22. Sinfonie (Mozart)

22. Sinfonie (Mozart)

Die Sinfonie C-Dur KV 162 komponierte Wolfgang Amadeus Mozart 1773 in Salzburg. Er war damals 17 Jahre alt. Nach der Alten Mozart-Ausgabe trägt die Sinfonie die Nummer 22.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Zwischen März 1773 und November 1774 schrieb Mozart in Salzburg die neun Sinfonien:[1] [2] KV 184: März 1773 (ggf. bis Herbst 1773), KV 162: März oder April 1773, KV 199: April 1773, KV 181: Mai 1773, KV 182: Oktober 1773, KV 183: Oktober 1773, KV 201: April 1774, KV 202: Mai 1774 und KV 200: November 1773 oder 1774.

Für wen oder welchen Anlass Mozart die Werke komponierte, ist unbekannt. Möglich ist, dass Mozart sie für italienische Gönner gedacht hat oder sich mit der Gruppe in Hinblick auf eine Anstellung präsentieren wollte. Einige der Werke hat Mozart offenbar besonders geschätzt, da er sie im Jahr 1783 bei seinen Wiener Akademien nochmals aufführte. Da es jedoch unüblich war, alte Kompositionen dem Publikum zu präsentieren, musste er sie als neue Sinfonien herausgeben. Möglicherweise ist das der Grund, weshalb Mozart die Datierungen auf den Autographen durch Rasur und Schwärzung mit Tinte unleserlich machte (die Datierungen konnten mit moderner Technik teilweise rekonstruiert werden, bei KV 162 und KV 200 verbleiben Unsicherheiten).[1]

Die Sinfonien KV 162, KV 181, KV 182, KV 184 und KV 199 sind dreisätzig und tragen bis auf KV 199 ouvertürenartige Züge (italienische Opernsinfonie), während KV 183, KV 200, KV 201 und KV 202 mit einem Menuett viersätzige Konzertsinfonien darstellen. Die vom 19. oder 29. März oder April 1773 datierte Sinfonie KV 162 zeigt typische Merkmale der Opernsinfonie / Ouvertüre: Ein dreisätziges, recht kurzes Werk mit durchlaufendem 1. Satz, pastoralem Mittelteil und einem „Rausschmeißer“ als Finale. Weitere Kennzeichnen sind Fanfaren, Akkordmelodik und Forte-Piano – Kontraste. Werke dieser Art wurden z. B. am Anfang von Akademien (Konzerten) aufgeführt.

Zur Musik

Besetzung: zwei Oboen, zwei Hörner in C, zwei Trompeten in C („trombe lunghe“ = lange Trompeten), zwei Violinen, Viola, Cello, Kontrabass. Zudem war es damals üblich, zur Verstärkung der Bassstimme ein Fagott und als Generalbass-Instrument ein Cembalo einzusetzen, entsprechendes gilt für die oft parallel mit Trompeten benutzten Pauken (jeweils sofern im Orchester vorhanden).[3] [4]
Aufführungszeit: ca. 8 bis 9 Minuten.

Bei den hier benutzten Begriffen der Sonatensatzform ist zu berücksichtigen, dass dieses Schema in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entworfen wurde (siehe dort) und von daher nur mit Einschränkungen auf die Sinfonie KV 162 übertragen werden kann. – Die hier vorgenommene Gliederung der Sätze ist als Vorschlag zu verstehen. Je nach Standpunkt sind auch andere Abgrenzungen und Deutungen möglich.

1. Satz: Allegro assai

C-Dur, 4/4-Takt, 135 Takte
Der Satz beginnt mit einer Fanfare im Forte-Tutti mit einer charakteristische Bassfigur aus einem gebrochenen C-Dur -Dreiklang über Tremolo bzw. gehaltenen Akkorden der Bläser (Takt 1-2), gefolgt von einer durch Achtelpausen abgesetzten, aufsteigenden Bewegung in Oboe, Horn und Viola. Dieses viertaktige Muster wird nun einmal in der Dominante G-Dur und dann nochmals in der Tonika C-Dur wiederholt. Insgesamt kann der Abschnitt bis Takt 12 als erstes Thema interpretiert werden.

