KISS (Band)

KISS (Band)
Kiss
Kiss live in Boston, 2004,v.l.n.r.:Gene Simmons, Tommy Thayer, Paul Stanley und Eric Singer
Kiss live in Boston, 2004,
v.l.n.r.:Gene Simmons, Tommy Thayer, Paul Stanley und Eric Singer
Gründung 1973
Genre Hard Rock
Website http://www.kissonline.com/
Gründungsmitglieder
Gesang, Rhythmusgitarre Paul Stanley
The Starchild
Gesang, E-Bass Gene Simmons
The Demon
Leadgitarre, Gesang Ace Frehley
The Spaceman
(bis 1982 & 1995–2002)
Schlagzeug, Gesang Peter Criss
The Cat (bis 1980
& 1995–2001 & 2003–2004)
Aktuelle Besetzung
Gesang, Rhythmusgitarre Paul Stanley
The Starchild
Gesang, Bass Gene Simmons
The Demon
Leadgitarre Tommy Thayer
The Spaceman (seit 2002)
Schlagzeug Eric Singer
The Cat (1991–1995 &
2001–2003 & seit 2004)
Ehemalige Mitglieder
Leadgitarre Vinnie Vincent (1982–1983)
Leadgitarre Bruce Kulick (1985–1995)
Leadgitarre Mark St. John (†2007)
(1984–1985)
Schlagzeug Eric Carr (†1991)
(1980–1991)
The Fox

Kiss ist eine US-amerikanische Hard-Rock-Band, gegründet 1973 in New York. Mit über 80 Millionen weltweit verkauften Alben zählt die Gruppe zu den erfolgreichsten Rockbands.

Inhaltsverzeichnis

Geschminkte Gesichter

Die Bandmitglieder fielen besonders durch ausgefallene, individuelle Kostüme auf und zeigten sich bis 1983 in der Öffentlichkeit nur geschminkt, wobei jedes Bandmitglied eine eigene, festgelegte Schminkmaske hatte (The Demon, The Starchild, The Spaceman, The Cat). Die Gesichter waren weiß geschminkt. Die aufgemalten Masken waren schwarz oder silbern (bei Ace Frehley). Peter Criss hatte beispielsweise die Maske einer Katze. Paul Stanley trug neben der plakatweißen Gesichtsgrundierung (die sein kantiges Kinn betonte) stets einen blutrot angemalten Mund und einen schwarzen Stern um das rechte Auge. Auf die Frage, warum sie geschminkt auf die Bühne gegangen seien, sagte Stanley 1994: „Eigentlich nur, weil wir das spaßig fanden. Natürlich schockierten wir die Leute mit diesen wilden Farben im Gesicht. Aber wir lachten darüber. Und bekamen genau die Aufmerksamkeit, die wir wollten.“ [1]

Biografie

Gründungsjahre

Die Ursprünge von Kiss lassen sich zu der New Yorker Rock 'n' Roll-Band Wicked Lester zurückverfolgen. Im Jahr 1972 lernten sich der Grundschullehrer Gene Klein alias Gene Simmons und der Taxifahrer Stanley Eisen alias Paul Stanley kennen und entschieden, zusammen Musik zu machen. Zunächst übernahmen sie in einigen Bands Backing Vocals, bevor sie Wicked Lester gründeten. Simmons und Stanley entließen die anderen Mitglieder der Gruppe, nachdem Epic Records Ende 1972 ein selbstproduziertes Album der Band abgelehnt hatte.

Nach dem Abgang der Bandmitglieder antwortete Simmons auf eine Suchanzeige im Rolling Stone, die von Schlagzeuger Peter Criss stammte, der nach einer Band suchte. Criss absolvierte ein erfolgreiches Vorspielen und stieg bei Wicked Lester ein. Im Januar 1973 kam Paul „Ace“ Frehley als Leadgitarrist dazu. Im gleichen Monat änderte man den Gruppennamen und nannte sich fortan Kiss. Die Namensänderung wird Stanley zugeschrieben, während der Einfall, die Siegrunen im Logo zu benutzen, von Frehley stammte. Gene Simmons sagte dazu später: „Wir waren keine Nazis. Das hatte nichts mit der SS zu tun. Ich bin schließlich Jude.“[2]

Der erste Auftritt unter dem neuen Namen Kiss fand am 30. Januar 1973 vor drei zahlenden Zuschauern im Popcorn Club im New Yorker Stadtteil Queens statt. Im Juni desselben Jahres nahm die Gruppe unter der Federführung des Musikproduzenten Eddie Kramer ein Demoband mit fünf Titeln auf. Das Band landete schließlich auch bei Neil Bogart von Buddah Records.

