Karl Friedrich Friesen

Karl Friedrich Friesen
Friedrich Friesen
Friesendenkmal in Magdeburg von 1893, Büste geschaffen von Ernst Habs

Karl Friedrich Friesen (* 25. September 1784 in Magdeburg; † 16. März 1814 bei La Lobbe, heute Ortsteil von Rethel (Ardennes), Frankreich) war Mitbegründer der deutschen Turnkunst, Pädagoge und Freiheitskämpfer.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Friesen war der Sohn eines Buchhalters. Er besuchte zunächst die Altstädter Bürgerschule in Magdeburg. Sein Lehrer war Georg Samuel Albert Mellin, der Friesen bereits früh die Ethik Immanuel Kants nahe brachte. 1801 und 1802 lernte Friesen an der Bauakademie in Berlin u.a. Landvermessung, interessierte sich dann jedoch stärker für Pädagogik und Philosophie. Von 1806 bis 1811 wurde er von A. v. Humboldt zur Ausarbeitung des mexikanischen Atlas herangezogen und wirkte, inspiriert durch Johann Gottlieb Fichtes Reden an die deutsche Nation seit 1808 mit Friedrich Ludwig Jahn und Wilhelm Harnisch zusammen an Johann Ernst Plamanns nach Pestalozzis Grundsätzen eingerichteter Plamannsche Erziehungsanstalt.

In den Jahren der Begründung der deutschen Turnkunst durch Jahn wirkte er aktiv mit. Er gründete 1808 eine Fechtbodengesellschaft, in der neben Fechten auch politische Diskussionen, vor dem Hintergrund des 1806 durch Napoleon besetzten Vaterlandes, erfolgten. Friesen leitete in Berlin zeitweise den Turnkünstlerverein, entwickelte viele neue Turnübungen und gründete an der Berliner Unterbaumbrücke eine der ersten deutschen Schwimmanstalten.

1808 war er als Kundschafter für Ferdinand von Schill und dessen militärische Gruppe tätig und spionierte in Magdeburg.

Zusammen mit Wilhelm Harnisch, Friedrich Ludwig Jahn und anderen gründete er 1810 den Deutschen Bund. Dieser Geheimbund verfolgte das Ziel einer bewaffneten Erhebung und einer sittlichen Erneuerung des Volkes.

Friesen verfasste zusammen mit Jahn die Denkschrift Ordnung und Einrichtung der deutschen Burschenschaften und hatte einen erheblichen Anteil an der Burschenschaftsbewegung.

Er bereitete 1812 aktiv die Erhebung gegen Napoleon vor. 1813 war er in Gemeinschaft mit Adolf Freiherr von Lützow einer der Hauptwerber und Gestalter von dessen Freischar, der er dann als Offizier und Adjutant Lützows angehörte. Dem Überfall bei Kitzen entging er zusammen mit Theodor Körner, der dann bei Gadebusch in seinen Armen starb.

Er wurde 1814 ein Opfer der deutschen Befreiungskriege. Nach dem Überfall des Priestschen russisch-preußischen Korps durch Napoleon von Reims in die Ardennen versprengt, wurde er am 16. März bei dem Dorf La Lobbe bei Rethel von lothringischen Hilfstruppen gefangen genommen und wehrlos erschlagen

Es erfolgte eine längere Suche nach Friesen. 1816 fand sein Freund August von Vietinghoff die sterblichen Überreste. Eine angemessene Beerdigung war auf Grund der politischen Situation, infolge des Wartburgfestes (1817) und der Demagogenverfolgung (1819), zunächst nicht möglich.

Grabstätte auf dem Invalidenfriedhof, Berlin

Seine Gebeine ruhen seit 1843 auf dem Invalidenfriedhof in Berlin in der Nähe von denen Scharnhorsts.

Ehrung

Seine Heimatstadt Magdeburg ehrte ihn unter anderem durch die Benennung einer Straße (Friesenstraße). Ferner steht in Magdeburg im Fürstenwallpark an der Hegelstraße ein Denkmal,Eichenau bei München hat eine Friesenstraße und eine Bürgerzentrum "Friesenhalle"(ehemalige Sporthalle von 1937.

In Berlin hatten die Stadtoberen anlässlich der III. Weltfestspiele der Jugend und Studenten 1951 im Volkspark Friedrichshain ein großes Freiluft-Schwimmstadion errichten lassen, das den Namen Karl-Friedrich-Friesen-Stadion erhielt. Das Stadion bestand aus einem 50-Meter-Wettkampfbecken und einem Sprungbecken mit einem 10 Meter hohen Sprungturm und hatte amphitheatrische Tribünen für bis zu 8000 Zuschauer. Genutzt wurde das Stadion für den Kinder-, Jugend- und Leistungssport. In den späten 1970er Jahren wurde das Stadion mittels einer verschiebbaren Dachkonstruktion wetterunabhängiger. Bei den großen Umgestaltungen nach 1990 wurde das Stadion abgetragen, womit die Ehrung des Sportlers vorbei war.

Heutzutage ist der Friesenkampf, ein sportlicher Mehrkampf, nach ihm benannt.

Friesen in der Literatur

Literarischen Niederschlag fand er u.a. bei Ernst Moritz Arndt ("Es thront am Elbestrande"), Max von Schenkendorf, Immermann (in den "Epigonen") sowie in Jahns Einleitung zur "Deutschen Turnkunst". Biografien verfassten Schiele (Berlin 1875) und Euler (1885).

Literatur

  • Meerheimb, von: Friesen, Friedrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 8, Duncker & Humblot, Leipzig 1878, S. 88 f.
  • Heinrich Gerstenberg: Friedrich Friesen. In: Mitteldeutsche Lebensbilder, 2. Band Lebensbilder des 19. Jahrhunderts, Magdeburg 1927, S. 117-124
  • Norbert Heise, Magdeburger Biographisches Lexikon, Magdeburg 2002, ISBN 3-933046-49-1

Weblinks


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