Jenische Sprache

Jenische Sprache
Jenisch

Gesprochen in

Deutschland, Österreich, Schweiz, Frankreich, Beneluxstaaten
Sprecher unbekannt
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Anerkannte Minderheitensprache in: Schweiz
Sprachcodes
ISO 639-1:

-

ISO 639-2:

mis

ISO 639-3:

yec

Jenisch ist eine Varietät der deutschen Sprache, linguistisch gesehen eine Sondersprache von „fahrenden“ Bevölkerungsgruppen bzw. von deren ortsfesten Nachfahren. Jenisch ist nicht einheitlich, sondern hat sich in sozial, regional und zeitlich unterschiedlichen Varianten entwickelt.

Inhaltsverzeichnis

Sprachwissenschaftliche Charakteristik

Allgemeine Beschreibung

Der besondere Charakter des „Jenischen“ ergibt sich aus einem semantisch abweichenden eng begrenzten Teilwortbestand des Deutschen unter Einschluss zahlreicher Entlehnungen aus anderen Sprachen. Der Hauptwortbestand, die Grammatik, die Syntax und die Lautung sind im übrigen die der umgebenden Mehrheitssprache (z.B. Deutsch, Französisch). Das abweichende Lexikon folgt bei der Bildung neuer Komposita, Affigierung, Permutation und der Bildung von Metonymen der deutschen Systematik der Wortbildung. Charakteristisch fürs Jenische sind Umdeutungen gemeinsprachlich bekannter Wörter durch Bedeutungsübertragung und Bedeutungsverschiebung. Da der eigenständige Wortbestand begrenzt ist, sind auch die Gestaltungsmöglichkeiten eingeschränkt.

Das historische Jenisch ist durch eine Reihe von Glossaren belegt, deren Inhalt vor allem aus einem ordnungs- und sicherheitspolizeilichen, justiziellen und verfolgungsorientierten Interesse gesammelt und unter repressiven Bedingungen abgefragt wurde. Soweit jüngere Listen nicht immer noch diesen Blick vertreten, sind sie zumindest doch ebenfalls meist eng ausschnitthaft.

Jenisch ist eine gesprochene Sprachvarietät. Inwieweit es heute neben der mehrheitsgesellschaftlichen Standardsprache außer in einigen Nischen über Relikte mit nur situativem Gebrauch hinaus noch gesprochen wird, ist unbekannt, so dass sich eine Aussage zur Zahl der Sprecher nicht treffen lässt.

Sprachbezeichnung

Linguisten leiten übereinstimmend, wenngleich nicht ganz ohne Vorbehalt, die Gruppenbezeichnung und den Sprachnamen „jenisch“/„Jenisch“ aus dem Romanes von „džan“ (Wolf) bzw. „džin“ (Matras) für „wissen“ ab.[1] Im Inhalt korrespondiert „Jenisch“ damit mit dem benachbarten aus dem Jiddischen entlehnten „kochem“ (= „gescheit“), das ohne klare Abgrenzung ebenfalls als Sprachname und Bezeichnung für die Sprechergruppen („Kochemer“) verwendet wird. Im Gegensatz zu „Rotwelsch“ sind „Jenisch“ und „Kochem“ Selbstbezeichnungen.

Kontaktsprachen und verwandte Sondersprachen

Regionale Dialekte des Jenischen in Österreich, der Schweiz, Deutschland, den Benelux-Staaten und Frankreich lassen auf unterschiedlich enge Kontakte zwischen Jenischen, Juden und Roma schließen, da sie in jeweils unterschiedlichem Umfang Entlehnungen und Adaptionen aus dem Jiddischen und dem Romanes enthalten. Romanismen aus dem Französischen und dem Italienischen belegen Kontakte mit Sprechern auch dieser Sprachen. Viele jenische Worte und Wendungen sind in die deutsche Alltagssprache eingegangen.