Im Sommer 1973 wurde Bill Aucoin der Manager der Band. Ihm gelang es, Kiss einen Plattenvertrag bei Bogarts neuem Label Emerald City Records (kurz darauf umbenannt zu Casablanca Records) zu verschaffen. Am 10. Oktober 1973 begannen Kiss in den Bell Sound Studios in New York mit den Aufnahmen zu ihrem ersten Album. Am 31. Dezember 1973 hatten Kiss ihren ersten offiziellen Auftritt in der Academy of Music in New York. Bei diesem Konzert setzte Simmons bei einer Feuerspuckereinlage versehentlich seine Haare in Brand. Er vermutete selbst, es könne das Haarspray gewesen sein, das er in großen Mengen benutzt hatte. [3]

Am 5. Februar 1974 startete die Band ihre erste Tournee durch Nordamerika mit einem Konzert im kanadischen Edmonton. Am 18. Februar 1974 erschien das Debütalbum Kiss. Das Foto auf dem Cover zeigte die geschminkten Band-Mitglieder. Das Album erreichte Platz 87 in der Hitparade.

Während des gesamten Frühlings und Sommers 1974 betrieben Casablanca Records und Kiss Werbung für das Album. Am 29. März 1974 waren Kiss erstmals im US-amerikanischen Fernsehen zu sehen. In der Sendung Dick Clark's In Concert spielten sie die Titel Nothin’ to Lose, Firehouse und Black Diamond. Am 29. April 1974 traten Kiss in der Mike Douglas Show auf, wo sie Firehouse spielten und ein Interview mit Gene Simmons stattfand.

Im August 1974 flog die Band nach Los Angeles, um dort ihr zweites Album Hotter Than Hell aufzunehmen, das am 22. Oktober 1974 veröffentlicht wurde. Die einzige Singleauskopplung aus diesem Album Let Me Go, Rock 'n' Roll, war kein kommerzieller Erfolg. Auch das Album kam über Platz 100 in der Hitparade nicht hinaus.

Obwohl es Kiss gelungen war, etwas Bekanntheit zu erlangen, waren Hitparadenerfolge bis 1974 ausgeblieben. So übernahm 1975 Casablanca Records-Chef Neil Bogart persönlich die Aufgabe, das dritte Album zu produzieren. Er änderte den Sound der Gruppe vom „Garage-Band-Sound“ zu einem sauber durchproduzierten Studioalbum. Das Ergebnis der Arbeit kam unter dem Titel Dressed To Kill im März 1975 heraus. Auf dem Album befanden sich das Lied C'm On And Love Me, das ein erfolgreicher Radiohit wurde.

Bühnenshows mit Schminke, Plateauschuhen und Feuer in den Gitarren

Dressed To Kill erzielte zwar bessere Verkaufszahlen als die beiden Vorgängeralben, aber es waren vor allem die exzessiven Live-Auftritte der Band, die Kiss bekannt machten. Zu den Showeinlagen der Gruppe während ihrer Konzerte gehörten das „Blutspucken“ des Bassisten Gene Simmons (wobei das Blut aus einer Mischung von Joghurt und Lebensmittelfarbe bestand) und das ebenfalls von Simmons vorgeführte Feuerspucken. Zu den geschminkten Gesichtern und langen, schwarz gefärbten Haaren trugen die Bandmitglieder stets aufwändig gestaltete Phantasiekostüme und hohe Plateau-Schuhe.

Das Instrument des Leadgitarristen Ace Frehley ging während eines Solos scheinbar in Flammen auf (entsprechende Effekte waren in die Gitarre eingebaut); das in die Höhe aufsteigende Podest des Schlagzeugers Peter Criss sprühte Funken. Zu Paul Stanleys Bühnenshow gehörte, unterstützt durch pyrotechnische Effekte, das Zertrümmern seiner Gitarre im Stile eines Pete Townshends.

Späte 1970er Jahre

Im September 1975 wurde ihr Live-Album mit dem Titel Alive! veröffentlicht. Die meisten Titel des Albums waren während des Auftritts in der Detroiter Cobo Arena aufgenommen worden. Das Live-Album verkaufte sich millionenfach. Es wurde vierfach mit Platin ausgezeichnet und die ausgekoppelte Single Rock and Roll All Nite brachte Kiss erstmals in die Top 40 der Hitparade.

