Johanni

Johanni
Johannisfeuer verbunden mit Mittsommerfest und Abendsonne am Strand der Insel Fanø in Dänemark

Der Johannistag (auch Johanni, Johannestag) ist der Gedenktag der Geburt Johannes des Täufers am 24. Juni. Er steht in enger Verbindung zur am 21. Juni stattfindenden Sommersonnenwende. Die Johannisnacht ist die Nacht auf den Johannistag, vom 23. auf den 24. Juni.

In der katholischen Kirche hat dieser Tag den Rang eines Hochfestes. Verknüpft ist der Tag auch mit Festen im Zusammenhang mit der Sommersonnenwende und Brauchtum wie dem Johannisfeuer, wie auch als Lostag im Zusammenhang mit Bauernregeln.

Inhaltsverzeichnis

Ursprung

Das Datum wurde entsprechend einer Angabe des Lukasevangeliums (1,26–38) vom liturgischen Datum der Geburt Jesu her errechnet, nämlich drei Monate nach Mariae Verkündigung und sechs Monate vor Weihnachten: Im Kirchenjahr ergab sich daraus sehr passend das (antike) Datum der Sommersonnenwende (24. Juni) und der Wintersonnenwende (25. Dezember).[1] Anlass zu diesem Bezug des längsten auf den kürzesten Tag des Jahres war der Täuferspruch in Hinblick auf den kommenden Christus: „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.“ (Johannesevangelium 3,30.) Jesus Christus, die Jungfrau Maria und Johannes der Täufer sind die einzigen drei Menschen, deren Geburtstage von der katholischen Kirche gefeiert und als Hochfest begangen werden; die Gedenktage der übrigen Heiligen sind meist ihre Todestage.

Liturgie zum Johannistag

Die katholische Kirche begeht den Johannistag als Hochfest. Das Datum findet sich auch im Kalender anderer Kirchen, z. B. im Evangelischen Gottesdienstbuch.[2]

Johann Sebastian Bach schrieb für den Johannistag die Kantaten Christ, unser Herr, zum Jordan kam (BWV 7), Freue dich, erlöste Schar (BWV 30) und Ihr Menschen, rühmet Gottes Liebe (BWV 167).

Am Johannistag gibt es insbesondere in Sachsen die evangelische Tradition, zu Andachten auf dem Friedhof einzuladen.

Brauchtum/Mittsommerfeste

Johannisfeuer

Ein ausgeprägtes Brauchtum hat sich um diesen Festtag entwickelt. Zu den Bräuchen zählte in der Johannisnacht der Tanz um das Johannisfeuer.

Johannisfeuer

Das Johannisfeuer (oder Würzfeuer) steht in Zusammenhang mit Feuer- und Sonnensymbolik wie auch der Sonnenwende, weshalb es selbst häufig als Sonnenfeuer bzw. Sonnwendfeuer bezeichnet wird. Es ist ein erstmals seit dem 12. Jahrhundert, seit dem 14. Jahrhundert häufig belegter Brauch. Es wird in der Nacht vor dem Johannistag angezündet.

Das vor allem auf Bergen stattfindende Feuer ist ein altes Symbol für die Sonne und damit für Christus. Auch Johannes selbst hat mit Feuer zu tun, denn er gilt als der Vorläufer von Jesus entsprechend dem Propheten Maleachi 3,1–2: „Siehe, ich will meinen Boten senden, der vor mir her den Weg bereiten soll. Und bald wird kommen zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht; und der Engel des Bundes, den ihr begehrt, siehe, er kommt! spricht der HERR Zebaoth. Wer wird aber den Tag seines Kommens ertragen können, und wer wird bestehen, wenn er erscheint? Denn er ist wie das Feuer eines Schmelzers und wie die Lauge der Wäscher“. Ferner sagt Johannes, dass Christus mit „Feuer und mit Geist“ taufen werde (Matthäusevangelium 3,11). Die Höhen- oder Bergsymbolik findet sich im sogenannten Lobgesang des Zacharias, also des Vaters von Johannes, der über seinen neugeborenen Sohn weissagt: „Und du, Kindlein, wirst ein Prophet des Höchsten heißen. Denn du wirst dem Herrn vorangehen, dass du … Erkenntnis des Heils gebest seinem Volk … durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes, durch die uns besuchen wird das aufgehende Licht aus der Höhe“ (Lukasevangelium 1,76–78).

