Josef Dietrich

Josef Dietrich
Josef Dietrich im Rang des SS-Oberst-Gruppenführers bei der Verleihung der Brillanten zum Ritterkreuz

Josef „Sepp“ Dietrich (* 28. Mai 1892 in Hawangen, Landkreis Unterallgäu; † 21. April 1966 in Ludwigsburg) war Befehlshaber der Leibwache Adolf Hitlers (Leibstandarte-SS Adolf Hitler) sowie SS-Oberst-Gruppenführer und Generaloberst der Waffen-SS. Er wurde nach dem Krieg als Mitverantwortlicher für das Malmedy-Massaker und wegen seiner Rolle bei Morden in Zusammenhang mit dem sogenannten Röhm-Putsch zu Freiheitsstrafen verurteilt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jugend und Werdegang

Dietrich absolvierte eine Lehre als Fleischer und war anschließend in Hotels des In- und Auslands sowie als Expedient tätig. 1911 gehörte er kurzzeitig der bayerischen Armee an. Bei Kriegsbeginn 1914 freiwillig eingetreten, diente er u. a. bei der Feldartillerie. Gegen Kriegsende war er bei der Bayerischen Sturmpanzerwagen-Abteilung 15 und damit einer der ersten Angehörigen einer deutschen Panzertruppe. Er wurde mit dem Eisernen Kreuz (I. und II. Klasse) ausgezeichnet und zum Vizefeldwebel befördert.

Nach dem Ersten Weltkrieg

Nach dem Ersten Weltkrieg trat er dem Reichswehrregiment 1 in München bei und wurde in die bayerische Landespolizei als Wachtmeister übernommen. Als Mitglied des Freikorps Oberland war er an der Niederschlagung der Revolution und an der Beseitigung der Räteherrschaft beteiligt. Außerdem kämpfte er im Mai 1921 in Oberschlesien gegen die polnischen Übergriffe auf deutsches Territorium.

Als ehemaliger Freikorps-Angehöriger gehörte Dietrich in den 1920er Jahren auch dem Stoßtrupp Adolf Hitler an und nahm am 9. November 1923 am Putschversuch Hitlers und Ludendorffs (Hitler-Ludendorff-Putsch) in München teil. 1927 verließ er den bayerischen Polizeidienst und lebte von wechselnden Beschäftigungen.

Eintritt in die NSDAP und in die SS

Josef Dietrich wurde am 1. Mai 1928 Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer: 89.015) und trat nur wenig später, am 5. Mai 1928, in die SS (SS-Nummer: 1.177) ein. Dort stellte er in München die 1. SS-Standarte auf und führte dort den „Sturm 1“ (den späteren „SS-Traditionssturm“) bis Juni 1928. Am 1. Juni 1928 wurde er zum SS-Sturmführer[1] ernannt und erhielt bereits am 18. November 1929 den Rang eines SS-Standartenführers. Bei der Reichstagswahl 1930 wurde Dietrich Reichstagsabgeordneter der NSDAP. Sein Mandat behielt Dietrich auch nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten bis Kriegsende 1945 im dann funktionslosen Reichstag.[2]

Innerhalb der SS machte Dietrich rasch Karriere. Am 11. Juli 1930 erfolgte seine Ernennung zum SS-Oberführer. Beim Stennesputsch im Jahre 1931 zeigte er unbedingte Loyalität zu Adolf Hitler. Er erhielt deshalb am 18. Dezember 1931 den Dienstgrad eines SS-Gruppenführers und wurde mit der Führung des SS-Oberabschnittes „Nord“ (Hamburg) betraut.