Für das Nachfolgealbum wählte die Gruppe Bob Ezrin als Produzenten aus. Das Resultat dieser Zusammenarbeit war das Album Destroyer, das im März 1976 erschien. Es wurde das kommerziell erfolgreichste Studioalbum von Kiss. Das Cover stammte von Ken Kelly und diente später als Motiv für diverse Merchandising-Produkte, wie T-Shirts, Poster und andere Devotionalien.

Im Oktober 1976 traten Kiss mit den Titeln Detroit Rock City, Beth und King of the Night Time World in der Sendung The Paul Lynde Halloween Special auf.

Im November 1976 erschien Rock and Roll Over und im Juni 1977 Love Gun. Im November desselben Jahres veröffentlichte die Gruppe ihr zweites Live-Album Alive II, das als Doppel-LP erschien und auf der vierten Seite neue Studioaufnahmen enthielt.

In Japan brach Kiss den Besucherrekord für ein Konzert, der bis dahin von den Beatles gehalten wurde. Die Gruppe war auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs. Marvel veröffentlichte zwei Comic-Bände mit der Gruppe als Helden, es gab Flipperautomaten mit den Konterfeis der Musiker, die Bandmitglieder als Puppen, Schminkutensilien, um sich im Stil der Band zu schminken, Halloween-Masken, Brettspiele und vieles mehr.

Ihre Popularität spiegelte sich auch in den Mitgliederzahlen des offiziellen Fanclubs der Band wider. Inzwischen hatte die Zahl der Mitglieder der Kiss Army eine sechsstellige Zahl erreicht.

Im April 1978 erschien mit Double Platinum die erste von zahlreichen Greatest-Hits-Compilations der Gruppe.

Bandkrisen

Auf dem Höhepunkt ihrer Popularität wuchsen die Spannungen innerhalb der Gruppe. Im September 1978 wurden gleichzeitig Soloalben jedes der vier Bandmitglieder veröffentlicht. Auf diesen Alben hatten die Musiker die Gelegenheit, die jeweiligen musikalischen Vorlieben auszuleben. Frehleys Album war von den vieren das erfolgreichste und brachte den einzigen Radiohit aller vier Projekte hervor. New York Groove (eine Coverversion des gleichnamigen, von Russ Ballard geschriebenen Hits der Gruppe Hello) kam in die Top 20 der US-Charts. Obwohl die zahlreichen Vorbestellungen für die Alben dafür sorgten, dass jede LP es in die Top 50 der Billboard Album Chart schaffte, brachen die Verkäufe sehr schnell ein und die Einzelhändler bemühten sich, ihre großen Bestände wieder an die Plattenfirma zurückzugeben.

Im Oktober 1978 zeigte NBC einen Fernsehfilm mit dem Titel Kiss Meets the Phantom of the Park (dt. Titel: KISS - Von Phantomen gejagt), bei dem sie sich im Vergnügungspark Six Flags Magic Mountain gegen einen wahnsinnigen Erfinder und von ihm geschaffene KISS-Doppelgänger durchsetzen müssen, um den Park vor dem Untergang zu bewahren. Der Film sollte laut Konzept eine Mischung aus A Hard Day’s Night und Star Wars sein, aber die hohen Erwartungen wurden nicht erfüllt und der Film erntete vernichtende Kritiken. Trotzdem wurde er einer der meistgesehenen Fernsehfilme in den USA im Jahr 1978 und kam in einigen Ländern, u. a. in Deutschland, 1979 sogar in die Kinos.

Im Mai 1979 veröffentlichten Kiss ein neues Album, betitelt Dynasty. Es verkaufte sich ausgezeichnet und wurde mit Platin ausgezeichnet. Aus der LP wurde der Titel I Was Made For Loving You ausgekoppelt. Es wurde die meistverkaufte und erfolgreichste Single der Band und erreichte weltweit die höchsten Plätze der Hitparaden. Das Lied verband den typischen Sound von Kiss mit Elementen der mittlerweile dominanten Discomusik.

Auf Dynasty – wie auch auf dem Nachfolgeralbum Unmasked – wurde Peter Criss auf Anweisung des Produzenten Vini Poncia vom Session-Schlagzeuger Anton Fig ersetzt. Poncia war der Meinung, Criss Schlagzeugspiel sei qualitativ nicht ausreichend. So spielte er nur beim Titel Dirty Livin’.

