Karenztag

Karenztag

Karenztage sind ein mögliches Instrument bei der Ausgestaltung der Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall. Kann der Arbeitnehmer krankheitsbedingt nicht arbeiten, so erhält er während der ersten Tage der Krankheit (der Karenztage) keine Lohnfortzahlung. Die Lohnfortzahlung setzt erst nach Ablauf der Karenzzeit ein. Üblich sind im internationalen Vergleich maximal 3 Karenztage. In Deutschland gibt es grundsätzlich keine Karenztage, sondern eine Lohnfortzahlung ab dem ersten Krankheitstag (§ 3 Abs. 1 S. 1 EntgFG). Ausnahmsweise bei einer Folge-AU, die den Entgeltfortzahlungsanspruch nach (§ 3 Abs. 1 S. 2 EntgFG) nicht begründet, besteht nach § 46 Satz Nr. 2 SGB V ein Karenztag. Die o.g. 3 Karenztage dürfen nicht mit der Vorlage der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung nach § 5 Abs. 1 S. 2 EntgFG nach drei Kalendertagen verwechselt werden.

Gründe für Karenztage

Die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall bietet (wie jede Versicherung) die Möglichkeit des Missbrauchs (Moral Hazard): Arbeitnehmer, die nicht oder nur geringfügig krank sind, können "Blaumachen". Erst mit der Pflicht der Vorlage eines ärztlichen Attestes nach dem dritten Kalendertag (Wochenende mit eingerechnet) erfolgt eine Kontrolle dieses Verhaltens. Hinweise, dass dies in der Praxis auch von einzelnen Arbeitnehmern gemacht wird, sehen Befürworter von Karenztagen in der unterschiedlichen Krankenquote je Wochentag.

Über die Karenztage tragen die Arbeitnehmer selbst die Kosten der ersten Krankheitstage. Blaumachen würde hierdurch wirksam verhindert, während chronische und längerdauernde Erkrankungen durch das Gesundheitssystem abgedeckt bleiben, da nach Ablauf der Karenztage die Lohnzahlung wieder einsetzt.

Damit erhoffen sich Befürworter eine Senkung der Lohnnebenkosten, zu denen die Lohnfortzahlung zählt, und damit positive Auswirkungen auf Wachstum und Beschäftigung.

Gründe gegen Karenztage

Gegner von Karenztagen befürchten vor allem, dass kranke Menschen durch Karenztage von notwendigen Arztbesuchen und notwendiger Schonung abgehalten werden und aus finanziellen Gründen krank zur Arbeit kommen. Krankheiten würden so verschleppt und verschlimmert. Insbesondere Patienten mit niedrigem Einkommen könnten es sich nicht mehr leisten, eine Krankheit auszukurieren.

Dies führe zu Folgekosten im Gesundheitssystem.

Befürworter und Gegner

In der Bundesrepublik Deutschland ist ihre Einführung eine traditionelle Forderung der Unternehmerverbände. Sie wird jedoch von der Gewerkschaftsbewegung abgelehnt.

Rechtshinweis Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten!

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  • Karenztag — Ka|rẹnz|tag 〈m. 1〉 erster Krankheitstag, für den man keine Lohnfortzahlung erhält * * * Ka|rẹnz|tag, der <meist Pl.>: (im Rahmen der Kostendämpfung in der Krankenversicherung vorgeschlagener) erster Krankheitstag, für den keine… …   Universal-Lexikon

  • Karenztag — Ka·rẹnz·tag der; meist Pl, Ökon; verwendet als Bezeichnung für die ersten Krankheitstage, für die kranke Arbeitnehmer keinen Lohn bekommen sollen (um die Lohnnebenkosten zu senken) …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Karenzzeit — Die Karenzzeit (lat. carere für verzichten) ist eine Wartezeit oder Sperrfrist. Im Versicherungsrecht ist die Karenzzeit jener Zeitraum, in dem zwar eine Versicherung besteht, aber noch keine Leistungen gewährt werden. Im Bankenwesen bezeichnet… …   Deutsch Wikipedia

  • Moral hazard — (engl., wörtlich „sittliche Gefährdung“, auch als Subjektives Risiko, moralische Versuchung oder moralisches Risiko bezeichnet) beschreibt das Problem einer Verhaltensänderung durch eine Versicherung gegen ein Risiko.[1] Ursprünglich ein Begriff… …   Deutsch Wikipedia

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