„Drittes Reich“

Im März 1933 wurde er zum „persönlichen Begleiter des Führers“ ernannt und übernahm den Schutz des Diktators als hauptberuflicher Leiter des „SS-Wachbataillon Berlin“. Eine herausragende Rolle übernahm Dietrich bei der Liquidierung der SA-Führungsspitze während des „Röhm-Putsches“: Mit Angehörigen der ersten und zweiten Schützenkompanie der SS-Leibstandarte Adolf Hitler reiste Dietrich in der Nacht vom 29. zum 30. Juni nach Bayern, wo er Hitler zur Verhaftung der Führungsspitze der SA nach Bad Wiessee begleiten sollte.

Da die Abordnung der Leibstandarte sich verspätete, entschloss Hitler sich kurzfristig nur begleitet von einem Kommando der Bayerischen Politischen Polizei nach Wiessee zu reisen. Dietrich und seine Leute beteiligten sich stattdessen nach ihrer Ankunft in München an der Sicherung der Stadt gegen einen möglichen SA-Aufstand. Auf Anordnung Hitlers organisierte Dietrich außerdem am frühen Abend des 30. Juni zusammen mit seinem Adjutanten Josias zu Waldeck und Pyrmont die Erschießung von sechs der in Wiessee und München verhafteten SA-Führer durch Angehörige der Leibstandarte im Gefängnis München-Stadelheim. Unter diesen war auch Dietrichs Duzfreund August Schneidhuber, des Weiteren Hans Hayn, Edmund Heines, Hans Adam von Heydebreck, Wilhelm Schmid und Hans Erwin von Spreti-Weilbach.

Auf dem Gelände der Kadettenanstalt Lichterfelde ließen Dietrichs Stellvertreter Jürgen Wagner und Siegfried Taubert vom 30. Juni bis 2. Juli 1934 noch mindestens vierzehn weitere SA-Angehörige exekutieren. In Auszeichnung für seine Verdienste am 30. Juni wurde Dietrich einige Tage später mit Wirkung zum 1. Juli 1934 von Adolf Hitler zum Obergruppenführer der SS befördert. Aus dem „SS-Wachbataillon“ wurde 1934 die „1. SS-Standarte Adolf Hitler“ gebildet.

Zweiter Weltkrieg

Josef „Sepp“ Dietrich in alliierter Haft (um 1946)

Während des Zweiten Weltkrieges wurde Dietrich Kommandeur der zur Division ausgebauten Leibstandarte und zuletzt Oberbefehlshaber über die 6. SS-Panzerarmee, zu der vier SS-Panzerdivisionen der Waffen-SS gehörten und die neben zwei weiteren Armeen ab 15. Dezember 1944 in der Ardennenoffensive eingesetzt war. Die zunächst nur als Wachsoldaten ausgebildeten SS-Männer wurden unter seiner Führung für Kriegsverbrechen und ihre Kriegsführung bekannt, die zu hohen Verlusten führte, aber auch enorme militärische Erfolge erbrachte. Dietrich wurde mehrfach ausgezeichnet. 1942 erhielt er von Hitler eine persönliche Dotation von 100.000 Reichsmark.[3][4] Am 20. April 1942 wurde er auf Vorschlag Heinrich Himmlers als „dienstältester Panzergeneral des Heeres“ zum „SS-Oberst-Gruppenführer der Waffen-SS und Generaloberst der Panzertruppen“ befördert.[3][5][6] Doch er wurde anscheinend wohl nicht über seine Beförderung informiert. So begann er erst ab dem 23. August 1944 seine neuen Rangabzeichen als SS-Oberst-Gruppenführer der Waffen-SS zu tragen.[7]

Feldmarschall Erwin Rommel bereitete 1944 im Westen einen Waffenstillstand mit den Alliierten vor. [8] Um Probleme mit der Waffen-SS zu vermeiden, sprach er Dietrich im Juli 1944 darauf an: "Mit wem geht ihr, wenn ich hier Schluss mache?". Dietrich antwortete: "Sie sind unser Oberbefehlshaber, wir gehen mit Ihnen!"[9][10].

Am Ende des Krieges nahm er mit der 6. SS-Panzerarmee an der Schlacht um Wien teil.