Die Tournee zum Dynasty-Album war 1979 ein Zeichen für die weiter sinkende Popularität der Gruppe. War man bislang an ausverkaufte Konzerthallen gewöhnt, spielten Kiss nun häufig in halbleeren Hallen.

1980er Jahre

Im Mai 1980 kam die LP Unmasked auf den Markt. Kurz darauf verließ Peter Criss Kiss. Obwohl Criss auf dem Cover des Albums zu sehen ist und im Musikvideo zu Shandi mitwirkte, war er bei den Aufnahmen zum Album in keiner Weise mehr beteiligt. Schlagzeug spielte ausschließlich Anton Fig.

Obwohl das Album zeitgemäß produziert war, wurde es das erste Album seit Dressed to Kill, das nicht mit Platin ausgezeichnet wurde. Es gab nur ein Konzert im New Yorker Palladium Theatre, um den neuen Schlagzeuger der Gruppe Eric Carr vorzustellen. Die Tour durch Australien war für Kiss sehr erfolgreich..

Im November 1981 erschien das erste Album in der neuen Besetzung mit Eric Carr am Schlagzeug. Music From the Elder war ein Konzeptalbum. Das Album verkaufte sich für Kiss-Verhältnisse schlecht und kam über Platz 75 in der Hitparade nicht hinaus. Ace Frehley war an dessen Gestaltung kaum beteiligt. Er steuerte lediglich die beiden Lieder Escape From The Island und Dark Light bei.

Im Juni 1982 erschien außerhalb der USA das Compilation-Album Kiss Killers, das vier bis dahin unveröffentlichte Stücke enthielt. Auf dem Cover war hier zum ersten und einzigen Mal ein veränderter Schriftzug des Namens der Band zu sehen. Um insbesondere Kritik in Europa und vor allem in Deutschland zu vermeiden, war das SS-Logo „entschärft“ worden.

Im gleichen Jahr trennten sich Kiss von ihrem langjährigen Manager Bill Aucoin und verkleinerte die gesamte Organisation, die sich um die Geschäfte der Gruppe gekümmert hatte. Ungefähr zu dieser Zeit hatte Ace Frehley für sich den Entschluss gefasst, die Gruppe zu verlassen, aber Gene Simmons und Paul Stanley wollten aus Imagegründen, dass Frehley noch auf dem Album Creatures of the Night auftauchte. So kam es, dass er im Oktober 1982 auf dem Cover und im Musikvideo zu I Love It Loud zu sehen ist, obwohl er bei den Aufnahmen nicht mehr beteiligt war.

Creatures of the Night war das bis dahin härteste Album der Gruppe. Verschiedene Gitarristen ersetzten Frehley bei den Aufnahmen. Steve Farris, Bob Kulick und Vincent Cusano (der später unter dem Namen Vinnie Vincent bekannt wurde) sind an der Gitarre zu hören. Einige der Titel auf dem Album stammten von Bryan Adams und Jim Vallance. Creatures of the Night verkaufte sich deutlich besser als Music From the Elder, erreichte aber auch nur Platz 45 der Hitparade. Da Frehley die Band kurz nach den Dreharbeiten zum Video von I Love It Loud verließ, musste die Gruppe schnell einen Ersatz für ihn finden um die 10th Anniversary Tour nicht ins Wasser fallen zu lassen. Vinnie Vincent, der schon bei den Aufnahmen für das Album mitgewirkt hatte, sprang ein und erhielt eine Maskierung im altägyptischen Stil.

Obwohl die Tournee in den USA nicht an die alten Erfolge der Gruppe heranreichte, spielten Kiss vor mehr Zuschauern als je zuvor in ihrer Karriere: Im Juni 1983 sahen 137.000 Zuschauer das Konzert in Brasilien. Während dieser Tournee sah man Kiss für lange Zeit zum letzten Mal in ihren Masken auftreten. Erst am 28. Juni 1996 legten die Musiker wieder ihr Make-Up auf.

Demaskiert

Um ihr Album Lick It Up zu bewerben, beschloss die Gruppe 1983, bei einem Live-Auftritt im Musiksender MTV ungeschminkt aufzutreten. Dieser Auftritt hatte die beabsichtigte Wirkung und das Album verkaufte sich besser als die beiden Vorgänger und zum ersten Mal seit vier Jahren gab es eine Goldene Schallplatte.

