Jazz Dance

Jazz Dance
Solistin Jovana Ivanovic bei der Jazzdance Weltmeisterschaft 2006 in Boston – Choreographie Petra A. Budinger – Thema „The Red Shoes“

Jazz Dance ist eine in den USA entstandene Form des zeitgenössischen Tanzes bzw. zeitgenössischen Gesellschafts- und Kunsttanzes.

Ursprünglich war die musikalische Grundlage die Jazzmusik; heute werden in der Regel die Top-Titel aus den Pop-Charts verwendet. Der Jazz Dance entwickelte sich aus den zahllosen Tanzstilen der multikulturellen Gesellschaft der USA. Ein wesentlicher Bestandteil sind afroamerikanische Tanzstile (teils auf Angola und den Kongo zurückzuführen), die im 19. Jahrhundert mit Sklaven nach Amerika kamen.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Mit dem Entstehen der ersten Formen der Jazzmusik ab der ersten Dekade des 20. Jahrhunderts vermischten sich nicht nur die Musik-, sondern auch die Tanzstile der amerikanischen kulturellen und ethnischen Gruppen. Daraus entstanden teils zahllose Modetänze wie Cakewalk, Turkey Trot oder Charleston, aber auch beispielsweise der moderne Stepptanz. All diese Tanzformen fanden Eingang in den Jazztanz als Straßen-, Gesellschafts- und Unterhaltungstanz (Vernacular Jazz Dance, heute meist als Authentic Jazz bezeichnet). Einige der Jazztänze weisen Bewegungsmuster auf, die auf afrikanische und frühe Sklaventänze zurückgehen. Aber auch europäische, arabische, indianische und asiatische Bewegungsmuster fanden Eingang. Um 1940 hatte der Jazz Dance einen ersten Höhepunkt. In den fünfziger und sechziger Jahren wurden Elemente des Jazztanzes in Ballett und Modern Dance integriert. Ab 1960 wurde der so entstandene moderne Jazz und Modern Dance auch in Europa populär. Er betont die Körperlinie, schnelle, genaue Fußarbeit und rhythmische Körperbewegungen. Das Bewegungszentrum ist das Becken. Mit der Renaissance des Swing, besonders des Lindy Hop, wird der Vernacular Jazz Dance wieder gepflegt und verbreitet; allerdings meist ohne Berührung zum modernen Jazztanz, der sich von den Wurzeln fortentwickelt hat.

Situation in Deutschland

In Deutschland wurde der Jazztanz seit Ende der 1950er Jahre namentlich durch die Kurse an der Internationalen Sommerakademie des Tanzes in Krefeld und Köln von Dozenten wie Alvin Ailey, Frank Wagner, Walter Nicks, Donald McKayle oder Lynn Simonson bekannt. Ab Mitte der 1970er Jahre erlebte der Jazztanz in Deutschland einen boomartigen Aufstieg. Amerikanische Tänzer und Choreographen organisierten Workshoptourneeen in Tanzstudios quer durch Deutschland und begeisterten eine große Zahl von Laien und professionellen Tänzern für diese hierzulande immer noch relativ neue Tanzform. Vor allen Dingen Alvin McDuffie, Ralph Paul Haze, Gus Giordano, Matt Mattox und Milton Meyers waren führende Pädagogen in dieser frühen Zeit des Jazztanzes in Deutschland. Aus Holland kam Dick O'Swanborn und aus Schweden Jessica Iwanson, die den Jazztanz zunächst in München bekannt machte. Die Kölner Sommerakademie lud immer neue Lehrer ein und prägte damit in den 1960er, 1970er und 1980er Jahren wesentlich die Jazztanzszene in Deutschland; eine Rolle, die später die Tanzwochen Wien übernehmen sollten. Anfang der 1980er war es vor allen Dingen Charles (auch Chuck) Moore aus Los Angeles, der wie kaum ein anderer die deutsche – und später die schwedische – Jazztanzszene beeinflussen sollte. Anfang der 1990er Jahre gelangte mit Max Stone, Billy Goodson, Phineas Newborn und dem Michael Jackson-Choreografen Vincent Patterson eine neue Welle von Jazztanzlehrern nach Deutschland.

Pädagogik

Auf der pädagogischen Seite verbreitete Dick O‘Swanborn den Jazztanz bei seinen Kursen für den deutschen Ballettpädagogenverband. Jessica Iwanson (Schülerin von Walter Nicks), entwickelte einen eigenen Unterrichtsstil und vermittelte ihn in zahllosen Workshops bundesweit weiter. Fred Traguth veröffentlichte 1983 sein Lehrbuch Modern Jazz Dance und lud bekannte Lehrer in seine Bonner Tanzwerkstatt ein. Seit Mitte der 1990er Jahre prägt die Choreografin und Pädagogin Regine Blum die tänzerische Ausbildung im Bereich Jazztanz in Deutschland. Seit 1996 hat Regine Blum in Kooperation mit der Iwanson Schule und dem bayerischen Landesverband für zeitgenössischen Tanz (BLZT) ein heute weithin anerkanntes Zertifizierungssystem für Jazztanzpädagogik (Trainingsleiterschein) entwickelt.

Hip Hop

In jüngster Zeit hat mit dem Hip-Hop-Tanz eine völlig neue Ästhetik in die Domäne des Jazztanzes Einzug gehalten. Wie auch beim Vernacular Jazz Dance liegen die Wurzeln des Hip-Hop in der ethnischen und sozialen Vielfalt seiner ersten Generation. Die Grundprinzipien der Bewegung sowie viele traditionelle Formen wurden aus dem Vernacular Jazz übernommen und zum neuen Musikstil passend improvisierend abgewandelt – ganz in der Tradition des ursprünglichen Jazztanzes. Mit dem erfolgreichen Marsch der Hip-Hop-Musik in die Charts der Popmusik allerdings hat sich auch der Hip-Hop-Tanz dem Trend einer „coolen“ Jugendkultur angenähert und hat neben den Clubs und Straßen auch die Tanzstudios erobert. Mit der Kommerzialisierung hat der Hip Hop allerdings viel seiner Ursprünglichkeit verloren. Während Hip- Hop nunmehr neben Ballett und Jazztanz auf den Stundenplänen der meisten Tanzstudios steht, gibt es weiterhin eine Street- und Club-Tanzszene, für die der Begriff Hip Hop ein Kulturbegriff für mehrere Ausdrucksformen ist, von denen eine der Tanz ist, welcher sich wiederum in verschiedene Stile gliedert (Locking, Popping, Breaking, Crumping und mehr). Hip-Hop Choreographen und Tänzer wie Detlef 'D!' Soost, Storm (Niels Robitzky) in Berlin, Andrew Resurreccion in Zürich oder Bounce in Stockholm prägen in Bühnenshows und Fernsehformaten auf ganz unterschiedliche Weise die von der breiten Öffentlichkeit beachtete Entwicklung des Hip-Hop, der mittlerweile auch als Teil ernsthafter, zeitgenössischer Tanzkunst wahrgenommen wird.

Literatur

  • Marshall Stearns, Jean Stearns: Jazz Dance – the story of american vernacular dance. 1968, da Capo 1994

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