Jordangraben

Jordangraben
Der Jordangraben mit See Genezareth und Totem Meer, Aufnahme aus dem Weltraum

Der Jordangraben ist der in Nord-Süd-Richtung verlaufende Grabenbruch auf der Arabischen Platte, in dem der Jordan fließt.

Er stellt im Bereich von Syrien, Libanon, Jordanien, Israel und Westjordanland den nördlichen Teil des Großen Afrikanischen Grabenbruchs (Great Rift Valley) dar und beherbergt den See Genezareth und das Tote Meer, die durch den Jordan miteinander verbunden sind. Im Süden setzt sich der Graben über den Golf von Elat einem Seitenarm des Roten Meeres, über das Rote Meer selbst und über Ost-Afrika im Ostafrikanischer Graben bis nach Mosambik in Südost-Afrika fort.

Die Oberfläche des Toten Meeres liegt 420 m unter dem Meeresspiegel. Am Grund des Toten Meeres reicht der Jordangraben bis 794 m unter den Meeresspiegel. Der Grabenbruch reicht beginnend unterhalb der dortigen Sedimentablagerungen noch viel weiter in die Erdkruste hinein.

Seismische Historie

Die seismische Aktivität dieser Region gilt als die erdbebengeschichtlich am weitesten zurückreichend dokumentierte. Insgesamt rund 30 Beben mit nennenswerten Schäden sind für die letzten rund 2200 Jahre mit Datum bekannt. Mit dem bekannten Schriftwerk wird insgesamt eine Zeitspanne von ca. 4000 Jahren abgedeckt. Sowohl die alttestamentliche Bibel wie auch römische Quellen fixieren dabei verschiedenste Beobachtungen, die weitgehend vergleichbar sind zu dem was in neuerer Zeit registriert werden konnte. Darüber hinausgehende geologische Forschungen lieferten klare Belege für einen erweiterten Zeitraum von rund 10.000 Jahren.

Die aufgetretenen Verwerfungen produzierten dabei immer wieder Erdrutsche, die den Jordan für kurze Zeit – etwa 1–2 Tage – aufhielten. Für die letzten 1000 Jahre sind sechs solcher Ereignisse mit Datum dokumentiert sowie mindestens ein weiteres solches Ereignis in biblischer Zeit. Speziell mit dem Beben im Jahr 1546 kam es nicht nur zu einer Verschüttung des Jordans sondern auch zu einer Springflut (Tsunami) im Bereich des Roten Meers. Bei anderen Beben wurden selbst starke Festungsmauern umgeworfen (Jericho, Massada) oder wichtige Zisternen zerstört, so dass die betroffenen Städte teils für Jahrzehnte verlassen werden mussten. Die Verschiebungen in der Erdkruste führten andernorts weiterhin dazu, dass spontan Grundwasser führende Schichten an die Oberfläche kamen und dadurch zumindest zeitweilig neue Quellen entstanden.

Als zentrales Ereignis der Neuzeit gilt bislang das Erdbeben von 1927, bei dem sich die westliche Platte nach Süden und die östliche Platte nach Norden innerhalb kürzester Zeit um rund 50 cm gegeneinander verschoben haben. Dies gleicht zweifelsohne den ältesten Berichten aus der Region. Die Forschung nimmt eine ungefähre Verschiebung von etwa 50 cm bis 1 m in 100 Jahren an.

Siehe auch: Grabenbruch

Weblinks


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