Es kam erneut zu einem Wechsel in der Besetzung. Der gerade neu in die Band gekommene Gitarrist Vinnie Vincent wurde entlassen und durch Mark St. John ersetzt. Im September kam das Album Animalize auf den Markt und war ähnlich erfolgreich wie das Vorgängeralbum. Kiss hatten mit den Titeln Heaven’s on Fire und Thrills in the Night erfolgreiche Singlehits und die Tour zum Album der Gruppe war gut besucht. Mark St. John erkrankte allerdings zu Beginn der Tournee an Arthritis und musste die Band verlassen. Bruce Kulick ersetzte ihn an der Leadgitarre und gehörte für die nächsten zehn Jahre zur Gruppe.

In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre veröffentlichten Kiss eine Reihe erfolgreicher Alben, so erschienen im September 1985 Asylum, im September 1987 Crazy Nights, im November 1988 die Compilation Smashes, Thrashes & Hits und im November 1989 schließlich Hot in the Shade. Bei der Crazy Nights Tour bediente Bruce Kulick bei Reason to Live ein Keyboard. Die restliche Zeit spielte Gary Corbett an Keyboards, allerdings hinter der Bühne hinter einem Vorhang versteckt. [4] Bei den RevengeTouren wurde neben Corbett Derek Sherinian als Keyboarder eingesetzt.

1990er Jahre

Die 1990er begannen für Kiss sehr erfolgreich, die Ballade Forever (Michael Bolton war der Co-Autor gewesen) war die erfolgreichste Single seit I Was Made For Loving You. Trotz dieser Erfolge in ihrer „demaskierten“ Ära spürten Kiss die Konkurrenz neuer Gruppen, wie Mötley Crüe, Guns N’ Roses oder Bon Jovi, die deutlich mehr Alben verkauften und mehr Zuschauer in die Konzerthallen lockten.

Mitten in den Planungen für das neue Album unter der Regie des Produzenten Bob Ezrin, erfuhren Kiss, dass Eric Carr an Krebs erkrankt sei. Am 24. November 1991 starb der Schlagzeuger im Alter von 41 Jahren. Eric Singer übernahm bei den Plattenaufnahmen die Position des Schlagzeugers. Mit ihm nahmen sie das Album Revenge auf, das im Mai 1992 erschien. Revenge erreichte die Top Ten in der Hitparade und wurde mit Gold ausgezeichnet. Die Tour zum Album führte die Gruppe dieses Mal in zahlreiche kleinere Clubs und weniger in große Hallen.

Im Mai 1993 veröffentlichten Kiss das dritte Live-Album, Alive III.

Im Juni 1994 erschien Kiss My Ass, ein Hommage-Album, zu dem unterschiedlichste Künstler ihre Versionen von bekannten Kiss-Titeln beisteuerten. Zu den Künstlern gehörten u. a. Lenny Kravitz bei Deuce, Yoshiki, der eine Klavier-/Klassik-Version von Black Diamond beisteuerte. Die Mighty Mighty Bosstones spielten eine Ska-Version von Detroit Rock City ein. Garth Brooks sang Hard Luck Woman. Die in Deutschland veröffentlichte Version des Albums enthielt einen Bonustrack, auf dem Die Ärzte mit einer deutschen Fassung von Unholy (das einzige Stück aus der „unmaskierten Zeit“) zu hören sind.

1995 brachen Kiss zu der Worldwide Kiss Convention Tour auf. Die Conventions waren Veranstaltungen, die jeweils den ganzen Tag dauerten. Es wurden alte Bühnenoutfits und Instrumente der Gruppe präsentiert, Cover-Bands traten auf, Merchandising-Produkte aller Art wurden angeboten und als Höhepunkt waren Kiss selbst anwesend. Die Bandmitglieder standen für Interviews zur Verfügung, gaben Autogramme und spielten ein ca. zweistündiges Unplugged-Konzert, wobei die Darbietungen oft nach Wünschen der Fans ausgewählt wurden. Bei der ersten dieser Veranstaltungen in den USA, am 17. Juni 1995, gab es ein Wiedersehen mit Peter Criss, der auch zwei Stücke mit der Gruppe sang: Hard Luck Woman und Nothin’ to Lose.