In der deutschen Linguistik wird Jenisch als Variante oder Teil des Rotwelschen klassifiziert.[2] Deshalb und wegen Gemeinsamkeiten in Wortschatz und Sprachgebrauch gibt es unterschiedliche Deutungen darüber, welche anderen lokalen oder regionalen Sprachen, die z. T. unter anderen Sprachnamen wie „Kochum“ (z. B. Hundeshagen im Eichsfeld), „Masematte“ (Münster in Westfalen), „Manisch“ (z. B. Gießen), „Lakerschmus“ (Weimerskirch in Luxemburg) oder Pleisle (Killertal) bekannt sind, dem Jenischen und/oder dem Rotwelsch zuzurechnen sind. Wortbestände und Sprechergruppen der lokalen und regionalen Jenischvarianten werden von der Sprachwissenschaft in ihrer Genese wie nach der sozialen Zuordnung als nicht kongruent taxiert. Schwer fällt Linguisten die Abgrenzung vom Rotwelsch. Gesichert lässt sich sagen, dass die Sprachbezeichnung Rotwelsch älter ist, ein Fremdetikett darstellt und nicht als Gruppenbezeichnung verwendet wird. Klar gezogen ist die Trennlinie gegenüber dem Romanes als einer in jeder Hinsicht eigenständigen Sprache der Roma.

Sprachgeschichte

Erste Belege

Ein erster Beleg von acht Wörtern der, wie es heißt, „jenischen Sprach“ existiert als Abschrift zweier Abschriften aus der Mitte des 19. Jahrhunderts für das Jahr 1714 (Kluge). Demnach seien es betrügerische Wiener „Kellner“ gewesen, die sich auf „eine gewisse Redens-Arth“ verlegt hätten, „welche sie die jenische Sprach nennen.“ Der Auszug enthält keine Hinweise darauf, dass es „Fahrende“ seien, die (ebenfalls) so sprächen. Er beschreibt die Sprache als Medium des Rechtsbruchs und die Sprecher als delinquent.[3] Eine zweite Nennung findet sich in einer „Diebsliste“ von 1716.[4] Sie bezieht sich räumlich auf Schwaben, die Aufgelisteten werden als „Rauber, Dieb, Beitel-Schneider und andere Jauners-Bursch“ kategorisiert. Es wird ihnen eine größere Zahl von rotwelschen Wörtern zugeordnet. Bei einem Wort ist angegeben, es sei der „jenischen Sprach“ entnommen.[5]

Erst 1791 findet sich dann ein dritter Beleg im Titel einer Wortliste, nämlich zur „Jauner- und Jenischen-Sprache“. Fragwürdig sind die Entstehungsbedingungen des Glossars. Verfasser war der sog. Konstanzer Hans, Schustersohn und Anführer einer „Räuberbande“. Er machte seine Angaben als Ausweis seiner „wahren Reue“ in der Haft und vor seiner Hinrichtung, die er abzuwenden hoffte. Als Sprecher der „jenischen Sprache“ nennt er „Jauner“, die er als Kriminelle beschreibt.[6]

Mit dem 1793 erschienenen „Abriß des Jauner- und Bettelwesens in Schwaben“ des Pfarrers und Waisenhausdirektors Johann Ulrich Schöll liegt dann eine erste Schrift vor, in der der Terminus „Jenisch“ durchgängig als Sprachname verwendet wird. Schöll grenzt ebenfalls räumlich auf Schwaben ein. Er verwendet das Wort zum ersten Mal zitierend zugleich als Eigenbezeichnung der Sprecher. Schöll kategorisiert soziokulturell und kriminologisch. Er unterscheidet zwei Gruppen: Bettler und Jauner, die „neben der Landessprache“ das Jenische sprächen[7]. Die Sprecher nennten sich „in ihrer Gesellschaftssprache Jenische, d. i. Leute, die nirgends keine Niederlassung haben; so wie sie in der Canzley- und Volkssprache den Namen von Vaganten oder Vagabunden und Strolchen führen“. Ein ethnisch-kulturelles Moment wird erkennbar in der Charakterisierung der Sprecher als durch Gemeinsamkeiten in ihrer „Lebensart, in ihren Sitten und anderen Verhältnissen“ miteinander verbunden.[8]

Zur Wahrnehmungsgeschichte

Insgesamt lässt sich sagen, dass der Terminus sehr viel jünger als das konkurrierende „Rotwelsch“ ist. Seit seinem ersten Auftreten zu Beginn des 18. Jahrhundert bleibt es für mindestens ein Jahrhundert eine Rarität. Es wird zumindest in diesem Zeitraum vor allem sozial und kriminologisch, nicht ethnisch definiert. Noch der 1877 erscheinende zehnte Band des Grimmschen Wörterbuchs vertritt diesen Beschreibungsmodus, wenn das Lemma „jenisch“ das Wort der „Gaunersprache“ bzw. einer in Schwaben gesprochenen „Spitzbubensprache“ zuordnet.[9]