In Takt 13 ff. schließt sich ein kadenzartiger Überleitungsabschnitt im Forte an, der Verzierungsfloskeln, eine durch Tremolo unterlegte Unisonobewegung und wiederum fanfarenartige Akkordmelodik auf G-Dur enthält. Das inzwischen gefestigte G-Dur wird am Ende dieser Passage durch drei kräftige Viertelschläge betont.

Das zweite Thema (Takt 32 ff.) besteht aus drei jeweils einmal wiederholten Motiven. Das erste Motiv im G-Dur-Piano kontrastiert zum bisherigen Satzverlauf. Die 2. Violine beginnt hier mit einer „tickenden“, abwärts gehenden Achtelbewegung, versetzt gefolgt von der 1. Violine. Diese Figur mündet in D-Dur - Akkorden (Doppeldominante). Das zweite Motiv bringt eine Verzierungsfloskel im G-Dur-Forte, das dritte eine absteigende Bewegung mit Forzandi. Motiv 2 und 3 werden jeweils zusammen einmal wiederholt.

Gemäß diesem Muster aus Motiven, die einmal wiederholt werden, geht der Satz weiter: Takt 48 ff. bringt im Forte-Tutti eine Dreiklangsfigur mit Tremolo im Wechsel von G-Dur und D-Dur, Takt 52 ff. ein weiteres Motiv mit punktiertem Rhythmus. Ab Takt 60 setzt nochmals das erste Thema ein, nun aber in G-Dur (als Schlussgruppe interpretierbar). Das Thema endet „offen“ mit einem Akkord ohne Basston, gefolgt von einer Generalpause mit Fermate.

Die kurze Durchführung (Takt 68 ff.) beginnt mit einem „scharfen“ E im Forte-Unisono, an den sich der Anfang vom zweiten Thema anschließt. Diese Kombination wird dann abwärts über Unisono-D und Unisono-C sequenziert. In Takt 80 setzt in der Subdominante F-Dur der Überleitungsabschnitt analog Takt 13 ff. ein. Je nach Sichtweise kann entweder hier oder mit Beginn des zweiten Themas in Takt 99 die Reprise gesetzt werden, deren weiterer Verlauf entsprechend der Exposition gestaltet ist. Gemäß seinem ouvertürenhaftem Charakter werden Exposition sowie Durchführung und Reprise nicht wiederholt.

Insgesamt erinnert der Satz etwas an eine „barock gefärbte Festmusik“[2], insbesondere bei Einspielungen mit Pauken.

2. Satz: Andantino grazioso

F-Dur, 2/4-Takt, 70 Takte, Trompeten und Pauken schweigen
Der Satz besteht aus einer Abfolge von jeweils einmal (variiert) wiederholten Motiven und lässt sich in zwei Hauptteile gliedern. Je nach Standpunkt könnte man in dieser Struktur auch eine (frühe) Sonatensatzform sehen. Der 1. Teil besteht aus fünf Motiven:

  • Motiv 1 (Takt 1-4): zweitaktiges, sangliches Motiv mit aufsteigender Linie in den Streichern, Schlussfloskel mit Bläsern;
  • Überleitung (Takt 4-8): abgesetzte Bewegung mit fallender Linie, Modulation nach C-Dur;
  • Motiv 2 (Takt 9-12): Eintaktiges Motiv mit Triller und Tonwiederholung, zweimal abwärtsgehend wiederholt;
  • Motiv 3 (Takt 13-16): Fanfarenartiges Motiv in den Oboen und Hörnern mit aufsteigender Linie;
  • Motiv 4 (Takt 17-20): „Antwort“ der Streicher auf Motiv 3, ebenfalls mit Triller und Tonwiederholung, jedoch anders als Motiv 2;
  • Takt 21-28 wiederholen Motiv 3 und 4;
  • Motiv 5 (Takt 28-32): zweitaktiges Motiv mit Staccato-Triolen in den Streichern, bei der Wiederholung im Legato mit Bläserbeteiligung;
  • Takt 32 -35: Auslaufen mit abgesetzter Triolenbewegung und Trillern; Ende des 1. Teils auf der Dominante C-Dur.

