Judenfürbitte

Judenfürbitte
Missale Romanum von 1962

Die Karfreitagsfürbitte für die Juden ist eine der Großen Fürbitten in der Karfreitagsliturgie nach dem römischen Ritus, der in der römisch-katholischen, altkatholischen und anglikanischen Kirche verwendet wird.[1]

Sie entwickelte sich seit dem 6. Jahrhundert und erhielt seit dem 9. Jahrhundert besondere Merkmale: Nur bei ihr sollten die Teilnehmer nicht niederknien und kein Amen sprechen. 1570 legte Papst Pius V. ihren bis 1956 gültigen Wortlaut fest: Er nannte die Juden perfidis („treulos“), ihren Glauben iudaica perfidia („jüdische Treulosigkeit“) und bat Gott darum, den „Schleier von ihren Herzen“ wegzunehmen, ihnen die Erkenntnis Jesu Christi zu schenken und sie so der „Verblendung ihres Volkes“ und „Finsternis“ zu entreißen.

Dies gilt als Ausdruck eines christlichen Antijudaismus, der auch den Antisemitismus förderte.[2] Er wurde erst seit dem Holocaust allmählich zurückgedrängt. Seit 1956 veränderte der Vatikan die Karfreitagsbitte schrittweise, bis 1970 ihre heute gültige Normalfassung zustande kam. Sie betont die Erwählung Israels und bittet nicht um Erkenntnis Christi, sondern um Treue der Juden zu Gottes Bund und Liebe zu seinem Namen, erkennt also das Judentum an.

Seit 1984 ist auch eine lateinische Ausnahmefassung nach der Liturgie von 1962 möglich. Papst Benedikt XVI. erleichterte deren Anwendung 2007, um katholischen Traditionalisten entgegenzukommen. 2008 formulierte er diese Fassung neu: Der Einleitungssatz bittet um Erleuchtung der Juden zur Erkenntnis Christi, „des Retters aller Menschen“. Dies rief anhaltende Proteste vieler Juden und Katholiken und Irritationen im katholisch-jüdischen Dialog hervor.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Juden in Judäa waren die ersten Adressaten urchristlicher Missionspredigten, die sie zur Umkehr zur Rettung aus dem erwarteten Endgericht aufriefen (Apg 2,38 EU). Eine besondere Fürbitte für sie bezeugt das Neue Testament nicht.

Nach der Trennung von Judentum und Christentum (um 100) zählten einige Kirchenväter wie Justin (Dialog mit dem Juden Tryphon 133) Juden gelegentlich zu den Feinden, für die verfolgte Christen nach Mt 5,45 EU gemäß Jesu eigener Vergebungsbitte am Kreuz (Lk 23,34 EU) beten sollen.[3] Vorbild dieser Feindesliebe war etwa das Gebot Jeremias (Jer 29,7 EU) an die in Babylon exilierten Juden, für das Wohl der Andersgläubigen zu beten.[4]

Seit dem Aufstieg der Kirche zur römischen Staatsreligion (380) hatte die christliche Mission unter Juden kaum noch Erfolge. Nur wenige Theologen wie Hieronymus (Sermo 70, Kapitel 2) und Leo der Große (Homiliae in ps. 108) ermahnten die Christen um 400, auch die Juden als Ungläubige in ihre Gebete einzuschließen, da sie die Wurzel der Kirche seien.[5]

Seit etwa 500 ist eine besondere Judenfürbitte in der täglichen kirchlichen Messe bekannt.[6] Diese wurde aber nur in Spanien seit 586 in einige Messordnungen aufgenommen. Die römische, mailändische und gallikanische Liturgie des 6. Jahrhunderts kannte Fürbitten für Juden, Ketzer und Heiden nur am Karfreitag. Diese waren nach dem Ambrosianischen Ritus (8. Jahrhundert) für alle drei Gruppen gleich formuliert und verlangten bei allen das Niederknien.[7]

Das lateinische Adjektiv perfidus und das zugehörige Substantiv perfidia taucht in altkirchlichen Schriften als Gegensatz zu fides („Glaube, Vertrauen“) im Sinne von incredulitas („Unglaube“) oft auf. Es bezog sich dort seit Cyprian von Karthago (De unitate, De lapsi u.a.) fast immer auf andere Christen, um sie als vom wahren Glauben abgefallen, als Schismatiker, Häretiker oder Apostaten zu kennzeichnen. Nur wenige Stellen bezogen den Ausdruck auf Juden, aber nicht auf das gesamte Judentum, sondern auf Judenchristen, um deren Lehren als menschliche Untreue zu Christus, nicht als endgültigen Bundesbruch und Bundeskündigung Gottes, abzuwehren.[8] Perfidus ist erstmals in der Geschichte der Franken (um 592) von Bischof Gregor von Tours als Teil der Judenfürbitte belegt. Das Gebet im Sacramentarium Gelasianum (um 750) enthielt eine leicht abweichende Variante davon.[9]

Um 800 fehlte erstmals in den Salzburger Kapitularien, sodann in den kirchlichen Messbüchern unter den Karolingern, bei der Fürbitte für die Juden die sonst bei allen Gebeten übliche Aufforderung an die Beter, niederzuknien. Amalarius von Metz begründete dies um 820 wie folgt:[10]

„Bei allen Gebeten beugen wir das Knie, (…) ausgenommen, wenn wir 'pro perfidis Judaeis' beten. Denn diese haben das Knie vor Christus gebeugt, dabei jedoch einen guten Brauch in sein Gegenteil verkehrt, da sie dies als Verhöhnung taten.“

Damit schrieb er den in Mt 27,29 EU und Mk 15,19 EU erwähnten höhnischen Kniefall römischer Soldaten, die Jesus vor seiner Kreuzigung geißelten und folterten, den Juden zu. Von nun an setzte sich die so begründete Weglassung des Kniefalls bei der Judenfürbitte allgemein durch und hielt sich über 1100 Jahre lang.

Oft wurde auch ein angeblich in der Bevölkerung verbreiteter Judenhass dazu angeführt, dass hier keine Kniebeuge möglich sei. So hieß es in einer handschriftlichen Randnote zum Sacramentarium von Saint-Vast (10. Jahrhundert):

Hic nostrum nullus debet modo flectere corpus ob populi noxam ac pariter rabiem.

Die gängige Übersetzung dieser Bemerkung sieht den Grund für die Besonderheit in „… der Angst, die die Hassgefühle und der Zorn des [christlichen] Volkes seinen Priestern einflößte“. Einige Autoren haben darauf hingewiesen, dass noxa im mittelalterlichen Latein nur noch die Bedeutung von „(Ur-)Schuld“ hatte; sie sehen die Glosse selbst als Ausdruck des mittelalterlichen Antijudaismus und übersetzen „… wegen der Sünde des [jüdischen] Volkes und wegen seines Zornes“.[11]

Im Mittelalter entstand die dreiteilige Feier vom Leiden und Sterben Christi am Karfreitagsnachmittag, bestehend aus Lesungen, Kreuzverehrung und Kommunion. Die Fürbitten schlossen den ersten Teil ab, der mit zwei Lesungen aus dem Alten Testament begann. Gelesen wurde meist Hos 6,1-6 EU, das Gottes Treue zu Israel dessen Untreue im Bild der ehebrüchigen Frau gegenüberstellt, und Ps 140 EU, der von bösen, gewalttätigen und hinterhältigen Fallenstellern mit vergifteter Zunge redet. Ursprünglich ein Psalm für zu Unrecht verfolgte Juden, bezogen Christen ihn auf eine angebliche Verfolgung Jesu durch alle Juden: Denn darauf folgten in verteilten Rollen gelesene Passagen aus dem Johannesevangelium, das „die Juden“ kollektiv zu Gegnern Jesu erklärt. Den Fürbitten folgten Klagegesänge – seit 1474 Improperien genannt –, in denen verschiedene Bibelzitate kombiniert und Jesus in den Mund gelegt wurden. Darin beklagt er sich über die Untreue seines Volkes und macht es für seinen Tod verantwortlich.[12]

Papst Pius V., zeitgenössische Darstellung

Durch diesen antijudaistischen Kontext der Judenfürbitte nahm perfidus wirkungsgeschichtlich das Bedeutungsfeld von perfide an: „arglistig, bösartig, gemein, heimtückisch, hinterhältig, hinterlistig, niederträchtig, ruchlos, schändlich, schmählich, teuflisch, verschlagen, verdorben“ u.ä.[13] Diese Konnotationen drangen in die späteren landessprachlichen Übersetzungen der Judenfürbitte ein.[14]

Römisch-katholische Fassungen

Tridentinische Fassung (1570)

Das von Pius V. 1570 autorisierte Missale Romanum gliederte alle neun Fürbitten in drei Teile: einen Einleitungssatz, eine Pause für das stille Gebet und die eigentliche Oration. Vorbeter war der Priester, zum Hinknien forderte gegebenenfalls ein Diakon und zum Erheben ein Subdiakon auf. Die Fürbitte für die Juden stand an achter Stelle hinter der für die Häretiker (gemeint waren vor allem Protestanten) und vor der für die Heiden. Sie begann wie folgt:[15]

Oremus et pro perfidis Judaeis, ut Deus et Dominus noster auferat velamen de cordibus eorum, ut et ipsi cognoscant[16] Jesum Christum Dominum nostrum.

Der Priester wurde mit der seit Amalarius von Metz üblichen Begründung angewiesen, nicht niederzuknien, sondern ohne Schweigepause stehend fortzufahren und die Oration nicht mit „Amen“ abzuschließen. Sie lautete:[15]

Omnipotens sempiterne Deus, qui etiam judaicam perfidiam a tua misericordia non repellis, exaudi preces nostras, quas pro illius populi obcæcatione deferimus, ut agnita[16] veritatis tuæ luce, quæ Christus est, a suis tenebris eruantur. Per eundem Dominum nostrum.