Die Wahrnehmungsgeschichte des Jenischen ist ein wesentlicher Teil seiner Geschichte. Es geht dabei um die Wahrnehmung einer nichtschriftlichen Minderheit durch eine schriftliche Mehrheitsgesellschaft, die über einflussreiche Medien verfügt, deren schreibende Betrachter „gebildet“ und meist Funktionsträger in der Justiz und anderen Organen einer „guten Policey“ sind.

Am Beginn der Rezeption des Rotwelschen und dann des Jenischen stand deren Stigmatisierung als Gauner- und als Geheimsprachen. Dieses Sprachverständnis korrespondierte mit der Kriminalisierung der Sprecher. Es blieb beherrschend bis in die jüngste Zeit. Der von ordnungspolitischen und justiziellen Interessen geleitete Blick von vor allem Verfolgungsinstanzen machte diese eine Funktion, die jede Sprache haben kann, nämlich die Kommunikation gegenüber Nichtsprechern zu verhüllen, zum hauptsächlichen Merkmal. Er vernachlässigte so die besonders bei sozial ausgegrenzten Gruppen gemischter sozialer, regionaler und sprachlicher Herkunft wichtige identitätsbildende und integrative, den Zusammenhalt fördernde Bedeutung vollständig.

Mit dem Aufkommen eines folkloristischen Interesses an regionaler Geschichte seit etwa dem Ende des 19. Jahrhunderts mischte sich ein neues Rezeptionsinteresse unter. Man bemühte sich, dem Stoff „heimatliche“ Originalität abzugewinnen, idealisierte sein Objekt und verwendete es als Requisit für die Darstellung einer vormodernen intakten Heimatwelt.

Die historischen Jenisch-Sprecher

Historisch haben sich als „Jenisch“ bezeichnete Sprachvarianten (wie auch die konkurrierenden Bezeichnungen), wenn man zeitlich in etwa vom ersten Auftreten des Begriffs ausgeht, in einer Sprecherpopulation herausgebildet, die nach landschaftlicher und sozialer Herkunft in sich heterogen war und deren Zusammensetzung fluktuierte. Die wesentliche Gemeinsamkeit ihrer Angehörigen war deren Herkunft aus den unter- und außerständischen Schichten der frühneuzeitlichen Armutsgesellschaft.

Hinter dem obrigkeitlichen Etikett vom „herrenlosen Gesindel“ stand der Tatbestand, dass dieser Bevölkerungsteil rechtlich durch ein flächendeckendes staatliches Betretungs-, Aufenthalts- und Duldungsverbot, ökonomisch durch nur ambulant praktizierbare Nischentätigkeiten und gesellschaftlich durch das Stigma des potentiellen Straftäters marginalisiert war. Im oft generationenlangen Ausschluss von Familiengruppen aus der in ortsfesten Untertanenverbänden organisierten Mehrheitsgesellschaft ist der Ausgangspunkt für die Entstehung von Ansätzen einer separaten Ethnizität und für die Formierung eines eigenen kollektiven Selbstverständnisses am mehrheitsgesellschaftlichen Rand und zugleich in Distanz zu den nach außen geschlossenen Gruppen der Roma und der vagierenden Juden zu sehen. Dabei dürfte die Sprache eine wichtige Rolle gehabt haben.[10]

Indem sich im 18. Jahrhundert lokal mit vereinzelten landesherrlichen Niederlassungsangeboten, um die Mitte des 19. Jahrhunderts allgemein mit der Reformierung des Niederlassungsrechts und daneben durch die Begründung „wilder“ Siedlungen Möglichkeiten boten, die vagierende Lebensweise aufzugeben und die Lebenssituation durch Domizilierung zu stabilisieren, wurden „Fahrende“ der unterschiedlichen Provenienz temporär oder dauerhaft ortsfest.[11] So wie die Lage ihrer Ansiedlungen am Rande oder abseits der bestehenden Ortschaften es ausweist, blieben die Bewohner aber sozial weiterhin marginalisiert. Der beständige Kontakt an diesen Orten von niedergelassenen Sprechergruppen unterschiedlicher ethnischer und sprachlicher Herkunft und die Aufgabe des geschlossenen Heiratsmusters dürfte neben den eher flüchtigen Kontakten auf der „Reise“ eine Erklärung für die Entlehnungen aus anderen Sprachen im Jenischen sein.

