Kalaizis

Kalaizis

Aris Kalaizis (* 1966 in Leipzig) ist ein deutsch-griechischer Maler.

Aris Kalaizis und Carol Strickland

Inhaltsverzeichnis

Leben

Aris Kalaizis wuchs als Sohn griechischer politischer Emigranten in Leipzig auf. Im Jahr 1992 begann er das Studium der Malerei an der Hochschule für Grafik und Buchkunst, das er 1997 mit Auszeichnung abschloß. Anschließend absolvierte er von 1997 bis 2000 ein Meisterschülerstudium bei Arno Rink. Seine bisher größte Einzelschau, die einen 10-jährigen Rückblick erlaubte, fand im Jahr 2005 unter dem Titel Ungewisse Jagden in der Marburger Kunsthalle statt. Im Jahr 2007 präsentierte er seine erste USA-Soloshow in der Moti Hasson Gallery in New York City. Kalaizis wird der Leipziger Schule zugeordnet. Seit 2000 lebt er freischaffend als Maler in Leipzig.

Werk

Kalaizis konstruiert seine, zumeist aus dem Traum hervorgerufenen Gemälde, mit Hilfe mehrerer Fotografien. Hat er ein Inbild, sucht er in der sich ihm offenbarenden Realität nach einer äußeren Gegebenheit, die seinem 'Inbild' am nächsten kommt. Ist eine äußere Gegebenheit gefunden, macht er von diesem Ort ein Foto. Dieses Foto dient ihm zumeist als Basis für die Hintergrundebene. Überflüssiges wird später im Atelier ausgespart, so dass die gemalten Flächen und Formen, so abstrakt wie möglich erscheinen. Danach beginnt der Prozess der Imagination. Er nagele, wie aus Gesprächen zu erfahren ist, jene zumeist schlichte Fotografie über sein Bett. Was folgt, ist ein meditativer, kontemplativer Vorgang, indem er überlegt, was vor mit dieser Bildszenerie geschehen könnte. In diesem Bildfindungsvorgang fertigt er keine einzige Zeichnung. Kalaizis schreibt jedoch ein Drehbuch. Darin wird alles beschrieben: Komposition, Lichtdramaturgie, benötigte Kleidung sowie die erforderliche Körperhaltung seiner Figuren. Ist jenes 'Drehbuch' fertiggestellt, macht er weitere Fotos von den zu benötigenden Dingen wie: Bäumen, Autos etc. Die Figuren, die zumeist Freunde oder Bekannte des Künstlers sind, werden in einem weiteren Schritt in sein Atelier eingeladen und auch dort zumeist fotografiert. Bevor er mit dem eigentlichen Malen beginnt hat er im Durchschnitt 6-12 Fotografien, die er erst vor der Staffelei verknüpft und letztlich einbaut. Was dabei entsteht, ist eine Bildwelt, die es so nicht gibt. Dieser Arbeitsansatz Kalaizis' unterscheidet ihn auch grundlegend von vielen Fotorealisten, da jene keine neue Realität herausfordern. Die manchmal surreal anmutenden Szenen sind dabei aus Ideen entwickelt, die Kalaizis eben nach der Art eines Drehbuchs aufzeichnet.[1] Da sich diese Bilder weder dem Surrealen noch dem Realen zuordnen lasse, entwickelte die amerikanische Kunsthistorikerin, Carol Strickland, in Bezug auf Kalaizis' Bilderwelt, den Begriff des 'Sottorealismus'. Der Begriff 'Sottorealismus' wurde erstmals in ihrem 2006 veröffentlichten Essay 'Aris Kalaizis - Der Umweg als Weg zur Einheit und Ordnung/Detour as a route to unity and order' veröffentlicht. 'Sotto' meint hier 'unterhalb' oder 'unter' und weist auf die verborgenen Geheimnisse hin, die unter der Oberfläche der anscheinenden Geschichte verborgen sind. Seine jüngeren Bilder sind zunehmend von einer abendlichen Lichtatmosphäre geprägt, die zuweilen etwas düster anmuten. Stets lauert unter ihrer Oberfläche das Unheil. Etwas gewalttätiges ist beinahe immer gegenwärtig. Nie wird zwar ein Verbrechen begangen, jedoch schwebt in vielen Bildern Kalaizis' eine Drohung. Obwohl Kalaizis' Bilder klar formuliert bzw. ausgeführt sind, erlauben sie verschiedenste Interpretationen, bleiben jedoch stets rätselhaft. Manche Gegenstände und Figuren (Tochter, Ehefrau, Freunde etc.) wiederholen sich oder doppeln sich gar auf einzelnen Bildern und suggerieren dadurch eine übergreifende Geschichte.[2][3]

Interviews

Auszeichnungen

  • 1997 Landesstipendiat des Freistaates Sachsen
  • 2001 Kunstpreis der deutschen Volks-u.Raiffeisenbanken
  • 2005 USA(Columbus/OH) Auslandsstipendium des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst
  • 2007 ISCP-Stipendium, New York City, USA

Literatur

  • Von unvoreiligen Versöhnungen. Katalog ARTCO, Helmut Stephan (Hrsg.). Leipzig 1997, ISBN 3-9805681-2-1
  • Athletik und Sinnmonarchie. Katalog. Torsten Reiter (Hrsg.). Maerzgalerie, Leipzig 2000
  • Brancard. Katalog. Maerzgalerie, Leipzig 2003, ISBN 3-9809215-0-6
  • Ungewisse Jagden, Katalog. Marburg/Leipzig, 2005
  • Rubbacord, Katalogbuch. Kerber-Verlag, Bielefeld/Leipzig 2006, ISBN 3-938025-81-6
  • Making Sky, Monografie mit Werkverzeichnis(1995-2009). Hirmer-Verlag, München 2009, ISBN 978-3-7774-9065-6

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Der Leipziger Maler Aris Kalaizis“, in: Marburger Forum Jg.6 (2005), Heft 2
  2. Benjamin Stark: „Arrangeur intensiver Möglichkeiten“, in: Kunst 21, Ausgabe 15/06
  3. Pressetext zu einer Ausstellung in der Moti Hasson Gallery (abgerufen am 1.12.2007)

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