Amerikanistik

Amerikanistik

Die Amerikanistik (englisch: American studies), Amerikakunde oder auch Nordamerikastudien (FU Berlin), ist die akademische Disziplin, die sich mit der Literatur, Sprache und Kultur des nordamerikanischen Kontinents befasst. Das Hauptaugenmerk dieser Regionalwissenschaft liegt dabei auf den Vereinigten Staaten von Amerika.

Die Amerikanistik entwickelte sich gegen Mitte des 20. Jahrhunderts als eigenständige Disziplin aus der Anglistik (englischen Literaturwissenschaft) und ist seit ihren Anfängen ausgesprochen interdisziplinär ausgerichtet. An deutschsprachigen Universitäten, an denen Amerikanistik angeboten wird, finden sich Anglistik und Amerikanistik normalerweise unter dem Dach einer gemeinsamen Fakultät. Sehr häufig gibt es aber (für jedes der beiden Fächer) separate Institute, die eigenständig arbeiten und nur im Bereich der Sprachwissenschaften gemeinsame Kurse anbieten. Die Kanadistik (Canadian Studies, „Kanada-Studien“) wird an vielen Universitäten als Teildisziplin der Amerikanistik behandelt, als Studienfach also oft nur in Kombination mit Amerikanistik angeboten. Wegen der engen historischen Verbindungen zu Großbritannien ergeben sich jedoch vielfach Überschneidungen mit der Anglistik. Tatsächlich entwickelte sich die Kanadistik als landeskundliche Disziplin weniger aus der Amerikanistik heraus als aus den Commonwealth Studies.

Mexiko liegt zwar auf dem nordamerikanischen Kontinent, wird aber wegen seiner spanischsprachigen Kultur zumeist im Rahmen der Lateinamerikanistik bzw. Ibero-Amerikanistik behandelt. Überschneidungen mit den American Studies ergeben sich dabei vor allem hinsichtlich der stark wachsenden Anzahl von Hispanics in den USA, etwa in den Chicano Studies.

Die indianischen Kulturen des amerikanischen Doppelkontinents werden oft im Rahmen der historisch ausgerichteten Altamerikanistik gelehrt, die verwirrenderweise auch oft nur als Amerikanistik firmiert, aktuelle Aspekte zumeist in Fakultäten der Ethnologie.

Als Pioniere der deutschen Amerikanistik nach dem Zweiten Weltkrieg gelten Hans Galinsky, Hans-Joachim Lang und Ursula Brumm in der Bundesrepublik, Eberhard Brüning, Horst Ihde, Heinz Wüstenhagen in der DDR.

Literatur

Einführungen
  • Udo J. Hebel:Einführung in die Amerikanistik / American Studies (Broschiert), Stuttgart: Metzler, 2008, ISBN 3476021513
  • Ansgar Nünning, Andreas H. Jucker: Orientierung Anglistik, Amerikanistik. Hamburg, 1999.
  • Neill Campbell, Alasdair Kean: American Cultural Studies. Routledge 1997.
  • Rüdiger B. Wersich (Hrsg.): USA-Lexikon - Schlüsselbegriffe zu Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur, Geschichte und zu den deutsch-amerikanischen Beziehungen, Berlin 1996.
Geschichte
  • Frank-Rutger Hausmann: Anglistik und Amerikanistik im Dritten Reich. Frankfurt/Main 2003.
  • Rainer Schnoor (Hrsg.): Amerikanistik in der DDR: Geschichte - Analysen - Zeitzeugenberichte. trafo verlag, Berlin 1999.
  • Lucy Maddox (Hrsg.): Locating American Studies: The Evolution of Discipline. Johns Hopkins University Press 1998. ISBN 0801860563
  • Christian Freitag, Dagmar Frost u.a.: Bibliographie amerikanistischer Veröffentlichungen in der DDR bis 1968 (John-F.-Kennedy-Institut für Nordamerikastudien - Materialien 5) Berlin 1976
  • Christian H. Freitag: Die Entwicklung der Amerikastudien in Berlin bis 1945 unter Berücksichtigung der Amerikaarbeit staatlicher und privater Organisationen. Berlin Diss. 1977

Einen guten Einblick in die Entwicklung der Amerikanistik bietet die Jubiläumsnummer der Zeitschrift Amerikastudien /American Studies (50.1/2, 2005), die 1956 als Jahrbuch für Amerikastudien gegründet wurde. Die American Studies Association wurde 1950 gegründet. Sie publiziert die Zeitschrift American Quarterly, die wichtigste amerikanistische Zeitschrift seit 1949. Die British Association for American Studies unterstützt American Studies in Britain und publiziert das Journal of American Studies.

Aktuelle Diskussion
  • The Futures of American Studies, hrg. von Donald E. Pease und Robyn Wiegman, Duke University Press 2002, ISBN 0822329654
Klassiker der amerikanistischen Literaturwissenschaft
  • D. H. Lawrence: Studies in Classic American Literature. Cambridge UP, 2003. ISBN 0-521-55016-5 (Erstausgabe 1923)
  • Vernon Louis Parrington: Main Currents in American Thought: An Interpretation of American Literature from the Beginnings to 1920. Kessinger Publishing, Whitefish 2005. (1927–30)
  • F. O. Matthiessen: American Renaissance: Art and Expression in the Age of Emerson and Whitman. Oxford UP 1968. ISBN 0-19-500759-X (1941)
  • Henry Nash Smith: Virgin Land: The American West As Symbol and Myth. Harvard UP 1971. ISBN 0-674-93955-7 (1950)
  • Charles Feidelson: Symbolism and American Literature. Chicago UP 1983. ISBN 0-226-24026-6. (1953)
  • Richard Chase: The American Novel and Its Tradition. Doubleday, Garden City 1957.
  • Marcus Bewley: The Eccentric Design. Form in the Classic American Novel. Columbia UP, New York 1959.
  • R. W. B. Lewis: The American Adam. Innocence, Tragedy, and Tradition in the Nineteenth Century. Chicago UP 1959. ISBN 0-226-47681-2 (1959)
  • Leslie Fiedler: Love and Death in the American Novel. Dalkey Archive Press, Chicago 1998. ISBN 1-56478-163-1 (1960)
  • Leo Marx: The Machine in the Garden: Technology and the Pastoral Ideal in America. Oxford UP 1999. ISBN 0-19-513351-X (1964)
  • Richard Poirier: A world elsewhere; the place of style in American literature. New York: Oxford University Press, 1966.
  • Sacvan Bercovitch: The American Jeremiad. University of Wisconsin Press, Madison 1978.

Siehe auch

Weblinks


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