Aktuelle Situation

Neue Tendenzen

Seit neuem gibt es in zwei gesellschaftlichen Kontexten ein Bestreben, Jenisch unter Vermeidung tradierter Negativkonnotationen wahrzunehmen: Zum einen wissenschaftlich in der Sprachforschung und zum anderen in der Minderheit selbst. Hier will man sich auch im politischen Raum als eine ethnische Minderheit konstituieren und als solche wahrgenommen werden. Die Schweiz erkennt seit ihrer Unterzeichnung der Europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen[12] das Jenische als Minderheitensprache an. Sprecher jenischer Vereine versuchen in diesem Zusammenhang, das Jenische klarer zu profilieren, zu konturieren, es gegenüber benachbarten Sprachvarietäten abzugrenzen, seine Herkunft neu zu erklären und ihm einen Herkunftsmythos („keltische Wurzeln“) beizugeben.[13]

Was nach wie vor weitgehend fehlt, ist die „Normalisierung“ des Blicks auf ein als exotisch empfundenes Phänomen: Durch den Einbezug sozialgeschichtlicher, migrationsgeschichtlicher oder identitätsgeschichtlicher Perspektiven.

Sprecher des Jenischen heute

Über Mittel- und Westeuropa verstreut verstehen sich heute Menschen als Jenische. Nicht ihre soziale Stellung oder ihr Beruf, nicht ihre Lebenswirklichkeit als Fahrende oder Sesshafte und auch nicht unbedingt eine jenische Sprachkompetenz, sondern verwandtschaftliche und familiengeschichtliche Bindungen, historische und kulturelle Inhalte bilden dort den Kern jenischen Selbstverständnisses, wo ein solches noch bewusst vertreten wird.

Die Sprecher des jenischen Idioms bilden insgesamt keine von der Mehrheitsbevölkerung abgrenzbare geschlossene Gruppe. Die traditionellen Erwerbstätigkeiten als Hausierer, Kesselflicker, Scherenschleifer oder Bürstenmacher sind heute verschwunden. Altstoffverwertung in der Gestalt des Schrott- und Altwarenhandels, Beschickung von Trödelmärkten, Schaustellerei, Artistentätigkeit gibt es nach wie vor. Moderne Ausprägungen traditioneller Berufe sind z.B. Antiquitäten- und Fahrzeughandel, Gewerbezweige, die auch ortsfest lebenden Jenischen eine engere Anbindung an ihr kulturelles Milieu erlauben. Wie viele noch „Reisende“ sind oder aber ortsfest leben und bürgerliche Berufe ausüben, ist unbekannt.[14] Dort, wo eine traditionelle Lebensweise auch heute noch dem mehrheitsgesellschaftlichen Zigeunerklischee entspricht, können sie mit Sinti oder Roma verwechselt werden. Soweit Familien und Individuen nicht bikulturell sind, gibt es jedoch keine ethnische Gemeinsamkeit.

Lokal (zum Beispiel in Leinzell[15], Gießen[16] oder Loosdorf[17]) wird Jenisch noch von jungen Menschen gelernt, die einzelne Wörter der jenischen Sprache in die Jugendsprache aufnehmen. An anderen Orten, so beispielsweise im württembergischen Pfedelbach bemüht man sich um eine Aktualisierung der jenischen Sprachreste.[18]

An Wallfahrten und Festen, zum Beispiel der Feckerchilbi in Gersau (Schweiz), treffen sich ortsfest, temporär ortsfest oder nicht ortsfest lebende Jenische. Diese Treffen sind wichtige Orte der Sprachpflege, des Spracherhalts und der jenischen Kommunikation über Familien- und Landesgrenzen hinweg.

