Jiri Wolker

Jiri Wolker
Statue von Jiří Wolker in Prostějov
Büste von Jiří Wolker in Prostějov
Geburtshaus von Jiří Wolker in Prostějov

Jiří Karel Wolker (* 29. März 1900 in Prostějov; † 3. Januar 1924 ebenda) war ein tschechischer Dichter.

Leben

Wolker wuchs als Sohn einer wohlhabenden großbürgerlichen Familie in Prostějov auf. Während des Ersten Weltkrieges bezieht die Familie eine Villa in Svatý Kopeček.

Mit der Aufnahme eines Studiums in Prag 1919 gerät Wolker vom wohlbehüteten Elternhaus in die Kreise linker Intellektueller, die sich in Prager Kaffehäusern treffen. Er schreibt Gedichte und wird auf der Suche nach einem neuen poetischen Stil von den zeitgenössischen Dichtern A.M. Píša, Miloš Jirko, František Němec, Zdeněk Kalista und Josef Suk beeinflusst.

1921 veröffentlicht er seine erste Gedichtsammlung Host do domu (deutsch Gast ins Haus). Die Gedichte betrachten die Welt mit den Augen eines "Dichterkindes" und zeichnen sich durch einen einfachen, unprätentiösen Stil, durch Harmonie und kindliche Einfachheit aus.

Das Gedicht Svatý Kopeček erscheint in der renommierten Zeitschrift Červen (Juni) und bringt die Erfahrung der Heimkehr in den Kreis der Familie zum Ausdruck. Wolker entwirft im Unterschied zu den Dichtern der zeitgenössischen tschechischen Avantgarde ein stabiles Weltbild auf der Grundlage einer sozialistischen Weltanschauung und steigt damit schnell zum gefeierten Star einer ganzen tschechischen Dichtergeneration auf. Er wird Mitglied der Literární skupina (Literarische Gruppe) in Brno, die sogar eine Zeitschrift mit dem Namen Host (Der Gast) in Anlehnung an den Titel von Wolkers Gedichtsammlung plant. Nach Veröffentlichung ihres Manifests, das er als utopisch ablehnt, verlässt er die Gruppe im September 1922 wieder. Er wird Mitglied des Künstlerclubs Devětsil, verlässt aber auch diese Gruppe, nachdem sie sich einer eher unpolitischen Poesie zuwendet.

Nun beginnt Wolker mit Dramen und Prosa zu experimentieren. Er veröffentlicht eine Sammlung von Einaktern und Prosatexten unter dem Titel Tři hry (Drei Stücke). Seine erklärtes Ziel ist, anstelle einer reinen Lyrik mehr narrative Elemente in die Poesie einzubeziehen. Seine Dichtung wird literarisch von den Balladen Karel Jaromír Erbens, Jan Nerudas und Petr Bezručs beeinflusst. Die in seinen frühen Gedichten vorherrschende kindliche Sicht auf die Welt kontrastiert er nun mit dem empfindenden und zur Tat appellierenden Herzen des Mannes und thematisiert soziale Missstände wie Unterdrückung, Armut und Ungerechtigkeit. Insgesamt ist ein starker Einfluss kommunistischer Ideen auf Wolkers Dichtung festzustellen.

Im April 1923 erkrankt er an Tuberkulose. Mit seiner Mutter reist er in ein Sanatorium in die Tatra. Die Krankheit verschlimmert sich und Wolker schreibt im November 1923 unter dem Eindruck seines bevorstehenden Todes sein eigenes Epitaph. Anfang Januar 1924 erliegt er der Krankheit.

Bald nach seinem Tod avanciert Jiří Wolker zur Kultfigur. In zahlreichen Ausgaben wird nahezu alles, was er zu Papier gebracht hat, veröffentlicht. Es entbrennt eine Kontroverse zwischen kommunistischen Intellektuellen, die Wolkers Werk für ihre politischen Ziele reklamieren, und Poeten der Avantgarde, die eine Verbindung zwischen Lyrik und politischen Programmen grundsätzlich zurückweisen. Nach der Etablierung der Herrschaft der Kommunisten in der Tschechoslowakei 1948 wird Wolkers Werk als Verkörperung der Werte sozialistischer Poesie interpretiert.

Werke

  • Host do domu (Gast ins Haus), 1921
  • Těžká hodina (Die schwere Stunde), 1922
  • Tři hry (Drei Stücke), 1922

Weblinks


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