Johannes Weinrich (Terrorist)

Johannes Weinrich (Terrorist)

Johannes Weinrich (* 21. Juli 1947 in Brakel) ist ein deutscher Terrorist. Er galt als die rechte Hand des Terroristen Ilich Ramírez Sánchez, genannt Carlos, der Schakal.

Weinrich arbeitete erst als linker Buchhändler in Frankfurt am Main und dort beim Verlag Roter Stern. Im Verlag lernte er Wilfried Böse kennen, mit dem zusammen er – immer noch offen im Verlag arbeitend – die Revolutionären Zellen gründete. Als sie diese verließen und sich Carlos’ Gruppe anschlossen, verlegten sie ihre Aktionen von Deutschland-spezifischen Anschlägen auf den internationalen Terrorismus. Böse starb bei der Operation Entebbe, in der eine Sondereinheit der israelischen Armee hauptsächlich israelische Geiseln aus einem Terminalgebäude im Flughafen von Entebbe, Uganda befreite, die von Böse, seiner Kumpanin Brigitte Kuhlmann und weiteren palästinensischen Terroristen aus einem Air France Airbus entführt worden waren.

In den späten Siebzigern trat Weinrich der Operation Carlos bei und begann, als bezahlter Terrorist zu arbeiten. Er wurde am 1. Juni 1995 bei Aden im Jemen gefasst.

Zu den Tatvorwürfen gegen Weinrich zählen:

  • Anschlag auf das Kulturzentrum Maison de France am 25. August 1983 in Berlin (1 Toter, 23 Verletzte)
  • Bombenanschläge in der Pariser Innenstadt vor dem Gebäude, in dem die Zeitung Watan-al-Arabi ihren Sitz hatte (1 Tote)
  • Bombenanschlag im Hauptbahnhof von Marseille (2 Tote)
  • Bombenanschlag auf den TGV-Hochgeschwindigkeitszug „Valenciennes“ (3 Tote)
  • Raketenbeschuss einer Boeing 707 der israelischen Fluggesellschaft El Al auf dem Flughafen Paris-Orly
  • Anschlag auf den Sender Radio Freies Europa in München
  • Anschlag auf den saudi-arabischen Botschafter in Athen

Am 17. Januar 2000 wurde Weinrich für den Anschlag auf das Kulturzentrum Maison de France vom 25. August 1983 zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt, wobei die besondere Schwere der Schuld festgestellt wurde. Der Ex-Oberstleutnant Helmut Voigt, der ehemalige Leiter der Abteilung XXII (der Terrorabwehr des MfS), wurde wegen Tatbeteiligung an diesem Anschlag zu vier Jahren Haft verurteilt. Der syrische Diplomat Nabil Chretah, damals Mitarbeiter der syrischen Botschaft in Ost-Berlin, wurde wegen Beihilfe zum Mord von der gleichen Schwurgerichtskammer wie Weinrich ebenfalls am 17. Januar 2000 zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren verurteilt, deren Vollstreckung aber zur Bewährung ausgesetzt wurde.

Im deutschen Verfahren wegen der Anschläge in Frankreich wurde Weinrich aus Mangel an Beweisen am 23. August 2004 freigesprochen. Auf Anregung des 5. Strafsenats des BGH in Leipzig stellte der Generalbundesanwalt einen Antrag gemäß § 154 Abs. 2 StPO. Darauf wurde das Verfahren im Hinblick auf die bereits rechtskräftige Verurteilung vom 17. Januar 2000 zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe eingestellt. Die drei abgetrennten Vorwürfe sind noch bei dem Landgericht Berlin anhängig.

Literatur

  • Trotz Medien, Menschenfreunden und MenschenrechtlerInnen. Der zweite Prozess gegen Johannes Weinrich endete mit Freispruch; in: Analyse & kritik, Ausgabe 487 vom 17. September 2004

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