Josef Souhrada

Josef Souhrada

Josef Souhrada (* 11. Juni 1838 in Kutschera, Böhmen; † 5. Mai 1892 in Chudenitz, Böhmen) war ein tschechischer Priester und Schriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Josef Souhrada besuchte das Gymnasium in Pisek. Er studierte ab 1858 im Budweiser Priesterseminar und wurde 1862 zum römisch-katholischen Priester geweiht. Danach war er Kaplan in Klattau, ab 1864 Pfarrer von Chudenitz, in diesem Zusammenhang auch Religionslehrer des jungen Grafen Franz Czernin.

In dieser Zeit wanderten allein aus Österreich-Ungarn mehrere Millionen Menschen nach Amerika aus. Diese Auswanderungswelle umfasste auch einige verwandte Familien, die sich im mittleren Westen der Vereinigten Staaten von Amerika ansiedelten. Er blieb im Rahmen seiner Reisen in Amerika mit ihnen in Verbindung und publizierte in tschechischer Sprache in St. Louis, Missouri.

Seine literarischen Förderer waren Kanonikus Benedikt Kulda und der Erzieher in der Familie Czernin Karl Jičinski.

Der Familienname „Souhrada“, ausgesprochen ['sɔʊ̯hrada] [1], ist eine Wortzusammensetzung des Tschechischen aus den (teilweise alttschechischen) Wurzeln „socha“ (Stange, Säule, Stab) und „rada“ (Reihe, Zeile)[2]. Der Name kann als Zoll(ner), Zaun(er), Maut(ner), Grenzer, engl.[3] „turnpike“, „road between fences“ übersetzt werden.

Leistungen

Das Hauptwerk bilden religiöse Erzählungen, Reiseberichte und Predigtsammlungen. Die Werke sind neben der Auswanderungsthematik und allgemeinen seelsorglichen Gesichtspunkten auch vor dem Hintergrund der damaligen Konflikte über die Neuorganisation der Österreichisch-Ungarischen Monarchie zu lesen, siehe Böhmische Deklaration und österreichisch-ungarischen Ausgleich. Die Schlacht von Königgrätz am 3. Juli 1866 gehört ebenfalls zum historischen Hintergrund der Werke. Die amerikanischen Publikationen erschienen in „Hlas“ (Die Stimme), einem tschechischen Blatt in Saint Louis, Missouri. Diese Zeitschrift wurde von seinem Onkel Josef Hešoun[4] herausgegeben, einem dort ansässigen tschechischen Pfarrer. Weitere Beiträge erschienen in der Zeitschrift „Cech“ (Der Böhme).

Neben seiner Tätigkeit als Pfarrer und Schriftsteller gründete er 1869 in Chudenice gemeinsam mit Heinrich Kvapil, dem Hausarzt der gräflichen Familie Czernin einen Consum-Verein.

1872 war er maßgebend an der Gründung der Gemeinde-Sparkasse im selben Ort beteiligt und wurde deren Vorstand. Weiters ist Gemeindebibliothek in Chudenice auf ihn zurückzuführen.

