Justus Friedrich Wilhelm Zachariae

Justus Friedrich Wilhelm Zachariae
Justus Friedrich Wilhelm Zachariae, 1759

Justus Friedrich Wilhelm Zachariae, auch geschrieben Zachariä (* 1. Mai 1726 in Frankenhausen, Kyffhäuser; † 30. Januar 1777 in Braunschweig) war ein deutscher Schriftsteller, Übersetzer und Herausgeber sowie Komponist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Zachariae besuchte in seiner Jugend die fürstliche Landesschule in Frankenhausen und studierte in Leipzig ab 1743 Rechtswissenschaften. Schon in jungen Jahren interessierte er sich für die „schönen Wissenschaften“ und schloss sich dem Kreis um Johann Christoph Gottsched an. Ab 1744 gehörte er zum Kreis der Bremer Beiträger, einer Gruppe von Literaten, die sich gegen die strikten Regeln auflehnte, die Gottsched für „gute Literatur“ aufgestellt hatte.

Im Jahre 1747 wechselte Zachariae an die Universität Göttingen, wo er seine Studien beendete. Seine erste Anstellung erhielt er 1748 als Hofmeister am Collegium Carolinum in Braunschweig. Hier erhielt er auch die Aufsicht über die Druckerei, den Verlag und die Buchhandlung, aus dessen Erträgen das fürstliche Waisenhaus finanziert wurde. Im Jahre 1761 erfolgte seine Ernennung zum ordentlichen Professor für Dichtkunst (professor ordinarius poieseos). Im selben Jahr wurde ihm die Aufsicht über die Gelehrten Beyträge zu den Braunschweigischen Anzeigen übertragen, ein Teilblatt der Braunschweigischen Anzeigen, 1766 verantwortete er das gesamte „Intelligenzwesen“ und gab seit 1768 die Neue Braunschweigische Zeitung heraus.

Neben seinen literarischen Aktivitäten machte er sich auch als Komponist einen Namen.

In den Ruhestand trat er 1774 und erhielt 1775 als Altersversorgung das Kanonikat am St.-Cyriakus-Stift in Braunschweig. Er starb drei Jahre später an „Wassersucht und Auszehrung“.

Werk und Wirkung

F.W. Zachariae, anonymer, undatierter Kupferstich

Bereits im Alter von 18 Jahren veröffentlichte er im Jahre 1744 sein berühmtestes Werk, ein Versepos mit dem Namen Der Renommiste. Ein komisches Heldengedichte, das zusammen mit dem Werk Das Schnupftuch in einem Band erschien. „Der Renommiste“ war ein kraftvolles Sittengemälde des Studentenlebens an den Universitätsstädten Leipzig und Jena, denen damals unterschiedliche Ausprägungen der studentischen Kultur nachgesagt wurden. Zachariae beschreibt in seinem Werk, wie die unterschiedlichen Charaktere aus den beiden Universitäten aufeinanderprallen, und die sich daraus ergebenden Situationen. Das Werk gilt als „unerreicht“ in der Beschreibung der deutschen studentischen Kultur des 18. Jahrhunderts und hatte bis weit ins 19. Jahrhundert viele Nachahmer.

In seinen satirisch-komischen Versepen lehnte sich Zachariae an den englischen Schriftsteller Alexander Pope an, der für seine „Heroic Couplets“ in traditionellen rhythmischen Reimpaaren bekannt war.

Daneben schrieb Zachariae auch ernste Epen, bearbeitete Volksbücher und Fabeln und übersetzte John Milton (Das verlohrne Paradies, "Paradise lost").

Am langlebigsten erwies sich aber sein Renommist. Das Gedicht tauchte noch im 19. Jahrhundert in mehreren, teils auch unautorisierten Sammelwerken auf. In diesen ersten Ausgaben wurde es von Kupferstichen von A.A. Beck illustriert. Im Jahre 1840 wurde in Berlin ein Band neu herausgegeben, der nur den Renommisten enthielt. Der jetzt leicht abgewandelte Titel lautete Der Renommist. Ein scherzhaftes Heldengedicht. Dies war auch die erste Ausgabe, die mit den Federzeichnungen von Theodor Hosemann illustriert war. Im Jahre 1909 erfolgte ein weiterer Nachdruck in Jena von Bruno Golz. Der Reclam-Verlag brachte 1974 einen Nachdruck der allerersten Ausgabe, in der der Renommist zusammen mit dem Schnupftuch in einem Band erschienen war. Die vorerst letzte Neuausgabe besorgte der Insel-Verlag in Leipzig noch zu Zeiten der DDR im Jahre 1989. Auch diese Ausgabe enthielt die Zeichnungen von Hosemann.

