Andinismus

Andinismus
Seilschaft am Gipfelgrat des Großvenedigers
Bergsteiger beim Abstieg vom Aiguille du Midi.

Der Begriff Bergsteigen umfasst diverse sportliche Aktivitäten vom einfachen Bergwandern über alpines Klettern bis zum sogenannten Höhenbergsteigen in den sauerstoffarmen Regionen der Sieben- und Achttausender. Zum Winterbergsteigen gehören etwa Skitouren, Schneeschuhtouren oder Eisklettern. Bergsteigen in großen Höhen oder abgelegenen Regionen bezeichnet man als Expeditionsbergsteigen. In der Regel werden Personen, die ihr Beruf in die Berge führt (Jäger, Säumer), nicht als Bergsteiger bezeichnet.

Das Bergsteigen im erweiterten Sinn – wird auch als Alpinismus bezeichnet, dies umfasst auch Trekking, Erforschung unbekannter Berggebiete, Kartographie dieser Gebiete, Naturschutz, Bergführerwesen etc.

Inhaltsverzeichnis

Geburtsstunde

218 v. Chr. überquert Hannibal im zweiten Punischen Krieg mit 55.000 Soldaten und 37 Kriegselefanten die Alpen.

Als Geburtsstunde des Bergsteigens wird einerseits die Erstbesteigung des Mont Ventoux (1.912 m) am 23. April 1336 durch Francesco Petrarca, andererseits 1492 die Besteigung des Mont Aiguille (2.085 m) durch eine Söldnertruppe, befohlen von Karl VIII., betrachtet. Da diese beide Erstbesteigungen Eingang in die Literatur fanden, wurden sie weitaus bekannter als die bereits 1358 geglückte Besteigung des 3.538 m hohen Rocciamelone durch Bonifacio Rotario d'Asti.[1]

