An-Nāsir li-Dīni 'llāh (Abbasiden)

An-Nāsir li-Dīni 'llāh (Abbasiden)

an-Nāsir li-Dīni 'llāh, arabischالناصر لدين الله , أحمد بن المستضيء ‎, DMG An-Nāṣir li-Dīni ʾllāh , Aḥmad b. al-Mustaḍīʾ (* 1158; † 2. Oktober 1225), war der vierunddreißigste Kalif der Abbasiden (1180–1225).

Er trat die Nachfolge seines Vaters al-Mustadi (1170–1180) an. Er gehört neben dem Fatimiden al-Mustansir (1036–1194) und dem Seldschukensultan Sandschar (1118–1157) zu den am längsten regierenden Herrschern der islamischen Geschichte.

Zunächst intervenierte an-Nasir bei den Seldschuken und schürte die dortigen Machtkämpfe. Trotz einiger Rückschläge konnte er durch gute Beziehungen mit den Choresmiern die Zerstörung des Seldschukenreichs (1194) einleiten. Bald kam es aber auch mit den Choresmiern zu Streitigkeiten um die Herrschaft in Westpersien und der Provinz Chusistan. Aus beiden Gebieten wurden die Truppen an-Nasirs vertrieben.

Da er sich nun mit den Ghuriden in Afghanistan gegen die Choresmier verbündete, griffen diese 1217 Bagdad an, mussten sich aber wegen eines strengen Winters zurückziehen. Umstritten ist, ob an-Nasir angesichts der bedrohlichen Macht der Choresmier Kontakte zu den Mongolen unter Tschingis Khan aufnahm und so die mongolische Eroberung des muslimischen Ostens heraufbeschwor. Zumindest wird dies an-Nasir von einigen muslimischen Chronisten vorgeworfen.

Neben seinem außenpolitischen Wirken konnte an-Nasir durch die Reorganisation der Futuwa-Bünde die Autorität der Kalifen im Inneren seines Herrschaftsbereiches im Irak weiter stärken. Die Futuwa-Bewegung entstand im 13. und 14. Jahrhundert in Anatolien aus dem Sufismus. Dies waren Männerbünde der städtischen Bevölkerung, denen an-Nasir beitrat und dessen Mitglieder dem Kalifen persönliche Treue schwören mussten. Auch Herrscher anderer Reiche wurden in diesen Bund aufgenommen und somit dem Kalifen untergeordnet.

Mit dem Instrument des Futuwa-Bundes hatte an-Nasir für das Kalifat ein Instrument zur Sicherung der Macht geschaffen, welches von den Feudalgewalten unabhängig war. Diese Entwicklung wurde allerdings durch die mongolische Eroberung des Irak 1258 abgebrochen und auch später nicht wieder aufgenommen.

An-Nasir förderte auch die Wissenschaft. So wurden mehrere Lehranstalten und Bibliotheken neu errichtet oder erweitert. Allerdings wurde die Lehre der Mutazila und die Verbreitung der hellenistischen Philosophie bekämpft. Es kam deshalb mehrfach zu Bücherverbrennungen und zur Abstrafung unbequemer Freidenker und Philosophen, welche solchen Ideen nachgingen.

Nach dem Tod An-Nasirs am 2. Oktober 1225 folgte ihm sein Sohn az-Zahir (1225–1226) auf den Thron.