Dem Volksglauben nach sollte das Johannisfeuer böse Dämonen, die Krankheiten bringen, Viehschaden und misswüchsige Kinder hervorbringen, abwehren. Darauf deuten auch die Strohpuppen, die man in manchen Gegenden ins Feuer wirft (Hanslverbrennen). Insbesondere sollten auch Hagelschäden abgewehrt werden. In dieser Beziehung deckt sich das Johannisfeuer mit dem Hagelfeuer. Diese Wirkungen des Johannisfeuers liegen vermutlich in der hohen Popularität des Heiligen begründet, dem auch sonst starke Kräfte zuerkannt werden – vergleiche die im Mittelalter außergewöhnlich stark verbreiteten Namen Hans, Johannes, Jan, Jean usw. Mittelalterliche Namensgebung heißt ja, dass dem Kind der entsprechende Heilige als Schutzpatron zugeeignet wird.

Das Johannisfeuer findet man in verschiedener Ausgestaltung fast über ganz Europa verbreitet. Die südlichste Sonnenwendfeier mit Johannisfeuer war lange Zeit in Alicante, heute ist es in Torrevieja.

Das beim Johannisfeuer mancherorts verwendete umwälzende Rad wird als Sonne gedeutet. Ein Zusammenhang könnte außerdem mit dem Notfeuer (auch Nodfeuer) bestehen, dessen Hergang ziemlich gleich ist. Eine besondere Ausgestaltung der Feuer in Form von Figuren findet sich in Ehrwald (Tirol).

Johanniskrone

Die Johanniskrone wird aus Zweigen und Laub geflochten und anschließend mit Blumen, Bändern, Rosen, gefertigt aus Seidenpapier und Eierschnüren geschmückt. Es war früher üblich, diese Sommerkrone auf dem Dorfplatz aufzuhängen, am Abend wurde sie mit Kerzen erleuchtet, und es wurde so viele Nächte lang getanzt, wie die Krone ihr grünes Laub behielt.

Johannisfeste

  • In Eschwege (Hessen) wird das Johannisfest fünf Tage lang am ersten Juli-Wochenende gefeiert. Dabei wird der Festzug vom Dietemann, der Eschweger Symbolfigur, angeführt.
  • In Mainz wird zu dieser Zeit die Johannisnacht gefeiert.
  • In Markdorf zelebrieren Kinder nach dem Angelusläuten am 24. Juni mittags den nur dort existierenden Brauch des „Hansafüratle“.
  • Am 24. Juni (Tag Johanni Baptista) wechselte im Stadtstaat Zürich jeweils der Bürgermeister und die Räte. Auch die Obervogteien und Landvogteien hatten ihre Amtswechsel an diesem Tag.
  • In Skandinavien und dem Baltikum sind Johannisfeiern sehr verbreitet; in Litauen ist Joninės, in Lettland Jāņi und in Estland Jaanipäev der populärste Feiertag überhaupt. Ein Ausnahmefall ist Schweden, wo statt des Johannisfests Mittsommer gefeiert wird. Die Johannisnacht heißt auf den Färöern Jóansøka. Am Wochenende um den 24. Juni herum gibt es seit 1925 ein Volks-, Sport- und Musikfest auf der Insel Suðuroy.
  • Johannistag in Québec: Seit 1834 wird der Johannistag von den Frankokanadiern als Nationalfeiertag begangen. In Folge dessen erklärte 1908 Papst Pius X. Johannes den Täufer zum Schutzpatron der Franko-Kanadier. Seit 1977 trägt der Johannistag in der Provinz Québec den Namen „Nationalfeiertag“ und ist ein arbeitsfreier Feiertag.
  • In Brasilien, insbesondere im Nordosten, wird das Fest als portugiesisch São João gefeiert. Zentren dieses zweitwichtigsten Festes nach Karneval sind v.a. die Städte Caruaru in Pernambuco und Campina Grande in Paraíba. Da das Fest zeitlich mit der Maisernte zusammenfällt, werden zahlreiche Maisgerichte (Kuchen, Puddings, Suppen und Maiskolben, die über dem Johannisfeuer gegrillt werden) gegessen. Die reichhaltigen Kulturdarbietungen werden dominiert von den Tänzen Forró und Pastoril. Die Frauen tragen zu São João zumeist bunte, weite Kleider, die Männer karierte Hemden und Strohhüte.
  • Bei den Freimaurern ist das Johannisfest zentraler Punkt im Ablauf des Jahrs. Hier endet und beginnt der Jahreslauf.

