Johannes Kapfinger

Johannes Kapfinger

Johannes Kapfinger (* 27. Dezember 1902 in Adldorf bei Landau an der Isar; † 28. Juli 1985 in Passau) war ein deutscher Zeitungsverleger. Er gründete die Tageszeitung Passauer Neue Presse.

Der Sohn eines Postschaffners besuchte das Gymnasium im Kloster Schweiklberg und studierte Philosophie, Rechtswissenschaften und Volkswirtschaft in München. 1927 wurde er mit einer Arbeit über den politischen Katholizismus zum Dr. phil. promoviert. Kapfinger arbeitete danach ab 1927 als Redakteur beim Straubinger Tagblatt. Im Mai 1933 wurde er wegen antinationalistischer Gesinnung nach einem Artikel beim Straubinger Tagblatt in Schutzhaft genommen. Kapfinger hatte in seinem Artikel geschrieben, man solle das Kabinett von Adolf Hitler auf dessen Geisteszustand untersuchen. Er wurde wieder freigelassen. Während der Zeit des Nationalsozialismus war er Vertriebs-, Anzeigen-, und Werbeleiter in Coburg, Bamberg, Lichtenfels, Leipzig und Berlin.

Seit Juli 1945 arbeitete er für die Berliner Zeitung. Noch im selben Jahr kehrte er nach Bayern zurück. 1946 erhielt er in Passau von den amerikanischen Besatzern die Lizenz für eine Tageszeitung, da er als NS-Verfolgter eingestuft wurde. Angeblich gehörte er einer Widerstandsgruppe „Aktion Riemenschneider“ an, was später allerdings bezweifelt wurde. Am 5. Februar 1946 erschien die erste Ausgabe der von ihm herausgegebenen Passauer Neuen Presse.

Zweifelhaft erscheint Kapfingers Rolle im Dritten Reich. Er soll Grundstücke jüdischer Eigentümer, die im Rahmen der "Arisierung" beschlagnahmt worden sind unter Marktwert erworben haben. Laut einem rechtskräftigem Urteil des Amtsgerichts München ist es erweislich wahr, dass Kapfinger sich als "Angehöriger eines bevorzugten Personenkreises an beschlagnahmtem jüdischen Besitz bereichetert" habe[1]. In einem anderen Urteil hat das Landgericht Passau die von dem damaligen SPD-Bundestagsabgeordneten und späteren Bundeskanzler Helmut Schmidt aufgestellten Behauptungen, "daß Kapfinger sich damals (nach dem Einmarsch der Russen) aus den Häusern ehemaliger Nationalsozialisten wertvolle Möbel, Teppiche und sonstige Einrichtungsgegenstände in sein Haus tragen ließ" als erwiesen bestätigt[2].

Kapfingers kämpferisches Eintreten für konservativ-katholische Werte rief den Widerspruch liberaler Kreise hervor. Der Verleger galt in Bayern lange Jahre als Prototyp des klerikalen Konservativen. Er unterstützte in seinen Zeitungsartikeln die Politik von Bundeskanzler Konrad Adenauer. 1960 trat er als Chefredakteur zurück, blieb aber weiterhin Herausgeber. 1961 wurde ihm eine Verstrickung in die Fibag-Affäre nachgesagt. 1961/62 gab er in München das Nachrichtenmagazin Aktuell heraus. Dies war als Konkurrenz zum Nachrichtenmagazin Der Spiegel gedacht, der auf dessen Titelseite der Ausgabe 11 vom 14. März 1962 Kapfinger abbildete.

1967 gründete er die Dr. Hans Kapfinger-Stiftung als rechtsfähige öffentliche Stiftung des bürgerlichen Rechts. Kapfinger, der als Freund von Franz Josef Strauß galt, kritisierte ab 1969 vehement in zahlreichen Zeitungsartikeln die Politik der sozialliberalen Bundesregierung.

Er war seit 1928 mit Maria Schuberth verheiratet und wurde Vater seines Sohnes Heinz. Im Alter von 80 Jahren heiratete er Edith Berger. In Passau ist die Dr.-Hans-Kapfinger-Straße nach ihm benannt. Die Zeitung erscheint heute in der Verlagsgruppe Passau (VGP), die mittlerweile der Familie des ehemaligen Zahnarztes und heutigen Verlegers Dr. Dr. Axel Diekmann gehört.

Auszeichnungen

Literatur

  • Erich Kuby: Im Fibag-Wahn oder sein Freund, der Herr Minister, Rowohlt, Reinbek 1962
  • Dr. Hans Kapfinger und seine Zeit. Ein Lebensbild des Gründers, Verlegers und Herausgebers der „Passauer Neuen Presse“, Passau 1984
  • Astrid Freudenstein: Ein Provokateur aus Überzeugung. Die Verlegerfamilie Kapfinger-Diekmann und die „Passauer Neue Presse“, in: Tradition verpflichtet, Hrsg. von Karl Jörg Wohlhüter, Regensburg 1999, S. 114–122

Weblinks



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