin 1995 ISBN 3-546-00081-1
  • Jean Plaidy: Die Königinnen. Heinrich VIII. und seine Frauen, Herder Verlag GmbH 1983, ISBN 3-451-17331-X
  • Helga Thoma: Ungeliebte Königin Piper Verlag, München 2003, ISBN 3-492-23526-3
  • Marita A. Panzer: Englands Königinnen Piper Verlag, München 2003,ISBN 3-492-23682-0
  • Peter Wende: Englische Könige und Königinnen. Von Heinrich VII. bis Elisabeth II, C.H.Beck; Auflage: 1 (April 1998), ISBN 3-406-43391-X
  • Margaret George, Rainer Schmidt:Ich, Heinrich VIII., Lübbe 2006, ISBN 3-404-15584-X
  • Uwe Baumann:Heinrich VIII. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Rowohlt 2001, ISBN 3-499-50446-4

Verfilmungen

Über Heinrich und seinen Hofstaat wurden viele Filme gedreht. Drei, die hier Erwähnung finden sollen, sind Das Privatleben von Heinrich VIII. von 1933 mit Charles Laughton und die BBC-Fernsehserie Die Sechs Frauen Heinrichs VIII. von 1972 mit Keith Michell.

2003 wurde die Lebensgeschichte von Heinrich VIII für das Fernsehen mit großem Aufwand neu verfilmt: „Henry VIII“, dargestellt von Ray Winstone. Die Rolle der Jane Seymour spielt die Schauspielerin Emilia Fox.

In Die Tudors, einer britischen Serie über Heinrich VIII, dargestellt von Jonathan Rhys Meyers wird Jane Seymour gegen Ende der zweiten Staffel eingeführt. In Staffel 2 wird sie dargestellt von Anita Briem, in der dritten Staffel jedoch von Annabelle Wallis.

Weblinks

 Commons: Jane Seymour – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. The Mirror of Literature, Amusement, and Instruction, Vol. 14, Issue 386, August 22, 1829, by Various

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