Karatschai-Tscherkessien

Karatschai-Tscherkessien
Subjekt der Russischen Föderation
Karatschai-Tscherkessische Republik
Карачаево-Черкесская республика
Къарачай-Черкес Республика (karatsch.)
Къэрэшей-Шэрджэс Республикэ (tscherk.)
Flagge Wappen
Flagge
Wappen
Föderationskreis Nordkaukasus
Fläche 14.277 km²
Bevölkerung 478.517 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte 34 Einwohner/km²
Hauptstadt Tscherkessk
Offizielle Sprachen karatschaiisch, kabardinisch,
abasinisch, nogaisch, russisch
Ethnische
Zusammensetzung
Karatschaier (38,5 %)
Russen (33,6 %)
Tscherkessen (11,3 %)
Abasinen (7,4 %)
Nogaier (3,4 %)
(Stand: 2002)[2]
Präsident Raschid Temresow
Gegründet 9. Dezember 1992 (12. Januar 1922)
Zeitzone UTC+4
Telefonvorwahlen (+7) 878xx
Postleitzahlen 369000–369999
Kfz-Kennzeichen 09
OKATO 91
Website www.kchr.info
Lage in Russland

Das im Nordkaukasus gelegene Karatschai-Tscherkessien (russisch Карачаево-Черкесия/ Karatschajewo-Tscherkessija, karatschaiisch Къарачай-Черкес Республика, tscherkessisch Къэрэшей-Шэрджэс Республикэ) ist seit 1991 eine Republik im südlichen Teil des europäischen Russland.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Karatschai-Tscherkessien liegt am Nordabhang des Kaukasus. Den Süden nimmt das bis zu 5000 m hohe Gebirgsland des Großen Kaukasus ein, im Norden wird das Land flacher. Die Republik grenzt im Süden an die umstrittene georgische Region Abchasien.

Bevölkerung

Die Bevölkerung der Republik zählte bei der Volkszählung 2002 439.470 Einwohner. Die beiden namensgebenden Völker, die 169.198 (= 38,50 %) Karatschaier und die 49.591 (= 11,28 %) Tscherkessen stellen zusammen nur knapp die Hälfte der Bewohner. Die größte Minderheit bilden die 147.878 (= 33,65 %) Russen; bedeutende Minderheiten sind auch die 32.346 (= 7,36 %) Abasinen und die 14.873 (= 3,38 %) Nogaier. Während die karatschaische Sprache und die Nogaische Sprache zu den Turksprachen gehören, sind die tscherkessischen Sprachen (Adygeisch und Kabardinisch) und das Abasinische kaukasische Sprachen. Die Sprachen dieser fünf Ethnien sind in der Republik als „Staatssprachen“ offiziell, Amtssprache ist aber nur das Russische.[3] Die Mehrheit der Bevölkerung ist islamischen Glaubens, eine Minderheit gehört zur Russisch-Orthodoxen Kirche.

Verwaltungsgliederung

Karatschai-Tscherkessien im regionalen Zusammenhang

Die Republik Karatschai-Tscherkessien gliedert sich in zehn Rajons und zwei Stadtkreise. Den Rajons sind insgesamt 5 Stadt- und 82 Landgemeinden unterstellt (Stand: 2010).

Stadtkreise

[A 1] Stadtkreis Einwohner[A 2] Fläche
(km²)
Bevölkerungs-
dichte
(Ew./km²)
Stadt-
bevölkerung
Land-
bevölkerung
Weitere Orte[A 3] Anzahl
städtischer
Siedlungen
Anzahl
ländlicher
Siedlungen
I Karatschajewsk 33.871 27 1254 29.305 4.566 Elbrusski, Dombai, Ordschonikidsewski, Teberda 5 1
II Tscherkessk 116.455 67 1738 116.455   1

Rajons

[A 1] Rajon Einwohner[A 2] Fläche
(km²)
Bevölkerungs-
dichte
(Ew./km²)
Stadt-
bevölkerung
Land-
bevölkerung
Verwaltungssitz Weitere Orte[A 4] Anzahl
Stadt-
gemeinden
Anzahl
Land-
gemeinden
1 Abasinischer 13.280 300 44 13.280 Inschitsch-Tschukun   5
2 Adyge-Chabl 11.931 323 37 11.931 Adyge-Chabl   6
10 Chabes 28.188 565 50 28.188 Chabes   10
4 Karatschaischer 24.836 3916 6 4.533 20.303 Karatschajewsk[A 5] Nowy Karatschai, Prawokubanski 2 13
5 Klein-Karatschaischer 40.012 1365 29 40.012 Utschkeken   10
6 Nogaischer 13.671 208 66 13.671 Erken-Schachar   5
7 Prikubanischer 28.018 939 30 1.031 26.987 Kawkasski Udarny 1 11
3 Selentschukskaja 49.033 2931 17 49.033 Selentschukskaja   9
8 Urup 17.683 2782 6 4.131 13.552 Pregradnaja Mednogorski 1 6
9 Ust-Dscheguta 50.039 943 53 29.857 20.182 Ust-Dscheguta   1 7

Anmerkungen:

  1. a b Nummer des Rajons/Stadtkreises (in alphabetischer Reihenfolge der Namen im Russischen)
  2. a b Einwohnerzahlen vom 1. Januar 2010 (Berechnung)
  3. Siedlungen städtischen Typs
  4. Siedlungen städtischen Typs bzw. Stadtgemeinden
  5. Stadt gehört nicht zum Rajon, sondern bildet eigenständigen Stadtkreis; Einwohnerzahl der Stadt nicht bei der Berechnung der Bevölkerungsdichte berücksichtigt

Städte

Die Hauptstadt Tscherkessk ist die einzige Großstadt. Weitere bedeutende Siedlungen sind Ust-Dscheguta, Karatschajewsk und Selentschukskaja.