Am 9. August 1995 reihten sich Kiss in die Liste der Künstler ein, die in der Sendung MTV Unplugged auftraten. Stanley und Simmons hatten die ehemaligen Mitglieder Criss und Frehley eingeladen an diesem Konzert teilzunehmen. Beide sagten zu und stiegen bei den Zugaben ins Konzert ein. In den Wochen nach dem Unplugged-Auftritt nahmen Kiss das Album Carnival of Souls auf, das zwei Jahre später erschien.

Wiedervereinigt

KISS Konzert in München 2008

Die Erfahrungen beim Auftritt mit Criss und Frehley bei der Unplugged-Show waren so positiv gewesen, dass die Gruppe 1996 in der Ur-Besetzung und wieder mit Make-Up auf die Kiss Alive/Worldwide Tour ging.

Kiss zogen bei der Vermarktung der Wiedervereinigung sämtliche Register. Die Kampagne startete am 28. Februar 1996 mit einem Auftritt bei der 38. Verleihung der Grammy Awards. Am 16. April 1996 lud die Gruppe zu einer Pressekonferenz an Bord der USS Intrepid in New York, wo sie ihre „Pläne zur Erringung der Weltherrschaft“ verkündete. Die Pressekonferenz, moderiert von US-Fernsehstar Conan O’Brien, wurde in 58 Länder übertragen. Am 28. Juni 1996 begann die Kiss Alive/Worldwide Tour mit einem Konzert im ausverkauften Tiger Stadium von Detroit. Bei den Auftritten in Deutschland und der Schweiz traten Die Ärzte im Vorprogramm auf.

Im September 1998 veröffentlichte die wiedervereinte Band das Album Psycho Circus. Obwohl es groß als das erste Album in der Originalbesetzung seit dem 1977er Album Love Gun vermarktet wurde, waren die tatsächlichen Beiträge von Frehley und Criss auf Psycho Circus nur minimal. Die meisten Leadgitarrenparts stammten von Tommy Thayer und Bruce Kulick. Die Schlagzeugparts wurden vom Studiomusiker Kevin Valentine eingespielt.

Am 13. August 1999 kam der Spielfilm Detroit Rock City in die US-amerikanischen Kinos. Der Film spielt im Jahr 1978. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen vier Teenager, die sich darum bemühen, Tickets für ein bereits ausverkauftes Kiss-Konzert in Detroit zu bekommen. Zwei Tage vor der Premiere des Films hatten Kiss einen Stern auf dem berühmten Hollywood Walk of Fame erhalten.

Im Frühjahr 2000 kündigten Kiss eine USA-Abschiedstournee an, die im Sommer stattfinden sollte und zu einer der bestbesuchten Konzertreihen des Jahres wurde. Anfang des Jahres 2001, kurz vor Beginn der Japan- und Australientournee, verließ Criss erneut die Band. Er wurde vom vorigen Schlagzeuger Eric Singer ersetzt, der in Criss’ Katzen-Makeup auftrat.

Die 2000er Jahre

KISS beim Konzert in München 2008

Im Jahr 2002 veröffentlichte Simmons seine Autobiografie. Er ließ in diesem Buch kaum ein gutes Haar an Frehley, der aus Protest bei einem Fernsehauftritt der Band nicht erschien.

2003 gingen Kiss gemeinsam mit Aerosmith auf eine weitere Tour. Criss war mittlerweile in die Gruppe zurückgekehrt, dafür fehlte Frehley, der nach den Ereignissen im Jahr 2002 nicht mehr mit Simmons und Stanley spielen wollte. An seiner Stelle spielte Tommy Thayer (* 7. November 1960 in Portland, Oregon, USA). In dieser Besetzung nahmen Kiss das vierte Live-Album Alive IV bei einem Konzert in Australien auf. Begleitet wurde die Gruppe dabei vom Melbourne Symphony Orchestra.

Im März 2004 musste Criss die Band erneut verlassen. Simmons und Stanley verlängerten seinen Vertrag nicht. Auf seiner Webseite beschreibt Criss, wie seine Entlassung stattfand, Stanley habe ihn angerufen und ihm mitgeteilt, dass „die Band frisches Blut brauche“. Wieder war es Singer, der ihn ersetzte. Die Rock the Nation 2004 World Tour unternahmen Kiss gemeinsam mit Poison.

Im Juni 2004 erschien das zweite Soloalbum von Gene Simmons. Es trug den Titel Asshole.