Jenische Literatur

Der jenische Schriftsteller Engelbert Wittich

Da Jenisch aufgrund seiner begrenzten Möglichkeiten zur Darstellung umfangreicher und komplexer Sachverhalte nicht geeignet ist, gibt es über kleine Formen von Gelegenheitsliteratur hinaus keine jenische Sachliteratur oder Belletristik. Schriftsteller mit jenischem Selbstverständnis veröffentlichen in der Sprache der Mehrheitsgesellschaft, in der sie groß geworden sind. In Deutschland veröffentlichte Engelbert Wittich (1878–1937) Gedichte und Lieder auch auf Jenisch. Der österreichische Jenische Romed Mungenast (1953–2006) publizierte in Deutsch und Jenisch Kurztexte und Gedichte.

Sprachbeispiele

Beispiele des Satzbaues

mit interlinearer Übersetzung (schweizerisches Jenisch):

Jenisch Deutsch interlinear Deutsch
Am verholchten Schai isch mir de Laschischmadori muli tschant, Am gestrigen Tag ist mir die Kaffeemaschine kaputtgegangen, Gestern ist mir die Kaffeemaschine kaputtgegangen,
selber linstne ne zgwand zmenge, selber schaute ihn ganz zu machen, ich versuchte, sie selbst zu reparieren,
isch me abe gehochlt lori, ist mir aber gelungen nicht, aber es gelang mir nicht,
drum delt ne mim olmische zem ne menge gwand. Darum gab ihn meinem Vater zum ihn machen ganz. darum brachte ich sie zu meinem Vater, um sie reparieren zu lassen.

Umgangsdeutsch und Jenisch

Eine – sehr künstliche – Zusammenstellung von Beispielworten aus dem Rotwelsch/Jenischen, die in die mehrheitsgesellschaftliche Umgangssprache eingingen:

„Wenn ein kesser oder fieser Macker in die Kneipe latscht, dort über die Saure-Gurken-Zeit quasselt und sich über seine Maloche beklagt. Wenn er dann noch einen Bullen um Moos anhaut, der ganz ausgebufft gerade seinen Kiez abgrast und ganz im Eimer ist, weil er einen Bock auf Fusel hat, ist der Feez vorbei. Es fetzt natürlich, wenn man … den Pauker in der Penne verkohlt oder im Kittchen pooft.“

(Angelika Kopečný, Fahrende und Vagabunden. Ihre Geschichte, Überlebenskünste, Zeichen und Straßen, Berlin [West] 1980, S. 173f.)