Diese festgelegte Fassung blieb bis 1955 verbindlich und unverändert. Laut Giuseppe M. Croce sollen einige katholische Bischöfe der Toskana die Judenfürbitte um 1800 unter den Großen Fürbitten weggelassen haben, ohne dies aber für die Gesamtkirche zu verlangen.[17]

„Die Synagoge“ als Frauengestalt mit zerbrochener Torarolle und verbundenen Augen; Skulptur am Freiburger Münster

Deutsche Übersetzung (1884)

Im 19. Jahrhundert erlaubte der Vatikan zweisprachige Volksmessbücher, um das Mitbeten in der jeweiligen Landessprache zu ermöglichen. Die deutsche Übersetzung der kirchenamtlichen Ausgabe von Anselm Schott von 1884 lautet:[15]

„Lasset uns auch beten für die treulosen Juden, dass Gott, unser Herr, wegnehme den Schleier von ihren Herzen, auf dass auch sie erkennen unsern Herrn Jesus Christus.“

Die Anweisung an den Vorbeter wurde wie folgt übersetzt:[15]

„Hier unterlässt der Diakon die Aufforderung zur Kniebeugung, um nicht das Andenken an die Schmach zu erneuern, mit der die Juden um diese Stunde den Heiland durch Kniebeugungen verhöhnten.“

Darauf folgt der Wortlaut des eigentlichen Gebets:[15]

„Allmächtiger ewiger Gott, du schließest sogar die treulosen Juden von deiner Erbarmung nicht aus; erhöre unsere Gebete, die wir ob der Verblendung jenes Volkes vor dich bringen: Möchten sie das Licht deiner Wahrheit, welches Christus ist, erkennen und ihrer Finsternis entrissen werden. Durch ihn, unseren Herrn.“

Erster Reformvorstoß (1928)

Am 2. Februar 1925 bat die niederländische jüdische Konvertitin Franziska van Leer den mit ihr befreundeten Kardinal Wilhelmus Marinus van Rossum erfolglos darum, sich im Vatikan für eine Änderung der Judenfürbitte einzusetzen. Auf ihre Initiative hin gründete sich 1926 die katholische Klerikergruppe Amici Israel („Freunde Israels“, d.h. aller Juden), der 1928 etwa 3000 Priester, 287 Bischöfe und 19 Kardinäle, darunter drei hohe Vertreter der Kurie, angehörten. Ausgehend von dem Glaubenssatz, Christus sei „der Erstgeborene, die Wahrheit und das Haupt Israels“ als des ersterwählten Gottesvolks, setzten sie sich für Versöhnung zwischen Katholizismus und Judentum ein, um die Judenmission zu erleichtern. Deshalb wiesen sie die traditionellen antijudaistischen Legenden vom Gottesmord, Ritualmord und der Hostienschändung zurück und wollten antijüdische Elemente der katholischen Liturgie beseitigen.[18]

Am 2. Januar 1928 reichte der Vorsitzende Benedikt Gariador (1859–1936) eine schriftliche Eingabe bei Papst Pius XI. ein, die um Entfernung oder Ersetzung der Ausdrücke perfidis/perfidia und Zulassung des Kniefalls in der Judenfürbitte bat. Das wahrscheinlich von Anton van Asseldonk und Laetus Himmelreich verfasste Dokument wurde in den 2003 freigegebenen Vatikanarchiven wiederentdeckt und argumentierte wie folgt:

  • Historisch hätten die Christen sehr früh für die Umkehr der Juden zu Christus, nicht für ihre Bekehrung zum Christentum gebetet.
  • Der Ausdruck perfidus sei ursprünglich nur auf konkrete Gesetzesverstöße bestimmter Juden bezogen, erst später als „völlige Verderbtheit“ verstanden und damit zur unveränderlichen Charaktereigenschaft aller Juden umgedeutet worden.
  • Der angebliche höhnische jüdische Kniefall vor Jesus sei im Neuen Testament unbelegt und eine später hinzugefügte Fiktion.
  • Das Gebet werde heute als Argument für einen Antisemitismus missbraucht, den die katholische Kirche selbst sogar in ihren Gottesdiensten propagiere.
  • Daher solle man perfidiam Judaicam durch plebem Judaicam (das „jüdische Volk“) ersetzen, wie es in einer Handschrift des Manuale Ambrosianum aus dem 11. Jahrhundert bereits einmal der Fall gewesen sei.

Die zuständige Liturgiekommission der Ritenkongregation im Vatikan unter Ildefons Schuster empfahl vorbehaltlos die Annahme der Vorschläge und legte sie dem Heiligen Offizium zur Entscheidung vor. Dieses konsultierte zunächst den Dominikaner Marco Sales, der als päpstlicher Hoftheologe und Vertreter konservativer katholischer Bibelauslegung galt. Dieser gestand zunächst zu, dass vom Standpunkt des Glaubens und der Lehre aus nichts gegen die vorgeschlagene Weglassung einzuwenden sei. Von der Tradition aus aber sei sie nutzlos:

  • Alle kritisierten Teile der Judenfürbitte, auch das Weglassen des Kniefalls und des Amen, seien schon in der Alten Kirche aufgekommen. Als „altehrwürdige, bis in die Antike zurückreichende heilige Liturgie“ entzögen sie sich jeder Reformierbarkeit.
  • Würde man einem Privatverein solche Eingriffe in diese Tradition zubilligen, käme man zu keinem Ende und könne ebenso gut die Streichung anstößiger Passagen im apostolischen Credo, der Improperien und der Fluchpsalmen aus der Liturgie erlauben. Diese enthielten für Juden wesentlich härtere Formulierungen.
  • Perfidus bedeute immer schon einen Wort- und Vertragsbruch: Genau dies werfe Gott selbst den Juden in der Bibel vor. Dazu verwies Salas auf Dtn 31,16.20.27; Ps 78,57; 2Kön 17,15 und Apg 7,51.
  • So wie Gott nur mit den Juden einen Bund geschlossen habe, hätten auch nur diese diesen Bund gebrochen und setzten dieses ständig fort: Darum sei der Ausdruck perfidus im Unterschied zu den Heiden für sie angemessen.
  • Niemand könne Pius V., den Autor des Missale Romanum, des Antisemitismus bezichtigen, da er sich immer für die Juden eingesetzt habe.
  • Diese hätten laut Mt 27,25 selber die Verantwortung für die Kreuzigung Christi übernommen.

Darum gebe es keinen plausiblen Grund, den Vorschlag der Amici Israel anzunehmen: Nihil esse innovandum („Nichts ist zu erneuern“).[19]

Rafael Merry del Val, um 1923

Rafael Merry del Val, der als Vertreter des Antimodernismus zum Sekretär des Offiziums ernannt worden war, schloss sich diesem Gutachten an. Er war im Vorjahr selbst Mitglied der Amici geworden, da er sie für einen frommen katholischen Verein hielt, der möglichst viele Juden durch die Kraft des Gebets zu Christus und der katholischen Kirche bekehren wolle. So erhielt er ihre Einladung zur Jahresversammlung nach Rom für den Februar 1928. Dadurch erfuhr er, dass die Amici nicht nur betend Judenmission treiben, sondern die Reform der Karfreitagsbitte und den Zionismus öffentlich diskutieren und dafür werben wollten. Daraufhin leitete er sofort eine Untersuchung des Amici-Programms Pax super Israel ein, um es verbieten zu lassen. Um das Indizierungsverfahren abzukürzen, stellte er selbst die Anzeige, die sonst nur von außen zulässig war, und forderte ein päpstliches Dekret, um das sonst erforderliche Gutachten und dessen doppelte Prüfung durch Konsultatoren und Kardinäle zu umgehen. Mithilfe des Papstes wollte er den Amici die Rechtgläubigkeit aberkennen und ihre Reformziele blockieren.

In geheimen Beratungen formulierten del Val und Pius XI. ein am 14. März 1928 veröffentlichtes Dekret, das den Rasse-Antisemitismus als unchristlich verurteilte, aber zugleich von einem christlichen Antijudaismus unterschied, um diesen zu legitimieren. Die Gruppe Amici Israel wurde verboten und ihre Leiter durch Vorladungen und Verhöre genötigt, ihre Anschauungen vollständig zu widerrufen. Diese Hintergründe des Dekrets wurden 2004 durch Einsicht in bis dahin verschlossene Vatikanarchive bekannt.[20]

Andere Übersetzungen (1948)

Nachdem der Vatikan die Streichung judenfeindlicher Aussagen in der Bitte abgelehnt hatte, versuchten katholische Theologen, die negativen Nebenbedeutungen des lateinischen Textes durch andere Übersetzungen zu mildern. Der Kirchenhistoriker Erik Peterson, der 1930 Katholik geworden war, beschrieb 1936 die Sinnverschiebung von perfidus seit der Alten Kirche, das seit dem Hochmittalter eine pauschale Abwertung beinhalte. Er schlug vor, es mit „irrgläubig“ oder „ungläubig“, iudaicam perfidiam mit „die sich dem Glauben verschließen“ zu übersetzen.[21] Der französische Theologe Charles Journet schloss sich Peterson 1937 an: Das lateinische perfidus sei nicht mit dem französischen perfide, sondern mit infidèle (ungläubig) richtig zu übersetzen. Denn auch die Heiden seien Ungläubige und ebenso wie die Juden für den „Gottesmord“ verantwortlich. Auch der fehlende Kniefall sei exegetisch unhaltbar.

