Jensen Motors

Jensen Motors
Emblem von 1950
Jensen-Logo

Jensen Motors war ein Automobilhersteller aus West Bromwich in Großbritannien, der in der Zeit von 1935 bis 1976 existierte.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gründung

Jensen 3.5 Litre S-Type Cabriolet von 1938

1935 übernahmen die Brüder Richard und Alan Jensen die Karosseriebaufirma W.J. Smiths & Sons ihres verstorbenen Arbeitgebers und benannten sie in Jensen Motors um. Ihr erster Entwurf war ein sportlicher Tourer auf dem Fahrgestell des Standard Avon. Der Entwurf gefiel den Verantwortlichen bei Standard sodass weitere Exemplare folgten. Es wurden auch andere Fahrgestelle verwendet, so vom Wolseley Hornet oder dem US-amerikanischen Ford V8. In den Jahren bis zum Zweiten Weltkrieg bauten sie eine Reihe Karosserien für Lkw und Busse.

Eigene Autos

Daneben entstand auch eine geringe Anzahl an eigenen Fahrzeugen. Das erste nannten sie White Lady. Dieser Prototyp mit selber konstruiertem Chassis, dem seitengesteuerten Ford V8-Motor und Ford-Getriebe erhielt eine seriennahe, sehr elegante Tourer-Karrosserie. Er existiert noch immer.

Angeboten wurde der erste Jensen 1936 schließlich mit einem leicht modifizierten Ford-Fahrgestell als 3.5 Litre (auch S-Type genannt nach dem ersten Buchstaben der Fahrgestellnummer). Er war als Drop-Head Coupe (Cabriolet), Open Tourer (offener, viertüriger Viersitzer mit vorderen ausgeschnittenen Türen und Windschutzscheibe auch für die Fond-Passagiere und Not-Verdeck) sowie als Continental Touring Saloon (Limousine) lieferbar. Ab 1937 kam ein 2.2 Litre mit der kleineren Version dieses V8 dazu. Ford nannte eine Leistung von 85 PS (63.4 kW) bei 3800 U/min für den größeren V8 (3622 cm³) und 60 PS (44.7 kW) bei 3500 U/min für die kleinere Ausgabe (2227 cm³).

1938 zeigte Jensen an der Earl's Court Automobilausstellung in London den etwas größeren 4 1/4 Litre H-Type. Das Ford-Fahrgestell wurde für dieses Modell noch einmal verstärkt und vorne verlängert um einen obengesteuerten Nash-Achtzylinder-Reihenmotor mit 4279 cm³, Doppelzündung und 120 PS (89.5 kW) bei 3500 U/min unterzubringen. Bis die Produktion kriegsbedingt zum Erliegen kam wurden alle drei Modelle gebaut.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Der Jensen Interceptor von 1954. Der Austin A40 Sports sah ähnlich aus.
Der Jensen 541R von 1959. Von diesem Sportwagen wurden nur 193 Stück gebaut.
Jensen C-V8 MK II (1965)

1946 entstand der Jensen 4 Litre PW, von dem aber aufgrund des Rohstoffmangels nach dem Krieg nur wenige Exemplare gebaut wurden. Er war als Limousine und Cabriolet erhältlich. Angetrieben wurde er erst von einem Reihen-Achtzylindermotor von Meadows mit 3860 cm³ und 130 PS (97 kW) bei 4300 U/min. 1949 wurde er überarbeitet. Er erhielt einen etwas größeren Radstand, was aber wegen kleinerer Überhänge geringfügig kürzer. Neu verwendete Jensen den Austin Sechszylindermotor mit 3993 cm³ der auch im Austin A135 verwendet wurde Die Leistung blieb unverändert bei 130 PS, stand aber bereits bei 3700 U/min zur Verfügung. Er war der erste Sechszylinder der Marke und wurde auch in anderen Modellen verwendet.

Ein moderneres Coupé folgte 1950, das Jensen Interceptor genannt wurde, es wurde bis 1958 gebaut. Zur gleichen Zeit produzierte man bis 1953 den Austin A40 Sports, einen kleinen offenen Sportstourer, der das Design des Interceptor aufgriff. Jensen erhielt von Austin auch den Auftrag zum Bau der Karosserien für den Austin-Healey.

