Joachim Lipschitz

Joachim Lipschitz
Gedenktafel am Haus Stühlinger Straße 15, in Berlin-Karlshorst

Joachim Lipschitz (* 19. März 1918 in Berlin; † 11. Dezember 1961 ebenda) war ein deutscher Politiker (SPD).

Inhaltsverzeichnis

Biografisches

Als Kind einer sozialdemokratischen Arztfamilie aus Charlottenburg hatte sich als Heranwachsender im „Jungbanner“, der Jugendorganisation des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, sowie im sozialistischen Schülerbund engagiert. Wegen seines jüdischen Vaters hatte er ab 1933 vielfältige Diskriminierungen zu erleiden. Als Soldat wurde er 1942 schwer verwundet und aus „rassischen Gründen“ aus der Wehrmacht entlassen, und musste er untertauchen.[1] Er fand Hilfe und Unterschlupf in der Stühlinger Straße in Berlin-Karlshorst.[2]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Lipschitz von 1946 bis 1948 Bezirksstadtrat in Lichtenberg. Um einer drohenden Inhaftierung zu entgehen, floh er – Gegner der Vereinigung von SPD und KPD – nach West-Berlin. Dort leitete er zunächst die zentrale Meldestelle für aus politischen Gründen entlassenen Ost-Berliner, von 1949 bis 1955 war er dann Bezirksstadtrat in Neukölln. Seit 1951 Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses, wurde Lipschitz im Januar 1955 vom Regierenden Bürgermeister Otto Suhr zum Innensenator ernannt, eine Stellung, die Lipschitz auch unter Suhrs Nachfolger Willy Brandt behielt. In Erinnerung geblieben ist seine Initiative „Unbesungene Helden”, eine Aktion, mit der erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland jene Berliner geehrt wurden, die NS-Verfolgten Unterschlupf gewährt hatten.[3]

Im November 1961 wurde bekannt, dass Lipschitz an Krebs erkrankt war. Dem Krebsleiden erlag er am 11. Dezember 1961 im Alter von 43 Jahren.

Ehrungen

In der zum Berliner Bezirk Neukölln gehörenden Gropiusstadt sind die Lipschitzallee und der Lipschitzplatz sowie ein U-Bahnhof nach dem Politiker benannt. In Berlin-Spandau trägt die dortige Polizeischule seinen Namen.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Dr. Eleonore (Lore) Lipschitz
  2. Hans-Rainer Sandvoß: Widerstand in Friedrichshain und Lichtenberg. Hrsg. Gedenkstätte Deutscher Widerstand 1998; S. 296/297: Joachim Lipschitz taucht unter
  3. Dr. Eleonore (Lore) Lipschitz

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Lipschitz — oder Lipschits (von ליפשיץ auch Lipschütz, Lipchitz oder Lifshitz) ist der Familienname folgender Personen: Isaac Lipschits (1930–2008), niederländischer Historiker, Politologe, Autor und Holocaustüberlebender Israel Lipschitz (1782–1860),… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Mitglieder des Abgeordnetenhauses von Berlin (3. Wahlperiode) — Diese Liste beinhaltet alle Mitglieder des Abgeordnetenhauses von Berlin der 3. Legislaturperiode (1958–1963). Für den Senat in dieser Legislaturperiode siehe Senat Brandt II. Inhaltsverzeichnis 1 Alterspräsident 2 Präsidium des… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Lip — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Mitglieder des Abgeordnetenhauses von Berlin (2. Wahlperiode) — Diese Liste beinhaltet alle Mitglieder des Abgeordnetenhauses von Berlin der 2. Legislaturperiode (1954–1958). Für den Senat in dieser Legislaturperiode siehe Senat Suhr, ab 3. Oktober 1957 Senat Brandt I. Inhaltsverzeichnis 1 Präsidium des… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Berliner Senatoren — Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer Überarbeitung. Näheres ist auf der Diskussionsseite angegeben. Hilf mit, ihn zu verbessern, und entferne anschließend diese Markierung. Die Senatoren von Berlin sind Mitglieder im Senat von Berlin, d.h.… …   Deutsch Wikipedia

  • Senatoren von Berlin — Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer Überarbeitung. Näheres ist auf der Diskussionsseite angegeben. Hilf mit, ihn zu verbessern, und entferne anschließend diese Markierung. Die Senatoren von Berlin sind Mitglieder im Senat von Berlin, d.h.… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Mitglieder des Abgeordnetenhauses von Berlin (1. Wahlperiode) — Diese Liste beinhaltet alle Mitglieder des Abgeordnetenhauses von Berlin der 1. Legislaturperiode (1950–1954). Für den Senat in dieser Legislaturperiode siehe Senat Reuter, ab 22. Oktober 1953 Senat Schreiber. Inhaltsverzeichnis 1 Präsidium des… …   Deutsch Wikipedia

  • Judenhelfer — Als Judenretter, Stille Helden, Judenhelfer und in der Nachkriegszeit evtl. durch Israels Gedenkstätte Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern ausgezeichnet, werden Personen aus dem Rettungswiderstand bezeichnet, die im Bereich der NS… …   Deutsch Wikipedia

  • Kurt R. Grossmann — Kurt Richard Grossmann (* 21. Mai 1897 in Berlin; † 1972 in Miami) war ein ursprünglich deutscher, später amerikanischer Journalist und Publizist, der überwiegend in deutscher Sprache schrieb. Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 2 Literatur 3… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Skulpturen in Spandau — Die nachfolgenden Aufstellungen beschreiben die öffentlich zugänglichen Skulpturen, Plastiken, Brunnen und Sonnenuhren im Berliner Bezirk Spandau. Die Listen sind nach der Art der Kunstwerke untergliedert und – soweit bekannt – nach dem Datum der …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”