Beide Vorstöße blieben auf die Judenfürbitte begrenzt und ergebnislos. So deuteten Kommentare zu deutschen Messbüchern von 1930 die Psalmlesung davor als „Klage Christi über den Verrat des Judas und die Bosheit der Juden“, ohne damit auf theologischen Widerspruch zu stoßen. Zwar übersetzten die Benediktiner der Erzabtei Beuron perfidus für ihre deutsche Ausgabe des Messbuchs von 1937 mit Erlaubnis des Freiburger Erzbischofs Conrad Gröber mit „ungläubig“. Doch dies blieb damals einmalig; alle übrigen zweisprachigen Volksmessbücher in Europa übersetzten perfidus wie zuvor mit Ausdrücken im Sinne von „treulos“.[22]

Erst nach dem Holocaust und Kriegsende 1945 wurde die Übersetzung der Judenfürbitte auch in Rom diskutiert.[23] In ihrer Erklärung Acta Apostolicae Sedis vom 16. August 1948 räumte die Ritenkongregation ein, dass perfidus vielfach mit für Juden verletzenden Ausdrücken übersetzt worden sei. Sie erlaubte, ihn im Sinne von infidelis, also mit „ungläubig“ zu übersetzen.[24]

Doch die meisten Messbuchausgaben behielten die alte Übersetzung bei. Jules Isaac und andere katholische Autoren befürworteten daher die ersatzlose Streichung von perfidus/perfidia, da die etymologische Erklärung die abwertende und verächtliche Bedeutung des Ausdrucks in der lateinischen Kirchensprache nicht beseitigen könne.

Einführung des Kniefalls (1956)

Papst Pius XII. reformierte 1955 die Liturgie der Karwoche, um sie altkirchlicher Tradition anzugleichen. Das Dekret Maxima redemptionis nostrae mysteria der Ritenkongregation vom 16. November 1955 führte Überschriften für alle neun Fürbitten ein, die ihren Zweck angaben. Die Judenfürbitte wurde mit Pro conversione Judaeorum („Für die Bekehrung der Juden“) überschrieben, die folgende Heidenfürbitte mit Pro conversione Infidelium („Für die Bekehrung der Ungläubigen“). Dies bekräftigte die katholische Missionsabsicht gegenüber beiden Gruppen. Zugleich führte das Dekret auch bei der Judenfürbitte den Kniefall, die Schweigepause und das gemeinsame Amen ein.[25] Ab 1956 war diese Version in der römisch-katholischen Kirche verbindlich.[26]

Weglassung von perfidus/perfidia (1960)

Mit Johannes XXIII. ergaben sich neue Chancen zur Reform der Judenfürbitte. Angelo Giuseppe Roncalli hatte als apostolischer Gesandter in Ungarn 1940 bis 1944 zehntausenden von den Nationalsozialisten und ihren Helfern verfolgten ungarischen, slowakischen und bulgarischen Juden zur Flucht verholfen. Am Tag seiner Wahl zum Papst, dem 28. Oktober 1958, hatte Anton van Asseldonk ihm geschrieben und ihn möglicherweise an die früheren Reformvorschläge der Amici Israel erinnert; der Brief ist bisher unveröffentlicht.[27]

Ohne vorher eine Reformabsicht zu bekunden, ließ dieser Papst bei seinem Karfreitagsgebet am 18. März 1959 im Petersdom die Worte perfidis und judaicam perfidiam weg und beugte gemäß der Version von 1956 die Knie. Am 19. Mai 1959 entschied die Ritenkongregation, künftig die beiden Worte wegzulassen und Iudaeos zwischen qui und etiam in die Oration einzufügen. Diese Version ordnete ein Dekret am 7. Juli 1959 allen Diözesanbischöfen über die Nuntiaturen ab dem Folgejahr an. Sie wurde in die Ausgabe des Missale Romanum von 1962 übernommen.[28] Damit folgte der Vatikan nach über 30 Jahren fast wörtlich den Vorschlägen der Amici Israel, die diesen 1928 hatten abschwören müssen.

Am Karfreitag 1962 betete ein Kardinal in Santa Croce in Gerusalemme (Rom) die Judenfürbitte nach der überholten Fassung von 1956. Daraufhin unterbrach der anwesende Johannes XXIII. ihn und forderte ihn auf, das Gebet nochmals nach der neuen Form von 1960 zu sprechen.[29]

Unverändert blieben jedoch die Überschrift und die Aussagen, das jüdische Volk sei in einer „Verblendung“ und die Juden müssten „ihrer Finsternis entrissen“ werden.

Neufassung I (1965)

Das Zweite Vatikanische Konzil wurde von Johannes XXIII. geplant und eingeleitet. Seine Absichten zielten auf eine grundlegende Erneuerung der Theologie und Beziehungen zum Judentum und gingen damit über die seiner Vorgänger und der ehemaligen Amici Israel hinaus. So hatte Asseldonk im April 1959 ihn brieflich gebeten, das Konzil zu nutzen, um die „geistliche Verantwortung“ der Juden, „insbesondere gegenüber Jesus Christus, wiederzuerwecken.“ Die erwünschte päpstliche Zuwendung sollte also die Judenmission fördern. Doch diese traditionelle Missionsabsicht erschien im Vatikan wegen des Holocausts nun nicht mehr fortsetzbar.[30]

Das Konzil beschloss am 4. Dezember 1963 die „Konstitution über die Heilige Liturgie“, die unter anderem Gemeindebeteiligung, stärkere Betonung des biblischen Wortes Gottes, Einfachheit, Muttersprache und Berücksichtigung der Eigenheiten der Völker verlangte.[31] Damit wurden Impulse der Reformation aufgegriffen und die „über die Jahrhunderte in der westlichen Liturgie verlorengegangene Fürbitte der Gemeinde“, verstanden als „Ausdruck des allgemeinen priesterlichen Amtes aller Menschen“, „mit Nachdruck wieder eingeführt.“[32]

Paul VI. 1967

Im Zuge dieser auf dem Konzil eingeleiteten Liturgiereform und in Folge der theologischen Akzente von Lumen Gentium (21. November 1964) veranlasste Papst Paul VI. die Straffung der großen Fürbitten und Änderung ihres Wortlauts. Das Dekret der Ritenkongregation vom 7. März 1965 änderte drei von ihnen. Das Gebet für die Juden wurde nun mit Pro Iudaeis („Für die Juden“) betitelt und lautete:[33]

Oremus et pro Iudaeis; ut Deus et Dominus noster faciem suam super eos illuminare dignetur; ut et ipsi agnoscant omnium Redemptorem, Iesum Christum Dominum nostrum.
[Oremus. Flectamus genua. – Levate.]
Omnipotens sempiterne Deus, qui promissiones tuas Abrahae et semini eius contulisti: Ecclesiae tuae preces clementer exaudi; ut populus acquisitionis antiquae ad Redemptionis mereatur plenitudinem pervenire. Per Dominum nostrum. [Omnes: R.] Amen.

„Lasset uns auch beten für die Juden. Unser Gott und Herr lasse über sie leuchten sein Angesicht, damit auch sie erkennen den Erlöser aller Menschen, unsern Herrn Jesus Christus.
[Lasset uns beten. Beuget die Knie. – Erhebet euch.]
Allmächtiger ewiger Gott, dem Abraham und seiner Nachkommenschaft hast du deine Verheißungen gegeben; erhöre in Güte die Bitten deiner Kirche; und jenes Volk, das du in alter Zeit angenommen als eigen, lass gelangen zur Fülle des Heils: Durch unsern Herrn. [Alle antworten:] Amen.“

Mit dieser Version wurde erstmals Gottes Bund mit Abraham, dem Stammvater aller Juden, zum Segen aller Völker (Gen 12,3) als gültige Basis der Heilshoffnung Israels anerkannt. Damit wurde die Substitutionstheologie, die von einer Verblendung, Verstocktheit und Verwerfung des Judentums ausging, aufgegeben und die positive gesamtbiblische Alternative dazu betont. Dabei lehnte sich der erste Satz an eins der ältesten jüdischen Gebete an: den Aaronitischen Segen, den schon das Urchristentum übernommen hatte.

Neufassung II (1970)

Mit der Erklärung Nostra Aetate vom 28. Oktober 1965 erkannte die römisch-katholische Kirche das Judentum als eigenständigen und weitergeltenden Heilsweg an, wies die Substitutionstheologie und Gottesmordtheorie zurück und beklagte jeden Antisemitismus. Alle sollten dafür sorgen, dass im Gottesdienst nichts gelehrt werde, „das mit der evangelischen Wahrheit und dem Geiste Christi nicht im Einklang steht.“[34]

Daraufhin wurden die Gebetstexte der Heiligen Woche nochmals überarbeitet. Ein Vorentwurf betonte stärker als zuvor, dass die Juden mit Gottes Israelbund die erste und gültige Offenbarung empfangen hätten:[33]

Oremus et pro Judaeis; ut ad quos prius locutus est Dominus, eis tribuat in verbi sui cognitione et amore proficere.

„Lasset uns beten für die Juden, zu denen Gott im Anfang [das erste Wort] gesprochen hat. Er gebe ihnen die Gnade, sein Wort immer tiefer zu verstehen und in der Liebe zu wachsen.“

1970 gaben die deutschen katholischen Bischöfe Handreichungen für die Liturgie der Karwoche heraus, die sich an der ersten Neufassung von 1965 orientierten und wie diese von den Verheißungen für Abraham sprachen.

