Jauche

Jauche

Als Jauche, im mittelbairischen Sprachraum auch Ådl und im deutschschweizerischen Sprachraum Gülle resp. Bschütti, bezeichnet man eine Sammlung flüssiger Exkremente (Urin und evtl. aufgeschwemmter Kot) von Tieren und Menschen in entsprechenden Auffangbecken (Jauchegruben). Dort entsteht eine stinkende, braune Flüssigkeit. Das Gemisch wird gelegentlich mit einem Saugrohr in Jauchefässer oder andere Behälter abgepumpt und als Dünger auf den Wiesen verteilt. Weiterhin wird Jauche auch zur Herstellung von Biogas verwendet.[1]

Adolph Menzel: Jauchefass auf Wagen, 1884

Dabei gibt es in der deutschen Sprache landschaftliche Unterschiede für den Gebrauch des Wortes. Vor allem die Abgrenzung zur Gülle ist im Norden deutlicher als im Süden. Der Inhalt von Klärgruben von nicht an die Kanalisation angeschlossenen Wohnhäusern wird manchmal auch als Jauche bezeichnet.

Als Jauche (Pflanzenjauche) bezeichnet man auch gärende Ansätze von Pflanzenmaterial mit Wasser zu gärtnerischen Zwecken. Ein Beispiel ist die Brennnesseljauche, die als natürliches Spritzmittel gegen Pflanzenparasiten verwendet wird.

Inhaltsverzeichnis

Unterschied Jauche - Gülle

Wo unter Jauche ausschließlich Pflanzenjauche verstanden wird, bezeichnet (nur) Gülle ein Gemisch tierischer Exkremente (Kot und Urin) sowie Wasser und mitunter auch Einstreu wie Stroh. Sie kommt in der Regel durch die sogenannte Schwemmentmistung zustande.

Gülle und Jauche unterscheiden sich in diesem Sinne deutlich in ihrem Nährstoffgehalt.
Die Jauche ist konzentrierter, somit reicher an Kalium und Stickstoff. Gülle hat einen höheren Trockensubstanzanteil, da auch Kot und oft auch Stroh (Einstreu) oder ähnliche Materialien enthalten sind. Die Nährstoffe werden durch Gärprozesse zum Teil mineralisiert, d. h. in anorganische Formen überführt (Ammonium, Nitrat, Phosphat) und sind damit sofort für die Pflanzen verfügbar. In der heutigen Landwirtschaft überwiegt deshalb die Gülle als wirtschaftseigener Dünger, zumal sie einer vereinfachten Stalltechnik entstammt.

Jauche als Pflanzenauszug

Ebenfalls als Jauche bezeichnet wird auch eine Bereitung aus Wasser und Pflanzenteilen, die zu unterschiedlichen Zwecken im Gartenbau und der Landwirtschaft verwendet wird. Sie wird wie ein Kaltwasserauszug mit kaltem Wasser angesetzt, wird aber bis zu 14 Tagen vergoren, um einen möglichst großen Teil der in der verwendeten Pflanze enthaltenen Nähr- und Wirkstoffe zu extrahieren.

Häufig in Jauchen verwendete Pflanzen sind Brennnesseln (vor allem düngend durch hohen Gehalt an Stickstoff) oder Acker-Schachtelhalm (durch Kieselsäure pflanzenstärkend).

Siehe auch

Wiktionary Wiktionary: Jauche – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Otto-Albrecht Neumüller (Herausgeber): Römpps Chemie Lexikon, Frank'sche Verlagshandlung, Stuttgart, 1983, 8. Auflage, S. 1984, ISBN 3-440-04513-7.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Jauche — Jauche …   Wikipédia en Français

  • Jauche — Jauche: Das im ausgehenden Mittelalter aus dem Westslaw. – beachte sorb. jucha »Brühe; Suppe; Dungwasser, Jauche« – entlehnte jūche »trübe, stinkende Flüssigkeit, flüssiger Stalldünger« hat sich vom Ostmitteld. ausgehend im dt. Sprachgebiet… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Jauche — Jauche, s. Gauche …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Jauche — (Ichor, Sanies), zersetzter Eiter, zersetztes Blut, überhaupt faulig zersetzte Gewebsflüssigkeit in brandig gewordenen Wunden u. dgl. (Brandjauche). J. ist übelriechend und enthält stets Fäulnisorganismen (Spaltpilze). In die Säftemasse… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Jauche — Jauche, der flüssige natürliche Dünger. In der Medizin heißt J. (Ichor, Sanĭes) die übelriechende, mißfarbige Flüssigkeit, welche beim Brand etc. durch Zersetzung des Eiters und den molekularen Zerfall der Gewebe entsteht, verursacht die… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Jauche — Sf erw. fach. (15. Jh.), mndd. juche Entlehnung. Entlehnt aus slav. jucha Brühe, Suppe , das im Sorbischen auch Stalldünger bedeutet. ✎ Martin, B. Teuthonista 2 (1925), 134 136; Wick (1939), 30f.; Bielfeldt (1965), 40 42; Eichler (1965), 51f.;… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Jauche — Gülle; Flüssigmist * * * Jau|che [ jau̮xə], die; : in einer Grube gesammelte, als Dünger verwendete tierische Ausscheidungen in flüssiger Form: den Acker mit Jauche düngen. * * * Jau|che 〈f. 19〉 1. bei der Stallhaltung von Tieren aus dem Mist… …   Universal-Lexikon

  • Jauche — Jau·che die; ; nur Sg; ein Gemisch aus Urin und Kot von Tieren, das man in Gruben sammelt und als Dünger auf die Felder spritzt ≈ Gülle <Jauche auf dem Feld ausbringen> || K : Jauche(n)grube …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Jauche — die Jauche, n (Oberstufe) ugs.: Flüssigkeit von schlechter Qualität Beispiel: Man muss einen richtigen Kaffeefilter in den Filter stecken, sonst kann man die Jauche nicht trinken …   Extremes Deutsch

  • Jauche — Mistjauche; (südwestd.): Puddel; (südwestd., schweiz.): Gülle; (bes. bayr. u. österr.): Odel; (landsch.): Pfuhl. * * * Jauche,die:1.〈flüssigerDünger〉Gülle+Mist·Abwasser;auch⇨Dünger(1,b)–2.⇨Brühe(2) Jauchelandsch.:Gülle,Odel,Pfuhl,Pudel;ös …   Das Wörterbuch der Synonyme

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”