Der 2. Teil (Takt 36 ff.) stellt eine Wiederholung des 1. Teils dar, wobei jedoch ab Takt 43 (entspricht Takt 9 ff.) die Harmonie auf die Tonika bezogen ist.

Während langsame Sätze sonst oftmals in reduzierter Instrumentation gehalten sind, treten hier Oboen und Hörner deutlich hervor und bewirken eine „anmutig-graziöse“ Klangfarbe. Kontarsky (2007)[2] schreibt zu diesem Satz: „So bringt das Andantio zwar, formal gesehen, zwei (fast) identische Musikabläufe, die als Blöcke hintereinandergestellt werden, ohne sich wirklich zu entwickeln. Doch die Art, wie Mozart seine Oboen und Hörner gegenüber den Streichern klanglich einsetzt – und das damit verbundene Raffinement der Satztechnik -, sind eben gar nicht mehr „barockisierend“ –statisch.“[5]

3. Satz: Presto assai

C-Dur, 6/8-Takt, 116 Takte
Wie auch in anderen Sinfonien dieser Zeit (z. B. KV 199, KV 202; ebenso bspw. KV 96 und KV 112), greift Mozart für das Finale auf das erste Thema vom 1. Satz zurück: Der als Bassthema dienende C-Dur – Dreiklang erklingt nun im Unisono-Forte, aber im Rhythmus verändert (Wechsel von Vierteln und Achteln). Diesem Vordersatz steht ein Nachsatz der parallel geführten Violinen im Piano mit kennzeichnendem Wechsel von Staccato und Legato gegenüber. Nach einer Wiederholung des ersten Themas beginnt in Takt 13 eine Passage, bei der über einer durchlaufenden Achtelbewegung im Bass betonte Vorhalte und eine Zweiundreißigstel-Vorschlagsfigur in den Oberstimmen auftreten.

Das zweite Thema (Takt 26-34) im Piano hat einen tänzerisch-wiegenden Charakter. Im Nachsatz sind neben den Violinen auch die Oboen stimmführend. Im Forte-Tutti setzt daraufhin eine viertaktige Trillerpassage ein, die einmal eine Oktave tiefer im Piano wiederholt wird (Takt 38-42). Die Schlussgruppe (Takt 42-45) enthält abgwärtsgehende, gebrochene G-Dur - Akkorde im Forte.

Getrennt durch eine Generalpause, folgt nun anstelle einer Durchführung eine Überleitungspassage (Takt 46-65) mit neuen Motiven / Floskeln:

  • Frage-Antwort – Motiv im Wechsel von piano und forte;
  • kadenzartige Passage (Takt 54 ff.) mit durch Akkordschlägen gestützten Trillern;
  • düster- chromatisch fallende Linie (Takt 58 ff.), wird einmal mit Bläserbeteiligung wiederholt.

Die Struktur der Reprise (Takt 66 ff.) entspricht jener der Exposition. Wie auch im 1. Satz, werden keine Satzteile wiederholt.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b Volker Scherliess: Die Sinfonien. In: Silke Leopold (Hrsg.): Mozart-Handbuch. Bärenreiter-Verlag, Kassel 2005, ISBN 3-7618-2021-6, S. 286-293.
  2. a b c Matthias Kontarsky: Die „Salzburger“ Sinfonien KV 162-202. In: Joachim Brügge, Claudia Maria Knispel (Hrsg.): Das Mozart-Handbuch, Band 1: Mozarts Orchesterwerke und Konzerte. Laaber-Verlag, Laaber 2007, ISBN 3-8900-7461-8, S. 28-43.
  3. Neal Zaslaw: Mozart’s Symphonies. Context, Performance Practice, Reception. Claredon Press, Oxford 1989, 617 S.
  4. ein Beispiel für eine Einspielung ohne Pauken findet sich bei den Berliner Philharmonikern mit Karl Böhm, eine Einspielung mit Pauken beim Amsterdam Baroque Orchestra mit Ton Koopman
  5. letzteres bezieht sich auf den 1. Satz

Weblinks, Noten


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