Am 26. März 1970 erschien das neue Missale Romanum. Darin steht die Judenfürbitte unter der Überschrift Pro Judaeis an sechster Stelle der neun Fürbitten nach der Bitte um die Einheit der Kirche. Sie ist so formuliert, dass sie die Treue der Juden zu ihrem eigenen Glauben als Heilsweg anerkennt:[35]

Oremus et pro Iudaeis, ut ad quos prius locutus est Dominus Deus noster, eis tribuat in sui nominis amore et in sui foederis fidelitate proficere.
[Flectamus genua. – Levate.]
Omnipotens sempiterne Deus, qui promissiones tuas Abrahae eiusque semini contulisti, Ecclesiae tuae preces clementer exaudi, ut populus acquisitionis prioris ad redemptionis mereatur plenitudinem pervenire. Per Christum Dominum nostrum. Amen.

Die 1971 folgenden Handreichungen der deutschen katholischen Bischöfe übersetzten sie wie folgt:[36]

„Lasst uns auch beten für die Juden, zu denen Gott zuerst gesprochen hat, dass sie seinen Namen immer mehr lieben und in Treue fortschreiten auf dem Weg, den sein Bund ihnen gewiesen hat.
[Beuget die Knie. – Stille – Erhebet euch.]
Allmächtiger, ewiger Gott, du hast Abraham und seinen Kindern deine Verheißung gegeben. Wir bitten dich für das Volk, das du dir von alter Zeit her erwählt hast: Lass es zur Fülle des Heiles gelangen. Durch Christus, unsern Herrn.“

Am 23. September 1974 approbierte die deutsche Bischofskonferenz die deutschsprachige Ausgabe des neuen Messbuchs.[37] Seit dem ersten Fastensonntag 1976 gilt folgende Übersetzung in allen Diözesen Deutschlands und Österreichs:[38]

„Lasst uns auch beten für die Juden, zu denen Gott, unser Herr, zuerst gesprochen hat: Er bewahre sie in der Treue zu seinem Bund und in der Liebe zu seinem Namen, damit sie das Ziel erreichen, zu dem sein Ratschluss sie führen will.
[Beuget die Knie. – Stille – Erhebet Euch.]
Allmächtiger, ewiger Gott, du hast Abraham und seinen Kindern deine Verheißung gegeben. Erhöre das Gebet deiner Kirche für das Volk, das du als erstes zu deinem Eigentum erwählt hast: Gib, dass es zur Fülle der Erlösung gelangt. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.“

Dem folgten unter Paul VI. weitere Schritte wie die Einrichtung einer ständigen Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum und Ausgabe von Richtlinien und Hinweisen für die Durchführung der Konzilserklärung Nostra Aetate (beide 1974). Vertreter des Judentums begrüßten diese Bemühungen mit großer Zufriedenheit und Dankbarkeit. Sie beflügelten den Dialog zwischen Katholiken und Juden auch auf regionaler und lokaler Ebene. Bei seiner letzten Audienz am 24. November 1976 empfing Paul VI. eine Delegation der Anti-Defamation League (ADL) und blickte auf die Fortschritte im katholisch-jüdischen Dialog zurück, die u.a. die Reform der Karfreitagsfürbitte ermöglicht hatte. Er erinnerte an den gemeinsamen Glauben als Grund dieser Fortschritte:[39]

„Ja, der Gott der Gerechtigkeit und des Friedens, der Herr über das Leben, ist unser gemeinsamer Vater und der Ursprung unserer Verbrüderung. Auf Sie alle rufen wir sein Licht und seine Kraft herab.“

Ausnahmefassung (2008)

1984 gewährte Johannes Paul II. den Diözesanbischöfen einen Indult dafür, Messen im Usus antiquior nach dem Messbuch von 1962 zu erlauben. Dies sollte Wünschen von lokalen Sondergruppen, den traditionellen tridentischen Ritus zu üben, entgegenkommen. Damit blieb in Ausnahmefällen auch die von der Standardversion abweichende Version der Judenfürbitte von 1960 möglich.

Im Frühjahr 2007 kündigte der Vatikan an, dass Papst Benedikt XVI. den außerordentlichen Ritus auch ohne bischöfliche Ausnahmegenehmigung zulassen wolle. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) warnte am 4. April 2007 davor, damit auch die Version der Judenfürbitte von 1960 wieder zu rehabilitieren. Deren Wortlaut widerspreche den Aussagen von Nostra Aetate, wonach man die Juden nicht als von Gott verworfen oder verflucht darstellen dürfe. Sie zu erlauben werde eine „nachhaltige Störung des seit dem Zweiten Vatikanischen Konzils so hoffnungsvoll begonnenen katholisch-jüdischen Dialogs bewirken“. Der tridentinische Ritus sei nicht von der dahinter stehenden antijüdischen und antiökumenischen Theologie zu trennen. Eine lateinische Messe sei jederzeit auch mit dem nachkonzilischen Missale Romanum (Editio typica tertia, Rom 2002) möglich.[40]

Benedikt XVI., 2007

Mit dem Motu Proprio Summorum Pontificum vom 7. Juli 2007 erlaubte Benedikt Messen nach dem Messbuch von 1962 für Ordensgemeinschaften, Gesellschaften apostolischen Lebens, zusätzliche Gottesdienste für feste Gruppen innerhalb einer Gemeinde und Personalpfarreien. Auch Privatmessen durften nun dem älteren Messbuch folgen, allerdings nicht beim Triduum Sacrum. In seinem Begleitschreiben erklärte er, damit Anhängern der Priesterbruderschaft St. Pius X. und jüngeren Katholiken, die sich zur alten Liturgie hingezogen fühlten, entgegenkommen zu wollen, und betonte:[41]

„Es gibt keinen Widerspruch zwischen der einen und der anderen Ausgabe des Missale Romanum. In der Liturgiegeschichte gibt es Wachstum und Fortschritt, aber keinen Bruch. Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“

Vertreter des Judentums protestierten gegen die damit verbundene Aufwertung der vorkonzilischen Judenfürbitte. So schrieb Abraham Foxman, Leiter der ADL in den USA: Man sei äußerst enttäuscht und tief verletzt, dass der Vatikan fast 40 Jahre, nachdem er beleidigende antijüdische Sprache zu Recht aus dem Karfreitagsgottesdienst entfernt habe, Katholiken solche Worte nun als Bitte um Bekehrung der Juden wieder erlaube. Dies sei eine falsche Entscheidung zur falschen Zeit. Sie solle offenbar einen rechten Flügel zufriedenstellen, der Veränderung und Versöhnung ablehne.[42]

Auch katholische Theologen erklärten beide Gebetsfassungen für unvereinbar und verlangten die ersatzlose Streichung der älteren Fassung. Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone stellte diese am 19. Juli 2007 nach einem Gespräch mit dem Papst in Aussicht: „Das würde alle Probleme lösen.“[43]

Am 5. Februar 2008 gab der Vatikan jedoch überraschend folgende Neuformulierung Benedikts bekannt:[44]

Oremus et pro Iudaeis. Ut Deus et Dominus noster illuminet corda eorum, ut agnoscant Iesum Christum salvatorem omnium hominum. [Oremus. Flectamus genua. – Levate.] Omnipotens sempiterne Deus, qui vis ut omnes homines salvi fiant et ad agnitionem veritatis veniant, concede propitius, ut plenitudine gentium in Ecclesiam Tuam intrante omnis Israel salvus fiat. Per Christum Dominum nostrum. Amen.

Die deutsche Übersetzung lautet:[45]

„Lasst uns auch beten für die Juden, auf dass Gott, unser Herr, ihre Herzen erleuchte, damit sie Jesus Christus erkennen, den Retter aller Menschen. [Lasset uns beten. Beuget die Knie. Erhebet Euch.] Allmächtiger ewiger Gott, Du willst, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen. Gewähre gnädig, dass beim Eintritt der Fülle aller Völker in Deine Kirche ganz Israel gerettet wird. Durch Christus, unseren Herrn. Amen.“

Die Überschrift im Missale von 1962 Pro conversione Judaeorum blieb unverändert.

Diskussion seit 2008

Juden

Vertreter des Judentums deuteten Benedikts Formulierung einhellig als Bekehrungsabsicht und äußerten vielfach Enttäuschung darüber. Riccardo di Segni, Oberrabbiner Roms, sah darin am 6. Februar 2008 nur eine kosmetische Milderung der antijüdischen Grundhaltung von 1570, die den jüdisch-katholischen Dialog um 45 Jahre zurückwerfe. Der Kölner Rabbiner Netanel Teitelbaum fragte: „Wenn den Juden der christliche Glauben beigebracht werden soll, wozu braucht man dann Dialog?“[46] Für Günther Bernd Ginzel, Leiter der Kölner Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, änderte die Ausnahmefassung eigentlich nichts an der traditionellen Verhöhnung der Juden durch das Karfreitagsgebet: Sie drücke denselben Antijudaismus „in einer theologischen Form“ aus und trenne sich vom seit 1965 gültigen katholischen Konsens, die Juden als Volk Gottes zu achten, das Jesus Christus nicht anerkennen müsse. Sie öffne der Judenmission erneut Tür und Tor und sei weder von Juden noch katholischen Traditionalisten anders zu verstehen.[47]

Der New Yorker Rabbiner und Historiker Jacob Neusner dagegen verteidigte die Bekehrungsbitte am 23. Februar 2008: Sie liege „in der Logik des Monotheismus“. Auch gläubige Juden beteten dreimal täglich darum, dass eines Tages alle Nichtjuden den Namen JHWHs anriefen, um „die Erde von den Gräueln zu befreien, wenn die Welt unter der Herrschaft des Allmächtigen vervollkommnet sein wird“. Die katholische Karfreitagsbitte, „dass beim Eintritt der Fülle der Völker in Deine Kirche ganz Israel gerettet wird“, bringe dieselbe endzeitliche Hoffnung zum Ausdruck. Darum sollten Juden daran ebensowenig Anstoß nehmen wie Christen und Muslime an ihrem täglichen Gebet um die Bekehrung der Völker. Sonst würden sie Nichtjuden den Zugang zu diesem Gott verwehren, „den Israel aus der Torah kennt“.[48]

Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone griff dies auf und verwies auf jüdische Gebete, die auch Christen verletzen könnten. Dem widersprach Segni am 20. März 2008: Juden verlangten von anderen keinen Glaubensübertritt. Ihre Liturgie beziehe sich gar nicht auf Christen; entsprechende Texte seien schon vor Jahrhunderten geändert worden. Nur Respekt vor der Identität des Anderen ermögliche einen Dialog.[49]

Walter Homolka, 2009

Rabbiner Walter Homolka erinnerte am selben Tag an das „wirkungsgeschichtliche Umfeld“ des Karfreitags, an dem Christen Juden im Mittelalter häufig ermordet hatten. Vor dem Hintergrund dieser kirchlichen Schuld um Erleuchtung der Juden zu bitten, sei „völlig unangemessen“ und auf das Schärfste zurückzuweisen.[50] Auf die Frage, ob das Christentum als missionarische Religion nicht auch Juden zu überzeugen versuchen müsse, antwortete er:

„Nein, denn die umstrittene Karfreitagsfürbitte lässt die besondere Stellung des Judentums als Gottes Volk völlig außer Acht. Gott hat uns Juden zum 'Licht unter den Völkern' berufen, wir haben also sicher nicht die Erleuchtung durch die katholische Kirche nötig. Da vergreift sich die jüngere Schwester schwer im Ton.“

Henry Brandt, Vorsitzender der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschlands, nannte die Ausnahmefassung „reaktionär“.[51] Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, sah darin „eine subtile Aufforderung zur Judenmission“ und setzte den Dialog mit der katholischen Kirche aus, bis diese die Ausnahmefassung zurückgenommen habe.[52]

Ende März 2008 sagten Daniel Alter, Gerhard Amendt, Micha Brumlik, Walter Homolka, Rolf Verleger und weitere jüdische Referenten ihre Teilnahme am für Mai bevorstehenden Katholikentag in Osnabrück wegen des ungelösten Streits um die Judenfürbitte ab.[53]

Nach Bertones Erklärung vom 4. April 2008 (s.u.) erkannte Abraham Foxman von der Anti-Defamation League die Bemühung des Vatikans um gute Beziehungen zum Judentum an. Er bedauerte aber, dass dieser Judenmission in jeder Form nicht ausdrücklich abgelehnt habe. Auch Riccardo di Segni vermisste eine Klarstellung, „dass die Kirche nicht für die Bekehrung der Juden betet oder dass sie diesen Wunsch zumindest auf das Ende der Zeiten verschiebt und der alleinigen Entscheidung Gottes überlässt“.[54]

Am 19. Mai 2008 erklärte Walter Homolka: „Wir möchten weder bebetet noch missioniert werden.“ Er hielt seine Absage an den Katholikentag fest, begrüßte jedoch zugleich die theologische Erklärung Walter Kaspers zur Ausnahmefassung als Basis eines künftigen Dialogs.[55]

Die italienische Rabbinerkonferenz sagte ihre Teilnahme am katholischen „Tag des Judentums“, dem 17. Januar 2009, wegen der neuen Karfreitagsfürbitte ab.[56] Zwei Tage zuvor hatte der in Italien für den katholisch-jüdischen Dialog zuständige Bischof Vincenzo Paglia erklärt, der „kleine Zwischenfall“ könne 50 Jahre Dialog nicht unterbrechen. Dieser müsse nun intensiviert werden.[57]

Traditionalisten

Katholische Traditionalisten reagierten unterschiedlich: Die Priesterbruderschaft St. Petrus begrüßte die neue Ausnahmefassung, da sie theologisch mit der Vorform von 1962 übereinstimme und wie diese biblisch begründet sei. Nicht für die „Bekehrung“ der Juden zum „Heiland aller Menschen“ zu beten hieße, dass das neue dem alten Bundesvolk das Heilsangebot vorenthalte und ihm damit nach dem vergangenen Unrecht „abgefallener“ Christen ein neues Unrecht gläubiger Christen zufüge. Wer diese Gebetsform ablehne, zeige damit seine Ablehnung Jesu Christi.[58]

Auch die schottische Gruppe Transalpine Redemptoristen begrüßte die Formulierung und kündigte am 8. Februar 2008 „mit bereitwilligem Gehorsam“ ihre Übernahme an.[59] Im Juni 2008 gewährte der Vatikan ihr daraufhin die Wiederaufnahme in die römisch-katholische Kirche.

Die Piusbruderschaft dagegen, die bis heute die Fassung von 1962 betet, lehnte die neue Version als überflüssiges und bedauerliches Zugeständnis an Vertreter des Judentums ab.[60]

Katholische Kritiker

Viele Katholiken kritisierten die neue Ausnahmefassung mit ähnlichen Gründen wie Juden. Bischof Heinrich Mussinghoff fand die Formulierung missverständlich und erinnerte an den Vorschlag der deutschen Bischofskonferenz, die lateinische Standardfassung von 1970 für den außerordentlichen Ritus zuzulassen. Denn diese wahre die „Würde Israels“, indem sie die Treue der Juden zum Bund Gottes mit ihnen betone.[51] Johannes Brosseder, katholischer Theologieprofessor mit Schwerpunkt Ökumene, sprach von einem „Rückfall in antijüdisches Denken“:[61]

„Mit dem alten unterstellt auch der neue Text, die Herzen der Juden seien nicht erleuchtet und die Juden seien noch nicht zur Erkenntnis der Wahrheit gelangt; nach wie vor wird ihre Bekehrung zu Jesus Christus erwartet. Das neue Gebet bleibt ein Ausdruck christlicher Überheblichkeit gegenüber dem Judentum; diese vor Augen hatte schon Paulus den Christen ins Stammbuch geschrieben: „Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich“ (Röm 11,18; vgl. Röm 11,11-28).“

Dieser Mahnung werde nur die Fassung von 1970 gerecht.

Evangelische Kritiker

Am 9. März 2008 kritisierte der Braunschweiger Landesbischof Friedrich Weber, Beauftragter der VELKD für die Beziehungen zur römisch-katholischen Kirche, die Neufassung: Sie lasse unklar, ob „das Ja der Juden zu Jesus Christus – wann auch immer – die Bedingung für ihr Heil“ sei, oder ob Israel ohne Kirche zum Heil gelangen könne, indem die übrigen Völker Jesus Christus (und damit den Gott Israels) anerkennen. Letztere Deutung habe die Normalfassung zugelassen.

Dialogpartner müssten ihren Glauben aussagen können, aber so, dass sie den Glauben anderer dabei anerkennen und respektieren. Dazu sei Kommunikation nötig, an der es vor der Änderung gefehlt habe. Das Nebeneinander von zwei gleichwertigen, inhaltlich widersprüchlichen Gebetsformen beschädige das gewachsene Vertrauen zwischen Katholiken und Juden. Deren enttäuschte Reaktionen zeigten, wie stark sie auf positive Wirkungen der Gespräche hofften. Deshalb müssten die Dialogpartner noch respektvoller miteinander umgehen, sich in ihrer Unterschiedlichkeit anerkennen und „zugleich aus dieser Grundhaltung heraus möglichst viel gemeinsam tun.“[62]

In seinem Jahresbericht für die VELKD vom 13. Oktober 2008 stellte Friedrich Weber heraus: Der Streit um die Karfreitagsfürbitte habe gezeigt, dass die seit 2007 gleichberechtigten Messbücher von 1962 und 1970 sich nicht nur sprachlich unterschieden, sondern im Blick auf die Ökumene kaum vereinbare Theologien verträten. Er erinnerte daran, dass die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils auf dem reformatorischen Grundgedanken des Priestertums aller Gläubigen beruhte und die aktive Beteiligung der Gläubigen aus dem Glauben an Christi Fortwirken in der Gemeinschaft der Getauften verlangte. Diesem Kerngedanken hätten sich die Traditionalisten demonstrativ verweigert, denen Benedikt nun so weit entgegengekommen sei. Er habe schon 2003 als Kardinal einen einheitlichen römischen Ritus gefordert, der „vollständig in der Tradition des überlieferten Ritus“[63] stehe. Falls dieses Ziel hinter seinem Motu Proprio von 2007 stehe, „dann würden allerdings wichtige Anliegen des Zweiten Vatikanischen Konzils schleichend uminterpretiert […]“.[64]

Die Kirchenmusikdozentin Christa Reich schrieb in einem Leserbrief am 5. April 2008:[65]

„Das Abgründige dieses Vorgangs liegt darin, dass hier ein Papst für diejenigen um Erkenntnis bitten lässt, die viele Jahrhunderte lang aus einer für christlich gehaltenen und kirchlich sanktionierten tödlichen ‚Erkenntnis‘ heraus erniedrigt, geschmäht, verhöhnt, beraubt und zu Tode gebracht worden sind und für die der Name ‚Jesus Christus‘ von Generation zu Generation nur mit Angst und Schrecken verbunden war. […] Angesichts der Tatsache, dass nach Paulus das Gericht auch den Christen nicht erspart bleibt (Röm 2,16; 2. Kor 5,10) hätte die christliche Kirche … allen Grund, mehrere Jahrhunderte lang am Karfreitag um Vergebung für die eigene Schuld zu bitten, die sie im Hinblick auf das jüdische Volk, das Volk Jesu von Nazareth, auf sich geladen hat.“

