Julius Cäsar (Drama)

Julius Cäsar (Drama)
Daten des Dramas
Titel: Julius Caesar
Originaltitel: The Tragedy of Julius Caesar
Gattung: Tragödie
Originalsprache: Englisch
Autor: William Shakespeare
Erscheinungsjahr: 1623
Uraufführung: September 1599
Ort der Uraufführung: Globe Theatre
Personen

Julius Caesar (engl. The Tragedy of Julius Caesar) ist eine 1599 entstandene Tragödie von William Shakespeare, der die historische Person Gaius Iulius Caesar zugrunde liegt.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Caesar ist aus dem Bürgerkrieg (49-45 v. Chr.) zurückgekehrt. Er betritt einen öffentlichen Platz zusammen mit seiner Frau Calpurnia, Marcus Antonius, Marcus Brutus, Gaius Cassius u.a. Ein Wahrsager verkündet Caesar, er solle sich vor den Iden des März hüten, doch nimmt Caesar die Warnung nicht ernst. Brutus und Cassius sprechen darüber, dass das Volk Caesar zum König machen will, sie hören, dass Antonius Caesar dreimal die Krone angeboten hat, die dieser jeweils ablehnte. Als Cassius später erfährt, dass die römischen Senatoren Caesar am nächsten Tag im Senat zum König wählen wollen, verkündet er, dass er bereits Widerstand gegen Caesar organisiert habe. Auch Caesars engster Vertrauter Brutus sieht die Entwicklung mit Sorge. Anfangs plagen ihn noch Zweifel, denen er in einem langen Selbstgespräch in seinem auf unheilverkündende Weise von Blitzen und Meteoren erleuchteten Garten Ausdruck gibt. Im Verlaufe dieses Selbstgesprächs findet er jedoch eine Rechtfertigung für einen Mord an seinem Freund: das Wohl der Gemeinschaft, das über persönliche Loyalität gehe. Als Cassius und andere Verschwörer ihn aufsuchen, beschließen sie, Caesar am nächsten Tag zu töten. Brutus setzt sich an die Spitze der Verschwörung und duldet im weiteren keine Ratschläge von seinen Mitstreitern.

Calpurnia wird von Albträumen geplagt, während derer sie dreimal Caesars Ermordung ausruft. Sie bittet Caesar, das Haus nicht zu verlassen, der erwidert: "What can be avoided / Whose end is purposed by the mighty gods?" Erst als Caesar davon erfährt, dass die Auguren ihm nach einer Eingeweideschau empfehlen, zu Hause zu bleiben, gibt er den Bitten Calpurnias nach; doch der Mitverschworene Decius stimmt Caesar wieder um. Auf dem Weg zum Kapitol will ihm Artemidorus einen Brief geben mit dem Inhalt, sich vor Brutus und den anderen Verschworenen vorzusehen; doch Caesar weist den Mann zurück. Im Kapitol sticht Casca als erster auf Caesar ein, die anderen Verschwörer folgen, zuletzt sticht Brutus. Caesar stirbt voll maßlosen Erstaunens über Brutus' Verrat ("Et tu, Brute?", "Brutus, auch du?").

Bei Caesars Leichnam schüttelt Antonius den Verschwörern ihre blutigen Hände. Dann aber bittet er Caesars Geist um Verzeihung, dass er mit den Verschwörern Frieden geschlossen hat. Entgegen dem Rat des Cassius gibt Brutus einer Bitte Mark Antons nach, den Leichnam zum Forum bringen zu dürfen und dort vor versammelter Volksmenge zu reden. Nach Brutus' Eröffnungsworten hält das Volk Caesar für einen Tyrannen und die Tat für gerechtfertigt. Dann aber beginnt der im Stück bisher als Opportunist gezeichnete Mark Anton in Anwesenheit mehrerer Verschwörer eine Brandrede gegen Brutus. Er erinnert das Volk zunächst daran, dass er Caesar dreimal die Krone angeboten, Caesar jedoch dreimal abgelehnt habe, weint dann vor dem gerührten Volk und fährt fort: "He was my friend, faithful and just to me: / But Brutus says he was ambitious; / And Brutus is an honourable man." Dann zeigt er Caesars Leichnam. Mit rhetorischem Geschick gelingt es Antonius endlich, das Volk zum Aufstand gegen die Verschwörer und zur Mordbrennerei anzustiften. Brutus und Cassius fliehen aus Rom.