Anmerkungen

  1. Siegmund A. Wolf: Wörterbuch des Rotwelschen: Deutsche Gaunersprache. Bibliographisches Institut, Hamburg, 1985, 2., durchgesehene Aufl., S. 144f.; Yaron Matras, The Romani element in German secret languages: Jenisch and Rotwelsch, in: ders. (Hrsg.), The Romani element in non-standard speech, Wiesbaden 1998, S. 193-230, hier: S. 196
  2. Siehe z. B. die zahlreichen Publikationen von Klaus Siewert und dessen Münsteraner Schule der „Sondersprachenforschung“.
  3. Friedrich Kluge, Rotwelsch. Quellen und Wortschatz der Gaunersprache und der verwandten Geheimsprachen, Straßburg 1901 (ND 1987), S. 175f.
  4. Ausfuhrliche Beschreibung aller derjenigen Rauber, Dieb, ..., Dillingen 1716 („Dillinger Liste“). Kluge, ebenda, S. 181f., datiert fälschlich auf 1721.
  5. Ebenda, S. 181f.
  6. Ebenda, S. 252f.
  7. Anonym erschienen (Johann Ulrich Schöll): Abriß des Jauner- und Bettelwesens in Schwaben nach Akten und andern sichern Quellen von dem Verfasser des Konstanzer Hans, Erhard und Löflung, 1793, Kap. XV, S. 285-299 („Sprache der Jauner“), hier S. 285
  8. Ebenda, Einleitung S. XVI-XVII
  9. index_html
  10. Die jüngere Literatur eröffnet inzwischen neue Perspektiven. Es sollen hier nur wenige Titel genannt werden: Leo Lucassen, A Blind Spot: Migratory and Travellling Groups in Western European Historiography, in: International Review of Social History 38 (1993), S. 209–23; ders./Wim Willems/Annemarie Cottaar, Gypsies and Other Itinerant Groups. A Socio-Historical Approach, London u. a. 1998; Wolfgang Seidenspinner, Herrenloses Gesindel. Armut und vagierende Unterschichten im 18. Jahrhundert, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, 133 (1985), S. 381-386; ders., Jenische. Zur Archäologie einer verdrängten Kultur, in: Beiträge zur Volkskunde in Baden-Württemberg, 8 (1993), S. 63-95
  11. Zur lokalen und regionalen Niederlassung im 18. und 19. Jahrhundert etwa für West- und Mitteldeutschland: Hans-Günther Lerch, „Tschü lowi ...“. Das Manische in Gießen. Die Geheimsprache einer gesellschaftlichen Randgruppe, ihre Geschichte und ihre soziologischen Hintergründe, Gießen 1976; Fritz Neuschäfer, Die Geschichte der „Jenischen“ und „Manischen“ in Gießen, in: Manfred H. Klös (Bearb.), Ein Stück Gießener Geschichte, Gießen o. J. (1988), S. 51–55; Ulrich Friedrich Opfermann, „Mäckeser“. Zur Geschichte der Fahrenden im Oberbergischen im 18. und 19. Jahrhundert, in: Beiträge zur Oberbergischen Geschichte, Bd. 5, Gummersbach 1995, S. 116–128; ders., Der „Mäckes“ – Zu Geschichte und Bedeutungswandel eines Schmähworts, in: Nassauische Annalen, Bd. 109, 1998, S. 363–386; Thorsten Weiland, Das Hundeshagener Kochum. Ein Rotwelsch-Dialekt von Wandermusikanten aus dem Eichsfeld. Quellen – Wörterbuch – Analyse, Paderborn u. a. 2003; Wolfram Windolph, Nerother Jenisch (Sondersprachenforschung, Bd. 2), Wiesbaden 1998. Südwestdeutschland: Johann Weber, Der Matzenberg. Sozialgeschichtliche Studie über die Entstehung des Dorfes Carlsberg im 18. Jahrhundert. Beitrag zur Geschichte des Leininger Landes, Landau 1913; Christoph Götz, Die Jenischen – eine diskriminierte deutsche Minderheit in der Vergangenheit und in der Gegenwart ausgehend von der Situation im Raum Singen, Waldshut 1997, Diplomarbeit; Klaus-Michael Peter, „Wir leben schon lange in Singen“. Das Kulturerbe der Jenischen und ein neuer Aufbruch, in: Singen-Jahrbuch, 2004, S. 80-91. Schweiz: Thomas Dominik Meier/Rolf Wolfensberger, „Eine Heimat und doch keine“. Heimatlose und Nicht-Sesshafte in der Schweiz (16.-19. Jahrhundert), Zürich 1998.
  12. Bundesamt für Kultur: Europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen
  13. J/B/i/D Jenischer Bund in Deutschland und Europa e.V. U/J/M/E
  14. Es gibt eine auf die Schweiz bezogene Angabe, deren Daten auf die 1970er und 1980er Jahre zurückgehen: „Die überwiegende Mehrheit (rund 90%) der Schweizer Jenischen lebt in sesshaften Verhältnissen.“ (Hansjörg Roth, Jenisches Wörterbuch. Aus dem Sprachschatz Jenischer in der Schweiz, Frauenfeld 2001, S. 23f.) Inzwischen ist eine Generationenfrist vergangen. Die seither nur weiter vorangeschrittene Sesshaftigkeit dürfte die Sprachkompetenz in der Minderheit nicht gestärkt, vielmehr geschwächt haben.
  15. [1].
  16. Hans-Günther Lerch, „Tschü lowi ...“. Das Manische in Gießen. Die Geheimsprache einer gesellschaftlichen Randgruppe, ihre Geschichte und ihre soziologischen Hintergründe, Gießen 1976.
  17. Die unbekannte Weltsprache, Wiener Zeitung, 10. September 2004. Abgerufen am 23. August 2010
  18. Schüler der Realschule Pfedelbach haben sich in dem Unterrichtsprojekt Jenisch, die Sprache der Gaukler eingehend mit der jenischen Sprache in Pfedelbach und auf dem Heuberg befasst und einen Jenisch-Rap und ein Lied auf Jenisch getextet: [2], [3].

