Johannes von Capistran

Johannes von Capistran

Johannes Capistranus (* 24. Juni 1386 in Capistrano, Italien; † 23. Oktober 1456 in Ilok bei Vukovar, Kroatien), eigentlich Giovanni da Capistrano, auch Johannes Kapistran, Johannes von Capistran, Ivan Kapistranski oder, war ein in seiner Zeit weithin berühmter Wanderprediger, Heerführer, Inquisitor, und den Juden feindlich gesinnt als den Nachkommen der „Mörder“ des Heilands.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Capistrankanzel an der Außenseite des Wiener Stephansdoms

Er hatte in seiner Jugend Jura studiert, was ihn später zum Patron der Rechtsanwälte machte. Er lebte zunächst ein vollkommen säkulares Leben, heiratete, und wurde erfolgreicher Richter in Perugia. Als Gesandter in einem Kleinkrieg zwischen den italienischen Staaten wurde er gefangengenommen. Nach seiner Freilassung 1416 trat er in das Observantenkloster in Perugia ein und studierte bei Bernhard von Siena. Er unterwarf sich einer rigorosen Askese und betätigte sich als Wanderprediger, der die Lehren des tschechischen Theologen und Reformators Jan Hus als Irrlehren geißelte und feurige Reden gegen die Ungläubigen, die Prunksucht und das Leben im Überfluss hielt.

Von den Päpsten Eugen IV. und Nikolaus V. wurde er mit verschiedenen Aufträgen betraut, die er mit unerbittlicher Schärfe erledigte. Als päpstlicher Legat oder Inquisitor verfolgte er die letzten Fraticelli in Ferrara, die Juden in Sizilien, Moldawien und Polen, und vor allem die Hussiten im Heiligen Römischen Reich, insbesondere in Böhmen und Mähren, sowie in Ungarn.

Im Jahre 1451 wurde er vom Papst Nikolaus V. nach Böhmen, Schlesien und in die Oberlausitz entsandt, wo er die Anhänger von Jan Hus zum katholischen Glauben bekehren sollte. Die hussitischen Gelehrten traten gegen ihn mit Polemiken auf, aber durch seine Rednergabe erzielte er große Erfolge, besonders in Schlesien, wo die Hussiten durch ihre Raubzüge verhasst waren. Aus ganz Schlesien, Polen, Sachsen, Pommern und sogar Dänemark, Kurland und Livland strömten große Scharen von Menschen auf den Breslauer Salzring, wo Kapistran viele seiner die Menschen der damaligen Zeit bewegenden Predigten hielt. Bürger und Adlige verbrannten als Buße Bücher und Luxusgegenstände auf dem Scheiterhaufen, Juden wurden verjagt oder getötet. Nachdem Capistrano in Breslau die Juden der Hostienschändung beschuldigt hatte, wurden 1453 41 Juden in Breslau auf dem Scheiterhaufen verbrannt und der Rest aus der Stadt ausgewiesen. 1455 erhielt die Stadt Breslau ein kaiserliches privilegium de non tolerandis Judaeis („Privileg zur Nichtduldung der Juden“), das de jure bis 1744 in Kraft blieb.

1451 errichtete er eine Franziskanerprovinz für Österreich und gründete zahlreiche Franziskanerklöster. Ein 1519 entstandener Holzschnitt von Hans Schäufelin stellt die Verbrennung von Würfeln, Karten und Brettspielen durch Nürnberger Bürger nach einer 1452 dort gehaltenen Predigt dar.

Johannes Capistranus (unten rechts) auf einem Gemälde von Giovanni Battista Crespi, 1581
Bußprediger Johannes Capistranus (1470/80)

Nach dem Eroberung von Konstantinopel 1453 predigte er in Wien und Ungarn für die Abwehrschlacht gegen die türkischen Besatzer. Er sammelte christliche Verteidigungstruppen um sich, die es zumindest schafften, 1456 die Belagerung Nándorfehérvárs (heute Belgrad) durch Mehmed II. aufzuheben und die Türken, bis zu ihrer endgültigen Niederlage vor Wien, kurzfristig zu vertreiben. Aeneas Sylvius schätzt die Zahl der Kreuzfahrer, die Capistrano mit seinen Gefährten in fünf Monaten zusammenbrachte, auf 40000. Vor allem konnte er den erfahrenen ungarischen Feldherrn Johann Hunyadi gewinnen.[1]Kurz danach starb er. Sein Leib ist verschollen.

Capistranus hatte auch den Ruf eines Wundertäters und Heilbringers. Während der Epoche der Gegenreformation wurde er im Jahre 1690 durch Papst Alexander VIII. heilig gesprochen. An Capistranus erinnert die in Stein nachgebildete Capistrankanzel im Wiener Stephansdom ausgeführt vom Bildhauer Johann Joseph Resler (seit 1752 außen an der Ecke des Nordchors).

Gedenktag

Sein Gedenktag ist der 23. Oktober.

Literatur

  • Stanko Andríc: The miracles of St. John Capistran. Budapest 2000, ISBN 963-9116-68-8
  • Johannes Hofer: Johannes Kapistran. Ein Leben im Kampf um die Reform der Kirche. Neu bearbeitet von. O. Bonmann. 2 Bde. Rom 1964/65.
  • Wilhelm von Scholz: Der Weg nach Ilok. Berlin, Horen-Verlag, 1930.
  • Willy Cohn: Capistrano, ein Breslauer Judenfeind in der Mönchskutte. In: Menorah. Jüdisches Familienblatt für Wissenschaft, Kunst u. Literatur. IV. Jg, Nr 5, Mai 1926, S. 262-265.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kath-info.de abgerufen am 5. März 2009
Normdaten: PND: 118712632 | LCCN: n 85319312

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