Julius Fröbel

Julius Fröbel
Julius Fröbel 1848. Kreidelithographie von Valentin Schertle

Carl Ferdinand Julius Fröbel (Pseudonym: C. Junius) (* 16. Juli 1805 Griesheim (Thüringen); † 6. November 1893 in Zürich) war ein deutscher Geologe, Mineraloge und führender Politiker der demokratischen Bewegung bereits im Vormärz. Er war Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung und nach Rückkehr aus dem amerikanischen Exil Redakteur und Diplomat.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Fröbel wurde zunächst an der Allgemeinen Deutsche Erziehungsanstalt seines Onkels Friedrich Wilhelm August Fröbel in Keilhau ausgebildet. Er studierte dann in München, Jena und Berlin die Naturwissenschaften.

1833 ging er durch Vermittlung Alexander von Humboldts an die Industrieschule nach Zürich, wo einer seiner Schüler der junge Gottfried Keller war. 1836 wurde er Professor für Mineralogie an der Universität Zürich.

1840 gründete er den Verlag Literarisches Comptoir Zürich und Winterthur und betätigte sich unter dem Namen C. Junius als Verleger und Herausgeber für in Deutschland verbotene demokratische Literatur. Es erschienen dort Schriften von Bruno Bauer, Friedrich Engels, Ludwig Feuerbach, Arnold Ruge, Friedrich Wilhelm Schulz und David Friedrich Strauß; ferner Gedichte von Georg Herwegh, Hoffmann von Fallersleben und Gottfried Keller.

1848 wurde er (erst im Oktober) Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung. Er war zunächst Vertreter einer linksrepublikanischer Haltung, nahm am ersten Demokratenkongress in Frankfurt (14.-17. Juni 1848) teil und spielte eine führende Rolle im Centralmärzverein. Später nahm er einen eher gemäßigten pro-österreichischen Standpunkt ein. Als Mitglied der von Robert Blum geleiteten Delegation nach Wien beteiligte er sich mit Blum am Wiener Oktoberaufstand 1848. Nach dessen Zerschlagung durch Fürst Windisch-Graetz wurde er zunächst wie dieser zum Tode verurteilt. Kurz darauf wurde Fröbel begnadigt, Robert Blum jedoch in der Brigittenau erschossen. Fröbel konnte nach Amerika emigrieren, wo er gemeinsam mit Franz Heinrich Zitz eine Anwaltskanzlei betrieb. Er engagierte sich in den USA auch politisch und setzte sich aus ökonomischen Motiven für die Abschaffung der Sklaverei ein. Die Menschenrechte der amerikanischen Schwarzen spielten für Fröbel jedoch keine Rolle, vielmehr drückt sich in seinen Schriften eine ausgesprochen rassistische Haltung aus.

1857 konnte er nach einer Amnestie nach Deutschland zurückkehren. Er engagierte sich in den deutschen Einigungsbestrebungen für die Großdeutsche Lösung und unterstützte den Frankfurter Fürstentag durch seine Denkschrift Die Leitung der großdeutschen Angelegenheiten.

Nach der Niederlage Österreichs im Preußisch-Österreichischen Krieg und der damit besiegelten Unmöglichkeit der großdeutschen Lösung erklärte er in der von ihm 1867 bis 1873 herausgegebenen Süddeutschen Presse Preußen zur führenden Kraft der Einigung.

Im Alter von 68 Jahren trat er in den diplomatischen Dienst des deutschen Reiches und wurde Konsul in Smyrna und später in Algier. Erst 1888 trat er in den Ruhestand.

Werke

  • Mitteilungen aus dem Gebiet der theoretischen Erdkunde. Mitautor: Oswald Heer. 2 Hefte. Zürich 1834.
  • Die physische Geographie, als systematische Wissenschaft, gemeinfaßlich dargestellt. Zürich 1836.
  • Grundzüge eines Systems der Krystallologie. Zürich 1843.
  • System der socialen Politik. 2 Bdd. Mannheim 1847.
  • Monarchie oder Republik? Ein Urteil von Julius Fröbel. Mannheim 1848.
  • Wien, Deutschland und Europa. Wien 1848.
  • Grundzüge zu einer republikanischen Verfassung für Deutschland. Der in Frankfurt zusammengetretenen constitutionellen Versammlung vorgelegt. Mannheim 1848.
  • Die deutsche Auswanderung und ihre culturhistorische Bedeutung. Fünfzehn Briefe an den Herausgeber der Allgemeinen Auswanderungs-Zeitung. Leipzig 1858. Digitalisat
  • Theorie der Politik als Ergebnis einer erneuten Prüfung demokratischer Lehrmeinungen. 1. Bd.: Die Forderungen der Gerechtigkeit und Gleichheit im Staate. Wien 1861. 2. Bd.: Die Tatsachen der Natur, der Geschichte und der gegenwärtigen Weltlage als Bedingung und Beweggründe der Politik. Wien 1864.
  • Die Forderungen der deutschen Politik. In: Kleine politische Schriften. Stuttgart 1866.
  • Die Gesichtspunkte und Aufgaben der Politik. Eine Streitschrift nach verschiedenen Seiten. Leipzig 1878.
  • Lebensschicksale eines Achtundvierzigers in der Alten und Neuen Welt. Buchreihe:Abenteuerliche Lebensläufe Bd. 9. Heidenheim 1971.

Literatur

  • Rainer Koch: Demokratie und Staat bei Julius Fröbel 1805 – 1893. Liberales Denken zwischen Naturrecht und Sozialdarwinismus. Wiesbaden 1978, ISBN 3515026940.
  • Rainer Koch: Julius Fröbel. Demokratie und Staat. In: Sabine Freitag (Hrsg.): Die Achtundvierziger. Lebensbilder aus der deutschen Revolution 1848/49. München 1998, S. 146-159.
  • Wilhelm Mommsen: Julius Fröbel. Wirrnis und Weitsicht. In: Historische Zeitschrift. Bd. 181, München 1956.
  • Jürgen Zinnel: Julius Fröbel und die deutsche Verfassung. In: Studiengesellschaft für direkte Demokratie und sozialistische Ideen (SDS) (Hrsg.): Utopie und Zeitgeschichte. Materialien, Dokumente, Impulse, Diskussionen. Nr. 3. Basel 2000, S. 3-6.
  • Dietmar Schuler: Staat, Gesellschaft und Deutsche Frage bei Julius Fröbel (1805-1893). Studien zu Ursprung und Entwicklung des deutschen Liberalismus im 19. Jahrhundert. Diss., Innsbruck 1984.
  • Dietmar Schuler: Julius Fröbel (1805-1893). Ein Leben zwischen liberalem Anspruch und nationaler Realpolitik. In: Innsbrucker Historische Studien. Bd 7/8. Innsbruck 1985. S. 179-261.
  • Herbert P. Carlin: The Repentant Forty-Eighter. Julius Froebel and the Politics of Federalism. Diss., Virginia 1976.
  • Ferdinand Sander: Fröbel, Julius. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 49, Duncker & Humblot, Leipzig 1904, S. 163–172.

Weblinks

 Wikisource: Julius Fröbel – Quellen und Volltexte

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