Mark Anton trifft sich in seinem Haus mit Octavian und Marcus Lepidus, unter deren Herrschaft Rom jetzt steht. Berichten zufolge stellen Brutus und Cassius eine Armee auf. In deren Feldlager bei Sardis kommt es zum Streit zwischen Brutus und Cassius. Das Glück wendet sich nun gegen Brutus. Ihm wird berichtet, dass in Rom gnadenlos gegen die Anhänger der Verschwörung vorgegangen wird, unter den Opfern der Proskription sei auch Cicero. Außerdem muss er die Nachricht vom Freitod seiner Frau Portia vernehmen. In der Nacht erscheint ihm Caesars Geist und kündigt an, sie werden sich bei Philippi wiedersehen, wo die Schlacht gegen Antonius und Octavian stattfinden soll. In der Schlacht besiegen die Truppen Mark Antons diejenigen des Cassius, der sich daraufhin von seinem Diener töten lässt. Brutus' Streitmacht hält sich dagegen zunächst gut gegen diejenige Octavians, letztlich aber wird sie von der gegnerischen Übermacht aufgerieben. Dann sagt Brutus, ihm sei Caesars Geist auf dem Schlachtfeld erschienen; er bittet einen seiner Leute, das Schwert zu halten, und stürzt sich hinein. Zum Schluss der Tragödie hält Mark Anton eine apotheotische Rede auf Brutus, in der dieser als einziger ehrenwerter Teilnehmer an der Verschwörung gegen Caesar bezeichnet wird.

Struktur

Die Tragödie weist eine oft bemängelte doppelgipflige Struktur auf, in deren beiden Teilen sich Handlungs- und Motiventsprechungen finden. Der eine Gipfel besteht in der Ermordung Caesars im dritten Akt, der zweite in der Schlacht bei Philippi im fünften Akt.

Quellen

Shakespeare stützte sich hauptsächlich auf Plutarchs Griechische und römische Heldenleben (Bioi paralleloi), die ihm in der Übersetzung von Sir Thomas North von 1579 vorlagen. North selbst nutzte für seine Übersetzung nicht den griechischen Originaltext, sondern eine französische Version von Jacques Amyot.

Entstehungs- und Aufführungsgeschichte

Das Stück entstand mit großer Wahrscheinlichkeit 1599. Ein Augenzeugenbericht des Baslers Thomas Platter d. J. von September dieses Jahres schildert seine Aufführung im neu erbauten Globe-Theater. Eventuell wurde es für die Eröffnung dieses Theaters geschrieben. Erstmals veröffentlicht wurde das Drama 1623 im First Folio. Die dort zu findende Version geht vermutlich auf ein Bühnenmanuskript zurück. Mitunter wird die doppelte Abhandlung von Portias Tod im vierten Akt als Korruption des Textes betrachtet. Es besteht aber Grund zu der Annahme, dass die Doppelung von Shakespeare beabsichtigt ist.

Julius Caesar erfreut sich mit seinem klassischen Thema anhaltender Beliebtheit beim Publikum. In neuerer Zeit ist allerdings die Tendenz weg von der historisierenden Inszenierung zu beobachten. Stattdessen werden oft aktuelle Bezüge hergestellt. Ob eine Darstellung als faschistischer Diktator der Titelfigur gerecht wird, ist jedoch umstritten.

Die deutsche Shakespeare-Rezeption wurde 1741 mit einer Übersetzung des Dramas in Alexandrinern von Kaspar Wilhelm von Borcke eingeleitet. Der Borckeschen Übersetzung folgten bald die Prosaübersetzung von Christoph Martin Wieland und die Blankvers-Übertragung von August Wilhelm Schlegel. Uraufgeführt wurde Julius Caesar 1785 in Mannheim. 1803 wurde es unter Goethes Leitung in Weimar gespielt.