Der Johannistag als Lostag

Am Johannistag anno 2007:
Ein Platz an der Sonne

Johanni ist als Lostag in der Überlieferung für die Landwirtschaft und Wetter von zentraler Bedeutung. Die Sommersonnenwende leitet meist mit dem Ende der Schafskälte die Erntesaison ein.

Zeigerpflanzen und Tiere der Phänologie sind daher traditionell nach diesem Tag benannt:

  • Das Johanniskraut, da es um den Termin blüht
  • Die Johannisbeere erreicht ihre Reife
  • Die Schwärme der Johanniskäfer (Glühwürmchen) entfalten ihre Leuchtkraft in der Zeit rund um die Johannisnacht
Der Johannisbrotbaum hingegen hat möglicherweise mit Johannes dem Täufer, jedoch nicht mit dem Johannistag zu tun.

Futtergräser sind bereits reif, und Sommer-Getreide und viele anderen Nutzpflanzen beginnen nun ihre Reifeperiode. Traditionell werden auch Rhabarber und Spargel bis zu diesem Tag geerntet.

Johanni gilt daher als spätester Termin auch in klimatisch schlechten Regionen (Küsten Norddeutschlands und Alpen) für die Heuernte, aber auch als Garant für gutes Wetter. Der Begriff Johannischnitt wurde geprägt.

  • „Vor dem Johannistag / man Gerst und Hafer nicht loben mag.“
  • „Wenn die Johanniswürmer glänzen, / darfst Du richten Deine Sensen.“

Die späte Mahd prägte die Artenvielfalt der europäischen Kulturlandschaft mit, da den meisten Wiesenpflanzen Zeit gelassen wird, auszusamen und auch den Bodenbrütern der Vögel und auch vielen anderen Tieren, wie Insekten und Spinnen, mehr Zeit für ihr erfolgreiches Vermehren gelassen wird.

  • „Der Kuckuck kündet teure Zeit, / wenn er nach Johanni schreit“ kann frei übersetzt werden mit: Eine verzögerte Entwicklung der Tiere ist meist verbunden mit schlechtem Wetter und daher mit Ernteausfällen.

Der Fortschritt der Landwirtschaft und die damit verbundene Intensivierung, vor allem die Werbung von Silage, verschob den Termin der Mahd immer weiter nach vorne. Der Johannischnitt gilt deshalb im Naturschutz als günstiger Termin für die Mahd von Wiesen und wird häufig bei der Pflege von naturnahen Wiesen angeordnet.

Auch im Obstbau spielt der Termin einer Rolle: Der Johannistrieb ist der zweite Austrieb von Laubgehölzen um Mittsommer. Hier können noch einmal Schnittmaßnahmen gesetzt werden. Johannistrieb ist dazu auch in der bäuerlichen Überlieferung der – spöttische – „Johannistrieb“, wenn ein älterer Mann eine junge Frau nimmt (der „Zweite Frühling“).

Siehe auch

Quellen

  1. Grotefend: Taschenbuch der Zeitrechnung, o.V., Hannover 1991, S. 15
  2. Evangelisches Gottesdienstbuch. Agende für die EKU und die VELKD. Verlagsgemeinschaft Evangelisches Gottesdienstbuch, Berlin 2000, Taschenausgabe, S. 428f.

Literatur

  • Manfred Becker-Huberti: Feiern, Feste, Jahreszeiten, Lebendige Bräuche im ganzen Jahr. Freiburg 2001, S. 348ff.
  • Hans-Helmar Auel: Unentdeckte Feiertage. Göttingen 2000, S. 139ff.

Weblinks


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