Kaiserwerth

Kaiserwerth
Dieser Artikel beschreibt den Düsseldorfer Stadtteil Kaiserswerth. Für die mährische Gemeinde, siehe Císařov.
Düsseldorf Kaiserswerth
Wappen der Stadt Düsseldorf Lage von Kaiserswerth in Düsseldorf
Geographische Lage: 51° 18′ N, 6° 44′ O51.2916666666676.73916666666677Koordinaten: 51° 18′ N, 6° 44′ O
Höhe: m ü. NN
Fläche: 4,71 km²
Einwohner: 7.897 (Stand 31. Oktober 2007)
Bevölkerungsdichte: 1.677 Einwohner je km²[1]
Stadtbezirk: Stadtbezirk 5

Kaiserswerth ist ein am Rhein gelegener Stadtteil Düsseldorfs. Die frühere Stadt wurde 1929 eingemeindet.

Inhaltsverzeichnis

Geografische Lage

Direkt am Rheinstrom und auf halbem Wege zwischen Düsseldorf und Duisburg liegt die ehemalige Reichsstadt Kaiserswerth. Der Rhein macht hier einen flachen Bogen, so dass der Fluss gut 13 Kilometer überblickt werden kann. Das 4,71 km² große Kaiserswerth liegt etwa 8 km vom Stadtzentrum Düsseldorfs entfernt und hat 7.897 Einwohner (Stand 31. Oktober 2007). Nach der Besiedlungszeit ist Kaiserswerth der älteste urkundlich nachweisbare Stadtteil von Düsseldorf. Zusammen mit den Stadtteilen Angermund, Kalkum, Lohausen, Stockum und Wittlaer bildet Kaiserswerth heute den Düsseldorfer Stadtbezirk 5.

Geschichte

Keyserswerdt Anno 1650

Mittelalter

Ruine der Kaiserpfalz in Kaiserswerth
Rückansicht der Suitbertus-Basilika vom Rheinufer aus gesehen
Hinter der Suitbertus-Basilika in Kaiserswerth
Jetzt ein Wohnhaus: ehemaliger Hochbunker

Um 700 gründete der Mönch Suitbert ein Benediktiner-Kloster auf einer dem Rhein vorgelagerten Insel, einem Werth, dem späteren Kaiserswerth, das jedoch 88 Jahre später wieder zerstört wurde.[2] Diese Rheininsel wurde dem angelsächsischen Suibertus von dem fränkischen Hausmeier Pippin II. geschenkt.[3] Vorher stand hier ein Hof, der sich schrittweise zu einer befestigten Burg entwickelte. Zudem war dies einer der ältesten Rheinübergänge, mit gutem Überblick über den Rhein. Für eine Festung ist dies eine günstige strategische Lage.

