Anas gibberifrons

Anas gibberifrons
Sunda-Weißkehlente
Sunda-Weißkehlente

Sunda-Weißkehlente

Systematik
Ordnung: Gänsevögel (Anseriformes)
Familie: Entenvögel (Anatidae)
Unterfamilie: Anatinae
Tribus: Schwimmenten (Anatini)
Gattung: Eigentliche Enten (Anas)
Art: Sunda-Weißkehlente
Wissenschaftlicher Name
Anas gibberifons
S. Müller, 1842

Die Sunda-Weißkehlente (Anas gibberifrons), auch Indonesische Weißkehlente genannt, ist ein Entenvogel aus der Tribus der Schwimmenten. Sie zählt zur Artengruppe der Weißkehlenten, zu der neben der Sunda-Weißkehlente auch die Andamanen-Weißkehlente und die Australische Weißkehlente gerechnet werden. Zu den auffälligsten Charakteristika dieser indonesischen Entenart zählt die sehr stark gewölbte Stirn. Die Funktion dieser auffälligen Kopfform ist nicht geklärt. Sie ist auf eine Vergrößerung der vorderen Kopfknochen zurückzuführen.[1]

Die Lebensweise der Sunda-Weißkehlente ist bislang nur unzureichend erforscht. Dies ist im wesentlichen darauf zurückzuführen, dass die Australische Weißkehlente als dieser Art sehr ähnlich gilt und sich Forschungsanstrengungen bislang überwiegend auf diese Art beschränkten.[2]

Inhaltsverzeichnis

Erscheinungsbild

Die Sunda-Weißkehlente ist aufgrund ihrer Kopfform mit anderen Entenarten nicht zu verwechseln. Im Gefiederkleid weist sie jedoch große Ähnlichkeit zur Australischen Weißkehlente auf. Die Sunda-Weißkehlente ist jedoch insgesamt etwas dunkler und etwas kleiner.[3]

Sunda-Weißkehlenten zeigen weder einen saisonalen Dimorphismus noch einen auffälligen Geschlechtsdimorphismus. Bei den Männchen ist die Stirn meist stärker vorgewölbt. Der Flügelspiegel ist schwarz mit einem weißen Rand. Brust-, Flanken und Schulterfedern sind fast schwarz und tragen einen schmalen hellen Saum.[4] Das Stirngefieder ist buschig aufgewölbt. Bei beiden Geschlechtern glänzt das Gefieder bronzefarbenen. Die Unterflügel sind schwarz. Der Schnabel ist blaugrau. Die Iris ist rot, kann aber außerhalb der Fortpflanzungszeit auch bräunlich wirken.[5] Jungenten ähneln den adulten Vögeln, jedoch ist bei ihnen die Federzeichnung feiner, so dass sie insgesamt weniger gefleckt und dunkler erscheinen. Der Mauserverlauf ist bei freilebenden Sunda-Weißkehlenten bislang nicht hinreichend untersucht. Bei in menschlicher Obhut gehaltenen Enten setzt die Vollmauser nach beendeter Fortpflanzung ein. Die Enten sind zwischen 23 und 28 Tagen flugunfähig. Jungenten erneuern zwischen der zehnten und der 24. Lebenswoche das Klein- und zwischen der 24. und 52. Woche das Gesamtgefieder.[6]

Die Küken sind an der Körperoberseite bräunlich. Die Körperunterseite ist grau. Der Scheitel ist schwarz, Gesicht, Wangen, Kinn und Brust sind braun. Im Gesicht verläuft hinter dem Auge ein dunkler Farbstrich. Außerdem ist ein dunkler Ohrfleck vorhanden. Auf beiden Seiten des Rumpfes befindet sich ein auffälliger heller Fleck.