1955 startete mit dem Jensen 541 ein revolutionäres Konzept: Das Auto hatte eine Karosserie aus glasfaserverstärktem Kunststoff, ein Werkstoff, der wesentlich leichter als Stahl ist und daher dem Auto ein relativ geringes Gewicht verlieh. Ebenso innovativ waren die aus dem Motorsport abgeleiteten Scheibenbremsen, die ab 1956 eingebaut wurden und zur damaligen Zeit bei Serienfahrzeugen praktisch noch unbekannt waren.

1962 wurde der 541 durch den Jensen C-V8 ersetzt, der anstatt des bisherigen Sechszylinder-Reihenmotors von Austin mit einem 5,9-Liter-Achtzylinder-V-Motor von Chrysler motorisiert war. Später wurde dann ein Motor mit 6,3 Litern Hubraum verwendet. Das vergleichsweise leichte Auto wurde durch den mächtigen Motor zum schnellsten 4-Sitzer seiner Zeit, der jedoch mit seinem markant aggressiven Styling polarisierte. In der vierjährigen Produktionszeit verließen 500 Fahrzeuge das Werk in West Bromwich.

Jensen Interceptor

Der Jensen Interceptor II (1971)

1966 wurde der C-V8 durch ein Modell ersetzt, das neuerlich Jensen Interceptor hieß. Das Design kam von der italienischen Firma Carrozzeria Touring, die Karosserien, die jetzt wieder aus Stahl waren, wurden anfänglich ebenfalls in Italien, bei Vignale, später bei Jensen selbst gefertigt. Als Motor diente anfangs derselbe 6,3-Liter-Chrysler-Motor wie im C-V8. Ab Ende 1971 wurden schließlich Motoren mit 7,2 Litern Hubraum verbaut.

1966 wurde der FF vorgestellt. Das Auto war technisch eine Sensation: Es war das erste Fahrzeug mit serienmäßigem Allradantrieb von Ferguson Research (ebenso eine Premiere war das hier erstmals serienmäßig eingesetzte ABS von Dunlop) – das FF stand für Ferguson Formula – und obendrein der erste in Serie produzierte Pkw der Welt mit diesem Antriebskonzept. Diese technische Revolution brachte der Firma Jensen keine großen Verkaufszahlen (es blieb bei nur rund 320 gebauten Einheiten) da ausschließlich rechtsgelenkte Autos gebaut wurden, und so wurde 1971 die Produktion des FF wieder eingestellt. Die Produktion des Interceptor wurde allerdings weitergeführt und es entstanden noch ca. 7.000 Einheiten, ausschließlich in Handarbeit. Neues Topmodell war der Jensen SP (SP steht für "Six Pack"), dessen Motor mit drei Doppelvergasern 385 PS leistete. Doch auch von diesem Modell konnten zwischen 1971 und 1973 nur insgesamt 232 Fahrzeuge verkauft werden, da der Motor die auf dem wichtigen amerikanischen Markt inzwischen eingeführten Abgasrestriktionen nicht erfüllte.

Die Qvale-Ära

Der Jensen-Healey (ab 1972)

Im April 1970 stieg der Amerikaner Kjell Qvale bei Jensen Motors ein. Als Importeur hochwertiger Automobile war Qvale nach dem Produktionsende des Austin Healey, dessen Karosserie bei Jensen gefertigt wurde, an einem Ersatz für den kleinen Sportwagen interessiert. Während die Produktion des Interceptors unverändert weitergeführt wurde, entwickelten die Ingenieure in Zusammenarbeit mit Donald Mitchell Healey einen zweisitzigen Roadster, der von einem Vierzylindermotor von Lotus mit 2 Liter Hubraum angetrieben wurde. Von 1972 bis 1976 wurde der Jensen-Healey mit einer Stückzahl von etwas mehr als 10.000 Exemplaren produziert. Vor allem die Fahrzeuge der ersten Serie hatten mit Qualitätsmängeln zu kämpfen, was auch an der unzureichenden Erprobung des Motors lag, der später im Lotus Esprit verwendet wurde.