In Karatschai-Tscherkessien gibt es vier Städte und sieben Siedlungen städtischen Typs.

Stadt*/Städt. Siedlung Russischer Name Rajon Einwohner
(1. Januar 2006)
Dombai Домбай Karatschajewsk (Stadtkreis) 385
Elbrusski Эльбрусский Karatschajewsk (Stadtkreis) 226
Karatschajewsk* Карачаевск Karatschajewsk (Stadtkreis) 20.458
Mednogorski Медногорский Urupskaja 4.215
Nowy Karatschai Новый Карачай Karatschajewsk 2.110
Ordschonikidsewski Орджоникидзевский Karatschajewsk (Stadtkreis) 3.041
Prawokubanski Правокубанский Karatschajewsk 2.662
Teberda* Теберда Karatschajewsk (Stadtkreis) 7.554
Tscherkessk* Черкесск kreisfrei 116.947
Udarny Ударный Prikubanski 1.091
Ust-Dscheguta* Усть-Джегута Ust-Dscheguta 31.771

Geschichte

Am 12. Januar 1922 wurde das Autonome Gebiet der Karatschaier und Tscherkessen innerhalb der Südöstlichen Region (Krai) formiert; am 26. April 1926 wurde das Gebiet in das Karatschaische Autonome Gebiet, den Tscherkessischen Nationalbezirk und zwei Rajons aufgeteilt. Durch einen Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR wurde das Karatschaische Autonome Gebiet am 12. Oktober 1943 liquidiert und die Karatschaier wegen angeblicher Kollaboration mit den deutschen Besatzern deportiert. Der südliche Teil des Karatschai-Gebietes wurde Georgien angegliedert, der größere nördliche Teil mit der Region Stawropol vereinigt.

Während und in Folge der Deportation kamen viele Karatschaier (nach einigen Schätzungen 50 %) ums Leben.[4] Die Deportation der Karatschaier, vorwiegend nach Sibirien, dauerte bis 1957 an; in dieser Zeit existierte die Republik nicht. 1957 wurden den Karatschaiern die Rückkehr gestattet und die Republik mit dem früheren Doppelnamen und den alten Grenzen als Autonome Sowjetrepublik (ASSR) im Bestand der Russischen SFSR wieder hergestellt. Mit Auflösung der Sowjetunion wurde sie zu einer Republik innerhalb Russlands. Staatsoberhaupt wurde der seit 1979 als Vorsitzender des Republiksowjets und 1990-92 zugleich als Regierungschef amtierende Wladimir Chubijew.

Nach den Regionalpräsidentenwahlen in Karatschai-Tscherkessien 1999 drohte die Spaltung dieser autonomen Republik. Die den zahlreicheren und traditionell moskautreuen Karatschaiern unterlegenen Tscherkessen und Abasinen (zu einem großen Teil christlich) wollen ihre eigene autonome Republik wieder errichten, die bereits bis 1957 bestanden hatte. Staatschef war bis 2003 Präsident Wladimir Semjonow, danach bis 2008 Mustafa Batdyjew. Im August 2008 wurde Boris Ebsejew - gemäß der russischen Verfassung auf Vorschlag Staatspräsident Dmitri Medwedews - zum neuen Präsidenten Karatschai-Tscherkessiens gewählt. Als Regierungschef führt Alik Kardanow seit 2005 die Republik (bereits 2000-2003 Regierungschef).

Wirtschaft

Die Industrie ist in der Hauptstadt Tscherkessk konzentriert, dazu gehören unter anderem die chemische und die Lebensmittelindustrie. Wichtiger Wirtschaftszweig sind auch die vielen Flüsse, aus denen teilweise Mineralwasser gewonnen wird.

Weblinks

 Commons: Karatschai-Tscherkessien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Predvaritel'nye itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Rosstat, Statistika Rossii, Moskau 2011, ISBN 978-5-902339-98-4 (Vorläufige Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010; russisch; Download).
  2. Naselenie po nacional'nosti i vladeniju russkim jazykom po sub"ektam Rossijskoj Federacii. In: Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2002 goda. Rosstat, abgerufen am 1. November 2011 (XLS, russisch, Ethnische Zusammensetzung und Kenntnis der russischen Sprache nach Föderationssubjekt, Ergebnisse der Volkszählung 2002).
  3. Verfassung der Republik Karatschai-Tscherkessien, Artikel 11 (1, 2) (russisch)
  4. Isabelle Kreindler The Soviet Deportated Nationalities: A Summary and an Update, in: Soviet Studies, Vol 38, no 3, July 1986. p. 391

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