Der Ratsvorsitzende der EKD, Wolfgang Huber, wertete die neue Karfreitagsfürbitte am 12. Februar 2009 nicht als Zeichen für eine Revision des Zweiten Vatikanischen Konzils. Im Bestreben, die innerkatholische Einheit zu stärken, ebne der Papst jedoch die Unterschiede zwischen vorkonziliarer und nachkonziliarer Entwicklung ein. Dies wirke sich negativ auf die Ökumene aus.[66]

Katholische Befürworter

Demgegenüber betonten Vatikanvertreter die Übereinstimmung zwischen Ausnahme- und Standardfassung. Nur wenn Christen ihrem eigenen Glauben gemäß für Juden beteten, sei der Dialog zwischen ihnen möglich. So rechtfertigte Gianfranco Ravasi, Präsident des Päpstlichen Rates für die Kultur, die Neufassung am 15. Februar 2008 mit einem Zitat von Julien Green, wonach es „immer schön und legitim ist, dem anderen das zu wünschen, was für Dich ein Gut und eine Freude ist.“[67]

Kurienkardinal Paul Josef Cordes sah in der Kritik an der Ausnahmefassung einen Versuch der „Juden in Deutschland“, auf sich und ihr vergangenes Schicksal aufmerksam zu machen, besonders angesichts aktueller Konflikte „zwischen den Juden und der Gesellschaft“. Man dürfe Christen nicht vorwerfen, dass sie um die Zuwendung der Juden zu Jesus Christus beten, zumal auch die messianischen Juden deren Bekehrung anstrebten.[68]

Walter Kasper, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, wies die Kritik eines Rückfalls hinter Nostra aetate zurück. Die Ausnahmefassung benenne nur den im Neuen Testament begründeten Unterschied zwischen Christen und Juden, den auch die Standardfassung voraussetze, aber nicht thematisiert habe: Sie spreche ausdrücklich „von Jesus als dem Christus und dem Heil aller Menschen – also auch der Juden“. Diese sollten „respektieren, dass wir als Christen unserem Glauben gemäß beten, so wie wir selbstverständlich ihre Art zu beten respektieren.“ Die Bitte um Erleuchtung erwarte die Bekehrung der Juden zu Christus nur von Gott allein. Auch Paulus von Tarsus habe im Römerbrief die Bekehrung der Juden erhofft, aber erst nach der universalen Völkermission und nur im Zusammenhang der Wiederkunft Jesu Christi. Diese Glaubenshoffnung drücke die Fürbitte aus, indem sie das Kommen des endzeitlichen Shalom Gott ans Herz lege. Das schließe eine Missionsabsicht und organisierte Judenmission aus, nicht aber eine takt- und respektvolle Bezeugung Christi gegenüber Juden.[69]

Am 4. April 2008 veröffentlichte Tarcisio Bertone eine Stellungnahme des Papstes zur Diskussion um die Ausnahmefassung. Er bekräftigte, dass diese keine Abkehr vom Zweiten Vatikanischen Konzil und von Nostra Aetate bedeute und nur eine Ausnahme bleibe. Eine theologische Erklärung der Formulierung und Antwort auf die Bitten um ihre Rücknahme erfolgte nicht.[70] Dies wurde allgemein so aufgefasst, dass Benedikt XVI. keinen Anlass zu Korrekturen sehe und diese nicht beabsichtige.

Theologischer Widerspruch

Der Gesprächskreis „Juden und Christen“ beim ZdK wies Kaspers Erklärung in einem offenen Brief als „wenig überzeugend“ zurück. Der Vergleich beider Fassungen mache den Rückschritt „überdeutlich“. Denn die Bitte um Erleuchtung lasse offen, ob Juden sich im Geschichtsverlauf oder bei Christi Wiederkunft zu ihm bekehren müssten, ob dies Bedingung für ihr Heil sei oder ob es für sie einen Heilsweg außerhalb der Kirche gebe:

„Bleibt es beim Gott anheim gegebenen Hoffen und Beten der Kirche für die Rettung ganz Israels, oder soll und muss die Kirche durch die Evangelisierung – gewiss ohne jede Nötigung und ohne jeden Zwang – die Juden zum Glauben an Jesus Christus und das Evangelium einladen?“

Diese Fragen habe die Standardfassung entschieden, indem sie auf Gottes Treue zu Israel vertraue:

„Jesus Christus ist nach christlichem Bekenntnis das 'Ja und Amen' (2 Kor 1,20) der unwiderruflichen Treue Gottes zu Israel und der ganzen Welt. Dennoch gibt es – um der Treue desselben Gottes willen – ein Heil für Israel ohne Glauben an Jesus Christus.“

Darum bat der Gesprächskreis den Papst um Rücknahme der Ausnahmefassung zugunsten der einheitlichen Fassung von 1970.[71]

Nach der Erklärung Bertones fasste der katholische Pastoraltheologe Hanspeter Heinz, Leiter des Gesprächskreises „Juden und Christen“ beim ZdK, im Mai 2008 die Kritik nochmals zusammen: Benedikt habe die frühzeitige Bitte u.a. der Deutschen Bischofskonferenz, die Fassung von 1970 auch für den Ausnahmeritus vorzuschreiben, missachtet. Dies habe den Verdacht begründet, „dass ihm offenbar die Rücksichtnahme auf die Traditionalisten wichtiger ist als die Rücksichtnahme auf die Juden.“ Obwohl die Ausnahmeform nur selten verwendet werde, habe sie ein „historisches Trauma“ der Juden wachgerufen: Die alte Karfreitagsbitte habe ihre Religion über 1000 Jahre lang gezielt beleidigt und im Zusammenhang der Gottesmord-Propaganda besonders in der Karwoche ihre Existenz akut bedroht. Seit der Shoa sei die Judenmission für Juden ein besonders neuralgischer Punkt; deshalb könnten sie die Bitte um „Bekehrung zu Jesus Christus“ nur als „elementare Bedrohung ihres Jahrtausende alten Gottesbekenntnisses“ verstehen. Walter Kaspers Erklärung, „dass die Kirche Gott selbst die Initiative überlässt“, gehe aus der Bitte nicht hervor. Diese benenne Israels Erwählung zum Volk Gottes und ihre Treue zu seinem ungekündigten Bund nicht und erwecke stattdessen den Eindruck, dass ihre Anerkennung Jesu Christi Bedingung für ihr Heil sei. Sie biege den endzeitlichen Eintritt aller Völker in Gottes Reich (Röm 11,25) zum innerhistorischen Eintritt in die Kirche um. Dies sei für Juden unannehmbar:

„Denn die Notwendigkeit der Bekehrung würde ihren Gottesbund nicht als vollgültigen Weg zum Heil anerkennen, sondern ihn als insuffizient abwerten, was in letzter Konsequenz die Verlässlichkeit Gottes selbst in Frage stellen würde.“

Demgegenüber machten Paulus und Jesus (Mt 7, 21) das Heil der Juden und der Christen nur vom Urteil Gottes beim Endgericht abhängig.

Da der Wortlaut der Ausnahmefassung christliche Missionsabsichten nicht ausschließe, widerspreche sie dem Grundsatz der Einfachheit und Verständlichkeit in der Liturgiekonstitution von 1963, dem Grundgedanken der Standardfassung und Nostra Aetate. Sie missachte die Würde des Judentums und verhindere einen unbefangenen christlich-jüdischen Dialog. Dass der Papst die Proteste dagegen monatelang nicht beantwortet, dann trotz vielfacher Bitten die Ausnahmefassung nicht zurückgezogen und die Juden nicht um Vergebung für die dadurch verursachten Verletzungen gebeten habe, sei kaum mit seiner Denkschrift Deus Caritas est vereinbar.

Dennoch sei dies alles kein Grund, den gesamten Ertrag des christlich-jüdischen Dialogs seit 1965 in Frage zu stellen, sondern eine Herausforderung, ihn zu verstärken und darum zu beten, dass alle künftigen Päpste „das Volk Gottes unmissverständlich […] lehren, in Gedanken, Worten und Werken für die einst geschundenen älteren Brüder im Gottesbund einzutreten und ihnen ehrfürchtige Achtung zu erweisen.“[72]

2009

Am 24. Januar 2009 hob Papst Benedikt XVI. die Exkommunikation von vier 1988 ungenehmigt geweihten Bischöfen der Piusbruderschaft auf, darunter die von Richard Williamson. Am selben Tag wurde bekannt, dass dieser 2008 wie schon 1988 mit Holocaustleugnung hervorgetreten war. Im Zuge der weltweiten Empörung darüber wurde die Änderung der Karfreitagsfürbitte 2008 nun umso mehr als Entgegenkommen des Papstes an die Anhänger Marcel Lefebvres und Erneuerung eines katholischen Absolutheitsanspruchs kritisiert, durch den die innerkatholischen und ökumenischen Fortschritte seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil revidiert werden sollten.