1045 wurde die im Mittelalter weit bekannte Kaiserpfalz in Kaiserswerth von dem salischen Kaiser Heinrich III. gegründet. Beim „Staatsstreich von Kaiserswerth“ im Jahr 1062 entführte der Kölner Erzbischof Anno II. von Köln den noch minderjährigen deutschen König Heinrich IV. aus dieser Kaiserpfalz.[4] Durch diesen Königsraub erlangte er somit die Regentschaft über das Heilige Römische Reich Deutscher Nation. Im Jahre 1181 wurde Kaiserswerth Reichsstadt. Im 11./12. Jahrhundert verlor der Ort seine Insellage, da der alte Rheinarm, die Fieth, verlandete. 1135 wurde Düsseldorf, zu dem Kaiserswerth heute gehört, erstmals urkundlich als Dusseldorp erwähnt. 1174 verlegte Kaiser Friedrich Barbarossa den Rheinzoll von Tiel (Holland) nach Kaiserswerth. Er baute eine neue Kaiserpfalz als mächtige Zollfestung. Diese mittelalterlichen Kaiserpfalzen waren kein ständiger Wohnsitz des Kaisers, sondern wurden von ihm auf seinen Reisen durch das Reich besucht. Er regiert das Reich „vom Pferd aus“. Die heutigen Mauerreste stammen von dieser staufischen Pfalz ab. Im staufisch-welfischen Thronstreit hielt Kaiser Otto IV. hier hochrangige Gefangene fest. Zu deren Befreiung belagerte Graf Adolf III. von Berg die Pfalz mehrmals zwischen 1213 und 1215. Zur Erstürmung der Befestigung errichtete er einen Damm, so dass einer der beiden Rheinarme umgelenkt wurde und trocken fiel. Dadurch verlor auch die Festung Kaiserswerth ihre Insellage und konnte eingenommen werden. 1237 erfolgte die Neuweihe der erweiterten Basilika St. Suitbertus, doch schon 1243 ließ der Burggraf den Turm aus strategischen Gründen wieder abtragen. Zwischen 1247 und 1249 belagerte König Wilhelm von Holland Kaiserswerth. Nach der Schwächung des deutschen Kaisertums wurde Kaiserswerth dann 1273 an den Kölner Erzbischof verpfändet. 1397 kam es im Streit um Kaiserswerth zur der Schlacht von Kleverhamm. Der Kölner Kurfürst baute Kaiserswerth bis 1424 zur mächtigsten Festung in seinem Territorium aus. Seitdem gehörte sie mit kurzen Unterbrechungen bis 1772 zum Kurfürstentum Köln.

Neuzeit

Während des Truchsessischen Krieges belagerten 1586 Söldnertruppen die Stadt.

1591 wurde der spätere Barockdichter Friedrich Spee von Langenfeld, der als Jesuit zu einem der wichtigsten Gegner der Hexenverfolgung seiner Zeit werden sollte, als Sohn eines adligen Beamten in Kaiserswerth geboren.

Im Jahre 1654 wurde auf Druck des Kölner Erzbischofs ein Kapuzinerkloster gegründet.

Erneut wurde Kaiserswerth während des Dreißigjährigen Krieges im Jahre 1636 belagert.

1656 beschädigte eine Pulverexplosion das Pfalzgebäude erheblich.

1689 wurden die Festung und die Kirche im Krieg gegen den französischen Truppen Ludwig XIV. schwer beschädigt. Ein kaiserliches Heer belagerte Kaiserswerth und eroberte es zurück. Die Stadt wird hierbei schwer beschädigt. Zu schwersten Zerstörungen kam es 1702 im Spanischen Erbfolgekrieg.[5] Die Festung wurde abermals von französischen Truppen besetzt. Nach zweimonatiger Belagerung, in deren Verlauf die Festung fast völlig zerstört wurde, eroberten die verbündeten Reichstruppen Hollands und Preußens Kaiserswerth unter Kurfürst Johann Wilhelm II. wieder zurück. Durch die Kämpfe wurde die Stadt bis auf wenige Häuser vollkommen zerstört und die Pfalz von den Siegern gesprengt. Bis 1711 dienten die Trümmer als Steinbruch zum Wiederaufbau der Stadt. Seitdem ist die Pfalz eine Ruine. Erst 1717 war die Stiftskirche wieder aufgebaut.

1762/1772 kam Kaiserswerth durch ein Urteil des Reichskammergerichts an die Kurpfalz. Diese hob das Niederlassungsverbot für Protestanten auf. Hierauf gründeten protestantische Unternehmer mehrere Textilfabriken. Hierdurch verbesserte sich nicht nur die wirtschaftliche Situation des Ortes, sondern es kam auch zur Neugründung einer lutherischen (1777) Gemeinde und einer reformierten (1778), die zwischen 1790 und 1811 eine Pfarrkirche mit Pfarrhaus und Schule errichtete. 1794–1799 wurde durch die Anlage der Kaiserpfalz der Hochwasserdamm gelegt.

