Karl Salvator von Österreich-Toskana

Karl Salvator von Österreich-Toskana
Erzherzog Karl Salvator

Karl Salvator (* 30. April 1839 in Florenz; † 18. Jänner 1892 in Wien) war ein Erzherzog von Österreich und Prinz von Toskana.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Militärische Karriere

Bereits in der Jugend widmete sich Karl Salvator mit Vorliebe militärischen und technischen Studien. Er erhielt bereits im Alter von 10 Jahren den militärischen Rang eines Rittmeisters im Ulanenregiment Nr. 6 „Franz Joseph I.“, 1857 wurde er zum Major befördert. Seinen Dienst versah er zunächst in der toskanischen Armee, in der er auch den Posten eines Artillerieenspectors bekleidete. Nach Ausbruch des Sardinischen Krieges im April 1859 verließ der Erzherzog mit seiner Familie Florenz und begab sich in die Lombardei zur kaiserlichen Armee, wo er seinen Posten als Major im Ulanenregiment Nr. 6 antrat, am Feldzug teilnahm und noch 1859 zum Oberstleutnant befördert wurde. Im Jahr darauf, die Toskana ging nach dem Verlust der Schlacht von Solferino verloren, avancierte er zum Oberstinhaber des Infanterieregiments Nr. 77. 1876 zum Generalmajor und 1886 zum Feldmarschalleutnant befördert[1], konnte er wegen eines rheumatischen Fußleidens, das ihn am Gehen hinderte, keinen aktiven Militärdienst mehr versehen.[2]

Waffentechniker und -konstrukteur

Die sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts schnell entwickelnde Waffentechnologie, insbesondere die Konstruktion von Schusswaffen, interessierten den Erzherzog besonders. Von Vorteil warem ihm hier seine gründlichen mathematischen Kenntnisse. So konstruierte er gemeinsam mit dem Hauptmann Georg Ritter von Dormus eine Mitrailleuse, welche nach mehreren Modifikationen durch Dormus im Jahre 1888 als Projekt dem k.u.k. Reichskriegsministerium vorgelegt werden konnte. Die unter der Kurzbezeichnung „Salvator/Dormus“ benannte Waffe wurde als Mitrailleuse M.93 in die Ausrüstung der Festen Plätze der Monarchie eingestellt.[3] Das Patent des Systems „Salvator/Dormus“ wurde schließlich von Škoda in Pilsen angekauft und produziert. Die Waffe wurde bei der k.u.k.-Armee erst 1907 durch das Maschinengewehr Schwarzlose abgelöst.

Ein weiteres Projekt (wenn aus zeitgenössischer Sicht auch nicht so erfolgreich), welches in Zusammenarbeit mit dem Dormus entstand, war die „Repetierpistole System Carl Salvator und Georg Ritter von Dormus“ oder auch nur „Repetierpistole Dormus“, da der Karl Salvator bereits im Jahr der Vorlage 1892 verstarb. Es handelt sich hierbei um eines der frühesten, möglicherweise sogar das früheste Selbstladepistolensystem überhaupt. Von dieser Waffe wurden lediglich 50 Stück produziert, davon 31 für einen Truppenversuch, welcher im Jahre 1897 stattfand. Dabei gestaltete sich u. a. die Handhabung für die Truppe als „zu kompliziert“, auch würden wiederholt „Klemmungen von Patronen“ zwischen Laderaum und Verschluss auftreten.[4] Das System wurde demnach nicht bei der Truppe eingeführt.

Karl Salvator interessierte sich für viele technische Fachrichtungen, so auch für die Architektur. Ganz in habsburgischer Tradition war er passionierter Jäger und besaß eine große Waffensammlung. Er befasste sich auch mit der Konstruktion von Scheiben- und Repetierwaffen, so etwa einer Repetierflinte für jagdliche Zwecke. Erst relativ spät wandte er sich der Konstruktion von Militärwaffen zu, womit er sich bis zu seinem Ableben beschäftigte. Auf Georg Ritter von Dormus stieß er als Lehrer seines Sohnes Leopold Salvator, der an der k.u.k. Technischen Militärakademie in der Wiener Stiftskaserne von Dormus in Artillerielehre unterrichtet wurde. Bei den Waffenkonstruktionen, die stets in Zusammenarbeit mit Dormus erfolgten, ging der Erzherzog bisweilen auch selbstkritisch ans Werk, so gab er einmal zu, dass eine von ihm geschaffene Waffe für den militärischen Gebrauch zu kompliziert sei.[5]

Familie

Karl Salvator war ein Sohn von Großherzog Leopold II. der Toskana, Erzherzog von Österreich, und seiner Frau Maria Antonia von Neapel-Sizilien, Prinzessin von Bourbon und beider Sizilien.

Er heiratete am 19. September 1861 in Rom seine Cousine Maria Immaculata von Neapel-Sizilien, Prinzessin von Bourbon-Sizilien, Tochter von König Ferdinand II. beider Sizilien und Erzherzogin Maria Theresia von Österreich.

Karl Salvators Sohn Franz Salvator heiratete 1890 in Ischl die jüngste Tochter Kaiser Franz Josephs und Elisabeths, Erzherzogin Marie Valerie.

Erzherzog Karl Salvator starb am 18. Jänner 1892 im Alter von 52 Jahren in Wien an Influenza und wurde in der Ferdinandsgruft beigesetzt.

Nachkommen

Literarisches Nachleben

Karl Salvator spielt in dem Roman "Die schöne Gräfin Wedel. Roman einer Liebe in Preussen" (München 1974) von Felix Lützkendorf eine wichtige Rolle als Schusswaffenkonstrukteur und als Liebhaber der geschiedenen Gräfin Elisabeth von Wedel.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Jaroslav Lugs: Handfeuerwaffen. Systematischer Überblick über die Handfeuerwaffen und ihre Geschichte, Band II, Berlin 1956, s. 200.
  2. Karl Sommeregger: Karl Salvator. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 51, Duncker & Humblot, Leipzig 1906, S. 56 f.
  3. Christian Ortner: Die österreichisch-ungarische Artillerie von 1867 bis 1918. Technik, Organisation und Kampfverfahren, Wien 2007, S. 141.
  4. Josef Mötz / Joschi Schuy: Vom Ursprung der Selbstladepistole. Repetier- und Selbstladepistolen in Österreich-Ungarn von 1884-1918, Wien 2007, S. 217.
  5. Josef Mötz / Joschi Schuy: Vom Ursprung der Selbstladepistole. Repetier- und Selbstladepistolen in Österreich-Ungarn von 1884 bis 1918, Wien 2007, S. 215.
  6. Local-Nachrichten. Hoher Besuch.. In: Badener Bezirks-Blatt, 4. Juni 1881, S. 2 (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/bbb

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