Julius Rupp

Julius Rupp

Friedrich Julius Leopold Rupp (* 13. August 1809 in Königsberg; † 11. Juli 1884 in Königsberg) war ein Theologe, Publizist und Privatdozent an der Philosophischen Fakultät der Albertina.

Julius Rupp
Denkmal Julius Rupp in Kaliningrad

Leben

Nach einem Studium an der Universität in Halle (?) habilitiert sich Julius Rupp in Philosophie und Literaturgeschichte und wird Oberlehrer am Altstädtischen Gymnasium. Im Jahre 1842 erfolgt seine Berufung zum Divisionspfarrer an der Schloßkirche. Er war Honorarprofessor an der philosophischen Fakultät der Albertina. Rupp war in seiner Heimatstadt und in Preußen als Politiker der Fortschrittspartei aktiv.

Auf der Kanzel, in seiner Schrift Der Symbolzwang und die protestantische Lehr- und Gewissensfreiheit (Königsberg 1843) und in Aufsätzen im Christlichen Volksblatt (Königsberg 1844) vertrat er den freien Protestantismus. Wegen öffentlicher Verwerfung des Athanasianischen Symbols wird er 1845 seines Amtes enthoben. Er gründet am 19. Januar 1846 eine freie protestantische Gemeinde und trat nachfolgend mit gleichgesinnten protestantischen Freunden in Sachsen in Verbindung. Die gelegentlich zu hörende Behauptung (Lit.: Silberner, S. 71), er wäre der Gründer der ersten freien evangelischen Gemeinde in Deutschland überhaupt dürfte unrichtig sein, es bestanden bereits Gemeinden in Mitteldeutschland, zu denen er Kontakt aufnahm. Im übrigen ist die sogenannte unabhängige Gemeinde der protestantischen Ausrichtung des christlichen Glaubens immanent. (u. a. Waldenser, Täufer, Mennoniten, Herrnhuter, Quäker, Heilsarmee, Adventisten; vgl. insbesondere Freikirche)

Entscheidenden Einfluss hatte er auf die Bewegung der Lichtfreunde und auf die Verbreitung freier Gruppen in Deutschland. Wegen seiner öffentlich vertretenen theologischen Auffassungen und nach seiner Entlassung als Pfarrer wird er gesellschaftlich gemieden. Der Königsberger Gustav-Adolf-Verein, dessen Gründungsmitglied (Lit.: Jachmann) er war und dem auch der der jüdischen Gemeinde angehörende Johann Jacoby zugehörte, schließt ihn aus. (Lit.: Silberner, S. 127 ff.) Er nimmt weiter an Jakobys Donnerstagsgesellschaft teil.

Rupp beteiligt sich an der Revolution im Jahre 1848, u. a. tritt er als Redner in den Märztagen auf. (Lit.: Silberner, S. 174 f.) Er wird Mitglied des 1859 gegründeten Köngisberger Komitees für unabhängige Wahlen und verfasst gemeinsam mit Jacoby dessen Programm. (Lit.: Silberner, S. 283 f.). Später redigiert er den Verfassungsfreund, das Organ des Vereins der Verfassungsfreunde in Königsberg. (Lit.: Silberner, S. 316)

Publizistisch ist Rupp sehr fruchtbar, neben den im Text und unten genannten Werken veröffentlichte er in der Freien evangelischen Kirche (Altenburg 1848), der Königsberger Sonntagspost (1856-62) und der ihm die meisten Beiträge verdankenden Religiösen Reform (1867-76).

Ein Denkmal für Julius Rupp stand neben dem Königsberger Dom und ist seit dem Krieg verschollen. Es war eine der frühesten plastischen Arbeiten seiner Enkeltochter Käthe Kollwitz. Nach alten Vorlagen hat der Berliner Bildhauer Harald Haacke es nachgearbeitet. Die Arbeit Haackes wurde 1991 als Stiftung des Vereins "Ännchen von Tharau" der Stadt Kaliningrad übergeben und neben dem Dom wieder aufgestellt. In deutscher und russischer Sprache sind auf diesem Gedenkstein die Worte Julius Rupps zu lesen:

"Wer nach der Wahrheit, die er bekennt, nicht lebt, ist der gefährlichste Feind der Wahrheit selbst."

Werke

neben den oben genannten

  • Dissertation zu Spinoza (?)
  • Gregor's, des Bischofs von Nyssa, Leben und Meinungen. Leipzig: Dyk 1834
  • Von der Freiheit. Ein Zeugnis für das Evangelium. 2. Teile. Königsberg 1856
  • Immanuel Kant. Über den Charakter seiner Philosophie und das Verhältnis derselben zur Gegenwart. Königsberg 1857
  • Das Sektenwesen und die Freie Gemeinde. Königsberg 1859
  • Julius Rupp. Literarischer Nachlaß nebst Nachrichten über sein Leben Hrsg. von P. Schultzky. Königsberg 1890-1892; 3. Bde.
  • Gesammelte Werke in zwölf Bänden. Hrg. von Paul Chr. Elsenhans 1910 ff.
  • Briefe 1831-84 (Hrsg.: Lina Rupp). Heidelberg: Ev. Verl., 1907
  • Der christliche Staat. Neu aufgelegt u. aus s. hinterlass. Papieren ergänzt von Julius Rupp jun. und Lina Rupp. Leipzig: O. Wigand, 1892
  • Predigten. Aus den letzten Jahren seines Lebens Herausgegeben nach Stenographischen Aufzeichnungen. [Vorrede unterzeichnet: L. Ulrich] Leipzig: Verlag von Otto Wigand, 1890
  • Ueber die Bedeutung der Bibel für den geschichtlichen Fortschritt. (Königsberg): Longrien & Leupold, 1880 (Aus: Reformblätter, hrsg. v. Th. Prengel. Nr. 21.22)
  • Zur Berichtigung der Urtheile über die geschlossene freie Evangelische Gemeinde in Königsberg. (Königsberg: Selbstverl. ; T. Theile in Comm.), [1852]

Literatur

  • Friedrichs: Julius Rupp. 1909
  • C[aspar] Schieler: Dr. Julius Rupp, ehem. Privatdoz., Oberl. u. Divisionspred. zu Königsberg i. Pr. und die freie religiöse Bewegung in der katholischen und evangelischen Kirche Deutschlands im 19. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Kirchengeschichte des 19. Jahrhunderts Dresden & Leipzig: E. Pierson, 1903
  • Julius Rupp: Das Verfahren des Königsberger Consistoriums gegen den Divisionsprediger Dr. J. Rupp. Wolfenbüttel: Holle, 1846
  • Edmund Silberner: Johann Jacoby. Politiker und Mensch. Bonn-Bad Godesberg: Neue Gesellschaft 1976
  • Walter Bredendiek: Dem Frieden auf Erden ist einst der Sieg, die Herrschaft gewiß - Pioniere der Friedensbewegung (III): Julius Rupp (1809-1884). In: Neue Zeit (17. Mai 1975) S. 7.
  • Paul Konschel: Rupp, Julius. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 53, Duncker & Humblot, Leipzig 1907, S. 635–646.

zur Gründung des Gustav-Adolf-Vereins

  • Karl Reinhold Jachmann: Zur Geschichte des Gustav-Adolf-Vereins in Königsberg Königsberg 1844
  • Königlich Preußische Staats-, Kriegs- und Friedens-Zeitung 1844, Nr. 14, 18, 23, 29-32, 35, 38, 40, 42, 75



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