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • an-Nāsir li-Dīni 'llāh — an Nāsir li Dīni llāh, arabisch ‏الناصر لدين الله، أحمد بن المستضيء‎, DMG an Nāṣir li Dīni ʾllāh, Aḥmad b. al Mustaḍīʾ (* 1158; † 2. Oktober 1225), war der vierunddreißigste Kalif der Abbasiden (1180–1225). Er trat die Nachfolge seines… …   Deutsch Wikipedia

  • Az-Zāhir bi-amri 'llāh (Abbasiden) — az Zāhir bi amri llāh, arabisch ‏ الظاهر بأمر الله , محمد بن الناصر‎, DMG Aẓ Ẓāhir bi amri ʾllāh, Muḥammad b. an Nāṣir (* 1175; † 10. Juli 1226 in Bagdad), war der fünfunddreißigste Kalif der Abbasiden (1225–1226). Abu Nasr az Zahir wurde zwar… …   Deutsch Wikipedia

  • Al-Musta'in bi-llah (Abbasiden) — al Musta īn bi llāh, arabisch ‏المستعين بالله, أحمد بن محمد‎, DMG al Mustaʿīn bi ʾllāh Aḥmad b. Muḥammad († 17. Oktober 866), war der zwölfte Kalif der Abbasiden (862–866). Abu l Abbas Ahmad ibn Muhammad ibn al Mu tasim al Musta in wurde als… …   Deutsch Wikipedia

  • Al-Qa'im bi-amri 'llah (Abbasiden) — al Qa im bi amri llah (arabisch ‏القائم بأمر الله‎, DMG al Qāʾim bi amri llāh) († 1075) war der sechsundzwanzigste Kalif der Abbasiden (1031–1075). al Qa im ibn al Qadir war, wie sein Vater al Qadir (991–1031), bestrebt das Ansehen und die… …   Deutsch Wikipedia

  • Az-Zahir (Abbasiden) — az Zāhir bi amri llāh, arabisch ‏ الظاهر بأمر الله , محمد بن الناصر‎, DMG Aẓ Ẓāhir bi amri ʾllāh, Muḥammad b. an Nāṣir (* 1175; † 10. Juli 1226 in Bagdad), war der fünfunddreißigste Kalif der Abbasiden (1225–1226). Abu Nasr az Zahir wurde zwar… …   Deutsch Wikipedia

  • Al-Mustadī' bi-amri 'llāh — al Mustadī bi amri llāh, arabisch ‏المستضيء بالله , الحسن بن المستنجد ‎, DMG al Mustaḍīʾ bi amri ʾllāh, al Ḥasan b. al Mustanǧid († 30. März 1180), war der dreiunddreißigste Kalif der Abbasiden (1170–1180). al Mustadi, der Nachfolger seines… …   Deutsch Wikipedia

  • Al-Mu'tadid bi-'llah — al Mu tadid bi llah, arabisch ‏ المعتضد بالله أحمد بن طلحة‎ al Mu tadid bi llah Ahmad ibn Talha, DMG al Muʿtaḍid bi llāh Aḥmad b. Ṭalḥa († 5. April 902), war der sechzehnte Kalif der Abbasiden (892–902). Abu l Abbas Ahmad ibn al Muwaffaq ibn al… …   Deutsch Wikipedia

  • Al-Muqtafī bi-'llāh — al Muqtafī bi llāh, Alī ibn Ahmad, arabisch ‏المقتفي بالله , علي بن أحمد ‎, DMG al Muqtafī bi ʾllāh, ʿAlī b. Aḥmad (* 1096; † 1160), war der einunddreißigste Kalif der Abbasiden (1136–1160). al Muqtafi wurde 1036 als Sohn von al Mustazhir vom… …   Deutsch Wikipedia

  • Al-Musta'sim bi-'llah — arabisch ‏المستعصم بالله عبد الله بن المستنصر ‎ al Musta sim bi llah Abd Allah ibn al Mustansir, DMG al Mustaʿṣim bi llāh ʿAbd Allāh b. al Mustanṣir (* 1212; † Februar 1258) war der siebenunddreißigste Kalif der Abbasiden (1242–1258). Abu Ahmad… …   Deutsch Wikipedia

  • Al-Muti' li-llah — Dieser Artikel oder Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen (Literatur, Webseiten oder Einzelnachweisen) versehen. Die fraglichen Angaben werden daher möglicherweise demnächst gelöscht. Hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”