Am 27. Juni 2006 eröffnete die Gruppe in Myrtle Beach (South Carolina) unter dem Namen Kiss Coffeehouse ein Kaffeehaus im Stile der Starbucks-Kette. Bei der Einweihung waren Simmons und Stanley zugegen.

Am 5. April 2007 starb der Kurzzeit-Gitarrist Mark St. John an einer Hirnblutung.[5]

Kiss touren noch immer regelmäßig auf allen Kontinenten. Von der Anfangsformation sind nur die Gründer Simmons und Stanley dabei. Zwar versuchte man, auch Criss wieder zurückzuholen, zumindest für ein paar Auftritte, doch der sagte immer ab.

In 2008 waren sie anlässlich ihres 35-jährigen Bestehens auf Welttournee, der Kiss Alive/35-Tour. Diese startete am 16. März in Australien, führte weiter nach Europa und erstmalig auch nach Russland und Lettland. Alleine in Deutschland gaben sie 8 Konzerte.

Im Februar 2009 gaben Kiss offiziell auf ihrer Homepage bekannt, dass sie an einem neuen Album arbeiten, welches im Herbst erscheinen soll.

Musikgeschichtliche Einordnung

McFarlane-Action-Figur von Paul Stanley

Neben Bands wie The Sweet, T. Rex oder Slade wurden Kiss wegen ihrer Kostüme und Masken oft mit dem Begriff des Glam Rock in Verbindung gebracht. Der Musikkritiker Stephen Thomas Erlewine schreibt dazu: „Die Musik von Kiss war eine kommerziell funktionierende Mischung aus hymnischem, gitarrengeprägtem Hard Rock und Balladen, bei denen die Gitarren dann wegflossen. Das war der Sound, der den 'Stadion-Rock' und das 'Pop-Metal' ermöglichten, die später in den 1980er Jahren die Rockmusik beherrschten.“ [6]

Kiss kleideten sich zu Zeiten des Glam-Rock sehr viel dunkler – hauptsächlich in Leder – und spielten auch härter und lauter. Auch die Horror-Show stand im Kontrast zum eher süßlichen Image des Glam-Rock. Kiss gelten als Vorreiter im Erfinden immer neuer Merchandise-Artikel bzw. als die Band, die das Merchandising im großen Stil erfunden und revolutioniert hat. Allein im Jahr 1980 wurden damit über 100 Mio. US-Dollar umgesetzt. 1997 veröffentlichte der Spielwaren-Hersteller McFarlane Toys eine erste Serie von realitätsgetreuen Miniatur-Figuren der Kiss-Musiker. Diese erwiesen sich in Sammlerkreisen als Verkaufsschlager, so dass vier weitere Kiss-Serien folgten und auch weitere Rockstars porträtiert wurden.

Mit ihrem Sound in den 70ern Jahren beeinflussten Kiss nachfolgende Generationen von Musikern. Die Ärzte, Lenny Kravitz, Mitglieder von Metallica, Nirvana, Lordi (allesamt Mitglieder der Kiss Army), Pearl Jam und Green Day oder die Sängerin Doro Pesch nennen Kiss als ihre Idole und den Grund dafür, warum sie damals mit dem Musikmachen angefangen hätten.

Kiss waren eine kommerziell äußerst erfolgreiche Gruppe, was etwa daran deutlich wird, dass sie nach den Rolling Stones und den Beatles diejenige Band ist, die weltweit die meisten Goldenen Schallplatten verliehen bekommen hat. Betrachtet man nur die USA, führt Kiss diese Rangliste sogar an und trägt den inoffiziellen Titel American Gold Record Champion Of All Time. Insgesamt hat die Band weltweit 100 Mio. Alben verkaufen können.

Kiss und Wrestling

1999 ging es der US-amerikanischen Profi-Wrestling-Liga WCW immer schlechter. Um die Zuschauerzahlen zu verbessern, kamen die Veranstalter auf die Idee, Kiss einzubinden. Man entwickelte die Figur des Demon, eines im Kiss-Stil verkleideten Wrestlers. Am 23. August traten Kiss bei Nitro auf und stellten den Demon vor. Zwei Wrestler verkörperten die Figur: Den ersten Auftritt hatte Brian Adams, danach trat Dale Torborg in der Maske des Demon auf. Das Konzept wurde bereits nach wenigen Wochen wegen Erfolglosigkeit aufgegeben.