Meilensteine

bis 1900

nach 1900

  • 1907 – Mit dem Trishul (Garhwalhimalaya) wird der erste Siebentausender durch eine englisch-französische Expedition bestiegen.
  • 1908 – Das zehnzackige Steigeisen wird von Oscar Eckenstein entwickelt.
  • bis 1911 – Karl Blodig besteigt alle Viertausender der Alpen.
  • 1913 – Erstbesteigung des Mount McKinley.
  • 1915–1918 – Der erste Weltkrieg wird auch in den Alpen geführt – tausende Soldaten der Kriegsparteien werden bei Lawinenabgängen getötet.
  • 1924 – Bei der Erstbegehung des Wiesbachhorns durch Willo Welzenbach und Franz Riegele wird der erste Eishaken geschlagen.
  • 1927 – Im Rahmen der deutsch-russischen Expedition in den Pamir (geführt von Willy Rickmer-Rickmers) wird der Pik Lenin von Karl Wien, Eugen Allwein und Erwin Schneider bestiegen
  • 1932 – Gründung der UIAA – Union Internationale des Associations d'Alpinisme; Erste deutsche Expedition auf den Nanga Parbat: Deutsch-Amerikanische Himalaya-Expedition 1932
  • 1934 – Bei der Deutschen Nanga-Parbat-Expedition 1934 sterben vier Expeditionsmitglieder – darunter auch der Expeditionsleiter Willy Merkl.
  • 1936 – Gründung der Deutschen Himalaya-Stiftung zur Förderung von Expeditionen in den Himalaya, speziell auf den Nanga Parbat.
  • 1937 – Bei einer erneuten Großexpedition zum Nanga Parbat werden 16 Bergsteiger (sieben Deutsche und neun Sherpas) unter einer Lawine begraben.
  • 1938 – Das „letzte Problem“ der Alpen fällt – die Eiger-Nordwand
  • 1939 – Fritz Wiessner muss am K2 kurz unter dem Gipfel die Besteigung abbrechen. Beim Rückzug verlieren vier Personen ihr Leben.
  • 1948 – Gründung der IKAR – Internationale Kommission für alpines Rettungswesen
  • 1950 – Als erster Achttausender wird die Annapurna von Maurice Herzog und Louis Lachenal bestiegen.
  • 1953 – Edmund Hillary und Tenzing Norgay setzen den Fuß auf den höchsten Berg der Welt – den Mount Everest. Im gleichen Jahr wird der „Schicksalsberg der Deutschen“ – der Nanga Parbat – von Hermann Buhl erstbestiegen.
  • 1954 – Der K2 wurde am 31. Juli von den italienern Achille Compagnoni und Lino Lacedelli erstbestiegen.
  • 1959 – Erstbesteigung des Cerro Torre in Patagonien durch Cesare Maestri und Toni Egger. Egger stirbt beim Abstieg. Beweise für den Gipfelerfolg fehlen.
  • 1961 – Winterbegehung der Eiger-Nordwand durch Toni Hiebeler und Gefährten.
  • 1964 – Der Shisha Pangma wird als letzter Achttausender von einer chinesischen Expedition bestiegen.
  • 1966 – Die „Hochzeit“ der Direttissime – Erstbegehung der John-Harlin-Direttissima in der Eiger-Nordwand im Februar und März.
  • 1970 – Die erste Überschreitung des Nanga Parbat durch Reinhold und Günther Messner. Günther Messner stirbt in der Diamirflanke.
  • 1971 – Cesare Maestri kehrt zum Cerro Torre zurück und bohrt sich seinen Weg zum Gipfel.
  • 1973 – Veröffentlichung der noch heute gültigen Schwierigkeitsskala – die UIAA-Skala (mittlerweile nach oben „geöffnet“)
  • 1977 – Der VI Grad – bis dahin die höchste Schwierigkeit beim Felsklettern – fällt. Helmut Kiene und Reinhard Karl eröffnen die Pumprisse im Wilden Kaiser – die erste Tour im VII Schwierigkeitsgrad.
  • 1978 – Peter Habeler und Reinhold Messner besteigen den Mount Everest als erste Menschen ohne Sauerstoffgerät zur künstlichen Beatmung.
  • 1986 – Reinhold Messner besteigt als erster Mensch alle 14 Achttausender – ebenso erreicht der Kanadier Pat Morrow das Ziel den jeweils höchsten Gipfel jedes Kontinents zu besteigen (Seven Summits). Am K2 sterben in diesem Jahr 13 erfahrene Bergsteiger.
  • 1987 – Jerzy Kukuczka besteigt als zweiter Mensch alle 14 Achttausender.
  • 1994 - Stefan Glowacz definierte eine Trilogie aus den drei damals weltweit schwierigsten alpinen Kletterrouten, Des Kaisers neue Kleider X+/8b+, Erstbegehung von Stefan Glowacz, Silbergeier X+/8b+, Erstbegehung von Beat Kammerlander und End of silence X/8b, Erstbegehung von Thomas Huber
  • 1996 – 12 Mitglieder (meist kommerzieller Expeditionen) sterben am 10. Mai am Mount Everest.

nach 2000

Berühmte Bergsteiger bzw. Kletterer

Große Bergsteiger erlangten ihre Berühmtheit immer durch besondere alpinistische Leistungen wie z. B. Erstbesteigungen.

  • Jacques Balmat und Michel-Gabriel Paccard erstiegen den Montblanc erstmals am 8. August 1786
  • Edward Whymper wurde 1865 durch die Erstbesteigung des Matterhorns berühmt.
  • Heinrich Harrer und Anderl Heckmair wurden (zusammen mit Fritz Kasparek und Ludwig Vörg) 1938 mit der Erstdurchsteigung der Eiger-Nordwand schlagartig berühmt. Ersterer ließ später auch noch die Erstbesteigung der Carstensz-Pyramide auf Neuguinea folgen.
  • Edmund Hillary erstieg 1953 zusammen mit Tenzing Norgay als Erster den Mount Everest.
  • Hermann Buhl war einer der weltbesten Kletterer der 1950er Jahre und erstieg zwei Achttausender als Erster.
  • Walter Bonatti war in den 50er und 60er Jahren maßgeblich an schwersten Felsklettereien in den Westalpen beteiligt; bekannt ist er vor allem wegen seiner Solo-Durchsteigung des nach ihm benannten Bonatti-Pfeilers 1955 an der Petit Dru.
  • Reinhold Messner, einer der weltweit bekanntesten Bergsteiger, sorgte in den 60er Jahren nicht nur in den Alpen durch kühne Klettereien für Aufsehen; von 1970 bis 1986 gelang ihm als erstem die Besteigung aller 14 Achttausender.
  • Ueli Steck, einer der besten Solokletterer durchstieg schon im Alter von 18 Jahren die Eiger-Nordwand. Am 13. Februar 2008 stellte er hier einen neuen Geschwindigkeitsrekord auf. Er durchstieg die ca. 1800 Meter hohe Wand in einer Zeit von 2:47:33 Stunden über die klassische Heckmaier Route.