Im 19. Jahrhundert war Kaiserswerth durch die von Theodor Fliedner gegründete Diakonissen-Anstalt berühmt geworden, in der u. a. 1849 Florence Nightingale ausgebildet wurde. Das Klinikum Florence Nightingale ist heute Düsseldorfs größtes Krankenhaus, wenn man von der Universitätsklinik, am anderen Ende der Stadt, absieht.

In den Jahren 1899–1908 wurden die Mauerreste der Kaiserpfalz erstmals restauriert.

Im Ersten und Zweiten Weltkrieg wuchs Kaiserswerth zu einer umfangreichen Lazarettstadt.

Von 1933 bis 1945 wurde die Pfalz zu einer nationalsozialistischen Gedenkstätte. Vom September 1944 bis zum Kriegsende befand sich die Luftschutz-Warnzentrale für das Rhein- und Münsterland (Luftgaukommando VI / Münster) im Hochbunker und unter der Brücke, welche vom Klemensplatz zum Kaiserswerther Markt führt.

Weitere Instandsetzung der Kaiserpfalz wurden in den Jahren 1967–1974 und 1998–2001 durchgeführt.

1929 wurde die Stadt Kaiserswerth von Düsseldorf eingemeindet, womit die Geschichte Kaiserswerths als eigenständiger Kommune endete. Kaiserswerth gehört heute zu den teuersten Stadtteilen Düsseldorfs.

Juden in Kaiserswerth

Über die Geschichte der Juden in Kaiserswerth ist nur wenig bekannt.[6] Selbst ihre ungefähre Anzahl zu Beginn des 20. Jahrhunderts kennt man nicht. Man weiß jedoch, dass es damals Juden in wichtigen Funktionen, angesehenen Berufen und auch als Gebäudeeigentümer gab.

Schon vor dem Ersten Weltkrieg wurde der Gebetsraum im alten Zollhaus aufgegeben. In der Folge soll es einen Gebetsraum in einem Anbau zum alten Rathaus gegeben haben. Dieser wurde jedoch im Zweiten Weltkrieg zerstört. An dieser Stelle befindet sich heute ein Kaufhaus.

Deutlichstes Zeichen früheren jüdischen Lebens in Kaiserswerth ist der kleine, etwas versteckt gelegene, aber gepflegte jüdische Friedhof. Die Grabsteine lassen erkennen, dass bereits vor 1933 viele jüdische Bürger Kaiserswerth verlassen haben. Die Ursachen sind unbekannt.

Daneben existieren einige, wenige Stolpersteine am Kaiserswerther Markt und der Alten Landstraße.

Über das Gelände der Kaiserswerther Diakonie führt die Geschwister-Aufricht-Straße, welche an zwei, von den Nazis verfolgte, Diakonissen jüdischer Herkunft, Erna und Johanne Aufricht, erinnert. Erna Aufricht wurde 1944 im KZ Auschwitz ermordet, ihre Schwester überlebte das KZ Theresienstadt.[7]

Siehe auch

Verkehrswege

U79 in der Haltestelle „Klemensplatz“

Die Stadtbahnlinie U79 (ehem. D-Bahn) der Rheinbahn AG und der Duisburger Verkehrsgesellschaft AG verbindet Kaiserswerth mit Düsseldorf und Duisburg-Meiderich. Ferner gibt es Busverbindungen nach Ratingen, Mettmann und zum Düsseldorfer Flughafen. Die zentrale Haltestelle in Kaiserswerth heißt Klemensplatz. Über den Rhein existiert eine kostenpflichtige Fährverbindung zum Meerbuscher Ortsteil Langst-Kierst für Fahrzeuge und Fußgänger. Kaiserswerth wird von Nord nach Süd von der vielbefahrenen Bundesstraße 8 durchschnitten, die als wichtigste Straße Duisburg und den Stadtteil Wittlaer mit der Innenstadt verbindet.