Paul Kreiner kommentierte die Vorgänge im Vatikan am 2. Februar 2009 wie folgt:[73]

„Es gibt Hinweise, dass Benedikt persönlich im Fall der Traditionalisten die 'kirchliche Einheit' über alles stellt und den Rest ausblendet. Die umstrittene Karfreitagsbitte, worin der Wunsch nach einer 'Bekehrung' der Juden in die Liturgie zurückkehrt, hat der Papst vergangenes Jahr eigenhändig formuliert. […]
Benedikt hätte ohne Weiteres das Karfreitagsgebet der neuen Liturgie in den 400 Jahre alten Ritus hinübernehmen können. Aber dieses verzichtet auf die Bekehrungsbitte, und so viel Neuerung wollte Benedikt den Traditionalisten nicht zumuten. […] Mit Benedikts Alleingang beim alten Ritus und mit seiner 'Kehrtwende' bei der Karfreitagsbitte sahen sich zudem die vatikaninternen Freunde der Ultrakonservativen von höchster Stelle gestärkt, das Kräftespiel bekam Schlagseite – und das Unheil von Castrillón Hoyos nahm seinen Lauf.“

Walter Homolka schrieb am 4. Februar 2009:[74]

„Jetzt zeigt sich: Wir Juden haben seit 2007, seit der Wiederzulassung der alten Messe, sehr genau gesehen, wo die Reise hingeht. […] Uns Juden geht es um die gleiche Augenhöhe und um die Selbstachtung gegenüber einer Kirche, die jahrhundertelang große Schuld auf sich geladen hat. In den siebziger Jahren hatte Kardinal Walter Kasper den Standpunkt vertreten, dass keine Notwendigkeit bestehe, Juden zu missionieren, weil sie eine authentische Offenbarung besitzen und aus der Sicht des Zweiten Vatikanischen Konzils im Bund mit Gott bleiben.“

Er erinnerte an Franz Schmidberger, den Distriktoberen der deutschen Piusbruderschaft, der aus Nostra Aetate keinen „separaten Heilsweg außerhalb des fleischgewordenen Gottes“ für die heutigen Juden ableiten wollte und ihnen eine Mitschuld am Gottesmord zuwies, solange sie sich nicht zu Christus bekehrten. Auch Bernard Fellay, der Generalobere der Piusbruderschaft, habe das Zweite Vatikanische Konzil direkt nach seinem Gespräch mit Benedikt XVI. am 29. August 2005 abgelehnt. Da Benedikt diese Richtung ohne Vorbedingung wieder aufgenommen habe, sei seine erklärte Solidarität mit den Juden nicht überzeugend.

Peter Bürger kommentierte am 5. Februar 2009:[75]

„Da Benedikt XVI. in Sachen „Karfreitagsfürbitte“ alle drängenden Proteste – namentlich aus der deutschen Kirche – unbeachtet ließ, bleibt kirchenpolitisch eigentlich nur eine Schlussfolgerung: Für die Lefebvre-Schismatiker sollte bei einer vollen Rückkehr in die Römische Kirche, wie sie jetzt durch Aufhebung der Exkommunikation eingeleitet worden ist, nicht nur die alte Tridentinische Liturgie wieder bereitstehen, sondern auch noch etwas ganz Spezifisches, das für ihre Identität sehr wesentlich ist: nämlich die Möglichkeit, ihre antijüdische Tradition gerade auch im Gottesdienst wieder zu praktizieren.“

Orthodoxe Kirchen

Die Orthodoxen Kirchen feiern den Karfreitag nach dem Byzantinischen Ritus, der keine explizite Judenfürbitte enthält. Andererseits haben sich antijudaistische Motive in den dort seit etwa 500 belegten Improperien stärker erhalten als im Katholizismus. Reformvorschläge dafür sind seit 1995 im Gespräch.

Anglikanische Kirchen

Die Anglikanische Kirche behielt die römisch-katholische Karfreitagsliturgie bei, fasste aber die neun Fürbitten in drei Gebete (englisch: Collects) zusammen, die die ganze Gemeinde ohne Kniefall spricht. Das dritte Gebet umfasst die tradierten Bitten für Juden, Heiden (hier: „Türken“, das heißt Muslime), Ungläubige und Häretiker. Thomas Cranmer formulierte es 1549 wie folgt:[76]

„Merciful God, who has made all men, and hatest nothing that thou has made, nor wouldest the death of a sinner, but rather that he should be converted and live; have mercy upon all Jews, Turks, Infidels and heretics, and take from them all ignorance, hardness of heart, and contempt of thy word: and so fetch them home, blessed Lord, to thy flock, that they may be saved among the remnant of the true Israelites, and be made one fold under one shepherd, Jesus Christ our Lord; who liveth and reignth with thee and the holy ghost, now and forever. Amen.“

Diese Fassung wurde 1662 in das Book of Common Prayer aufgenommen und blieb darin bis heute unverändert.[77]

In einigen Teilkirchen in den USA wurde der Satz zu den Juden, Türken, Ungläubigen und Häretikern seit etwa 1918 kritisiert und verändert. So ersetzte die Episkopale Kirche von Massachusetts ihn 1925 durch die Formulierung: Have mercy upon all who know Thee not.[78] Die gesamte Episkopalkirche der USA ersetzte ihn 1928 durch den Satz: Have mercy for those who know You not as Thou art revealed in the Gospel of Thy Son.[79]

Die Church of England gab 1980 das Alternative Service Book heraus, das die dritte Karfreitagsbitte abmilderte. Es war bis 2000 neben der Ausgabe des allgemeinen Gebetsbuchs von 1662 in Gebrauch und wurde seither durch das Buch Common Worship ersetzt. Darin ist die Judenfürbitte entfallen.[80]

Literatur

  • Walter Homolka, Erich Zenger (Hrsg.): »… damit sie Jesus Christus erkennen«. Die neue Karfreitagsfürbitte für die Juden. Herder, Freiburg im Breisgau 2008, ISBN 978-3-451-29964-3
  • Thomas Brechenmacher: Der Vatikan und die Juden: Geschichte einer unheiligen Beziehung. C.H. Beck, 2005, ISBN 3406529038
  • Hubert Wolf: Liturgischer Antisemitismus? Die Karfreitagsfürbitte für die Juden und die Römische Kurie (1928–1975). In: Florian Schuller, Giuseppe Veltri, Hubert Wolf (Hrsg.): Katholizismus und Judentum. Gemeinsamkeiten und Verwerfungen vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Pustet, Regensburg 2005, ISBN 3-7917-1955-6, S. 253–269
  • Hubert Wolf: „Pro perfidis Judaeis“. Die Amici Israel und ihr Antrag auf eine Reform der Karfreitagsfürbitte für die Juden (1928). Oder Bemerkungen zum Thema katholische Kirche und Antisemitismus, in: Historische Zeitschrift 279/2004, S. 611–658
  • Martin Dudley: Pastoral Commentary I: The Jews in the Good Friday Liturgy. In: Anglican Theological Review 76/1994, S. 61–70
  • Marie-Thérèse Hoch, Bernard Dupuy (Hrsg.): Les Églises devant le Judaïsme. Documents officiels 1948–1978; Paris: Cerf, 1980, ISBN 2-204-01557-1
  • Wilm Sanders: Die Karfreitagsbitte für die Juden vom Missale Pius' V. zum Missale Pauls VI. In: Liturgisches Jahrbuch. Vierteljahreshefte für Fragen des Gottesdienstes 24/1974, S. 240–248
  • Jules Isaac: Die Genesis des Antisemitismus vor und nach Christus; Europa Verlag, Wien 1969, ASIN B0000BRRGU
  • F. Kolbe: Die Reform der Karfreitagsfürbitten, in: Liturgisches Jahrbuch 15 (1965), S. 222–224

Weblinks

Zum ersten Reformvorstoß 1928
Zur Geschichte bis zur Standardfassung 1970
Zur Ausnahmefassung 2008