Sunda-Weißkehlenten gelten als verhältnismäßig stille Entenvögel. Allerdings sind ihre Lautäußerungen bislang nicht sehr intensiv untersucht.[7] Das Weibchen zeichnet sich durch ein harsches Quaken aus. Das Männchen gibt gelegentlich Pfeiflaute von sich. Sonagramme dieser Entenart sind bislang nicht verfügbar.[8]

Verbreitung und Bestand

Das Verbreitungsgebiet überlappt sich stellenweise mit dem der Australischen Weißkehlente. Da die Sunda-Weißkehlente noch nicht hinreichend untersucht ist, ist die genaue Verbreitung unbekannt. Zu den indonesischen Inseln, auf denen die Sunda-Weißkehlente vorkommt zählen Java, Bali, Lombok, Pulau Jawa, Kalimantan, Sulawesi, Sumba, Flores, Timor und Wetar. Sie ist auch schon auf Sumatra beobachtet worden. Es ist aber nicht sicher, ob sie dort zum Brutvogelbestand zählt.[9]

Die Population der Sunda-Weißkehlenten wurde für das Jahr 2002 auf 10.000 bis 100.000 Individuen geschätzt.

Lebensraum und Nahrung

Die Sunda-Weißkehlente bewohnt Feuchtgebiete, Teiche und Flüsse. Große Ansammlungen findet man vor allem in Mangrovensümpfen.

Die Ernährungsweise der Sunda-Weißkehlente ist bislang unzureichend untersucht. Vermutlich gleicht sie der der Australischen Weißkehlente. Diese findet ihre Nahrung, indem sie das Wasser oder weichen Uferschlamm durchseiht und in flachem Wasser gründelt. Nur sehr selten taucht sie. Die Nahrung besteht überwiegend aus Wirbellosen.[10]

Fortpflanzung

Über die Brutbiologie freilebender Sunda-Weißkehlenten ist bislang wenig bekannt. Alle Erkenntnisse stammen von in menschlicher Obhut gehaltenen Sunda-Weißkehlenten.

Sunda-Weißkehlenten brüten am Boden, nehmen in Gefangenschaft aber auch Brutbosen an. Die Eier sind elliptisch, von weißer Farbe und haben eine glatte Schale. Sie messen 49,25 X 35,8 Millimeter. Das Vollgelege besteht aus sechs bis elf Eier. Im Durchschnitt hat ein Gelege 8,3 Eier. Es brütet allein das Weibchen. Die Brutzeit beträgt 26 bis 28 Tage. Frisch geschlüpfte Küken wiegen durchschnittlich 19,4 Gramm.[11] Sie werden mit einem Lebensalter von sieben bis acht Wochen flügge. Ihre Geschlechtsreife erreichen sie mutmaßlich nach einem Jahr.

Mensch und Sunda-Weißkehlente

Einfluss des Menschen auf den Bestand der Sunda-Weißkehlente

Wie alle anderen Entenvogelarten werden Sunda-Weißkehlenten auf den indonesischen Inseln bejagt. Ihr Fleisch wird regelmäßig auf Märkten angeboten. Dazu zählen sogar die Märkte in Jakarta, obwohl die Sunda-Weißkehlente nur in einiger Entfernung von Jakarta vorkommt.

Es liegen keine ausreichenden Informationen vor, um den Bedrohungsstatus dieser Entenart hinreichend festzulegen. Ihre Bestandszahlen sind jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit negativ durch eine weitgehende Abholzung, durch Abflämmen und andere Faktoren, die ihren Lebensraum verändern, beeinflusst.

Haltung in menschlicher Obhut

Sunda-Weißkehlenten haben wie andere Weißkehlentenarten ein eher unscheinbares Gefieder. Sie werden entsprechend selten in Zoos gezeigt oder von Privathaltern gepflegt. Die Art gelangte zwar wiederholt als unbeabsichtigte Importbeigabe nach Europa. Sie blieb jedoch weitgehend unbeachtet und verschwand wieder. Eine nachhaltige Zucht existiert nicht.[12]

Belege

Einzelnachweise

  1. Kear, S. 508
  2. Kear, S. 568
  3. Kolbe, S. 233
  4. Kolbe, S. 233
  5. Kear, S. 567
  6. Kolbe, S. 233
  7. Kear, S. 568
  8. Kear, S. 568
  9. Kear, S. 568
  10. Kear, S. 571
  11. Kear, S. 568
  12. Kolbe, S. 235

Literatur

  • Janet Kear (Hrsg): Ducks, Geese and Swans. Oxford University Press, 2005, ISBN 0198546459
  • Hartmut Kolbe: Die Entenvögel der Welt, Ulmer Verlag 1999, ISBN 3-8001-7442-1

Weblinks


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