Werke

  • Sedmero hlavních hříchů. Kazaní postní (Die sieben Hauptsünden. Fastenpredigt), 1868.
  • Sedmero křesťanských ctnoští. Kazaní postní (Die sieben christlichen Tugenden. Fastenpredigt), 1869.
  • Pout do Celly Panny Marie (Wallfahrt nach Zell zur Mutter Gottes). 1870.
  • Odchod Českého kněze do Ameriky (Reise eines tschechischen Geistlichen nach Amerika), 1871.
  • Ze Železnice (Von der Eisenbahn), 1872.
  • Lilie Šumavská (Die Lilie aus der Šumava/dem Böhmerwald), 1873.
  • Češti vystéhovalci (Böhmische Auswanderer), 1874.
  • Mařenka (Marie. Ein Lebensbild), 1874.
  • Dum Starých a palác novyćh (Das Haus der „Stary“ [der „Alten“] und das Palais der „Novy“ [der „Neuen“]), 1875.
  • Pán raní – Pán hojí (Der Herr verwundet, der Herr heilt. Ein Bild aus dem Dorfleben), 1875.
  • Večerní zábavy (Abendunterhaltungen), 1876.
  • Mrzákovy zápilky. Obraz ze dnu našich (Tagebuch eines Verstümmelten. Bild aus unserer Zeit), 1877.
  • Pred oddavkami. Obraz ze života pro život (Vor der Trauung. Ein Lebensbild für das Leben), 1877.
  • Kartařčina Lidka. Obraz ze vsi (Die Kartenaufschlägerin Lidka), 1878.
  • Lenka z pohodny. Obraz ze skutečnosti (Eleonore aus dem Waisenhause. Ein Bild aus dem wirklichen Leben), 1879.
  • Kněz Ian. (Pater Johann), 1880.
  • Uryoky ze žívota kněžského. Sedmero obrazu (Skizzen aus dem Leben des Geistlichen. Sieben Bilder), 1885.
  • Muj pohřeb a mé vzkříšeni. Obraz z počatku našeho stoleťí (Mein Begräbnis und meine Auferstehung. Bilder aus dem Anfang dieses Jahrhunderts), 1887.
  • Beiträge in den Zeitschriften
    • „Posvátná kazatelna. Časopist kazatelský.“ (Die heilige Kanzel. Zeitschrift für Prediger.)
    • „Hlas“ (Die Stimme, tschechisches Blatt erscheinend in Saint Louis, Missouri)
    • „Čech“ (Der Böhme)

Literatur

  • Eintrag in Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, Band 36, S. 38, Wien 1878
  • Beneš Method Kulda: Posvátná kazatelna. Časopis kazatelský (Die heilige Kanzel. Zeitschrift für Prediger.) Olmütz und Proßnitz 1864-93.
  • František Ladislav Rieger: Slovník naučný. Prag 1860-1890, Band XI.
  • Jan Dvoracek, Rudolf Polz: Masarykuv slovnik naucny. Lidova encyklopedie vseobecnych vedomosti. Dil VI S. 822. - v Praze: Nakl. „Ceskoslovenskeho Kompasu“ 1925-33. (Masaryk‑Lexikon der Wissenschaften).
  • Vernon F. Petrik: Roots in Czechoslovakia and Dakota: Koreni v Cechach i v Dakote: the Petrik, Souhrada, Panka, Kocer, Pesa, Vavruska, Matonaha-Kalda, Rehurek, Gregor families. 2 Bände 1991, Supplement 1998.
  • Velma Vanick Flynn: Souhrada Family Tree. In: Family Histories and Genealogies − Czechoslovak Genealogical Society International CGSI,zitiert nach: Miloslav Rechcigl Jr.: Czech and Slovak Genealogy, A Bibliography of Publications in English and Guide to Other Information Resources. Czechoslovak Society of Arts and Science) − Společnost pro vědy a umění − SVU.
  • Patrick Hanks: Dictionary of American Family Names. Oxford University Press, USA 2003, 3 Bände 2128 Seiten, ISBN 978-0195081374.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Siehe Tschechische Sprache/Grundregeln: ou ist ein Diphthong, der aus o und u besteht (Rakousko [Ra|kous|ko] = Österreich). Beide Bestandteile befinden sich in einer Silbe und werden daher zusammen ausgesprochen, wie im deutschen au bei Auto, wobei man jedoch mehr vom u hört, als vom o (etwa wie Rakusko mit nur ganz schwach angedeutetem o)
  2. Johann Neumann: Tschechische Familiennamen in Wien. Eine namenskundliche Dokumentation. 14 000 Familiennamen interpretiert bzw. Übersetzt von berufenen Slawisten mit Häufigkeitszahl und Quellennachweis bei jedem Namen. Wien 1972, Verlag Adolf Holzhausens Nachfolger, Universitätsbuchdruckerei. S. 204, 205 und 175 unter Berufung auf Josef Beneš: O českých příjmeních, Prag 1962 und Friedrich Kabesch: Taschenwörterbuch der tschechischen und deutschen Sprache, Berlin 1929. Wurzel allenfalls auch „Hrad“ Burg, vgl. Hradschin, S. 70.
  3. Dictionary of American Family Names, zitiert nach www.ancestry.com
  4. Reisebericht zu dessen Auswanderung: Jiří Souhrada, František Mikolášek: To America. Emigration from the Village of Bernartice and vicinity. Teil 3.

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