Johann Günther Friedrich Cannabich

Johann Günther Friedrich Cannabich
Johann Günther Friedrich Cannabich

Johann Günther Friedrich Cannabich (* 21. April 1777 in Sondershausen; † 3. März 1859 ebenda) war ein deutscher Geograph, Pfarrer und Pädagoge.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Am 22. April 1777 wurde Johann Günther Friedrich Cannabich als erstes von fünf Kindern geboren. Sein Vater war ein Theologe gewesen. Der Familienname Cannabich kommt aus Süddeutschland und Österreich. Seit dem 18. Jahrhundert ist er auch in Moskau vertreten. Etymologisch deutet „kanna“ auf Sumpf, Wasser und Moder. Die Endung „bich“ bedeutet Bach. Johann Günther Friedrich Cannabichs Mutter war eine Tochter des Frankenhäuser Oberpfarrers Johann Friedrich Manniske. Als Sohn erhielt er, wie es seit Generationen in der Familie Cannabich üblich war, in den ersten Schuljahren Hausunterricht. Das weltoffene Pfarrhaus und das Studium geografischer Schriften von damals bekannten Autoren, wie Büsching, Heynatz und Villaume, weckten bei Cannabich frühzeitig geografisches Interesse. Bereits im Alter von 14 Jahren verfasste er eine geografische Beschreibung Deutschlands. An der Universität Halle begann er 1794 ein Theologiestudium. Er hörte dort Johann Gottlieb Fichte (1745–1812) und den Theologen Johann Jakob Griesbach (1745–1812).

Nach Abschluss des Studiums übernahm er 1797 eine Hauslehrerstelle in Düna (heute Osterode am Harz) und 1802 in Schotten am Vogelsberg (Hessen-Darmstadt). Von Düna aus erkundete er durch ausgedehnte Wanderungen Norddeutschland. Schotten war der Ausgangspunkt für seine Ausflüge in das Rheingebiet, das Elsass und nach Westfalen. 1806 erhielt er eine Berufung an die Lateinschule in Greußen. 1819 bekam er die Pfarrstelle in Niederbösa. Da das Verfassen geografischer Bücher viel Zeit in Anspruch nahm, suchte er eine Arbeitsstelle, die ihm dafür den nötigen Freiraum ließ. Er fand sie 1835 in Bendeleben als Vertreter des dortigen Pfarrers. Nach dessen Tode wurde er 1838 Inhaber der Pfarrstelle. Die Bedingungen in Bendeleben waren für seine Nebentätigkeit als Schriftsteller sehr günstig. Der Gutsbesitzer Major Johann Jacob Freiherr von Uckermann (1763–1836) wurde sein Förderer und stellte seine 9000 Bände umfassende Bibliothek zur Verfügung. Im Alter von 71 Jahren legte Cannabich sein Amt nieder und zog 1848 nach Sondershausen. Am 3. März 1859 verstarb er an Altersschwäche.

Napoleon soll sich bei seinem Einmarsch in Thüringen nach dem berühmten Geografen Cannabich erkundigt, den Namen Goethe jedoch nicht gekannt haben.

Familie

Mit einem Einkommen von 300 Talern an Geld und Naturalien war es ihm möglich, 1808 die Tochter des Steuersekretärs Müller in Schotten, Elsa zu heiraten. Sie hatten sieben Kinder, von denen nur zwei, ein Sohn und eine Tochter, die Eltern überlebten.

Die Kinder waren u. a.:

  • Christian Ludwig Carl (1809–1853), Pfarrer in Westerengel
  • Christian Friedrich August Eduard (1811–1877), Oberregierungsrat
  • Jeanette Victoria Mathilde (1819–1884)
  • Elose Albertine Auguste (1826–1845)
  • Wilhelm August Robert (1817–1824)

Wirken

Durch den Wiener Kongress 1815 wurden neue Grenzen festgelegt. Es entstand demzufolge ein Bedarf an geografischer Literatur. Johann Günther Friedrich Cannabich verfasste daher 1816 das Lehrbuch der Geographie nach den neuesten Friedensbestimmungen (im Verlag Bernhard Friedrich Voigt, Sondershausen). Das Werk erreichte bis 1867 18 Auflagen mit über 79 500 Exemplaren. Es wurde 1871–1875 von Friedrich Maximilian Oertel in 2 Bänden neu bearbeitet. 1818 erschien die Kleine Schulgeographie oder erster Unterricht in der Erdbeschreibung für die unteren und mittleren Klassen in 20 Auflagen mit 85 000 Exemplaren.

Weitere Bücher:

  • Cannabich war Bearbeiter des Vollständigen Handbuchs der Erdbeschreibung (Weimar, 1819–1827, 23 Bände);
  • Verfasser des 6. und 23. Bandes der Neuesten Länder- und Völkerkunde (Weimar, 1821 und 1827);
  • Vollständige und neueste Erdbeschreibung vom Reiche Mexico, Guatemala und Westindien (Weimar, 1824, mit Georg Hassel);
  • Statistisch-geographische Beschreibung des Königreichs Preußen (Dresden, 1827–1828, 6 Bände, neue Ausgabe 1835);
  • Statistische Beschreibung des Königreichs Württemberg (Dresden, 1828, 2 Bände);
  • Neueste Gemälde von Frankreich (Dresden, 1831–1832, 2 Bände);
  • Neueste Gemälde des europäischen Rußland und des Königreichs Polen (Dresden, 1833, 2 Bände);
  • Hülfsbuch beim Unterricht in Geographie (Eisleben, 1833–1838, 3 Bände, 2. Auflage 1844);
  • Schlez’ Kurze Darstellung der Länder- und Völkerkunde, völlige Überarbeitung (Gießen, Heyer’s Verlag, 1843)
  • Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie oder erster geographischer Kursus zum Gebrauch in den untersten Klassen der Gymnasien und für Bürgerschulen (Eisleben, Verlag von Georg Reichardt, 1830).

Würdigung

Vom „Verein für deutsche Geschichts- und Altertumskunde in Sondershausen“ wurde am 26. November 1920 an seinem Wohnhaus in der Pfarrstraße 3, Sondershausen, eine Gedenktafel angebracht, die sich noch heute dort befindet. Die Tafel wurde vom Sondershäuser Kunstmaler Ernst Schedensack mit Girlanden und Lorbeerzweigen gestaltet und in der Wiedaer Hütte gegossen. Sie trägt die Inschrift: „In diesem Hause wurde der Geograph Johann Günther Friedrich Cannabich am 21.April 1777 geboren“. Die bisherige Goethestraße in Sondershausen trägt seit dem Jahre 2000 seinen Namen.

Werke

Literatur

Weblinks


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