Janus (Mythologie)

Janus (Mythologie)
Janus-Statue
Münze mit Januskopf (ca. 220)
Tempel des Janus auf einem Sesterz des Nero
Janusbogen

Janus (lateinisch Ianus) war der römische Gott des Anfangs und des Endes. Er gehört zu den ältesten römischen Göttern und zur ursprünglichen römischen Mythologie. Er ist ein rein römischer Gott und hatte keinen nachweisbaren Kult außerhalb Roms und keine Entsprechung in der griechischen Mythologie.

Inhaltsverzeichnis

Mythos

Seine Herkunft ist unbestimmt, unterschiedliche Sagen schildern ihn als Kind von Saturnus und Entoria.

Er soll im goldenen Zeitalter als König über Latium geherrscht und auf dem Ianiculum gewohnt haben. Es heißt auch, er habe den vor Juppiter fliehenden Saturnus bei sich aufgenommen.[1] Venilia soll seine Frau gewesen sein. Seine Tochter Canens sei mit König Picus von Laurentum vermählt gewesen.[2]

Ovid erzählt auch von Cardea, die ursprünglich eine Nymphe im Hain des Helernus am Tiber war. Diese machte sich ein Spiel mit ihren Verehrern, die sie vorausschickte zum Platz eines Stelldicheins, nur um ihnen zu entwischen, sobald diese sie aus dem Auge ließen. Das gelang aber bei dem doppelgesichtigen Janus nicht, und so musste Cardea sich ihm ergeben. Janus verlieh ihr aber zum Dank die Herrschaft über Schwellen, der Türscharniere und der Türgriffe.[3]

Eine mythische Erzählung des Pseudo-Plutarch macht ihn zum Bruder der Entoria, der von Saturnus unter die Sterne versetzt wurde.[4]

Darstellung

Die frühesten Abbildungen von Janus (auf den Münzen, die Servius Tullius prägen ließ) zeigen ihn mit einem Doppelgesicht, vorwärts und rückwärts blickend, daher die Beinamen Geminus („der Doppelte“), Bifrons („der Zweistirnige“), Biceps („der Zweiköpfige“). Vierköpfig erscheint er auf Münzen Hadrians, daher Quadriformis („der Viergestaltige“) und Quadrifrons („der Vierstirnige“). Die häufigste Darstellung des Gottes erfolgte aber, eventuell nach griechischem Vorbild von gewissen Hermes- und Apollonbildern, eben doppelköpfig. Der so genannte Januskopf gilt deshalb als Symbol der Zwiespältigkeit (etwas ist „janusköpfig“ = etwas ist „zwiespältig“).

Nach einer sehr gewöhnlichen Darstellung zählte Janus in der rechten Hand 300, in der linken 65 Steinchen, was auf die Einteilung des Jahrs in 365 Tage hindeutet. Auf anderen Bildern hatte er in der Rechten einen Stab, in der Linken einen oder mehrere Schlüssel, als Symbol der Gewalt des Wächters der Himmelspforte, des Bewegers der Angeln des Weltalls, des Aufschließers und Zuschließers des Himmels, der Wolken, des Landes und des Meeres (daher Claviger, Clusius, Patulcius).

In allegorischen Darstellungen der vier Jahreszeiten verkörpert Janus den Winter.

In republikanischer Zeit erschien das Haupt des Janus auf dem Avers der 1-As-Münze.

Bedeutung

Janus war ursprünglich ein Licht- und Sonnengott, das männliche Gegenbild der Jana oder Diana, und wurde erst allmählich zum Gott allen Ursprungs, des Anfangs und des Endes, der Ein- und Ausgänge, der Türen und der Tore, zum Vater aller Dinge (auch der Quellen) und aller Götter. Sein Name gehört zur gleichen Wortfamilie wie ianua, der lateinischen Bezeichnung für Tür und ianus für jeden unverschlossenen gewölbten Durchgang. Nach ihm ist auch der Monat Januar benannt. Alle Kalenderdaten, die Anfänge symbolisierten (sog. Kalenden), waren ihm gewidmet. Das Hochfest des Janus, das Agonium, wurde am 9. Januar des römischen Kalenders gefeiert.[5]

Janus wurde auch als Erfinder des Ackerbaues, der bürgerlichen Gesetze und gottesdienstlichen Gebräuche verehrt. Besondere Bedeutung hatte Janus für Unternehmungen, für die er Schutz und Unterstützung gewähren sollte. Bei Opferhandlungen wurde mit der Anrufung Janus' begonnen. Er fungierte als Mittler zwischen Menschen und Göttern.

Kult

Hauptartikel: Janustempel

Das bedeutendste Heiligtum des Ianus war der Janustempel auf dem Forum Romanum. Der Bau dieses Tempels wurde dem sagenhaften König Numa Pompilius zugeschrieben, der den Dienst für Ianus in Rom eingeführt haben soll.

Der sogenannte Janusbogen in Rom ist kein Heiligtum, das dem Ianus geweiht wurde, sondern ein säkulares Bauwerk (Quadrifrons), das in der Renaissance fälschlicherweise als Janustempel gedeutet wurde.

Rezeption in der bildenden Kunst

Poussins Tanz des Lebens
Rubens Janustempel

In der bildenden Kunst der Neuzeit wurde Janus nur selten dargestellt. Eine Säule mit Januskopf erscheint auf der linken Seite in Nicolas Poussins „Tanz des Lebens“ (um 1638, Wallace Collection, London), einem Komposition von verschiedenen Allegorien der Zeit. In ähnlichem Zusammenhang erscheint Janus als Gestalt mit zwei Köpfen, einem jugendlichen und einem greisenhaften, im „Triumph der Geschichte über die Zeit“, einem Fresko von Anton Raphael Mengs (1772-1773, Vatikanische Bibliothek, Rom),

Zwei Gemälde von Louis de Boullogne (1681, Amiens, Musée de Beaux-Arts) und Charles André van Loo („Auguste faissant fermer le temple de Janus“, um 1750, Amiens, Musée de Beaux-Arts) haben die Schließung des Janus-Tempels durch Augustus zum Thema. Eine mehr allegorische Darstellung des gleichen Vorgangs zeigt ein Gemälde von Peter Paul Rubens (1635, Eremitage, St. Petersburg).

Ein Gemälde des österreichischen Künstlers Paul Meissner trägt den Titel Januskopf.[6]

Literatur

Weblinks und Quellen

 Commons: Janus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Macrobius Convivia primi diei Saturnaliorum 1,7,19-22.
  2. Ovid Metamorphosen 14,333-336
  3. Ovid Fasti 6,101-130
  4. Plutarch Parallela minora 9 (Online)
  5. Ovid Fasti 1,318
  6. http://www.paul-meissner.at/Gallery/main.php?g2_itemId=351

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