Jean-Henri Riesener

Jean-Henri Riesener
Johann Heinrich Riesener, Gemälde von Antoine Vestier

Johann Heinrich Riesener (Jean Henri Riesener) (* 4. Juli 1734 in Gladbeck; † 6. Januar 1806 in Paris) war ein deutscher Möbeltischler, der in Frankreich wirkte.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Riesener wurde als zweiter von drei Söhnen des Ehepaares Jan Hermann Riesener und seiner Frau Margaretha, geborene Brahms, im 1800 Einwohner zählenden Bauerndorf Gladbeck in Nordrhein-Westfalen geboren. Der Vater war neben seinem Tagwerk als Kötter auch noch als Stuhldrechsler tätig und verdiente sich ein Zubrot als „Amtsfron“ der Erzbischöflichen Kanzlei des Kölner Fürstbischofs. 1755 entschlossen sich Johann und sein Bruder, nach Frankreich auszuwandern. Auf welche Weise Riesener nach Paris kam, ob als Wanderer oder durch die Protektion, ist unklar. Den kärglichen Hof am heutigen Oberhof, in dem Riesener geboren wurde, erbte der jüngste Bruder.

In Paris wurde er Lehrling bei seinem Landsmann, dem „Hof-Möbelkünstler“ bzw. „ébéniste du roi du gobelins“ Johann Franz Oeben. Dieser war außerdem Protégé der Madame de Pompadour.

Dem Tod Oebens folgte eine Auseinandersetzung zwischen Johann Heinrich Riesener und Jean-François Leleu, einem ehemals einfacher Arbeiter aus Saint-Antoine, um die Gunst der Witwe Oebens und somit um die Nachfolge der Werkstatt bei der sich Riesener durchsetzen konnte. Er heiratete am 6. August 1767 die Witwe seines Lehrmeisters, Françoise Oeben, geborene van der Cruse, in Paris (Tochter des Pariser Ebenisten François van der Cruse und Schwester des bekannten Möbelkünstlers Roger van der Cruse) und wurde Werkstattleiter im Arsenal (Paris). Er erhielt am 23. Januar 1768 den ersehnten Meistertitel. Aus dieser Ehe stammt der 19. Oktober 1769 in Paris geboren Henri François Riesener, der ein berühmter Maler wurde.

Leleu, gekränkt durch die Abweisung, versucht zweimal, sich an Riesener zu rächen: Er versah einen Toiletten- und Schreibtisch, der eindeutig Oeben zuzuordnen ist, mit seinem Namensstempel. Zum anderen ist durch eine Anzeige Rieseners beim Polizeiamt im Châtelet dokumentiert, dass Leleu ihn am 12. August 1765 auf offener Straße verprügelt, dessen Hut in den Schlamm geworfen hatte und darauf herumgetrampelt war.

„[...] aus Hass gegen den Kläger, der die Geschäfte der Witwe Oeben im Arsenal führt, bei der besagter Leleu gearbeitet hat, wurde er einige Male von dessen Frau beleidigt [...], als er gestern gegen sechs Uhr abends mit zwei Brettern beladen nach Hause zurückkehrt, begegnet ihm Leleu und dessen Compagnon, die beide auf ihn zugehen, und besagter Leleu schlägt ihn mehrmals auf den Kopf [...]“

Nach dem Tode seiner Frau Françoise um 1776 heiratete Riesener 1783 Anna Marie Grezel, die minderjährige Tochter eines Pariser Bürgers.

Seine Möbelstücke erfreuten sich großer Beliebtheit beim Adel, bis er durch die Ereignisse der Französische Revolution und den damit verbundenen stilistischen Wandel seine herausragende Stellung verlor. In der Zeit, die sich von allen Zeichen der Monarchie befreien wollte, waren die Werke Rieseners nicht mehr geschätzt.

Trotz seiner guten Verbindungen zum Adel hat es den Anschein, dass er sich mit dem herrschenden Regime arrangierte. Zusammen mit dem Malern Jacques-Louis David - Jakobiner und Mitglied des Nationalkonvent - sowie Hubert Robert wurde er 1793 Mitglied einer Kommission, die Expertisen der beschlagnahmten Möbel der Adligen für die revolutionären Auktionen erstellte.