Kritik

Ebenso wie die Meinungen über die historische Person Julius Caesar gehen die Meinungen über Shakespeares Drama bisweilen weit auseinander. Für manche Kritiker ist Julius Caesar ein "republikanisches" Stück, das den Tyrannenmord rechtfertige. Andere wiederum sehen in ihm ein monarchistisches Drama, das das Aufbegehren gegen einen Herrscher verurteile. Entsprechend wird das Stück gelegentlich entweder als Indiz für Shakespeares kritische Haltung dem elisabethanischen Absolutismus gegenüber oder aber als Zeugnis für seine orthodoxen politischen Ansichten bewertet. Durchgesetzt hat sich die Auffassung, dass Julius Caesar mit seinen Doppeldeutigkeiten ambivalente Reaktionen beim Zuschauer hervorrufe. Weder Caesar noch Brutus seien als vollständig positive bzw. durch und durch negative Figuren angelegt.

Politisch brisant ist der Caesar-Stoff immer gewesen, da er oft als historisches Beispiel in der Diskussion um die Rechtmäßigkeit oder Verwerflichkeit des Tyrannenmordes benutzt wurde. In der Renaissance wurde heftig über das Widerstandsrecht gestritten. In neuerer Zeit wird von Shakespeare-Forschern deshalb angenommen, dass sich Shakespeare mit seinem Stück an dieser Auseinandersetzung beteilige, indem er die politischen und ethischen Probleme der Tyrannei und des Widerstandes dagegen aufzeige.

Verfilmungen

Die frühesten Verfilmungen des Shakespeare-Stücks stammen aus den Jahren 1908 und 1911. Es sind eine US-amerikanische (Regisseure J. Stuart Blackton und William V. Ranous) eine britisch-portugiesische (Regisseur Frank R. Benson) Stummfilm-Produktion.

Mit Julius Caesar entstand 1953 eine sehr bekannte Verfilmung von Joseph L. Mankiewicz mit Marlon Brando als Mark Anton, James Mason als Brutus und John Gielgud als Cassius. Charlton Heston spielte den Mark Anton zweimal: in David Bradleys Verfilmung von 1950 sowie in Stuart Burges Julius-Caesar-Version von 1970.

Literatur

  • Jan C. L. König: Über die Wirkungsmacht der Rede. Strategien politischer Eloquenz in Literatur und Alltag. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht unipress 2011 [Darin: "An Honourable Man: Rhetorische Diskursanalyse der Rede des Marc Anton in Shakespeares Julius Caesar", S. 321-368], ISBN 3-8997-1862-3
  • Wolfgang G. Müller: Die politische Rede bei Shakespeare. Narr, Tübingen 1979 ISBN 3-87808-512-5
  • John Ripley: Julius Caesar on Stage in England and America, 1599-1973. Cambridge University Press, Cambridge [u.a.] 1980 ISBN 0-521-22781-X
  • Robert S. Miola: Julius Caesar and the tyrannicide debate. In: Renaissance Quarterly 38 (1985), S. 271-289
  • Hansjürgen Blinn: Shakespeare-Rezeption. Die Diskussion um Shakespeare in Deutschland. 2 Bde., Erich Schmidt Verlag, Berlin 1982 u. 1988 ISBN 3-503-01673-2 u. ISBN 3-503-02272-4
  • Jens Mittelbach: Die Kunst des Widerspruchs. Ambiguität als Darstellungsprinzip in Shakespeares Henry V und Julius Caesar. WVT Wiss. Verl., Trier 2003 ISBN 3-88476-581-7 (http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa-77251)
  • William Shakespeare: Julius Caesar. Englisch-Deutsche Studienausgabe. Deutsche Prosafassung, Anmerkungen, Einleitung und Kommentar von Thomas Pughe. Stauffenburg, Tübingen 1987, ISBN 978-3-86057-544-4.

Weblinks

 Wikisource: The Tragedy of Julius Caesar – Quellen und Volltexte (Englisch)

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