Nach Kriegsende

Dietrich wurde 1946 im Malmedy-Prozess, in dem die Erschießung von über 70 amerikanischen Kriegsgefangenen durch eine Einheit der Waffen-SS verhandelt wurde, zu lebenslänglicher Haft verurteilt. 1955 wurde er im Rahmen eines Bewährungsverfahrens begnadigt und aus dem Kriegsverbrechergefängnis Landsberg entlassen, nachdem seine Strafe schon 1951 in 25-jährige Haft umgewandelt worden war.

Seine Verbrechen im Zusammenhang mit dem Röhm-Putsch wurden 1957 vor dem Schwurgericht in München aufgerollt. Am 14. Mai 1957 wurde Dietrich wegen Beihilfe zum Totschlag zu einer Gefängnisstrafe von 18 Monaten verurteilt, von denen er sechs Monate von August 1958 bis Februar 1959 in der Justizvollzugsanstalt Landsberg verbüßte.

Dietrich blieb zeitlebens ein überzeugter Anhänger des Nationalsozialismus und engagierte sich in der Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Angehörigen der ehemaligen Waffen-SS (HIAG).[3] An seiner Beerdigung nahmen 7.000 Menschen teil, überwiegend aus den Reihen der Waffen-SS.

Auszeichnungen

Erster Weltkrieg und Zwischenkriegszeit

Auszeichnungen in der Zeit des Nationalsozialismus

Literatur

  • Robert Wistrich und Hermann Weiß: Wer war wer im Dritten Reich. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-596-24373-4
  • Michael Schadewitz: Zwischen Ritterkreuz und Galgen. Skorzenys Geheimunternehmen Greif in Hitlers Ardennenoffensive 1944/45. Helios-Verlag, Aachen 2007, ISBN 978-3-938208-48-9
  • William T. Allbritton und Samuel W. Mitcham Jr.: SS-Oberst-Gruppenführer und Generaloberst der Waffen-SS Joseph (Sepp) Dietrich. In: Gerd R. Ueberschär (Hrsg.): Hitlers militärische Elite. Vom Kriegsbeginn bis zum Weltkriegsende. Band 2, Primus Verlag, Darmstadt 1998, ISBN 3-89678-089-1, ISBN 3-534-12678-5 (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Seite 37–44

Weblinks

 Commons: Josef Dietrich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Anmerkung:Der Dienstgrad „SS-Sturmführer“ wurde im Oktober 1935 in „SS-Untersturmführer“ umbenannt. (siehe auch Dienstalterslisten der SS)
  2. Josef Dietrich in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
  3. a b c Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, 2. Auflage 2007, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 110
  4. Gerd R. Ueberschär, Winfried Vogel: Dienen und Verdienen. Hitlers Geschenke an seine Eliten. Frankfurt 1999, ISBN 3-10-086002-0
  5. Mark C. Yerger: Allgemeine SS. The Commands, Units and Leaders of the General SS. Schiffer Publishing Ltd 1997, S. 144, ISBN 0-7643-0145-4
  6. Andrew Mollo: Uniformen der Waffen-SS. Bekleidung - Abzeichen - Ausrüstung - Ausstattung. Podzun-Pallas-Verlag 1993, ISBN 3-7909-0490-2, S. 154
  7. Andrew Mollo: ebenda
  8. Haus der Geschichte Baden-Württemberg (Hrsg.): Erwin Rommel. Geschichte und Mythos Braun Buchverlag, Karlsruhe 2009
  9. Manfred Rommel: 1944 - das Jahr der Entscheidung Hohenheim Verlag, Stuttgart 2010
  10. Der Wortlaut ist nach dem Buch des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg etwas anders. Rommel (ob Dietrich die Befehle auch ausführe): "[...] wenn sie im Widerspruch zu denen Hitlers ständen." Dietrich: "Sie, Feldmarschall, sind mein Oberbefehlshaber; ich gehorche nur Ihnen, was Sie auch vorhaben wollen.

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