Bildung

Schulen

Kaiserswerth beheimatet 3 private weiterführende Schulen, welche auch viele Schüler aus der Düsseldorfer Innenstadt, Duisburg, Ratingen und Meerbusch anziehen.

Ein besonderer Fall ist das zur Kaiserswerther Diakonie gehörende Theodor-Fliedner-Internat, seit 1954. Die bis zu 85 Schüler wohnen und leben auf einem 9000 m² großen Gelände. Das Internat besitzt selbst keine Schule, vielmehr besuchen die Schüler umliegende Schulen, mit denen das Internat kooperiert.[8]

Bibliothek

In Kaiserswerth gibt es auch einen Standort der Stadtbüchereien Düsseldorf. Dieser ist für den gesamten Düsseldorfer Norden zuständig. Es existieren etwa 25.500 Medien, einschließlich einer Kinder- und Jugendbibliothek.

In den Räumen finden regelmäßige Ausstellungen von Düsseldorfer Künstlern statt. Daneben veranstaltet der Standort u. a.

  • Autorenlesungen
  • Multimedia-Vorführungen
  • Theater und Kabarett
  • Einführungen für Schulklassen und Gruppen

Wanderwege

  • SGV-Weg „X17“ Kaiserswerth–Werdohl
  • SGV-Weg „D“ Kaiserswerth–Benrath

Söhne und Töchter der Stadt

Mit Kaiserswerth in Verbindung stehende Persönlichkeiten

Literatur

  • Jürgen Fischer: „Kaiserswerth – Legenden Historie Impressionen“ DVD 2007 67min
  • Karl Heck: Geschichte von Kaiserswerth. 3., umgearb. Auflage Düsseldorf 1936.
  • Christa-Maria Zimmermann, Hans Stöcker (Hrsg.), Edmund Spohr: Kayserswerth, 1300 Jahre, Heilige, Kaiser, Reformer. Herausgegeben im Auftrag der Landeshauptstadt Düsseldorf, Kulturamt, 2. durchgesehene Auflage, Düsseldorf 1981, ISBN 3-799800050
  • Irmingard Achter: Düsseldorf-Kaiserswerth. 3., verb. Auflage Köln 1994, ISBN 3-88094-779-1.
  • Mulitze, Christoph: Kaiserswerth – Perle am Rhein. Gaasterland Verlag, Düsseldorf 2005, ISBN 3-935873-08-5.
  • Anke Degode: Kaiserswerth. Ein Spaziergang von 1900–1923., Düsseldorf 1995.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Amt für Statistik und Wahlen Landeshauptstadt Düsseldorf http://www.duesseldorf.de/statistik/d_ueberblick/stadtteile/053.shtml Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung am 31. Oktober 2007, Zugriff: 21. Dezember 2007
  2. Weidenhaupt, Hugo: Kleine Geschichte der Stadt Düsseldorf, Triltsch-Verlag, Düsseldorf 1979, ISBN 3-7998-0000-X, S. 243
  3. Weidenhaupt, Hugo: Kleine Geschichte der Stadt Düsseldorf, Triltsch-Verlag, Düsseldorf 1979, ISBN 3-7998-0000-X, S. 15
  4. Weidenhaupt, Hugo: Kleine Geschichte der Stadt Düsseldorf, Triltsch-Verlag, Düsseldorf 1979, ISBN 3-7998-0000-X, S. 19
  5. Stadt Düsseldorf Bezirksgeschichte
  6. Heinrich Sövegjarto: Spuren jüdischen Lebens in Kaiserswerth. In: NORD•BOTE, 1. August 2008. Herausgeber: Dietmar Oelsner, Düsseldorf.
  7. Zeitleiste: Die Kaisersswerther Diakonie – eine Geschichte in Daten Auf: kaiserswerther-diakonie.de
  8. Seiten des Theodor-Fliedner-Internats Auf: kaiserswerther-diakonie.de

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