Jensen Interceptor III Convertible (1974)

Ebenfalls auf den Einfluss Qvales ist die Einführung des offenen Jensen Interceptor Convertibles im Jahr 1974 zurückzuführen. Ausstattung und Design waren auf den amerikanischen Markt zugeschnitten, wo auch mehr als zwei Drittel der gut 500 bis 1976 gebauten Fahrzeuge verkauft wurden. Teurer und noch luxuriöser als der Saloon war das Cabriolet ein Auto der Schönen und Reichen. Zu den Kunden gehörten zahlreiche Prominente, darunter auch Frank Sinatra sowie Winthrop Paul Rockefeller. Ende 1975 wurde die Interceptor-Modellreihe um das „Interceptor Coupé“ ergänzt. Von dem auf der Basis des Cabriolets entwickelten Zweitürer mit Stufenheck wurden jedoch nur noch 47 Fahrzeuge fertiggestellt.

Konkurs und Wiederbelebungsversuche

Der ausbleibende Erfolg des als Volumenmodell geplanten Jensen-Healey führte in Verbindung mit der Ölkrise zu finanziellen Schwierigkeiten, die 1976 den Konkurs des Unternehmens zur Folge hatten.

Aus der Konkursmasse entstand die Firma „Jensen Parts & Service“, die den Service- und Ersatzteilmarkt betreuen sollte. Neben Vollrestaurationen bot das Unternehmen zwischen 1983 und 1992 einen überarbeiteten Interceptor an, der als Interceptor IV verkauft und von einem 5,9-Liter-V8 von Chrysler angetrieben wurde. Nur 15 Fahrzeuge verließen die Werkshallen. Planungen für einen Interceptor V wurden nicht weiterverfolgt, als das Unternehmen 1993 endgültig liquidiert wurde.

Der nächste Versuch einer Wiederbelebung der Marke, deren Namensrechte 1997 durch die beiden Ingenieure Keith Rauer und Robin Bowler erworben worden waren, scheiterte 2002, als die Produktion des 1998 vorgestellten Roadsters Jensen S-V8 (0-100 km/h ca. 5 s, 325 PS, 70.000 €) nach 32 gebauten Exemplaren eingestellt wurde.

Seit 2008 vertreibt der Kleinserienhersteller V Eight Ltd unter dem Namen Jensen International Automotive Ltd den Jensen Interceptor S. Das Unternehmen wurde durch den auf Jensen spezialisierten Wartungs- und Restaurationsbetrieb Cropredy Bridge gegründet. Für den Jensen Interceptor S werden originale Fahrzeuge aus den siebziger Jahren mit modernen Fertigungsverfahren neu aufgebaut. So wird als Korrosionsschutz eine Kathodische Tauchlackierung aufgebracht. Zur Verbesserung von Fahrleistung und Fahrverhalten werden neben einem modernen V8-Motor (305 kW) von General Motors andere Bremsen, 17-Zoll-Felgen sowie ein modifiziertes Fahrwerk eingebaut. Bis auf eine geänderte Frontschürze entspricht das Design weitgehend den originalen Fahrzeugen. Für 2010 wird außerdem die Produktion des Interceptor SX angekündigt. Das Design der leichteren Karosserie ist eine moderne Interpretation des originalen Fahrzeugs, der Innenraum wird ebenfalls neu gestaltet. Der V8-Turbomotor mit 6,2l Hubraum und 456 kW soll das mit einem 6-Gang Schaltgetriebe ausgestattete Fahrzeug nach Herstellerangaben auf 280 km/h beschleunigen und nach EU-Norm weniger als 11,7 Liter je 100 km verbrauchen.

Modelle

Quellen

  • Roger Gloor: Nachkriegswagen, 2. Auflage (1981), Hallwag AG, Bern und Stuttgart, Hrsg. Automobil Revue, ISBN 3 444 10263 1
  • David Culshaw, Peter Horrobin: The Complete Catalogue of British Cars 1895–1975, Veloce Publishing PLC, Dorchester (1997), ISBN 1-874105-93-6 (Englisch)

Weblinks

 Commons: Jensen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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