Johann Wolfgang von Goethe hatte von 1765 bis 1768 ebenfalls in Leipzig studiert und kannte die kulturellen Unterschiede der Studenten aus Jena und Leipzig. Zachariae sprach ihm dabei offensichtlich aus dem Herzen:

Zachariäs „Renommist“ wird immer ein schätzbares Dokument bleiben, woraus die damalige Lebens – und Sinnesart anschaulich hervortritt; wie überhaupt seine Gedichte jedem willkommen sein müssen, der sich einen Begriff von dem zwar schwachen, aber wegen seiner Unschuld und Kindlichkeit liebenswürdigen Zustande des damaligen geselligen Lebens und Wesens machen will.
Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Zweiter Teil, Sechstes Buch, 1811–1833

Der Dichter Wilhelm Hauff verarbeitete in seinem Gedicht Die Seniade. Ein scherzhaftes Heldengedicht in vier Gesängen Erinnerungen aus seiner Studentenzeit in Tübingen ab 1820. Er nahm sich dabei noch rund 80 Jahre nach dessen erstmaligem Erscheinen den Renommisten von Zachariae zum Vorbild und nimmt im Werk selbst darauf Bezug:

O Seni! tapferster und klügster aller Helden,
Die unserer Neckarstadt zu keinen Zeiten fehlten,
O Seni, wackrer Bursch, dich grüßet mein Gesang;
Oh! Nimm es gnädig auf, wenn etwas mir gelang.
Zwar muß ich Kühnster euch tief um Verzeihung bitten,
Daß ich das Roß bestieg, das Bessere geritten,
Auf das begeistert einst sich Zachariä schwang,
Als unvergleichlich er den Renommisten sang.
Doch wie, wenn Bier und Wein die Sinn uns übermeistert,
So hat auch jener Held zum Liede mich begeistert,
So trag mich Hippogryph zu dem Olympos auf.
So töne denn mein Lied dem Zweig vom Stamme Hauff!
WILHELM HAUFF, Die Seniade. Ein scherzhaftes Heldengedicht in vier Gesängen

Das Studentenleben hatte sich in diesen Jahrzehnten gewandelt. Im Vordergrund standen nicht mehr die Unterschiede der Studenten von verschiedenen Universitäten, hier geht es um die verschiedenen Ausprägungen unterschiedlicher Typen von studentischen Verbindungen. Hauff besingt hier die „Heldentaten“ seines Bruders, der als Senior der Tübinger Burschenschaft ein Duell gegen den Senior des Corps Suevia Tübingen (Tübinger Schwaben) anstrebt. Zachariaes Renommist war aber auch zu dieser Zeit offensichtlich noch deutschlandweit so bekannt, dass Hauff davon ausgehen konnte, dass das gebildete Publikum seine Anspielung verstand.

Werke

  • Friedrich Wilhelm Zachariae, Scherzhafte Epische Poesien nebst einigen Oden und Liedern. (Der Renommist; Verwandlungen; Das Schnupftuch; Der Phaeton; Oden und Lieder) 5 Bände, Braunschweig, Hildesheim, Ludolf Schröders Erben 1754 (mit gestochener Titelvignette und 5 Kupferstichvignetten bei Gedicht-Neuanfängen von A. Beck und zahlreichen Holzschnitt-Vignetten und -Initialen)
  • Friedrich Wilhelm Zachariä, Die Tageszeiten. Ein Gedicht, In vier Büchern, Rostock und Leipzig, Johann Christian Köppe, 1756 (Titelkupfer und 4 ganzseitige, allegorische Kupfertafeln von J.C. Sysang nach J.J. Preisler.)
  • Friedrich Wilhelm Zachariae, Poetische Schriften. Erster Theil. Zweyter Theil, 2 Bände, Karlsruhe, Christian Gottlieb Schmieder, 1777 (Unrechtmäßiger Nachdruck der 1772 und 1777 in zwei Bänden erschienenen Originalausgabe. Es erschien 1782 noch ein 3. Teil bei Schmieder.)
  • Fr. W. Zachariae, Poetische Schriften, 5 Bände, Reutlingen, J. G. Fleischhauer, 1778 (Nachdruck der ersten Gesamtausgabe seiner poetischen Schriften)
  • J.F. Wilh(elm) Zachariä. Der Renommist. Ein scherzhaftes Heldengedicht. Zweiter Abdruck mit erweitertem Vorwort von Justus Zachariä. Mit acht sarkastischen Federzeichnungen von (Theodor) Hosemann. -Berlin : Bethge, 1840. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
  • Friedrich Wilhelm Zachariä, Der Renommist. Ein scherzhaftes Gedicht, herausgegeben von Bruno Golz, Jena, Diederichs, 1909
  • Friedrich Wilhelm Zachariä, Der Renommist. Ein scherzhaftes Heldengedichte, Herausgegeben, Nachwort von Detlef Ignasiak, Leipzig, Insel-Verlag, 1989
  • Anselm Maler (Hrsg.), Der Renommiste / Das Schnupftuch. Mit einem Anhang zur Gattung des komischen Epos. Von Just Friedrich Wilhelm Zachariä. Reclam Ditzingen 1992, ISBN 3-15-000307-5

Literatur

  • Carl Schüddekopf: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 44, Duncker & Humblot, Leipzig 1898, S. 634–641.
  • Paul Zimmermann: Friedrich Wilhelm Zachariae in Braunschweig. Wolfenbüttel 1896
  • Fritz Meyen: Bremer Beiträger am Collegium Carolinum in Braunschweig. K. Chr. Gärtner, J. A. Ebert, F. W. Zachariä, K. A. Schmid. Waisenhaus-Buchdr. und Verl., Braunschweig 1962 (Braunschweiger Werkstücke 26).

Weblinks


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