Seine Kompetenz und sein Wissen wurden nach der Revolution noch geschätzt, da er oft im brancheninternen Handelsgerichtshof als Schlichter benannt wurde.

1801 schloss er seine Werkstatt im Arsenal, zog in die Rue Saint-Honore Nr. 2 und lebte dort in einem Pavillon auf den Grundstücken der Jakobiner.

Der einst gefeierte Ebenist zog sich immer mehr zurück und starb am 6. Januar 1806 verarmt im Alter von 71 Jahren. Sein Grab ist unbekannt, dennoch haben ihm seine Nachfahren auf dem Friedhof Pére Lachaise einen Gedenkstein gesetzt.

Werke und Nachleben

Riesener-Brunnen beim Rathaus von Gladbeck

Erwähnt sei sein von Oeben begonnener Schreibtisch, der "Bureau du Roi" im Schloss Versailles mit Geheimfächern und einer vom ihm erfundenen Knopfdruck-Rolllade, den er 1769 fertigstellte und wofür er 62.775 Livres erhielt. Zwischen 1774 bis 1784 soll Riesener 938.000 Livres (nach heutigem Wert zwei Millionen Euro) verdient haben. Ein Kunsttischler-Geselle verdiente höchstens zwei Livres am Tag.

In seiner Geburtsstadt Gladbeck gibt es ein Riesener-Gymnasium, eine Riesenerstraße und einen Riesener-Brunnen.

Literatur

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Jean-henri riesener — est un ébéniste français d origine allemande (né en 1734 à Gladbeck, en Westphalie, et mort à Paris en 1806). Sommaire 1 Biographie 2 Références 3 Musée …   Wikipédia en Français

  • Jean-Henri Riesener — assis à l une de ses tables d écritures, peinture d Antoine Vestier, 1786, (musée de Versailles) Jean Henri Riesener est un ébéniste français d origine allemande (né en 1734 à Gladbeck, en Westphalie, et mort à Paris en 1806) …   Wikipédia en Français

  • Jean Henri Riesener — ( de. Johann Heinrich Riesener) (4 July 1734 6 January 1806 [Geoffrey de Bellaigue, The James A. de Rothschild Collection at Waddesdon Manor , II (1974, p. 879.] ), born in Gladbeck near Essen in Germany, moved to Paris where he apprenticed soon… …   Wikipedia

  • Jean Henri Riesener — Johann Heinrich Riesener, Gemälde von Antoine Vestier Johann Heinrich Riesener (Jean Henri Riesener) (* 4. Juli 1734 in Gladbeck; † 6. Januar 1806 in Paris) war ein deutscher Möbeltischler, der in Frankreich wirkte …   Deutsch Wikipedia

  • Riesener, Jean-Henri — (4 jul. 1734, Gladbeck, Münster–6 ene. 1806, París, Francia). Ebanista francés. Hijo de un ujier de las cortes legales del elector de Colonia, se unió a un taller en París, y llegó a ser su jefe a la muerte del maestro. En 1774 fue nombrado… …   Enciclopedia Universal

  • Riesener, Jean-Henri — born July 4, 1734, Gladbeck, Münster died Jan. 6, 1806, Paris, Fr. French cabinetmaker. Son of an usher in the law courts of the elector of Cologne, he joined a workshop in Paris and became its head when his master died. In 1774 he was made royal …   Universalium

  • Henri-François Riesener — Autoportrait Naissance 19 octobre 1767 Paris …   Wikipédia en Français

  • Jean-Francois Oeben — Jean François Oeben Secrétaire à cylindre de Jean Francois Oëben Jean François Oëben, Johann Franz Oeben, est un ébéniste né à Aix la Chapelle le 9 octobre 1721 mais il a vécu principalement à Paris où il est mort le 21 janvi …   Wikipédia en Français

  • Jean-françois oeben — Secrétaire à cylindre de Jean Francois Oëben Jean François Oëben, Johann Franz Oeben, est un ébéniste né à Aix la Chapelle le 9 octobre 1721 mais il a vécu principalement à Paris où il est mort le 21 janvi …   Wikipédia en Français

  • Riesener — Cette page explique l histoire ou répertorie les différents membres de la famille Riesener. Jean Henri Riesener, ébéniste français d origine allemande (1734 1806), Henri François Riesener, peintre portraitiste français (1767 1828), fils de Jean… …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”