Jugularvenenthrombose

Jugularvenenthrombose
Klassifikation nach ICD-10
I82.8 Embolie und Thrombose sonstiger näher bezeichneter Venen
ICD-10 online (WHO-Version 2011)

Unter einer Jugularvenenthrombose versteht man den meist einseitigen thrombotischen Verschluss der großen Halsvene (Drosselvene, Vena jugularis interna). Diese Form der Thrombose ist selten.

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung und Ursachen

Halsvenen, anatomische Lage am überstreckten Hals: Rechts Vena jugularis interna, links Vena jugularis externa

In vorantibiotischer Zeit war die häufigste Ursache einer Jugularvenenthrombose eine bakterielle Entzündung im Kopf-Hals-Bereich, wie eine Halsphlegmone, ein Peritonsillarabszess, das Lemierre-Syndrom oder eine Mastoiditis. Heute tritt die Jugularvenenthrombose als seltene Komplikation eines über die V. jugularis vorgeführten zentralen Venenkatheters oder nach ausgedehnten Halseingriffen auf. Auch ein intravenöser Drogenmißbrauch mit Injektion in die Halsvenen, ein stumpfes Halstrauma oder eine Gerinnungsstörung kommen als Ursache in Betracht.[1] Häufiger findet man Jugularvenenthrombosen paraneoplastisch bei Bauchspeicheldrüsen-, Bronchial-, Magen- oder Eierstockkrebs.[2]

Klinische Erscheinungen

Das klinische Bild ist unterschiedlich. Ein hochfieberhafter Verlauf mit einseitiger schmerzhafter Schwellung und Schonhaltung des Halses, eventuell Schluck- und Stimmstörung, Druckempfindlichkeit des Gefäßstranges und nachfolgender Sepsis ist heute eher selten. Mehr finden sich unspezifische Zeichen mit einer Halsschwellung, Kopfschmerzen, vergrößerten Halslymphknoten. Im Verlauf der Vene kann ein derber Strang tastbar sein und sich ein positives Queckenstedt-Zeichen finden.[3] Oft wird eine Jugularvenenthrombose beim beschwerdefreien Patienten im Rahmen einer sonografischen Untersuchung als Zufallsbefund erhoben.[1]

Untersuchungsmethoden

Neben der körperlichen Untersuchung ist die Sonographie das Mittel der Wahl. Andere bildgebende Verfahren wie Computertomographie oder Magnetresonanztomographie führen ebenfalls verlässlich zur Diagnose. Laborchemisch findet sich ein Anstieg der D-Dimere, auch sind erhöhte Infektparameter (erhöhtes C-reaktives Protein, Leukozytose) möglich.[4]

Behandlung

Kausal erfolgt eine Behandlung mit Heparin, zur Vermeidung einer Sepsis werden Antibiotika gegeben. Eine intraluminale Lysetherapie wird wegen der Gefahr einer Sepsisentwicklung üblicherweise nicht durchgeführt. Grundsätzlich gilt es die Grunderkrankung zu behandeln. Bei drohender oder beginnender Sepsis ist eine operative Ligatur oder Resektion der Vena jugularis interna erforderlich.[1]

Einzelnachweise

  1. a b c Boedecker, C.C. et al.: Ätiologie und Management von Thrombosen der Vena jugularis interna. Laryngo-Rhino-Otol 2004; 83; 743 - 749
  2. Stern-Sträter, J. et al.: Jugularvenenthrombose als paraneoplastisches Syndrom. HNO 2008; 56; 325 - 327
  3. Roche Lexikon Medizin [Elektronische Ressource] 5. Auflage; Elsevier GmbH, Urban & Fischer Verlag; München/Jena 2003; ISBN 3-437-15072-3; Online-Version Stichwort: Jugularvenenthrombose
  4. Jugularvenenthrombose - da kann auch eine maligne Erkrankung die Ursache sein; Ärzte Zeitung; Ärzte Zeitung Verlagsgesellschaft mbH; Neu Isenburg; 29. September 2008


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