Jugendunruhen

Jugendunruhen
An den Opernhauskrawallen beteiligten sich Besucher des Bob-Marley-Konzerts im Hallenstadion

Die Jugendunruhen in der Schweiz 1980 bis 1982 wurden durch Krawalle mehrerer hundert Jugendlicher vor dem Opernhaus Zürich (die sogenannten „Opernhauskrawalle“) am 30./31. Mai 1980 ausgelöst.

Im Mai 1980 genehmigte der Stadtrat 60 Millionen Franken für die Renovation des Opernhauses. Gleichzeitig lehnte er die Forderungen nach einem autonomen Jugendzentrum ab. Daraufhin folgte eine in der Schweiz einzigartige Gewaltspirale zwischen den „Bewegten“ und der Polizei, so etwa nach der ersten Schliessung des Autonomen Jugendzentrums (AJZ) in der Nähe des Zürcher Bahnhofs. Sie forderte insgesamt mehrere hundert Verletzte auf beiden Seiten und Sachschäden in Millionenhöhe.

Die Zürcher Jugendunruhen kamen für Behörden und Öffentlichkeit überraschend, kündigten sich aber früher an, beispielsweise in der 1979 erfolgten Stürmung eines Konzertes von Jimmy Cliff und bereits in den späten 60er Jahren gab es Auseinandersetzungen, die unter anderem mit dem Wunsch nach einem AJZ im Zusammenhang standen (→Globuskrawall). Erst mit der Zeit war die städtische Politik zum Dialog bereit und wurde der geforderte Raum für alternative kulturelle Aktivitäten (z. B. Rote Fabrik) freigemacht.

Auch in anderen schweizerischen Städten wie Basel, Bern oder Lausanne wurde gewalttätig protestiert. In Basel war die Jugendbewegung 1980 bis 1982 und dann noch einmal von 1986 bis 1989 aktiv. Vorerst stand der geforderte kulturelle Freiraum im Vordergrund, welchen die Jugendlichen selber verwalten wollten. Das Gelände der Alten Stadtgärtnerei (ASG) war dann zwischen 1986 und 1988 ein wichtiger Ort der selbstbestimmten, alternativen Jugendkultur. In Bern drehten sich die Auseinandersetzungen um das Zaffaraya und die Reithalle.

Die Achtziger Bewegung kämpfte mit unkonventionellen Mitteln (z. B. Nacktdemos), Sprachwitz (z. B. „Macht aus dem Staat Gurkensalat“ oder „Freier Blick aufs Mittelmeer – Sprengt die Alpen“) und mit neuen ästhetischen Gestaltungsmitteln (siehe z. B. Punk in der Schweiz, Swiss Punk) für mehr kulturelle Autonomie. Sie thematisierte sozialpolitische Anliegen wie Wohnungsnot oder Drogenelend sowie den Überwachungsstaat.

Das im Jahr 1981 erschienene Video „Züri brännt“ dokumentiert die Jugendunruhen in Zürich aus Sicht der Bewegungsaktivisten auf umfassende Weise. Ebenfalls als Betroffener hat Reto Hänny im gleichen Jahr die Ereignisse in seinem Bericht „Zürich, Anfang September“ verarbeitet. Ein von Heinz Nigg herausgegebener Sammelband (2001) dokumentiert die Ereignisse 20 Jahre danach aus der Sicht von Betroffenen sowie mit Analysen von Journalisten und Wissenschaftlern.

DVD/Literatur

  • DVD: „Züri brännt“ – Schweiz (1981); 2 discs; Spieldauer 190 min; Dolby Digital 5.1: Deutsch, Schweizerdeutsch und Untertitel in Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch DVD auf artfilm.ch.
  • „Zürich, Anfang September“ von Reto Hänny – Suhrkamp-Verlag GmbH & Co.KG, Frankfurt, DEU, 1981–146 S. – ISBN 3-518-11079-9
  • „Wir wollen alles, und zwar subito! Die Achtziger Jugendunruhen in der Schweiz und ihre Folgen“ Herausgegeben von Heinz Nigg. Mit DVD und Website [1]. Limmat Verlag 2001, 536 S. CHF 68.00 ISBN 3-85791-375-4
  • Kathrin Bänzinger, Dani, Michi, Renato und Max, Limmat Verlag, Zürich 1988

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Jugendunruhen in der Schweiz — An den Opernhauskrawallen beteiligten sich Besucher des Bob Marley Konzerts am 30. Mai 1980 im Hallenstadion Die Jugendunruhen in der Schweiz 1980 bis 1982 wurden durch Krawalle mehrerer hundert Jugendlicher vor dem Opernhaus Zürich (die… …   Deutsch Wikipedia

  • Schweizer Jugendunruhen — An den Opernhauskrawallen beteiligten sich Besucher des Bob Marley Konzerts im Hallenstadion Die Jugendunruhen in der Schweiz 1980 bis 1982 wurden durch Krawalle mehrerer hundert Jugendlicher vor dem Opernhaus Zürich (die sogenannten… …   Deutsch Wikipedia

  • Jeanne Hersch — (* 13. Juli 1910 in Genf; † 5. Juni 2000 ebenda) war eine Schweizer Philosophin, Pädagogin und Schriftstellerin sowie die erste Philosophieprofessorin der Schweiz. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ihr philosophisches Thema: Freiheit …   Deutsch Wikipedia

  • Opernhauskrawall — An den Opernhauskrawallen beteiligten sich Besucher des Bob Marley Konzerts im Hallenstadion Die Jugendunruhen in der Schweiz 1980 bis 1982 wurden durch Krawalle mehrerer hundert Jugendlicher vor dem Opernhaus Zürich (die sogenannten… …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte der Stadt Zürich — Der Bannerträger der Stadtrepublik Zürich auf einem Gemälde von 1585 Die Stadt Zürich bestand als Turicum schon zu römischer Zeit, stieg aber erst im Mittelalter in die Reihe der grösseren Schweizer Städte auf. Die Herrscher des Heiligen… …   Deutsch Wikipedia

  • Globuskrawall — Das ehemalige Globusprovisorium an der Limmat im Zentrum von Zürich (Aufnahme 2006) Als Globuskrawall wird die Auseinandersetzung zwischen jugendlichen Demonstranten und der Polizei genannt, die am 29. Juni 1968 in Zürich stattfand. Diese Unruhen …   Deutsch Wikipedia

  • Globuskrawalle — Das ehemalige Globusprovisorium an der Limmat im Zentrum von Zürich Als Globuskrawall wird die Auseinandersetzung zwischen jugendlichen Demonstranten und der Polizei genannt, die am 29. Juni 1968 in Zürich stattfand. Diese Unruhen stehen in… …   Deutsch Wikipedia

  • Videoladen Zürich — Der Videoladen Zürich ist eine 1976 als Genossenschaft gegründete Film und Videoproduktionsgesellschaft in Zürich (Schweiz). Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Produktionen 3 Mitglieder 4 …   Deutsch Wikipedia

  • Bernischen — Bern Basisdaten Kanton: Bern Amtsbezirk: Bern BFS Nr …   Deutsch Wikipedia

  • CH-Punk — Punk existiert in der Schweiz als Musik , Polit und Jugendkultur. Als Swiss Punk wird die Punkszene in der Schweiz bezeichnet, die sich ab Mitte der 1970er Jahre entwickelte. Ihre Blüte hatte sie zwischen 1976 und 1981. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”