Für eine ausführliche Liste vieler bekannter Alpinisten siehe die Liste berühmter Bergsteiger.

Vereine und Organisationen

Siehe auch

Literatur

  • von Saussure, H. B.: Kurzer Bericht von einer Reise auf den Gipfel des Montblanc, im August 1787, Akademische Buchhandlung, Strasburg 1788. 40 Seiten. (Faksimile) Fines Mundi Verlag, Saarbrücken 2008.
  • von Barth, Hermann: Aus den nördlichen Kalkalpen; Ersteigungen und Erlebnisse in den Gebirgen Berchtesgadens, des Algäu, des Innthales, des Isar-Quellengebietes und des Wettersteins; Mit erläuternden Beiträgen zur Orographie und Hypsometrie der Nördlichen Kalkalpen, Mit lythographierten Gebirgsprofilen und Horizontalprojectionen nach Original-Skizzen des Verfassers, Heinrich Hugendubel, München 1874. XXIV, 637, 22 Tafeln und 5 Falttafeln mit jeweils mehreren Abbildungen. (Faksimile) Fines Mundi Verlag, Saarbrücken 2008.
  • Rainer Amstädter: Der Alpinismus. WUV, Wien 1996, ISBN 3-85114-273-X
  • Helmuth Zebhauser: Alpinismus im Hitlerstaat. Rother, München 1998, ISBN 3-76338-102-3
  • Martin Scharfe: Berg-Sucht : eine Kulturgeschichte des frühen Alpinismus 1750 - 1850. Böhlau, Wien 2007, ISBN 3-205-77641-0
  • Pit Schubert: Sicherheit und Risiko in Fels und Eis. 2. Auflage. Rother, München 1995, ISBN 3-76336-000-X
  • Hans-Günter Richardi: Die Erschließung der Dolomiten. Auf den Spuren der Pioniere Paul Grohmann und Viktor Wolf-Glanvell in den Bleichen Bergen. Athesia-Verlag, 2008.
  • Peter Grupp: Faszination Berg. Die Geschichte des Alpinismus, Böhlau, Köln 2008, ISBN 978-3-412-20086-2
  • Luisa Francia: Der untere Himmel. Frauen in eisigen Höhen. Nymphenburger, München 1999 (über Bergsteigerinnen)
  • Sherry B. Ortner: Life & Death on Mt. Everest: Sherpas & Himalayan Mountaineer, Princeton University Press 1999 - ethnologische Untersuchung
  • Bergwandern sicher und umweltbewusst: Eine Broschüre des DAV zum Thema "Erlebnis Bergwandern" mit Informationen zum naturverträglichen Bergsteigen (PDF-Format)

Quellen

  1. Bergsteigen, Bruckmann 2004, ISBN 3-765-439-487

Weblinks


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  • Alpinismus — Al|pi|nịs|mus 〈m.; ; unz.〉 = Alpinistik * * * Al|pi|nịs|mus, der; : Bergsteigen in den Alpen, im Hochgebirge. * * * Alpinịsmus   der, , zusammenfassende Bezeichnung für die bergsteigerischen Unternehmungen in den Alpen und den anderen… …   Universal-Lexikon

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