Kardinal Riario

Kardinal Riario

Raffaele (Sansoni) Riario (* 3. Mai 1460 in Savona; † 9. Juli 1521 in Neapel) war der berühmte Kunstmäzen „Kardinal Riario“, der Sohn von Violante Riario della Rovere und Antonio Sansoni, der es vorzog, wegen der Verbindung zu seinem Großonkel Francesco della Rovere, der als Sixtus IV. Papst geworden war (1471–1484), den Namen seiner Mutter anzunehmen.

Inhaltsverzeichnis

Kirchliche Laufbahn

Am 10. Dezember 1477 machte Sixtus den Siebzehnjährigen zum Kardinal (Kardinaldiakon mit der Titelkirche S. Giorgio al Velabro; ab 1480 Kardinalpriester von S. Lorenzo in Damaso; ab 1503 Kardinalbischof, zunächst von Albano, ab 1507 von Sabina, ab 1508 von Porto-Santa Rufina und zuletzt ab 1511 von Ostia) und übergab ihm zahlreiche Diözesen: Cuneo, Pisa, Salamanca, Treguier und Osma.

Raffaele wurde 1478 durch die Pazzi-Verschwörung kompromittiert (obwohl er fast sicher nicht beteiligt war), da die Verschwörer (unter den Drahtziehern befand sich auch sein Onkel Girolamo Riario) den Besuch des frischgebackenen Kardinals in Florenz für ihr Attentat ausnutzten. Durch Lorenzo de Medici vor dem rachsüchtigen Mob geschützt, wurde er dennoch über einen Monat in „Schutzhaft“ gehalten, was Papst Sixtus IV. – neben der Hinrichtung des Erzbischofs von Pisa (Francesco Salviati) und anderer Geistlicher – als Begründung für seinen Krieg gegen Florenz nahm.

Solange Sixtus IV. lebte, protegierte er seinen Großneffen, der 1483 auch das wichtige Amt des Kardinalkämmerers (Camerlengo) erhielt.

Während des Pontifikats seines Onkels Julius' II. (Giuliano della Rovere) (1503–1513) erreichte Kardinal Riarios Machtstellung einen neuen Höhepunkt. So wurde er bereits einen Monat nach dem Amtsantritt des neuen Papstes zum Kardinalbischof (von Albano, später auch von Sabina, von Porto-Santa Rufina und von Ostia) erhoben.

Nachdem er fünf Papst-Wechsel überstanden hatte, war Raffaele Riario wohl in eine Verschwörung gegen den Medici-Papst Leo X. verwickelt, die Kardinal Alfonso Petrucci 1517 organisierte, und für die er vor Gericht gestellt wurde. Er verlor seine Ämter und den Kardinalsrang, wurde aber – mangels Beweisen und gegen eine größere Geldzahlung – nach zwei Monaten wieder restituiert. Das Amt des Kardinalkämmerers (Camerlengo) erhielt er jedoch nur pro forma zurück, und politisch spielte er keine Rolle mehr.

Etwa ein Jahr vor seinem Tode zog sich Kardinal Riario krank nach Neapel zurück.

Pfründe

  • Apostolischer Administrator von Cuenca, Spanien (1479–1482)
  • Apostolischer Administrator von Pisa (1479–1499)
  • Apostolischer Administrator von Tréguier, Frankreich (1480–1483)
  • Apostolischer Administrator von Salamanca, Spanien (1482–1493?)
  • Apostolischer Administrator von Osma, Spanien (1483–1493)
  • Apostolischer Administrator von Arezzo, Italien (1488–1511)
  • Apostolischer Administrator von Cuenca, Spanien (1493–1521)
  • Apostolischer Administrator von Viterbo e Tuscania, Italien (1498–1506)
  • Kardinalbischof von Albano (1503–1507)
  • Kardinalbischof von Sabina–Poggio Mirteto (1507–1508)
  • Kardinalbischof von Porto – Santa Rufina (1508–1511)
  • Apostolischer Administrator von Savona, Italien (1508–1516)
  • Kardinalbischof von Ostia (1511–1521)
  • Apostolischer Administrator von Lucca, Italien (1517)
  • Apostolischer Administrator von Málaga, Spanien (1518–1521)
  • Apostolischer Administrator von Pisa, Italien (1518–1518)

Mäzenatentum

Kardinal Riario rief Michelangelo nach Rom: Er hatte von einem römischen Bankier eine Cupido-Skulptur gekauft, die ihm als römische Antiquität angeboten wurde, die er aber als Fälschung erkannte – um den brillanten jungen Bildhauer zu suchen, der sie gemacht hatte.

Riarios Wohnsitz war der alte Palazzo Colonna, der Papst Martin V. (1417–1431) gehört hatte, und den er zwischen 1470 und 1480 erweiterte, um ihn dann an Kardinal Giuliano della Rovere weiter zu geben, den späteren Papst Julius II.

Raffaele Riario starb als Bischof von Ostia.

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