Joseph Schatz

Joseph Schatz

Joseph Schatz (* 3. März 1871 in Imst in Tirol; † 23. März 1950 in Innsbruck) war ein Tiroler Altgermanist und Mundartforscher sowie Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Joseph Schatz war von 1905 bis 1911 außerordentlicher Professor an der Universität Lemberg (poln. Lwów, ukrainisch Lvív), dann dort bis 1912 ordentlicher Professor, ehe er 1912 als Professor für deutsche Sprache und Literatur an die Universität Innsbruck berufen wurde. 1939 wurde er als Ordinarius aus Altersgründen „entpflichtet“, [1] wie diese Maßnahme nach dem „Anschluss“ ans „Dritte Reich“ alle Ordinarien Österreichs traf, die das 65. Lebensjahr überschritten hatten.[2] Er war einer der ersten Dialektologen im deutschen Sprachraum. Obgleich er sich in erster Linie als Altgermanist sah, lag der Schwerpunkt seiner Forschungen auf dem Gebiet der Mundarten. Von ihm stammt die erste grundlegende Gliederung des gesamtbairischen Mundartgebietes. Er erarbeitete die historischen Grundlagen für die Mundartforschung im Allgemeinen, verfasste eine altbairische Grammatik und betrachtete selber seine althochdeutsche Grammatik von 1927 als seine Hauptleistung. Bekannter allerdings wurde schließlich sein zweibändiges Wörterbuch der Tiroler Mundarten[3], das er von 1936 bis zu seinem Ableben 1950 auf der Basis von Befragungen durch seine Studenten sowohl im österreichischen als auch im nach 1918 italienisch gewordenen deutschsprachigen Teil Tirols („Südtirol“, ital. „Alto Adige“) sowie unter Einbeziehung vieler alt-, mittel- und neuhochdeutscher Werke geschaffen hat, dessen Drucklegung er jedoch nicht mehr erleben konnte.[4]

Veröffentlichungen

  • Die tirolische Mundart.In: ZS des Ferdinandeums Tirol 47 (1903),Wagnersche VB, Innsbruck S. 1-94
  • Die Mundart von Imst (= ZS für deutsches Altertum und deutsche Litteratur N.F. 36=48, Anh. 1/2) Trübner, Straßburg ^1897
  • Hg.:Die Gedichte Oswalds von Wolkenstein, Göttingen 2. Aufl., 1904.
  • Oswald von Wolkenstein. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 44, Duncker & Humblot, Leipzig 1898, S. 137–139. Wikisource ADB
  • Zu Oswald von Wolkenstein. In: Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg 45. 3. Folge (1901), S. 182-192
  • Oswald von Wolkenstein: Geistliche und weltliche Lieder. Bearbeitet von Josef Schatz (Text) und Oswald Koller (Musik), (= Denkmäler der Tonkunst in Österreich 18), Wien 1902
  • Sprache und Wortschatz der Gedichte Oswalds yon Wolkenstein (= Akad. der Wissenschaften in Wien. Phil.-hist. KIasse, Denkschriften 69,2). Wien und Leipzig 1930
  • Untersuchungen zu dem Wortschatz der Lieder Oswalds von Wolkenstein 54, 55, 59 und 60, Zeitschrift Neophilologus, Heft 57, Number 2 (April 1973) Verlag Springer Netherlands 1973, S. 156-172
  • Eine neue Innsbrucker Freidankhandschrift. In: Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg, Dritte Folge 41 (1897), S. 111-130
  • Altbairische Grammatik. Laut- und Flexionslehre (= Grammatiken der althochdeutschen Dialekte 1) 1907
  • Neue Stamser Bruchstücke der Weltchronik Rudolfs von Ems. In: Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg. Dritte Folge 42 (1898), S. 349-368 (mit Teilabdruck von [g]).
  • Josef Schatz: Die Sprache der Namen des ältesten Salzburger Verbrüderungsbuches.In: Edward Schroeder u. Gustav Roethe (Hg.): Anzeiger für Deutsches Altertum und Deutsche Literatur. Jg. 20 (1899)Weidmannsche Buchhandlung, Marburg 1899
  • Eine Reimbibel des 12. Jahrhunderts. Neue Bruchstücke des sog. Mittelfränkischen Legendars. In: ZfdA 59 (1922), S. 1-22.
  • Althochdeutsche Grammatik (= Göttinger Sammlung indogermanischer Grammatiken und Wörterbucher 6) Göttingen 1927
  • Bruchstücke einer bairischen Predigthandschrift des 12. Jahrhunderts. In: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 52 (1928), S. 345-360
  • Zur Handschrift V der Krone. In: ZfdA 69 (1932), S. 336
  • Wörterbuch der Tiroler Mundarten (= Schlern-Schriften 119. 120). Drucklegung durch Karl Finsterwalder. 2 Bde. Verlagsbuchhandlung Wagner, Innsbruck 1955 - 1956
  • Wörterbuch der Tiroler Mundarten. Bearbeitet von Karl Finsterwalder. Band I, A-L. Band II, M-Z. Mit Nachtragsteil. 1955/56,(= Schlernschriften 119/120) . 401 bzw. 347 S. und eine Übersichtskarte. Neudruck, Wagner, Innsbruck 1993 ISBN 3-7030-0252-2

Einzelnachweise

  1. Die germanistische Schule in Innsbruck: berühmte Personen und Projekte
  2. Hans Peter Weingand: Die Technische Hochschule Graz im Dritten Reich, Graz 1988, S. 42
  3. Schatz, Josef: Wörterbuch der Tiroler Mundarten 2 Bde.(= Schlern-Schriften 119. 120). Drucklegung durch Karl Finsterwalder. Verlagsbuchhandlung Wagner, Innsbruck 1955 - 1956
  4. Die germanistische Schule in Innsbruck: berühmte Personen und Projekte

Weblinks


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