Literatur

Lokale/regionale folkloristische Literatur

  • Günter Danzer, Jenisch diebra en Oberberg – Geschichte und Leben zwischen Schloss und Stettberg, Burgberg 2000
  • Günter Danzer, Jenisch diebra en Oberberg – Lieder, Gedichte, Geschichten und Wörterlisten, mit Liedern und Texten auf CD, Burgberg 2006
  • Hans Haid, Das „Jenische“, in: Dialect. Internationale Halbjahresschrift für Mundart und Mundartliteratur 7 (1983), H. 2, S. 2-36
  • Hasso von Haldenwang, Die Jenischen. Erinnerungen an die Wildensteiner Hausierhändler, Crailsheim 1999
  • Franz Jansky, Noppi Gadschi, Jenisch Baaln, Jenisch in Loosdorf [Österreich], Loosdorf 1991
  • Fritz Neuschäfer, Die Geschichte der „Jenischen“ und „Manischen“ in Gießen, in: Manfred H. Klös (Bearb.), Ein Stück Gießener Geschichte, Gießen o. J. (1988), S. 51–55
  • Jakob Kronenwetter, „Das sind Jenische – eine Minderheit erzählt“, Geschichten und Wörterlisten über die Jenischen, Fichtenau September 2008

Historische Literatur/deren Auswertung

  • Rocco Merlino D'Arcangelis, Die Verfolgung der sozio-linguistischen Gruppe der Jenischen (auch als die deutschen Landfahrer bekannt) im NS-Staat 1934 - 1944 [zwei Teile; im ersten Teil eine Auswertung der Literatur zu Wortlisten des 18. und 19. Jahrhunderts]: [4]; dazu als kritische Rezension: [5]
  • Josef Karl von Train, Chochemer Loschen. Wörterbuch der Gauner- und Diebs- vulgo Jenischen Sprache. Regensburg 1832: [6] Reprint: Leipzig 2011, ISBN 978-3-8262-3014-1
  • Engelbert Wittich/Louis Günther, Jenische Sprache, in: Archiv für Kriminal-Anthropologie und Kriminalistik hrsgg. von Hans Gross (Leipzig), 63. Bd. (1915), S. 1-46, 97-133, 372-396, 64. Bd. (1916) 127-183, 297-355, 65. Bd. (1917), S. 33-89: [7]