Einzelnachweise

  1. Anglican.org: Passiontide and Holy Week (2000), S. 61
  2. Urs Altermatt: Katholizismus und Antisemitismus, Verlag Huber, Frauenfeld/Stuttgart/Wien, ISBN 3-7193-1160-0, S. 67–71; Basilius J. Groen (Universität Graz): Antijudaismus in der christlichen Liturgie und Versuche seiner Überwindung
  3. Walter Bauer, Georg Strecker: Aufsätze und kleine Schriften, Mohr/Siebeck, Tübingen 1967, S. 245
  4. Paul Volz: Der Prophet Jeremia, Kommentar zum Alten Testament Band 10, Georg Olms Verlag, 1983, ISBN 3487071894, S. 273
  5. Zitate und Quellen bei Peter Browe: Die Judenmission im Mittelalter und die Päpste, Universita Gregoriana Editrice, Rom 1973, ISBN 88-7652-432-0, S. 135
  6. Hubert Wolf: Perfide Juden? in: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich, 2. Auflage, München 2009, S. 108
  7. Peter Browe: Die Judenmission im Mittelalter und die Päpste, a.a.O., S. 136
  8. Erik Peterson: Perfidia judaica, in: Ephemerides liturgicae 50 (1936), S. 303-308; referiert in Lorenzo Cappelletti: Pro Iudaeis
  9. Jules Isaac: Genesis des Antisemitismus, Europa-Verlag, 1969, S. 220
  10. Amalarius von Metz: De ecclesiasticis officiis 1, 13. In: Jean Michel Hanssens: Amalarii episcopi liturgica omnia, drei Bände, Rom 1948-50. Zitat und Übersetzung aus Jules Isaac: Genesis …, a.a.O. S. 222f
  11. Jules Isaac: Genesis …, a.a.O., S. 223ff
  12. Urs Altermatt: Katholizismus und Antisemitismus, a.a.O., S. 67ff
  13. Duden (Brockhaus AG, 2009) online: perfide
  14. Hubert Wolf: Papst und Teufel, a.a.O., S. 109
  15. a b c d e Missale Romanum, Ausgabe Regensburg 1887, zitiert nach Hubert Wolf: Papst und Teufel, a.a.O. S. 98
  16. a b Sowohl cognoscere („erkennen“) als auch agnoscere („anerkennen“) sind an diesen beiden Stellen belegt.
  17. Giuseppe M. Croce: Pio VII, il cardinal Consalvi e gli ebrei (1800-1823). In: Pio VII papa benedettino nel bicentenario della sua elezione. Atti del Congresso storico internazionale Cesena, Venezia, 15-19 settembre 2000. Badia di Santa Maria del Monte, Cesena 2003, S. 561-618
  18. Theo Salemink: Katholische Identität und das Bild der jüdischen ‘Anderen’. Die Bewegung Amici Israel und ihre Aufhebung durch das Heilige Offizium im Jahre 1928
  19. Hubert Wolf: Papst und Teufel, a.a.O. S. 113ff
  20. Hubert Wolf: Papst und Teufel, a.a.O. S. 115–132
  21. Erik Peterson: Perfidia judaica, in: Ephemerides liturgicae 50 (1936), S. 296–311
  22. Urs Altermatt: Katholizismus und Antisemitismus, a.a.O., S. 69
  23. J.-M. Oesterreicher: Pro perfidis Judaeis, in: Cahiers Sioniens, 1947, S. 85ff
  24. Walter Homolka, Erich Zenger (Hrsg.): „damit sie Jesus Christus erkennen“. Die neue Karfreitagsfürbitte für die Juden, Herder, Freiburg im Breisgau 2008, S. 16
  25. Walter Homolka, Erich Zenger (Hrsg.): „damit sie Jesus Christus erkennen“. Die neue Karfreitagsfürbitte für die Juden, a.a.O., S. 16
  26. Hubert Wolf: Papst und Teufel, a.a.O. S. 140
  27. Hubert Wolf: Papst und Teufel, a.a.O. S. 141
  28. Walter Homolka, Erich Zenger (Hrsg.): „damit sie Jesus Christus erkennen“. Die neue Karfreitagsfürbitte für die Juden, a.a.O., S. 17
  29. Otto Hermann Pesch: Das Zweite Vatikanische Konzil (1962–1965): Vorgeschichte – Verlauf – Ergebnisse – Nachgeschichte. Echter Verlag, Würzburg 1993, ISBN 3-429-01533-2, S. 291
  30. Thomas Brechenmacher: Der Vatikan und die Juden, München 2005, S. 163
  31. Heinrich Rennings, Martin Klöckener (Hrsg.): Dokumente zur Erneuerung der Liturgie. Dokumente des Heiligen Stuhls 1963–1973, Butzon & Bercker, Kevelaer 1983, ISBN 3-7666-9266-6, S. 37–76
  32. Albert Joseph Urban, Marion Bexten: Kleines liturgisches Wörterbuch, Herder, Freiburg/Basel/Wien 2007, S. 87
  33. a b zitiert nach Rolf Rendtorff, Hans Hermann Henrix (Hrsg.): Die Kirchen und das Judentum. Dokumente von 1945–1985, Christian Kaiser/Gütersloher Verlagshaus/Bonifatiusverlag, 3. Auflage 2001, S. 59
  34. Heinrich Rennings, Martin Klöckener (Hrsg.): Dokumente zur Erneuerung der Liturgie, a.a.O. S. 260
  35. Meßbuch, Karwoche und Osteroktav: Die Feier der Heiligen Messe, Herder, Freiburg 1996, ISBN 3451239264 (Latein und Deutsch)
  36. zitiert nach Rolf Rendtorff, Hans Hermann Henrix (Hrsg.): Die Kirchen und das Judentum. Dokumente von 1945–1985, a.a.O., S. 60
  37. Rupert Berger: Pastoralliturgisches Handlexikon, Herder, 3. Auflage 2005, Stichwort Missale oder Meßbuch, S. 356
  38. Meßbuch, Karwoche und Osteroktav: Die Feier der Heiligen Messe, Herder, Freiburg 1996, ISBN 3451239264 (Latein und Deutsch); siehe Schott-online
  39. zitiert nach Rolf Rendtorff, Hans Hermann Henrix (Hrsg.): Die Kirchen und das Judentum. Dokumente von 1945–1985, a.a.O., S. 61
  40. ZdK, Pressemeldungen 4. April 2007: Störung der christlich-jüdischen Beziehungen – Zur Wiedereinführung des tridentinischen Ritus
  41. Begleitbrief zu Summorum Pontificum von Benedikt XVI. an alle Bischöfe, 7. Juli 2007
  42. Jason Burke, The Observer, 8. Juli 2007: Pope's move on Latin mass 'a blow to Jews'
  43. Radio Vaticana, Archiv 19. Juli 2007
  44. zitiert nach Kathnet.de, 5. Februar 2008: Oremus pro Judeis
  45. zitiert nach Hubert Wolf: Papst und Teufel, a.a.O. S. 143
  46. Radio Vatikan, Meldungen vom 6. Februar 2008: Lateinische Fürbitte irritiert Juden
  47. Interview audio: Domradio.de: Juden-Fürbitte am Karfreitag ist Rückschritt im Dialog; Zusammenfassung: Domradio.de, 11. März 2008: Mission oder Hoffnung? Der Streit ums Karfreitagsgebet hält an
  48. Tagespost, 23. Februar 2008 (Nachdruck bei Zenit.org): Rabbi Neusner verteidigt veränderte katholische Karfreitagsfürbitte für die Juden
  49. Domradio.de: Juden verlangen keinen Glaubensübertritt
  50. Der Spiegel, 20. März 2008: PROTEST VON RABBINERN – Gespräch mit Walter Homolka
  51. a b Focus, 20. März 2008: Juden werfen Papst Respektlosigkeit vor
  52. Süddeutsche Zeitung vom 21. März 2008
  53. taz, 29. März 2008: Papst löst Boykottwelle aus
  54. Radio Vatikan, 5. April 2008: Reaktionen von jüdischer Seite auf die Erklärung zur Karfreitagsfürbitte
  55. Radio Vatikan, 19. Mai 2008
  56. Radio Vatikan: Meldungen vom 17. Januar 2009
  57. Radio Vatikan: Meldungen vom 15. Januar 2009
  58. Petrusbruderschaft: Gebet um die Bekehrung der Juden
  59. Gemeinschaft vom heiligen Josef, News 9. Februar 2008: Transalpine Redemptoristen übernehmen neue Karfreitagsfürbitte für die Juden
  60. Verlautbarung DICI, 23. Februar 2008: We deeply regret this change
  61. Wir sind Kirche, 15. März 2008: Prof. Dr. Johannes Brosseder zur neuen antijüdischen Karfreitagsfürbitte
  62. Friedrich Weber: An Wunder glauben – 60 Jahre Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Wiesbaden (Vortrag zur Eröffnung der Woche der Brüderlichkeit, Wiesbaden am 9. März 2008)
  63. Brief Josef Kardinal Ratzingers von 23. Juni 2003 an Dr. Heinz-Lothar Barth, gedruckt in: Heinz-Lothar Barth: Ist die traditionelle lateinische Messe antisemitisch? Antwort auf ein Papier des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Altötting, 2007, S. 17f.
  64. Friedrich Weber: „Können etwa zwei miteinander wandern, sie seien denn einig untereinander?“ (Amos 3,3) Bericht zur 6. Tagung der 10. Generalsynode der VELKD in Zwickau am 13. Oktober 2008. Online-Version
  65. Christa Reich: Der Papst, die Juden und ein abgründiger Vorgang (FAZ, Briefe an die Herausgeber/Politik, 5. April 2008, S. 8)
  66. Landeszeitung Lüneburg (13. Februar 2009): Bischof Wolfgang Huber über die Haltung des Vatikans zur Pius-Bruderschaft: „Judenhass hat in der Kirche keinen Ort“
  67. Osservatore Romano, 15. Februar 2008, deutsche Übersetzung von Kath.net
  68. Deutschlandfunk, 20. März 2008: Vatikan weist jüdische Kritik zurück. Kardinal Cordes verteidigt Neuformulierung der Karfreitagsfürbitte
  69. FAZ, 20. März 2008, S. 39: Karfreitagsfürbitte. Das Wann und Wie entscheidet Gott
  70. Zenit.org, 4. April 2008: „Oremus et pro Iudaeis“: Das Staatssekretariat bekräftigt die besonderen Bande zwischen Katholiken und Juden. Offizielles Kommuniqué zur neuen Karfreitagsfürbitte
  71. Zentralkomitee der Deutschen Katholiken, Pressemeldungen 29. Februar 2008: Gesprächskreis veröffentlicht Stellungnahme zur Karfreitagsfürbitte „Für die Juden“
  72. Hanspeter Heinz: So darf die Kirche nicht beten! Eine neue Karfreitagsfürbitte im alten Geist (Herder Korrespondenz 5/2008, S. 228–231)
  73. Tagesspiegel, 2. Februar 2009: Ausgeblendet. Mit der Rehabilitierung ultrakonservativer Bischöfe verärgert Benedikt XVI. selbst Katholiken. Was treibt den Papst?
  74. Walter Homolka (Süddeutsche Zeitung, 4. Februar 2009): Wir haben verstanden. Katholische Kirche in der Kritik
  75. Peter Bürger, Heise.de, 5. Februar 2009: Weißwaschung für die Pius-Brüder?
  76. C. Frederick Barbee, Paul F.M. Zahl: The Collects of Thomas Cranmer. Wm. B. Eerdmans Publishing Company, London 2006, ISBN 0802817599 (englisch)
  77. The Proposed Book of Common Prayer (1689): The Collects, Epistles, and Gospels, to be used throughout the year
  78. Time, New Orleans, 5. Oktober 1925
  79. Lawrence A. Hoffman, David Arnow: My People's Passover Haggadah Band 1, S. 35
  80. Roger Tomes (Center for Jewish Studies): Jewish and Christian Liturgical Collaboration?

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