Diskografie

Studioalben

  • 1974: Kiss
  • 1974: Hotter than Hell
  • 1975: Dressed to Kill
  • 1976: Destroyer
  • 1976: Rock and Roll Over
  • 1977: Love Gun
  • 1978: Double Platinum
  • 1979: Dynasty
  • 1980: Unmasked
  • 1981: (Music From) the Elder
  • 1982: Kiss Killers
  • 1982: Creatures of the Night
  • 1983: Lick It Up
  • 1984: Animalize
  • 1985: Asylum
  • 1987: Crazy Nights
  • 1988: Chikara (nur in Japan veröffentlicht)
  • 1988: Smashes, Thrashes and Hits
  • 1989: Hot in the Shade
  • 1992: Revenge
  • 1996: You want the Best ... You've got the Best
  • 1997: Greatest Hits (nur in Großbritannien veröffentlicht)
  • 1997: Greatest Kiss
  • 1997: Carnival of Souls: The Final Sessions
  • 1998: Psycho Circus
  • 2001: The Box Set
  • 2002: The Very Best of Kiss
  • 2003: The Best of Kiss: The Millennium Collection
  • 2004: The Best of Kiss: The Millennium Collection Volume 2
  • 2005: Kiss Gold 1974 - 82
  • 2005: Kiss Gold (2 CD Jewel Case ohne Exposed DVD)
  • 2005: Kiss Chronicles
  • 2006: The Best of Kiss: The Millennium Collection Volume 3
  • 2008: Jigoku Retsuden - New Recording Best (nur in Japan veröffentlicht)
  • 2008: Ikons (4-CD Box Set, Titel sortiert nach den 4 Gründungsmitgliedern)

Live-Alben

  • 1975: Alive!
  • 1977: Alive II
  • 1993: Alive III
  • 1996: MTV Unplugged; You Wanted the Best, You Got the Best
  • 2003: Kiss Symphony – Alive IV
  • 2006: The Millennium Box Set

Soloalben

  • 1978: Paul Stanley; Gene Simmons; Peter Criss; Ace Frehley; Best of Solo Albums
  • 1980: Out Of Control, Peter Criss
  • 1982: Let Me Rock You, Peter Criss
  • 1987: Frehley’s Comet, Ace Frehley
  • 1988: Second Sighting, Ace Frehley
  • 1989: Trouble Walkin, Ace Frehley
  • 1994: Cat #1, Peter Criss
  • 2004: Asshole, Gene Simmons
  • 2006: Live to Win, Paul Stanley
  • 2006: Greatest Hits Live, Ace Frehley
  • 2007: One for All, Peter Criss

Videos

  • 1979: I Was Made For Loving You
  • 1985: Animalize Live Uncensored
  • 1986: The Phantom of the Park
  • 1987: Exposed
  • 1988: Crazy Nights
  • 1992: X-Treme Close-Up
  • 1993: Konfidential
  • 1994: Kiss my Ass
  • 1996: Kiss MTV Unplugged
  • 1998: Psycho Circus
  • 1998: The Second Coming
  • 1999: Detroit Rock City
  • 2002: Live in Las Vegas
  • 2003: The Lost Concert 1976
  • 2003: Kiss Symphony
  • 2004: The Best of Kiss
  • 2005: Kiss Gold [= Exposed DVD]
  • 2005: Rockin’ the Corps
  • 2005: Rock the Nation Live!
  • 2006: Kissology Vol.1 (1974 - 1977) (RC1)
  • 2007: Kissology Vol.2 (1978 - 1991) (RC1)
  • 2007: Kissology Vol.3 (1992 - 2000) (RC1)

Literatur

  • David Leaf und Ken Sharp: Kiss demaskiert: Die offizielle Biographie; Iron Pages 2005; ISBN 3-931624-28-5
  • C.K. Lendt: Kiss and sell - the making of a supergroup; Billboard Books NY; ISBN 0-8230-7604-0

Quellen

  1. Q Magazine, 11/1994
  2. Stern Nr. 2/2005
  3. Stern Nr. 2/2005
  4. http://www.kissfanshop.de/KissTours/1987.htm
  5. laut.de: Kiss: Ex-Gitarrist gestorben
  6. Stephen Thomas Erlewine - Kiss. In: Erlewine, Michael (ed.), All Music Guide To Rock. San Francisco, 1995. ISBN 0-87930-376-X

Weblinks


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