Sprachwissenschaftliche Literatur

  • Christian Efing: Jenisch unter Schaustellern. Mit einem Glossar aus schriftlichen Quellen. Harrassowitz, Wiesbaden 2004 (= Sondersprachenforschung, 10), ISBN 3-447-04834-4
  • Christian Efing: Das Lützenhardter Jenisch. Studien zu einer deutschen Sondersprache. Mit einem Wörterbuch und Sprachproben auf CD-ROM. Harrassowitz, Wiesbaden 2005 (= Sondersprachenforschung, 11), ISBN 3-447-05208-2
  • Christian Efing Penn Jenisch! Das große Wörterbuch des Lützenhardter Jenisch. Geheimsprachenverlag (GSV), Münster 2009, ISBN 978-3-9813057-0-8
  • Peter Honnen: Geheimsprachen im Rheinland. Eine Dokumentation der Rotwelschdialekte in Bell, Breyell, Kofferen, Neroth, Speicher und Stotzheim. In: Rheinische Mundarten. 2 Auflage. Bd. 10, Rheinland-Verlag, Köln 2000, ISBN 3-7927-1728-X (Mit einer CD).
  • Friedrich Kluge: Rotwelsch. Quellen und Wortschatz der Gaunersprache und der verwandten Geheimsprachen. Trübner, Straßburg o.J. (1901); Nachdruck de Gruyter, Berlin / New York, 1987, ISBN 3-11-010783-X
  • Werner König: Das Jenische der Wasenmeister. Zum Funktionswandel einer Sondersprache. In: Rüdiger Harnisch / Ludwig M. Eichinger / Anthony Rowley (Hrsg.): „... im Gefüge der Sprachen“. Studien zu System und Soziologie der Dialekte. Festschrift für Robert Hinderling zum 60. Geburtstag, Stuttgart 1995 (= Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik, Beiheft 90; ISBN 3-515-06638-1), S. 115-129
  • Hans-Günther Lerch: „Tschü lowi …“. Das Manische in Gießen. Die Geheimsprache einer gesellschaftlichen Randgruppe, ihre Geschichte und ihre soziologischen Hintergründe. Anabas-Verlag, Gießen 1976
  • Rosemarie Lühr / Klaus Matzel: Zum Weiterleben des Rotwelschen In: Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik 57,1 (1990), S. 42-53. (zu Regenstauf nördlich von Regensburg)
  • Yaron Matras: The Romani element in German secret languages: Jenisch and Rotwelsch. In: ders. (Hrsg.): The Romani element in non-standard speech. Harrassowitz, Wiesbaden 1998 (= Sondersprachenforschung, 3; ISBN 3-447-04071-8), S. 193-230.
  • Edith Nierhaus-Knaus: Geheimsprache in Franken. Das Schillingsfürster Jenisch. Peter, Rothenburg ob der Tauber 1973, 4. Aufl. 1990, ISBN 3-87625-007-2 (dazu kritisch Siegmund A. Wolf, In: Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik. 44,2 (1977), S. 177-179)
  • Hansjörg Roth: Jenisches Wörterbuch. Aus dem Sprachschatz Jenischer in der Schweiz. Huber, Frauenfeld 2001, ISBN 3-7193-1255-0.
  • Hansjörg Roth: Das Jenisch-Glossar aus dem 'Großen Gaunerprozess' 1824-1826 (Luzern / Zürich). In: Ch. Efing, C. Leschber (Hrsg.): Geheimsprachen in Mittel- und Südosteuropa. Lang, Frankfurt a.M. 2009, ISBN 978-3-631-59943-3, S. 59-88.
  • Robert Schläpfer: Jenisch. Zur Sondersprache des Fahrenden Volkes in der deutschen Schweiz. In: Schweizerisches Archiv für Volkskunde 67 (1981), S. 13-38.
  • Heidi Schleich: Das Jenische in Tirol. Sprache und Geschichte der Karrner, Laninger, Dörcher. EYE Literaturverlag, Landeck 2001 (= Am Herzen Europas, 4), ISBN 3-901735-09-7
  • Georg Schuppener: Bibliographie zur Sondersprachenforschung. Harrassowitz, Wiesbaden 2002 (= Sondersprachenforschung, 6), ISBN 3-447-04510-8
  • Wolfgang Seidenspinner: Jenische. Zur Archäologie einer verdrängten Kultur. In: Beiträge zur Volkskunde in Baden-Württemberg 8 (1993), S. 63-95
  • Klaus Siewert (Hrsg.): Rotwelsch-Dialekte. Symposion Münster, 10. bis 12. März 1995. Harrassowitz, Wiesbaden 1996 (= Sondersprachenforschung, 1), ISBN 3-447-03788-1
  • Klaus Siewert: Das Pfedelbacher Jenisch. Mit einem Glossar aus den schriftlichen Quellen. In: Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik 64 (1997), S. 37-56
  • Klaus Siewert: Grundlagen und Methoden der Sondersprachenforschung: mit einem Wörterbuch der Masematte aus Sprecherbefragungen und den schriftlichen Quellen. Harrassowitz, Wiesbaden 2003 (= Sondersprachenforschung, 8), ISBN 3-447-04770-4
  • Werner Rudolf Stirnweiss: Sprache, Sitte und Brauch einer schwäbischen Ackerbürgerstadt (= Höchstädt a.d. Donau) des mittleren Donaugebietes um die Jahrhundertwende. Diss. München 1975
  • Thorsten Weiland: Das Hundeshagener Kochum. Ein Rotwelsch-Dialekt von Wandermusikanten aus dem Eichsfeld. Quellen – Wörterbuch – Analyse. Schöningh, Paderborn 2003, ISBN 3-506-79706-9
  • Wolfram Windolph: Nerother Jenisch. Schriftliche Quellen und Glossar. Harrassowitz, Wiesbaden 1998 (= Sondersprachenforschung, 2)
  • Siegmund A. Wolf: Wörterbuch des Rotwelschen: Deutsche Gaunersprache. Bibliographisches Institut, Mannheim 1956; 2. durchges. Aufl., Buske, Hamburg 1985, ISBN 3-87118-736-4

Weblinks

Siehe auch

Jenische, Lotegorisch, Manische Sprache, Masematte, Mattenenglisch, Rotwelsch


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